Die Bedeutung von auÃerschulischen Lernorten für ... - bei föpäd.net
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3. Historie 12<br />
matismus kritisiert. Stattdessen wurde eine Pädagogik vom Kinde aus gefordert, die dem<br />
spontanen Drang des Kindes nach selbständiger und manueller Tätigkeit gerecht wird (vgl.<br />
Gropengießer/Kattmann 7 2006, S. 20). In dieser Zeit wurde daher mit vielen alternativen<br />
Unterrichtsformen experimentiert und Naturerfahrung bekam einen neuen Stellenwert (vgl.<br />
Gudjons 9 2006, S. 98).<br />
Zur Zeit der Ar<strong>bei</strong>tsschulbewegung, einer Richtung der Reformpädagogik, beschreibt<br />
Brather (1922) ganz konkret die Idee der Schulwanderung als festen Bestandteil des Unterrichts.<br />
Es ging hier allerdings weniger um eine didaktisch vorbereitete und aufbereitete<br />
Exkursion, als viel mehr um eine Fahrt ins Grüne, <strong>bei</strong> der neben<strong>bei</strong> etwas gelernt und<br />
erfahren werden konnte.<br />
„<strong>Die</strong> Wanderfahrten dürfen, wenn ihre muntere Stimmung nicht ertötet werden soll,<br />
keineswegs in Lehrstunden, in Unterricht ausarten. Alle Belehrung muss sich vollkommen<br />
zwanglos aus dem Gespräch ergeben. Deshalb soll der Lehrer auch nicht<br />
vor einem Gebäude, vor einem Baume langatmige gelehrte Vorträge halten.“<br />
(Brather 1922, Vorwort).<br />
War die Zielsetzung und Begründung der Lehrfahrt damals noch eine andere als heute,<br />
nämlich körperliche Ertüchtigung, das bewusste Sehen und Hören, das Erlebnis u.ä., so<br />
war hier doch der Grundstein für den außerschulischen Unterricht gelegt. In einem Erlass<br />
des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 29. März 1920 wurde<br />
sogar gefordert, dass eine solche Schulwanderung alle vier Wochen stattfinden sollte, um<br />
den Körper der Jugendlichen zu stärken (vgl. a.a.O., S. 1.).<br />
Im Kontext der Reformpädagogik ist auch Célestin Frei<strong>net</strong> (1989-1966) zu nennen, der in<br />
seinem Konzept die Ar<strong>bei</strong>t im Freien ebenfalls befürwortete. Ausgehend <strong>von</strong> den „Spaziergangsklassen“<br />
entwickelte er ein Erkundungskonzept, <strong>bei</strong> dem der außerschulische<br />
Lernort zum Ausgangspunkt für das Verar<strong>bei</strong>ten <strong>von</strong> Erfahrungen wird, die wiederum<br />
Motive für Untersuchungen und Schreibanlässe bieten (vgl. Hagstedt 1992, S. 241 f.).<br />
„Anstatt vor einer Lektüre dahinzudämmern, brachen wir am Nachmittag <strong>bei</strong><br />
Schulbeginn in die Felder am Rande der Stadt auf. Wenn wir so durch die Straßen<br />
gingen, hielten wie inne, um den Schmied, den Tischler oder den Weber zu bewundern;<br />
und <strong>bei</strong>m Anblick ihrer methodischen und sicheren Handbewegungen bekamen<br />
wir Lust, sie nachzuahmen.“ (Frei<strong>net</strong> 1981, S. 22).<br />
Unterbrochen wurde diese Zeit durch das nationalsozialistische Regime. Gudjons macht in<br />
seiner historischen Abhandlung der pädagogischen Geschichte deutlich, dass er Schwierigkeiten<br />
mit dem Begriff „Pädagogik“ für diesen Zeitraum hat und vermeidet ihn möglichst<br />
ganz (vgl. Gudjons 9 2006, S. 102). Blankertz spricht <strong>von</strong> einer Art „Un-Pädagogik“, da<br />
<strong>von</strong> den Machthabern nur noch Indoktrination der Jugend, Drill und Dressur ermöglicht<br />
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