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Beschreibung der Adverbstellung im deutschen und englischen ...

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1<br />

<strong>Beschreibung</strong> <strong>der</strong> <strong>Adverbstellung</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>deutschen</strong> <strong>und</strong> <strong>englischen</strong> Satz<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf Maschinelle Übersetzung 1<br />

1. EINLEITUNG<br />

Die Stellung von Adverbien sowie an<strong>der</strong>er freier Angaben 2 stellen be<strong>im</strong> Fremdsprachenerwerb<br />

sowie bei <strong>der</strong> Generierung von Sätzen bei je<strong>der</strong> Art von Natural Language Processing<br />

ein beachtliches Problem dar. Sätze, die bis auf die Stellung von Adverbien o<strong>der</strong> Präpositionalphrasen<br />

(PP) korrekt sind, sind zwar meist verständlich, aber dennoch eindeutig falsch 3 :<br />

1 ?? Nadia hat eine Frau gestern getroffen.<br />

2 * Günter <strong>und</strong> Petra sind in Urlaub vor drei Wochen gefahren.<br />

3 * Oliver unterrichtete sie über die Vorlesung wahrscheinlich.<br />

4 ?? Inge spielt Klavier zu oft.<br />

5 * Sabine <strong>und</strong> Sibylle fuhren schneller gemeinsam die Strecke.<br />

6 * Harold told Paul often the same joke.<br />

7 * Lee lost outside his key.<br />

8 * He asked Shelley for help perhaps.<br />

9 * Almost, he would have had to sleep un<strong>der</strong> a bridge.<br />

Die Stellung von Verbargumenten (Ergänzungen) <strong>und</strong> Teilgebiete des Problembereichs<br />

<strong>Adverbstellung</strong>, wie etwa die relative Stellung von Temporal- <strong>und</strong> Lokalangaben, wurden in<br />

<strong>der</strong> Literatur mehrmals diskutiert. Der größte Teil <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Adverbposition blieb jedoch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Ich möchte an dieser Stelle dem Institut <strong>der</strong> Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Angewandten Informationsforschung<br />

e.V. an <strong>der</strong> Universität des Saarlandes (IAI) für seine Unterstützung danken, ohne die dieses<br />

Papier nicht zustande gekommen wäre. Mein beson<strong>der</strong>er Dank gilt den Kollegen Nadia Mesli, Randy Sharp<br />

<strong>und</strong> Oliver Streiter, die mir sehr geholfen haben.<br />

Das nicht unumstrittene Begriffspaar Angabe/Ergänzung soll an dieser Stelle nicht näher diskutiert werden.<br />

Die Begriffe werden in dieser Arbeit <strong>im</strong> Sinne von Hoberg (1981) <strong>und</strong> Engel (1988) gebraucht. Für eine<br />

Diskussion vgl. Steinberger (1990). Annäherungsweise gilt, daß Ergänzungen mit Argumenten (von<br />

Verben, Adjektiven etc.) gleichzusetzen sind. Der Begriff Angabe beinhaltet die restlichen Konstituenten<br />

außer dem Verb, also Adverbien, freie Präpositionalphrasen, Abtönungspartikeln, Gradpartikeln <strong>und</strong> die<br />

Negation.<br />

Die Akzeptabilität <strong>der</strong> Beispielsätze soll fortan folgen<strong>der</strong>maßen gekennzeichnet werden. Das Sternchen (*)<br />

kennzeichnet ungrammatische Sätze. Ein Fragezeichen ( ? ) kennzeichnet leicht abweichende, markierte<br />

Sätze bzw. - in Satzpaaren - die weniger präferierte Lesart gegenüber <strong>der</strong> angebotenen Alternative. Zwei<br />

Fragezeichen ( ?? ) kennzeichnen fragwürdige Sätze.


in Grammatiken <strong>und</strong> linguistischer Literatur so gut wie unbehandelt. Ebenso wird das Thema<br />

bei <strong>der</strong> Diskussion von Wortstellungsproblemen innerhalb verschiedener Grammatikformalismen<br />

meist vernachlässigt o<strong>der</strong> gar vollkommen ausgespart.<br />

Im vorliegenden EUROTRA-D Working Paper soll bezüglich <strong>der</strong> Sprachen Deutsch <strong>und</strong> Englisch<br />

eine Lösung für dieses spezifische Wortstellungsproblem angeboten werden. Präpositionalphrasen,<br />

die gr<strong>und</strong>sätzlich in die <strong>Adverbstellung</strong>sklassen eingereiht werden könnten,<br />

müssen jedoch mangels <strong>der</strong> Möglichkeit maschineller Disambiguierung ausgeschlossen bleiben.<br />

Erkenntnisse zu ihrer Stellung werden in diesem Papier nur dann erwähnt, wenn eine<br />

Aussage über die Gesamtheit <strong>der</strong> Angaben gemacht werden kann, da ihre Disambiguierung in<br />

diesem Fall nicht notwendig ist.<br />

Obwohl unsere Vorarbeiten hauptsächlich auf dem Gebiet des Deutschen liegen (Steinberger,<br />

1990), konnte unter Anwendung <strong>der</strong> selben Prinzipien <strong>und</strong> mithilfe englischer Muttersprachler<br />

4 auch die Serialisierung <strong>der</strong> Adverbien <strong>im</strong> Englischen behandelt werden. Für eine<br />

Ausweitung des Vorgehens auf an<strong>der</strong>e Sprachen ist vermutlich lediglich eine entsprechende<br />

Adverbklassifizierung nötig.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Forschungsarbeit wurden <strong>im</strong> Maschinellen Uebersetzungssystem CAT2<br />

für beide Übersetzungsrichtungen <strong>im</strong>plementiert. CAT2 wurde als Seitenlinie zur<br />

EUROTRA-D-Forschung entwickelt. Wie auch EUROTRA ist es ein stratifikationelles, transferbasiertes<br />

Übersetzungssystem, das in Prolog programmiert ist <strong>und</strong> auf Unifikation <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Formulierung von Bedingungen (constraints) aufbaut. Eine Einführung in CAT2 soll an dieser<br />

Stelle nicht gegeben werden. Zu diesem Zweck wird auf bereits existierende Literatur<br />

verwiesen (Sharp (1990); Sharp (1988); Mesli (1991)).<br />

2. ZIEL DER BESCHREIBUNG DER WORTSTELLUNG<br />

Bei <strong>der</strong> Maschinellen Übersetzung spielt die Wortstellung sowohl für die Analyse als auch für<br />

die Generierung von Ausgangssprachen- <strong>und</strong> Zielsprachensatz eine große Rolle.<br />

SPRACHANALYSE: Bei <strong>der</strong> Sprachanalyse ist die genaue <strong>Beschreibung</strong> von möglicher<br />

Wortstellung, Stellungsverboten <strong>und</strong> Stellungswahrscheinlichkeiten von Bedeutung, um:<br />

1) Homonyme (möglichst früh) zu disambiguieren<br />

2) den möglichen Bezugsbereich von PPn zu klären (PP-Attachment)<br />

3) stellungsbedingte Hervorhebung zu erkennen <strong>und</strong><br />

4) den Skopus von Grad- <strong>und</strong> Negationspartikeln zu erschließen 5 .<br />

Die Disambiguierung von Homonymen aufgr<strong>und</strong> von Wortstellungsregularitäten ist beispielsweise<br />

bei den Adverbien ehrlich <strong>und</strong> eben möglich:<br />

10a<br />

10b<br />

Gottlieb kann ehrlich nicht sprechen.<br />

Gottlieb kann nicht ehrlich sprechen.<br />

4<br />

5<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich Philipp Ladd <strong>und</strong> Randall Sharp danken, die beide bei <strong>der</strong> Beurteilung<br />

von Akzeptabilitätsfragen <strong>und</strong> mit wertvollen Hinweisen geholfen haben. Die Klassifizierungsarbeit<br />

bezueglich <strong>der</strong> <strong>englischen</strong> Adverbpositionen geht <strong>im</strong> wesentlichen auf die Vorarbeit von Philip Ladd<br />

zurück.<br />

Die Skopusproblematik, die nur begrenzt unter dem Feld Wortstellung zu subsumieren ist, wird für das<br />

gleiche Sprachpaar in Steinberger (1992) behandelt.


3<br />

11 Eben 1 schliff er den Tisch eben 2 noch eben 3 .<br />

Während ehrlich in (10a) als modales Adverb etwas über die Sprecherbeurteilung des<br />

Sachverhaltes aussagt, sagt ehrlich in (10b) etwas über die Art <strong>und</strong> Weise aus, wie Gottlieb<br />

spricht: Sobald Gottlieb sich äußert, lügt er. Im Folgesatz liegen drei Wortarthomonyme vor:<br />

eben 1 ist ein temporales Adverb, eben 2 eine Abtönungspartikel <strong>und</strong> eben 3 ein Verbadverb 6 .<br />

Die Homonyme können oftmals aufgr<strong>und</strong> von Stellungsrestriktionen disambiguiert werden.<br />

Der Bezug von PPn kann in manchen Fällen mit Wahrscheinlichkeit entschieden werden:<br />

12a<br />

12b<br />

Assunta sagt, daß Louisa vor einem Jahr Lehrerin in <strong>der</strong> Sprachenschule war.<br />

?? Assunta sagt, daß Louisa vor einem Jahr gut in <strong>der</strong> Sprachenschule war.<br />

In (12a) ist die PP in einer Sprachenschule mit großer Wahrscheinlichkeit Attribut zur Nominalphrase<br />

(NP) Lehrerin, da freie Adverbiale nur in sehr markierten Fällen hinter Gleichsetzungsnomen<br />

<strong>und</strong> -adjektiven stehen können. In (12b) kann die PP kein Attribut sein, weshalb<br />

die Grammatikalität des Satzes fragwürdig ist. Die PPn wären nur dann u.U. als Satzmodifier<br />

möglich, wenn Kontrastakzent auf ihnen läge (in <strong>der</strong> SPRAchenschule, nicht <strong>im</strong><br />

GymNAsiume 7 ). 8<br />

In (15) liegt aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Adverbposition stellungsbedingte Hervorhebung des Personalpronomens<br />

vor, was dementsprechend in <strong>der</strong> Zielsprache wie<strong>der</strong>gegeben werden muß.<br />

15 Theo hat gestern SIE eingeladen.<br />

SPRACHGENERIERUNG: Ebenso wie be<strong>im</strong> Spracherwerb für Auslän<strong>der</strong> ist es auch für die<br />

Maschine keineswegs einfach, die Angaben <strong>und</strong> Ergänzungen so aufeinan<strong>der</strong>folgen zu lassen,<br />

daß ein natürlicher Satz entsteht. So sollten Sätze wie (1) bis (9) verhin<strong>der</strong>t werden. Über die<br />

Generierung gr<strong>und</strong>sätzlich korrekter Wortstellung hinaus ist es weiterhin wünschenswert, die<br />

kontextuelle Einbettung des Satzes durch korrekte Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung<br />

zu gewährleisten. So ist es vermutlich gelungener, den <strong>englischen</strong> Satz (16a) durch (16b) als<br />

durch (16c) zu übersetzen:<br />

16a<br />

16b<br />

16c<br />

He often met the man with the hat.<br />

Er traf oft den Mann mit dem Hut.<br />

? Er traf den Mann mit dem Hut oft.<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Die Definition von Verbadverbien (englisch: manner adverbs), <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Abgrenzung von situativen <strong>und</strong><br />

pragmatischen (exist<strong>im</strong>atorischen, modalen) Adverbien wird in Abschnitt 3.1 vorgenommen.<br />

Akzentsetzung wird fortan <strong>im</strong>mer durch Großschreibung kenntlich gemacht.<br />

Für die Disambiguierung weiterer Fälle, in denen die Wortstellung über PP-Attachment entscheiden könnte,<br />

wäre ein Formalismus nötig, in dem Präferenzen von Lesarten ausdrückbar sind. An<strong>der</strong>s als etwa be<strong>im</strong><br />

Maschinellen Übersetzungs-System METAL (SIEMENS) ist dies jedoch <strong>im</strong> CAT2-Formalismus nicht<br />

möglich. Die PPn in (13) <strong>und</strong> (14):<br />

13 Inge sagt, daß die Nachbarin mit <strong>der</strong> Brille ihren Mann schlägt.<br />

14 ..., weswegen <strong>der</strong> Experte auf dem Gebiet <strong>der</strong> Linguistik ihn eines besseren belehrte.<br />

sind mit großer Wahrscheinlichkeit Attribute zu den vorhergehenden NPn, da die Lesarten als Instrumental<br />

in (13) <strong>und</strong> als Einschränkung des Wirkungsbereichs <strong>der</strong> Aussage ((14): jdn auf einem Gebiet belehren) die<br />

markierteren Lesarten sind. Instrumentalangaben tendieren dazu, hinter definiten, belebten Verbkomplementen<br />

zu stehen (Steinberger, 1990: 165 f.) <strong>und</strong> die Stellung je<strong>der</strong> Art von Angaben vor unbetonten Personalpronomen<br />

ist stark markiert (ebda: 140 f.). Die Implementierung von Filtern, wie sie zur Regelung des<br />

PP-Attachments in (12) angewandt werden können, wird <strong>im</strong> vorliegenden Working Paper nicht beschrieben.


Es ist hierzu nicht notwendig, tatsächlich den Kontext zu erfassen, son<strong>der</strong>n es genügt, die<br />

Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung des Ausgangssprachensatzes möglichst genau in <strong>der</strong> Zielsprache<br />

wie<strong>der</strong>gzugeben.<br />

3. PRINZIPIEN DER DEUTSCHEN WORTSTELLUNG<br />

Zwischen <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>englischen</strong> Sprache bestehen bezüglich <strong>der</strong> Wortstellung einige<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Unterschiede. Im folgenden soll <strong>der</strong> Ansatz dargelegt werden, <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Beschreibung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Wortstellung zugr<strong>und</strong>eliegt. Da die Stellung von Adverbien nur relativ<br />

zu Ergänzungen beschrieben werden kann, kann in diesem Abschnitt die <strong>Beschreibung</strong><br />

nicht auf Adverbien beschränkt bleiben.<br />

3.1 Präferenzgesetze (PG)<br />

An<strong>der</strong>s als <strong>im</strong> Französischen <strong>und</strong> Englischen, wo die Abfolge <strong>der</strong> meisten Elemente <strong>im</strong> Satz<br />

relativ starr geregelt ist, besteht diesbezüglich <strong>im</strong> Deutschen bekanntermaßen große Variationsmöglichkeit.<br />

In <strong>der</strong> Literatur werden für die sogenannte freie Wortstellung verschiedene<br />

Faktoren verantwortlich gemacht. Es lassen sich eine Reihe von Gesetzmäßigkeiten zusammentragen,<br />

die jeweils keine unumstößlichen Regelhaftigkeiten, son<strong>der</strong>n vielmehr lediglich<br />

Tendenzen verschiedener Stärke darstellen. Diese Tendenzen sollen als Präferenzgesetze vorgestellt<br />

werden 9 .<br />

PG1: Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung: Die Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung besagt, daß das Thema, das<br />

das mehr o<strong>der</strong> weniger Bekannte darstellt, vor dem Rhema steht. Das Rhema ist die neu hinzukommende<br />

Information. So ist beispielsweise in folgendem Kontext das Personalpronomen<br />

er thematisch:<br />

17 Kontext: Ich habe gestern Axel gesehen.<br />

Er war seinem Ruf treu <strong>und</strong> war in Mädchenbegleitung.<br />

Die Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung (TRG) ist ein Faktor, <strong>der</strong> die deutsche Wortstellung sehr stark<br />

best<strong>im</strong>mt. Die Begriffe Thema <strong>und</strong> Rhema wurden vielfältig diskutiert <strong>und</strong> teils unterschiedlich<br />

definiert. Teilweise synonym gebraucht wurden die Begriffe Funktor/Argument,<br />

given/new, topic/comment, Präsupposition/Fokus <strong>und</strong> topic/focus (vgl. Steiner/Winter<br />

(1987: 3); Eisenberg (1989: 149 ff.)) 10 . Es ist problematisch, daß in den seltensten Fällen<br />

strikt zwischen bekannter <strong>und</strong> neuer Information unterschieden werden kann, weshalb das<br />

Begriffspaar auch graduell gesehen wird (Bußmann, 1983: 541 f.). Thema ist dementsprechend<br />

das Element mit dem geringsten Grad an "communicative dynamism", Rhema ist das<br />

Element mit dem höchsten Grad 11 . Dazwischen liegt ein Übergangsbereich. Der Ansatz <strong>der</strong><br />

TRG wird heute als Gr<strong>und</strong>prinzip des <strong>deutschen</strong> Satzbaus anerkannt (Engel, 1970: 12) 12 . In<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Für eine ausführlichere Diskussion <strong>der</strong> Präferenzgesetze <strong>und</strong> ihrer Wechselwirkungen vgl. Steinberger<br />

(1990).<br />

Zum Konzept <strong>der</strong> Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> verwandten Begriffen (Argument/Prädikation, Präsupposition/Assertion,<br />

Kontextgeb<strong>und</strong>enheit/Kontextfreiheit) vgl. Eroms (1986: bes. S. 9-29).<br />

Zur Unterscheidung <strong>der</strong> Begriffe communicative dynamism <strong>und</strong> communicative <strong>im</strong>portance als relative<br />

Begriffe <strong>der</strong> Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung vgl. Lenerz (1977: 13 f.).<br />

Sie ist sogar als unumstrittenes, sprachübergreifendes Universal <strong>im</strong> Gespräch. Allerdings sprechen die<br />

Statistiken Givóns in The pragmatics of word-or<strong>der</strong>: predictability, <strong>im</strong>portance and attention. (Ms. Uni-


5<br />

dieser Arbeit sei Thema als Vorerwähntes/Bekanntes zu verstehen. Rhema ist dementsprechend<br />

die neue Information/das Unbekannte.<br />

PG1 besagt, daß das Thema dazu tendiert, dem Rhema desselben Satzes vorauszugehen. Phänomene,<br />

die damit in Zusammenhang stehen, sind Passivierung, Topikalisierung, Clefting,<br />

Pseudoclefting <strong>und</strong> das Vorkommen des expletiven es. Diese Strukturen dienen dazu, die<br />

Thema-Rhema-Struktur einzuhalten. In Sprachen mit fester Wortstellung sind sie oftmals die<br />

einzige Möglichkeit, das Rhema zu kennzeichnen.<br />

Häufig wird das Thema durch Pronomen o<strong>der</strong> definite Nominalphrasen ohne Attribute repräsentiert,<br />

wohingegen das Rhema typischerweise in Form indefiniter NPn <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Elemente<br />

mit Attributen wie<strong>der</strong>gegeben wird. Bei den Angaben müssen verschiedene Untergruppen<br />

unterschieden werden, je nachdem, ob sie typisch thematische, typisch rhematische<br />

o<strong>der</strong> diesbezüglich neutrale Elemente darstellen. Die TRG erklärt somit auch das Behaghelsche<br />

"Gesetz <strong>der</strong> wachsenden Glie<strong>der</strong>" (1932: 5 f.), das besagt, daß kurze Elemente<br />

dazu tendieren, den längeren vorauszugehen. Interessant ist die Tatsache, daß Angaben nach<br />

Engel (1988: 340), Hoberg (1981: 153), Thurmair (1989: 29 ff.) <strong>und</strong> Waltzing (1986: 128 ff.) dazu tendieren,<br />

Thema <strong>und</strong> Rhema voneinan<strong>der</strong> zu trennen 13 .<br />

PG2: Funktionale Satzperspektive: Der Begriff <strong>der</strong> Funktionalen Satzperspektive (FSP), <strong>der</strong><br />

auf den Prager Linguisten Vilém Mathesius 14 zurückgeht, drückt aus, daß Elemente mit hohem<br />

Mitteilungswert dazu tendieren, vor Elementen mit niedrigerem Mitteilungswert zu serialisieren.<br />

Die FSP deckt sich in manchen Fällen mit <strong>der</strong> TRG, da neue Information i.d.R.<br />

größeren Mitteilungswert besitzt als gegebene, alte Information. Sie erklärt jedoch darüber<br />

hinaus die Phänomene des Kontrasts o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Hervorhebung, in denen ein bisheriger<br />

Gesprächsgegenstand (alte Information) großen Mitteilungswert besitzt (vgl. das Pronomen in<br />

(18), das notwendigerweise auf Bekanntes referiert):<br />

18 Wiebke wollte gestern IHN besuchen (<strong>und</strong> nicht SIE).<br />

Die Mitteilungsperspektive erklärt auch, was als Thematisierung <strong>und</strong> als Rhematisierung bezeichnet<br />

wird (Engel, 1988: 340 f.). Da Elemente mit niedrigem Mitteilungswert eher links,<br />

solche mit hohem Mitteilungswert eher rechts stehen, besteht die Möglichkeit, subjektiv<br />

Unrelevantes zu thematisieren <strong>und</strong> eher an den Satzanfang zu stellen. Als Rhematisierung<br />

wird <strong>der</strong> umgekehrte Vorgang bezeichnet, das relative Verschieben nach rechts.<br />

19a Sie hatte die Kin<strong>der</strong> während des Gewitters (nicht) ins Haus geholt.<br />

<br />

19b Ins Haus geholt hatte sie die Kin<strong>der</strong> erst während des Gewitters.<br />

<br />

Thematisierung <strong>und</strong> Rhematisierung werden vor allem in Zeitungsartikeln häufig angewandt:<br />

13<br />

14<br />

versity of Oregon, 1987) nach Jacobs (1988: 26) vielmehr dafür, daß "universell eher eine Tendenz zur<br />

Frühstellung <strong>der</strong> unbekannten o<strong>der</strong> 'neuen' Information" besteht.<br />

Nach Zemb (1968: 111) <strong>und</strong> Eroms (1986: 19 ff.) wird die Funktion <strong>der</strong> Thema-Rhema-Trennung von <strong>der</strong><br />

Negation erfüllt. Für eine Abwägung <strong>der</strong> beiden Thesen vgl. Steinberger (1990: 29 f.).<br />

Mathesius, Vilém: Zur Satzperspektive <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen Englisch. Archiv für das Studium <strong>der</strong> neueren Sprachen<br />

<strong>und</strong> Literaturen 155 (1929: 202-210); nach Lenerz (1977: 10).


20 Gestern Nachmittag um 15 30 Uhr in <strong>der</strong> Balanstraße hat eine Unbekannte<br />

einen Mann geohrfeigt.<br />

<br />

Obwohl Zeit <strong>und</strong> Ort tatsächlich nicht thematisch (bekannt) sind, rücken sie als Begleitumstände<br />

<strong>der</strong> eigentlichen Information in den Hintergr<strong>und</strong>. Sie werden künstlich thematisiert.<br />

Dies gilt ungeachtet <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Angaben, d.h. ungeachtet dessen, ob die Angaben durch ein<br />

Proadverb, eine Präposition <strong>und</strong> ein Pronomen, durch eine volle PP o<strong>der</strong> eine NP mit definitem<br />

Artikel realisiert sind (Heidolph/Flämig/Motsch, 1981: 736).<br />

Da Thema <strong>und</strong> Rhema von Angaben getrennt werden, führt Verschiebung <strong>der</strong> Angabe zu einer<br />

Thema-Rhema-Verschiebung. In folgenden Sätzen wäre die Normalstellung von gestern,<br />

d.h. die unmarkierte Stellung in einem kontextfreien Satz, ohne Rhematisierung zwischen<br />

belebtem Dativobjekt <strong>und</strong> unbelebtem Akkusativobjekt (Hoberg, 1981: 149, Satz 21b). Die<br />

Verschiebung <strong>der</strong> Situativangabe nach links vor die belebte Dativergänzung (21a) bewirkt<br />

Rhematisierung desjenigen Elements, das dadurch nach rechts bewegt wird: dem Verleger<br />

Axel Springer. Die Rhematisierung <strong>der</strong> Dativ-NP in (21a) führt nur zu einem geringfügigen<br />

Unterschied <strong>im</strong> Vergleich zu (21b), da <strong>der</strong> rhematische Bereich auch in (21b) bereits relativ<br />

groß ist. Eine stärkere Verän<strong>der</strong>ung des Rhemabereichs in diesem Satz bewirkt die<br />

Verschiebung <strong>der</strong> Situativangabe nach rechts. Der rhematische Bereich ist in (21c) auf<br />

Angabe <strong>und</strong> Verb beschränkt (Beispiel nach Hoberg, 1981: 154).<br />

21a B<strong>und</strong>espräsident Heinrich Lübke hat gestern ... dem Verleger Axel Springer das große<br />

Verdienstkreuz ... überreicht.<br />

21b B<strong>und</strong>espräsident Heinrich Lübke hat ... dem Verleger Axel Springer gestern das große<br />

Verdienstkreuz ... überreicht.<br />

21c B<strong>und</strong>espräsident Heinrich Lübke hat ... dem Verleger Axel Springer das große Verdienstkreuz ...<br />

gestern überreicht.<br />

PG3: Skopusinklusion: Ein weiterer Faktor, <strong>der</strong> die Wortstellung best<strong>im</strong>men kann, ist das,<br />

was Engel (1989: 14 f.) als "Zembs These" aus Les structures logiques de la phrase allemande<br />

(1968) herausgelesen hat. S<strong>im</strong>plifiziert läßt sie sich ausdrücken als: links determiniert<br />

rechts. PG3 drückt somit aus, daß skopusinkludierende Elemente (Negation, Gradpartikeln<br />

<strong>und</strong> Quantoren) 15 i.d.R. den skopusinkludierten Elementen vorausgehen. Satz (22b), in dem<br />

gestern von erst modifiziert wird, zeigt, daß auch PG3 nur eine Tendenz ist:<br />

22a<br />

22b<br />

Ich habe den Brief bisher nur Inge gezeigt.<br />

Ich habe ihr den Brief gestern erst gezeigt.<br />

PG4: Semantisch-syntaktische Verbnähe: PG4 besagt, daß semantisch-syntaktisch verbnahe<br />

Elemente dazu tendieren, auch topologisch dem Verb (in Endstellung 16 ) nahezustehen, d.h.<br />

daß sie am Satzende stehen 17 . Als verbnahe Elemente gelten Funktionsverbgefüge, da sie<br />

15<br />

16<br />

17<br />

Nominalphrasen können dann skopusinkludierend sein, wenn sie von einem Quantor begleitet sind (jede<br />

Frau).<br />

Die hier diskutierte Tatsache, daß verbnahe Elemente selbst in Verb-Zweit-Sätzen dazu tendieren, am<br />

Satzende zu stehen, kann als Argument für die Annahme <strong>der</strong> Generativen Grammatik angesehen werden,<br />

daß das Verb einen virtuellen Platz am Satzende hat, von dem aus es durch die Bewegung move-alpha nach<br />

vorne bewegt wird (vgl. z.B. Stechow/Sternefeld (1988) <strong>und</strong> Fanselow/Felix (1987); siehe auch Abschnitt<br />

3.2 über das Mitteilungszentrum <strong>und</strong> 3.3 über den Son<strong>der</strong>status des Vorfeldes).<br />

Behaghel formulierte dieses "Gesetz" erstmals 1932 (Seite 4): "Das oberste Gesetz ist dieses, daß das geistig<br />

eng zusammengehörige auch eng zusammengestellt wird." Hoberg (1981: 63) formuliert Verbnähe


7<br />

oftmals mitsamt dem Verb durch ein einzelnes Verb ersetzbar sind o<strong>der</strong> als ersetzbar denkbar<br />

sind (23, 24). Die Verbnähe von Präpositionalobjekten (PO) zeigt sich neben ihrem<br />

Stellungsverhalten darin, daß die Präposition ihren semantischen Gehalt einbüßt <strong>und</strong> ohne<br />

Variationsmöglichkeit vom Verb best<strong>im</strong>mt wird (25):<br />

23a Durch diesen Schachzug hat <strong>der</strong> schlaue Hans Paul in Verzug gebracht.<br />

23b * Durch diesen Schachzug hat <strong>der</strong> schlaue Hans in Verzug Paul gebracht.<br />

24a Er bringt seine Schlauheit oft in Anwendung.<br />

24b * Er bringt seine Schlauheit in Anwendung oft.<br />

25a jemandem von etwas erzählen<br />

25b ? von etwas jemandem erzählen ...<br />

Weiterhin sind in <strong>der</strong> Regel alle Verbkomplemente verbnäher als das Nominativkomplement,<br />

was aus dem Infinitivtest ersichtlich ist:<br />

26a<br />

26b<br />

einem Mann ein Buch schenken<br />

* er einem Mann ein Buch schenken<br />

Bei den Adverbien nehmen Ursula Hoberg (1981: 100 ff.) <strong>und</strong> Ulrich Engel (1988: 325 ff.)<br />

bezüglich <strong>der</strong> Verbnähe mindestens eine Dreiteilung an. Verkürzt kann man sagen, daß<br />

Verbadverbien (die "klassische" Adverbgruppe) das Verb modifizieren (gut, laut, schnell, ...),<br />

wohingegen pragmatische Angaben, die auch modale o<strong>der</strong> exist<strong>im</strong>atorische Angaben genannt<br />

werden (lei<strong>der</strong>, wohl, wirklich, ...), das Verb des Hypersatzes modifizieren <strong>und</strong> die Sprechereinstellung<br />

ausdrücken 18 . Situative Angaben (gestern, oft, deshalb, dort, ...) modifizieren den<br />

Satz als ganzen. Den Bezug des modalen lei<strong>der</strong> auf das Verb des übergeordneten Satzes verdeutlicht<br />

(28):<br />

28a<br />

28b<br />

Wolfgang hat lei<strong>der</strong> meine Fre<strong>und</strong>in geküßt.<br />

Es tut mir leid, daß Wolfgang meine Fre<strong>und</strong>in geküßt hat.<br />

Während die Unterscheidung zwischen Verbadverbien <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Adverbtypen relativ eindeutig<br />

ist, da Verbadverbien erstens nie hinter den an<strong>der</strong>en Angabetypen <strong>und</strong> zweitens nie vor<br />

<strong>der</strong> Negation stehen dürfen, ist die Unterscheidung zwischen pragmatischen <strong>und</strong> situativen<br />

Angaben fließen<strong>der</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong>jenigen Angaben, die von Hoberg (1981) zu<br />

den Situativa gezählt wurden, sagen einige Adverbien etwas über die Sprechereinstellung aus.<br />

Es handelt sich um Hobergs Angabegruppen a 34 (endlich, plötzlich), a 34 (durchaus, (sehr)<br />

wohl) <strong>und</strong> a 39 (schon, erst) (vgl. Abschnitt 7.1). Schon <strong>und</strong> erst situieren beispielsweise eine<br />

18<br />

spezifisch satzbezogen: "Je enger die strukturelle Relation, desto enger auch die positionelle Relation zum<br />

Verb (in Endstellung)."<br />

Im EUROTRA Reference Manual 7.0 (B.I.2.6.a: 1 ff.) wird vorgeschlagen, in allen behandelten EG-Sprachen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen "transconstructionals" <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Adverbien zu unterscheiden, um den Unterschied<br />

zwischen Adverbien wie honestly in (27a) <strong>und</strong> (27b) zu erklären.<br />

27a Honestly, I did not know what he was talking about.<br />

27b He did not answer the question honestly.<br />

Honestly in (27a) sei ein transconstructional, da es <strong>im</strong> Gegensatz zu honestly in (27b) nicht in den<br />

Negationsskopus falle <strong>und</strong> nicht auf W-Fragen antworten könne. Weiterhin hätten transconstructionals die<br />

Tendenz, am Satzanfang zu stehen. Betrachtet man jedoch die Vielfalt <strong>der</strong> Stellungsklassen <strong>und</strong> die Tatsache,<br />

daß neben den exist<strong>im</strong>atorischen Angaben auch viele Situativa nicht negiert werden können (Abschnitt<br />

7.1), so scheint diese Zweiteilung nicht ausreichend. In Steinberger (1992, Abschnitte 3.6 <strong>und</strong> 7.4) wird<br />

überdies <strong>der</strong> Fall diskutiert, daß das deutsche Adverb gleich je nach Adverbart <strong>und</strong> Bezug eine Vielzahl<br />

von Übersetzungsmöglichkeiten haben kann, was ebenfalls eher für die Einteilung spricht, die in <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit <strong>und</strong> in Steinberger (1992) vorgeschlagen wird.


Aktion zeitlich, womit sie die Rolle <strong>der</strong> Situativa erfüllen, <strong>und</strong> sie geben gleichzeitig eine<br />

subjektive Sprechereinstellung wie<strong>der</strong>. Dieser fließende Übergang spielt an dieser Stelle jedoch<br />

keine große Rolle, da in Abschnitt 7.1 ohnehin eine detailliertere Unterteilung vorgenommen<br />

wird.<br />

Verbadverbien, die von Hoberg (1981: 132 ff.) mitsamt entsprechenden PPn "Modalangaben"<br />

<strong>und</strong> von Engel (1988: 325 ff.) "modifikative" Angaben genannt werden, sind verbnäher als<br />

an<strong>der</strong>e Adverbien. So bilden <strong>der</strong> Verb<strong>und</strong> aus Verb <strong>und</strong> Verbadverb eine klarere Einheit als<br />

Verb <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Arten von Adverbien:<br />

29a<br />

29b<br />

29c<br />

leidenschaftlich küssen (Verbadverb)<br />

? lei<strong>der</strong> küssen (pragmatische Angabe)<br />

? gestern/deshalb küssen (situative Angaben).<br />

Verbadverbien stehen <strong>im</strong> Deutschen obligatorisch hinter den an<strong>der</strong>en Angabetypen:<br />

30a<br />

30b<br />

30c<br />

30d<br />

Philipp hat sie lei<strong>der</strong> gestern leidenschaftlich geküßt.<br />

Philipp hat sie gestern lei<strong>der</strong> leidenschaftlich geküßt.<br />

* Philipp hat sie gestern leidenschaftlich lei<strong>der</strong> geküßt.<br />

* Philipp hat sie lei<strong>der</strong> leidenschaftlich gestern geküßt.<br />

Situative Angaben beziehen sich auf den gesamten Satz <strong>und</strong> sind somit weniger mit dem Verb<br />

verb<strong>und</strong>en als die Verbadverbien. Pragmatische Angaben sind noch verbferner, da sie sich auf<br />

das Verb des Hypersatzes beziehen. Diese geringere Verbnähe <strong>der</strong> Exist<strong>im</strong>atoria hat zur<br />

Folge, daß sie statistisch gesehen vor den Situativa stehen (vgl. 7.1).<br />

PG5: Belebtheit <strong>der</strong> nominalen Elemente: PG5 besagt, daß Substantive mit belebten Referenten<br />

dazu tendieren, vor unbelebten Elementen zu stehen (vgl. Eisenberg (1989: 424 f.),<br />

Engel (1988: 324), Lyons (1983: 122 ff.)):<br />

31a<br />

31b<br />

32a<br />

32b<br />

mit jemandem über etwas sprechen<br />

? über etwas mit jemandem sprechen<br />

jemandem etwas schenken<br />

? etwas jemandem schenken<br />

PG5 erklärt, weshalb Nominativ- <strong>und</strong> Dativkomplemente häufig vor Akkusativkomplementen<br />

serialisieren, da Nominative <strong>und</strong> Dative oft belebte Referenten haben. Bei an<strong>der</strong>er Verteilung<br />

<strong>der</strong> Merkmale besteht diese Tendenz nicht mehr:<br />

33a<br />

33b<br />

34a<br />

34b<br />

Der Mann sieht das Spiel.<br />

? Das Spiel sieht <strong>der</strong> Mann.<br />

Das Spiel interessiert den Mann.<br />

Den Mann interessiert das Spiel.<br />

In Steinberger (1990: 42 ff.) werden Untersuchungsergebnisse vorgestellt, die die weitverbreitete<br />

Regel 19 in Frage stellen, daß Dativkomplemente Akkusativkomplementen voraus-<br />

19<br />

Folgende Grammatiken <strong>und</strong> Syntaxarbeiten gehen u.a. von <strong>der</strong> Abfolge Dativ-Akkusativ aus:<br />

• Lenerz (1977: 39)<br />

• Behaghel (1932, Band 4: 166 f.)<br />

• DUDEN (1984: 721)<br />

• Heidolph/Flämig/Motsch, 1981: 705, 736)<br />

• Engel (1988: 323)


9<br />

gehen. Die Ergebnisse zeigen, daß bei gleicher Verteilung <strong>der</strong> Merkmale Definitheit <strong>und</strong> Belebtheit<br />

eher die umgekehrte Tendenz besteht, die Abfolge Akkusativ vor Dativ.<br />

PG6: Die Bedeutung <strong>der</strong> Tiefenkasus: PG6 ist in engem Zusammenhang mit PG5 zu sehen, da<br />

die Belebtheit oftmals mit den Tiefenkasus zusammenhängt: Die semantischen Rollen<br />

AGENS <strong>und</strong> EXPERIENCER sind notwendigerweise belebt, die Rolle OBJEKT hingegen<br />

meist unbelebt. Jacobs formulierte in Probleme <strong>der</strong> freien Wortstellung <strong>im</strong> Deutschen (1988:<br />

19 ff.) folgende Präzedenzprinzipien:<br />

AGENS < X<br />

DATIV < PATIENS<br />

ZIEL < THEMA<br />

X repräsentiert eine von AGENS verschiedene Argumentrolle <strong>und</strong> das Kleiner-Zeichen ("


Es kann nur aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Wortstellung abgeleitet werden, daß <strong>der</strong> Autor des vorliegenden<br />

Satzes <strong>der</strong> NP einem Mann größeren Mitteilungswert beigemessen hat als <strong>der</strong> NP das sehr<br />

dicke Buch.<br />

Es liegt nahe, die Grammatikalität bzw. Akzeptabilität von Sätzen als Funktion <strong>der</strong> Wertung<br />

<strong>der</strong> einzelnen PGe zu sehen (vgl. Jacobs, 1988). Die PGe sind verschieden gewichtig, so daß<br />

<strong>der</strong> Verstoß gegen ein starkes PG eventuell zu wesentlich größerer Inakzeptabilität führen<br />

kann als <strong>der</strong> Verstoß gegen mehrere schwache Gesetze. Aus (36) ist ersichtlich, daß verschiedene<br />

PGe <strong>der</strong> TRG wi<strong>der</strong>sprechen können, ohne daß das Ergebnis inakzeptabel wäre.<br />

Die TRG stellt sich somit als übergeordnetes Gesetz heraus.<br />

Akzeptabilität <strong>und</strong> Grammatikalität eines Satzes sind fließende Begriffe. Der beste Satz ist <strong>der</strong><br />

Satz, <strong>der</strong> allen PGen gerecht wird. Ein schlechter Satz wi<strong>der</strong>spricht den wichtigsten PGen.<br />

Akzeptabilität ergibt sich als das Maß, das die Verletzung bzw. Nicht-Verletzung <strong>der</strong> mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger gewichtigen PGe wie<strong>der</strong>gibt.<br />

3.2 Beschränkung <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Präferenzgesetze<br />

Jacobs hat in dem zitierten Aufsatz den Versuch unternommen, die Grammatikalität <strong>und</strong> die<br />

Akzeptabilität von Sätzen mit verschiedener Wortstellung zu errechnen. Er bewertete hierzu<br />

die von ihm aufgestellten Gesetze mit Zahlen <strong>und</strong> substrahierte o<strong>der</strong> addierte diese Zahlen, je<br />

nachdem, ob die jeweiligen Gesetze erfüllt waren o<strong>der</strong> nicht. Je höher eine positive Zahl,<br />

desto besser ein vorliegen<strong>der</strong> Satz. Ein Satz mit <strong>der</strong> Wertung um 0 Punkte ist an <strong>der</strong> Akzeptabilitätsgrenze,<br />

ein negativer Wert läßt auf Inakzeptabilität bzw. Ungrammatikalität schließen.<br />

Die Errechnung <strong>der</strong> Wortstellungsqualität eines Satzes mit obigen PGen stößt jedoch auf Probleme.<br />

So gibt es etwa eine Reihe von verhärteten Abfolgen, die sich nicht nur auf PGe zurückführen<br />

lassen. Dazu gehört beispielsweise die streng geregelte Abfolge von Abtönungspartikeln:<br />

37a<br />

37b<br />

38a<br />

38b<br />

38c<br />

Ist er denn nun noch gekommen?<br />

* Ist er nun denn noch gekommen?<br />

Er ist <strong>und</strong> bleibt doch eben einfach ein Mann.<br />

* Er ist <strong>und</strong> bleibt einfach doch eben ein Mann.<br />

?? Er ist <strong>und</strong> bleibt eben einfach doch ein Mann.<br />

Thurmair (1989: 286 ff.) <strong>und</strong> Waltzing (1986: 136 ff.) unternehmen zwar einen Versuch, die<br />

Abfolge <strong>der</strong> Abtönungspartikeln zu begründen. Die Gesetzmäßigkeiten sind jedoch wegen <strong>der</strong><br />

Starrheit <strong>der</strong> Abfolge ganz an<strong>der</strong>er Natur als die obengenannten PGe.<br />

Weiterhin sind entgegen <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> PGe Idiosynkrasien zu erkennen wie etwa die Tatsache,<br />

daß sich das neutrale Personalpronomen es an<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e Personalpronomen nicht<br />

<strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> Funktionalen Satzperspektive hervorheben läßt:<br />

39a<br />

39b<br />

Er hat gestern ausnahmsweise SIE geschlagen.<br />

* Er hat gestern ausnahmsweise ES gesehen.<br />

Eine Einschränkung <strong>der</strong> Erklärungskompetenz <strong>der</strong> PGe stellt weiterhin die Tatsache dar, daß<br />

die Abfolge vieler Angaben untereinan<strong>der</strong> damit noch nicht erfaßt ist. Engel erstellte 1970<br />

intuitiv eine Reihe von Angabestellungsklassen, die Hoberg (1981) empirisch am Mannhei-


11<br />

mer DUDEN-Korpus 20 überprüfte <strong>und</strong> verfeinerte. Ihre Untersuchung hatte 44 nicht<br />

notwendigerweise semantisch motivierte Angabestellungsklassen zum Ergebnis (vgl. 7.1). Die<br />

Präferenzgesetze erklären zwar grob die Abfolge dieser Angabegruppen. Sie vermögen es<br />

jedoch nicht, die genaue Klassifizierung zu motivieren.<br />

Eine Einschränkung <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> PGe liegt auch vor, wenn innerhalb eines einfachen<br />

Teilsatzes Bezug eines Folgeelements auf ein an<strong>der</strong>es vorliegt (Lenerz, 1977: 99 f.). In diesem<br />

Fall muß <strong>der</strong> "Besitzer" vor dem "Besitz" stehen (Beispiel nach Lenerz, ebd.: 99.):<br />

40a<br />

40b<br />

Ich habe das Buch seinem Besitzer zurückgegeben.<br />

* Ich habe seinem Besitzer das Buch zurückgegeben.<br />

Neben diesen Grammatikalisierungen bzw. Verhärtungen ist schließlich eine pragmatische<br />

Selbstverständlichkeit zu berücksichtigen, die ebenfalls die Wirkung von Präferenz-gesetzen<br />

einschränken kann: die Tatsache, daß je<strong>der</strong> Satz ein Mitteilungszentrum (MTZ) braucht. Unter<br />

MTZ sei ein mögliches Rhema zu verstehen 21 . (41b) ist <strong>im</strong> Gegensatz zu (41a) ungrammatisch,<br />

da die NP <strong>der</strong> Präsident aufgr<strong>und</strong> des Kontextes kein MTZ darstellen kann. Das<br />

Pronomen <strong>im</strong> Vorfeld <strong>und</strong> das semantisch schwache Kopulaverb taugen in den Kontexten von<br />

(41a) <strong>und</strong> (41b) ebensowenig als MTZ. Abtönungspartikeln sind gr<strong>und</strong>sätzlich unbetonbar<br />

<strong>und</strong> können somit auch keinen Satzakzent tragen (Bußmann, 1983: 325).<br />

41a<br />

41b<br />

Kontext: August, schau mal den stattlichen Herrn da drüben an!<br />

Er ist wohl <strong>der</strong> PräsiDENT.<br />

Kontext: Der Präsident muß irgendwo hier <strong>im</strong> Raum sein!<br />

* Er ist wohl <strong>der</strong> Präsident.<br />

Diese notwendige Bedingung des Sprechakts kann sich auch auf die Syntax von Sätzen auswirken.<br />

Wie bereits in Abschnitt 3.1 erwähnt, stehen pragmatische <strong>und</strong> situative Angaben<br />

i.d.R. zwischen Thema <strong>und</strong> Rhema. Während sie zwar vor thematischen Elementen auftreten<br />

können, führt ihre Stellung hinter rhematischen Elementen zu unakzeptablen Sätzen. Aus dieser<br />

Bedingung folgt mithin, daß Rechtsverschiebung von Elementen dieser Angabegruppen zu<br />

einer Einengung des möglichen rhematischen Bereichs führt. Ist weiterhin dasjenige Element,<br />

auf das aus obengenannten Gründen die Lage des Satzakzents beschränkt ist, nicht kontrastfähig,<br />

wie das bei den semantisch schwachen Kopulaverben <strong>der</strong> Fall ist 22 , so resultiert daraus<br />

Inakzeptabilität des Satzes:<br />

42a<br />

42b<br />

..., weil <strong>der</strong> Mann wohl <strong>der</strong> PräsiDENT ist.<br />

* ..., weil <strong>der</strong> Mann <strong>der</strong> Präsident wohl ist.<br />

Die Abtönungspartikel wohl steht selbst wie<strong>der</strong>um nicht als Akzentträger zur Verfügung. Es<br />

wäre jedoch falsch, aus (42) etwa zu folgern, daß Elemente dieser Partikelgruppe nicht auf<br />

20 Hoberg (1981: 27 f.) präzisiert den Korpus folgen<strong>der</strong>maßen: Es handle sich um eine Auswahl <strong>der</strong> geschriebenen<br />

<strong>deutschen</strong> Gegenwartssprache (d.h. ab 1945). Er sei in fünf Textarten eingeteilt: Schöngeistige Literatur,<br />

Trivialliteratur, (populär)wissenschaftliche Literatur, Memoiren <strong>und</strong> Zeitungen bzw. Zeitschriften. Aus<br />

zwanzig dieser Texte wurden Blöcke mit jeweils ca. 1400 Wörtern vom Textanfang, dem Textende <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Textmitte ausgewählt. Der Umfang des zugr<strong>und</strong>egelegten Korpus beträgt r<strong>und</strong> 85.000 Wörter, was ca.<br />

11.000 einfachen Sätzen entspricht (also Sätze mit je einem Hauptverb).<br />

21<br />

Eine ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Mitteilungszentrumsbedingung wird in Steinberger (1990: 61 ff.) vorgenommen.<br />

22<br />

Neben den Kopulaverben können auch die Verben des Erscheinens meist nicht Mitteilungszentrum sein<br />

(siehe auch Rochemont, 1989: 4).


definite NPn folgen o<strong>der</strong> daß sie nicht den Satz beschließen dürfen. Steht nämlich entwe<strong>der</strong><br />

ein an<strong>der</strong>es mögliches Rhema bzw. MTZ zur Verfügung o<strong>der</strong> ist das finite Verb in Verb-<br />

Zweit-Stellung betonbar, so ist diese Abfolge bei entsprechen<strong>der</strong> Betonung durchaus möglich:<br />

43 Der Mann ist dem Präsidenten wohl zuWI<strong>der</strong>.<br />

44 Der Mann SCHENKte das Buch dem Präsidenten wohl. 23<br />

Die pragmatische For<strong>der</strong>ung nach einem Mitteilungszentrum muß bei <strong>der</strong> Errechnung von<br />

Wortstellung unabhängig von den erwähnten Präferenzgesetzen berücksichtigt werden.<br />

3.3 Das Vorfeld<br />

Genannte Präferenzgesetze erklären modellartig die Intuition deutscher Sprecher über die Abfolge<br />

<strong>der</strong> Elemente <strong>im</strong> Mittelfeld. Sie zeigen, daß die sogenannte freie Wortstellung <strong>im</strong><br />

Gr<strong>und</strong>e nicht so frei ist, da sie unter an<strong>der</strong>em vom Kontext <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sprecherintention abhängig<br />

sind. Sie sagen dagegen nichts bzw. sehr wenig darüber aus, welche Elemente <strong>im</strong> Vorfeld<br />

stehen. Freilich neigen diejenigen Elemente, die <strong>im</strong> Mittelfeld nach links tendieren, auch<br />

dazu, <strong>im</strong> Vorfeld zu stehen. Es besteht jedoch eine Einschränkung bezüglich <strong>der</strong> Vorfeldfähigkeit:<br />

Nicht alle Adverbien können <strong>im</strong> Vorfeld stehen.<br />

Modale <strong>und</strong> situative Adverbien können mit wenigen Ausnahmen <strong>im</strong> Vorfeld stehen (47, 49,<br />

50). Eine klare Ausnahme stellen die Abtönungspartikeln dar, die keinesfalls alleine <strong>im</strong> Vorfeld<br />

stehen dürfen 24 (48). Verbadverbien können zwar i.d.R. <strong>im</strong> Vorfeld stehen. Diese Wortstellung<br />

ist jedoch sehr markiert (51, 52) (vgl. Abschnitt 6.3 zu Fokussierung).<br />

47 Wahrscheinlich kommt Axel heute.<br />

48a Bärbel hat ihr das Buch ja schon gegeben.<br />

48b * Ja hat Bärbel ihr das Buch schon gegeben.<br />

49 Gestern hat Consolata Oliver besucht.<br />

50 * Durchaus ist Nadia intelligent.<br />

51<br />

52<br />

? LAUT spielt Randy Klavier.<br />

? SCHNELL ist Cornelia gelaufen.<br />

Es ist somit <strong>im</strong> Lexikon zu vermerken, welche Adverbien nicht vorfeldfähig sind. Diese Information<br />

kann bei <strong>der</strong> Analyse eines Satzes ausschlaggebend sein, um Wortarthomonyme zu<br />

disambiguieren. In (53) ist es z.B. ausgeschlossen, daß eben 1 die Abtönungspartikel ist <strong>und</strong> es<br />

ist wegen <strong>der</strong> Markiertheit vom Verbadverb eben <strong>im</strong> Vorfeld wahrscheinlicher, daß es sich bei<br />

ihm um das temporale Adverb handelt. Diese Feststellungen, in Verbindung mit <strong>der</strong> Tatsache,<br />

daß modale Adverbien <strong>im</strong>perativ nicht hinter Verbadverbien stehen dürfen, lassen die<br />

23<br />

24<br />

vgl. Fußnote 16. Sätze wie <strong>der</strong> vorliegende, in denen das finite Verb vor thematischen Elementen kontrastiv<br />

betont werden kann bzw. sogar muß, legen es nahe, einen virtuellen Platz des Verbs am Ende des<br />

Mittelfeldes anzunehmen. Das gleiche gilt für Vorfeldelemente: Sind sie Akzentträger, so müssen sie bei<br />

Rückbewegung in das Mittelfeld hinter eine Angabe gestellt werden, die das Mitteilungszentrum einschränkt:<br />

45a DIEser Mann ist es wohl.<br />

45b * ..., weshalb es DIEser Mann wohl ist.<br />

45c ..., weshalb es wohl DIEser Mann ist.<br />

vgl. jedoch Fälle wie folgenden, in dem Abtönungspartikeln ein Adjektiv modifizieren, das wie<strong>der</strong>um ein<br />

Nomen <strong>im</strong> Vorfeld modifiziert:<br />

46 Diese wohl wirklich sehr intelligente Frau spricht Arabisch.


13<br />

Schlußfolgerung zu, daß eben 1 das temporale Adverb, eben 2 die Abtönungspartikel <strong>und</strong> eben 3<br />

das Verbadverb sein müssen:<br />

53 Eben 1 schliff er den Tisch eben 2 noch eben 3 .<br />

Oben wurde bereits auf die Idee <strong>der</strong> X-Bar-Syntax <strong>der</strong> Government & Binding Theorie verwiesen,<br />

daß Vorfeldelemente ebenso wie Verben in Verb-Zweit-Stellung aus einer ganz best<strong>im</strong>mten<br />

Position <strong>im</strong> Mittelfeld nach vorne bewegt wurden. Deshalb kann ein Vorfeldelement<br />

bei Umstellung in das Mittelfeld keineswegs an eine beliebige Position gestellt werden. So ist<br />

etwa das Adverb gestern aus (54a) nicht hinter die indefinite Ergänzung zu stellen (54b, 54c):<br />

54a<br />

54b<br />

54c<br />

Gestern hat Randy einen Vogel abgeschossen.<br />

Ich sagte, daß Randy gestern einen Vogel abgeschossen hat.<br />

* Ich sagte, daß Randy einen Vogel gestern abgeschossen hat.<br />

Die Frage danach, welches Element aus dem Mittelfeld in das Vorfeld bewegt wird, dürfte<br />

sehr stark von <strong>der</strong> Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung abhängen. Elemente mit Anschlußfunktion, d.h.<br />

anaphorische o<strong>der</strong> kataphorische Elemente wie deshalb, dennoch, folglich etc. <strong>und</strong> Satzglie<strong>der</strong>,<br />

die auf Vorerwähntes referieren, sind hier am wahrscheinlichsten 25 . Bei <strong>der</strong> Maschinellen<br />

Übersetzung, wo bereits in <strong>der</strong> Ausgangssprache festgestellt werden kann, welches Element<br />

das Topik darstellt, ist es am plausibelsten, dieses mit dem Merkmal {topic=yes} versehene<br />

Satzglied in das Vorfeld zu stellen (vgl. Abschnitt 6.1).<br />

4. MODELL FÜR DIE DARSTELLUNG DER ABFOLGE DER<br />

ELEMENTE<br />

Geht man von <strong>der</strong> Annahme aus, daß die deutsche Wortstellung von den obengenannten Präferenzgesetzen<br />

best<strong>im</strong>mt wird, so stellt sich die Frage, wie <strong>und</strong> in welchem Grammatikmodell<br />

die Abfolgeregularitäten dargestellt werden sollen. Es scheint auf <strong>der</strong> Hand zu liegen, daß Modelle<br />

wie die X-Bar-Syntax <strong>der</strong> Government & Binding Theorie o<strong>der</strong> die Kategorialgrammatik<br />

keinen Platz für die Darstellung von Präferenzen obiger Art lassen. In <strong>der</strong> X-Bar-Syntax<br />

werden Komplemente wie Angaben an best<strong>im</strong>mten Stellen tiefengeneriert <strong>und</strong> sie haben die<br />

Möglichkeit, durch die move-alpha-Transformation an gleichgeartete Positionen an<strong>der</strong>er XPs<br />

zu wan<strong>der</strong>n. Eine übergangslose Darstellung von Thema <strong>und</strong> Rhema o<strong>der</strong> von stellungsbedingter<br />

Hervorhebung ist in dem Modell syntaktischer Hierarchien nicht auszudrücken. In<br />

<strong>der</strong> Kategorialgrammatik 26 , in <strong>der</strong> Abfolgeregularitäten ohnehin schwer zu beschreiben sind,<br />

kann zwar etwa Verbnähe von Adverbien durch die Kategorie ausgedrückt werden<br />

(Unterschied Verbadverb/Satzadverb). Eine Feinunterteilung wie Hobergs 44 Stellungsklassen<br />

ist hingegen genauso unmöglich wie <strong>der</strong> Ausdruck von Thema, Rhema <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Zwischenstufen.<br />

25<br />

26<br />

Nach Hobergs Statistik, gewonnen aus dem DUDEN-Korpus, stehen <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> Vorfeld in 55,60% <strong>der</strong><br />

Fälle, in denen ein Nominativ vorkommt, um Nominativ-Komplemente <strong>und</strong> in 28 Prozent <strong>der</strong> Fälle, in<br />

denen eine Angabe vorkommt, um Angaben. Modale Angaben tendieren dabei gegenüber situativen Angaben<br />

mehr zu Vorfeldstellung (38,37% relativ zu 28,13%, wie<strong>der</strong>um gemessen an den Fällen, in denen diese<br />

vorkommen).<br />

Wir beziehen uns auf die Kategorialgrammatik, wie sie u.a. in Heringer/Strecker/W<strong>im</strong>mer (1980), Vennemann<br />

(1977) <strong>und</strong> Vennemann/Harlow (1977) dargestellt wird.


Für die Implementierung bei <strong>der</strong> maschinellen Sprachverarbeitung läge es nahe, Jacobs' genannten<br />

Ansatz nachzuahmen <strong>und</strong> zumindest die Generierung deutscher Sätze anhand von<br />

PGen zu <strong>im</strong>plementieren. Dabei steht man jedoch vor zweierlei Problemen. Erstens wird das<br />

Zusammenspiel von Präferenzgesetzen einerseits <strong>und</strong> Verhärtungen von Abfolgen an<strong>der</strong>erseits<br />

schwer in den Griff zu bekommen sein. Zweitens kann <strong>der</strong> Kontext, <strong>der</strong> zur Feststellung<br />

<strong>der</strong> Thema-Rhema-Verhältnisse notwendig ist, maschinell nicht genügend erfaßt werden. Da<br />

die TRG das bedeutendste <strong>der</strong> PGe darstellt, scheidet die Implementierung <strong>der</strong> Präferenzen<br />

somit aus. Bezüglich des CAT2-Formalismus ist weiterhin anzumerken, daß Präferenzen in<br />

ihm nach jetzigem Stand nicht auszudrücken sind.<br />

Was m.E. bleibt, ist die Darstellung <strong>der</strong> Abfolgeregularitäten in einer ausführlichen kanonischen<br />

Form <strong>im</strong> Sinne einer Feldgrammatik. Die kanonische Form kann durch Kategorien<br />

wie Topik <strong>und</strong> Fokus erweitert werden, wodurch Variabilität erzeugt <strong>und</strong> Kontexteinbettung<br />

erreicht wird. Eine kanonische Form ist auch wegen des gr<strong>und</strong>sätzlich an<strong>der</strong>s gearteten Funktionierens<br />

<strong>der</strong> Wortstellung in den benachbarten europäischen Sprachen angebracht, wo nicht<br />

von Präferenzgesetzen gesprochen werden kann. Somit würde Wortstellung in allen Sprachen<br />

auf ähnliche Art behandelt werden, wobei allerdings die deutsche kanonische Form viel ausführlicher<br />

zu sein hat. Bei ihr müssen die Komplemente eines Kasus mehrmals erwähnt werden,<br />

da je<strong>der</strong> Kasus pronominal o<strong>der</strong> als Voll-NP <strong>und</strong> als solche definit o<strong>der</strong> indefinit <strong>und</strong><br />

weiterhin als Topik o<strong>der</strong> als fokussiertes Element dargestellt werden kann. Weiterhin ist die<br />

Anzahl <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Adverbstellung</strong>sklassen viel größer als etwa in den Sprachen Englisch<br />

<strong>und</strong> Französisch. Die kanonische Form für Komplemente eines Kasus sieht etwa folgen<strong>der</strong>maßen<br />

aus:<br />

X +topic - X pron - X +def - X -def - X +focus<br />

X steht für alle vier Kasus <strong>und</strong> für Präpositionalobjekte 27 . Auf die relative Abfolge <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Formen verschiedener Kasusergänzungen wird in Abschnitt 7.2 eingegangen.<br />

Aus einer ausführlich ausgearbeiteten kanonischen Form in Verbindung mit einer Reihe formalisierter<br />

Regeln kann gleichzeitig bei einem vorliegenden Satz deduziert werden, daß eine<br />

best<strong>im</strong>mte Konstituente hervorgehoben ist. In (55) kann somit die kontrastive Hervorhebung<br />

des Personalpronomens sie erkannt werden:<br />

55 Er hat gestern SIE eingeladen.<br />

Weiter unten werden die Stellungsklassen erläutert <strong>und</strong> eine kanonische Form vorgestellt.<br />

Zuvor muß jedoch noch auf die gr<strong>und</strong>sätzlich an<strong>der</strong>sgeartete englische Wortstellung <strong>und</strong> auf<br />

die Bedeutung des Satzfokus für die Wortstellung eingegangen werden.<br />

27<br />

In Vorarbeiten wurde weiterhin unterschieden, ob NPn sich auf belebte o<strong>der</strong> unbelebte Referenten beziehen,<br />

eine Unterscheidung, die tatsächlich in best<strong>im</strong>mten Konstellationen relevant ist. Hoberg (1981) geht<br />

sogar davon aus, daß das Merkmal Belebtheit wichtiger ist als das Merkmal Definitheit. Eine Vielzahl <strong>der</strong><br />

relevanten Fälle wird jedoch dadurch aufgefangen, daß die meisten Nominative <strong>und</strong> Dative ohnehin belebt<br />

sind. Da die Einführung des Merkmals {belebt=(yes/no)} eine Vervielfachung <strong>der</strong> Stellungsgruppen bewirken<br />

würde, die nicht <strong>im</strong> Verhältnis zum Nutzen (den wenigen relevanten Fällen) steht, wurde bei <strong>der</strong><br />

Implementierung auf dieses Merkmal verzichtet.


15<br />

5. ENGLISCHE WORTSTELLUNG<br />

Im Englischen, wie auch <strong>im</strong> Französischen, ist die Stellung <strong>der</strong> Verbergänzungen relativ starr<br />

geregelt. Sprachen dieses Typs unterscheiden sich somit f<strong>und</strong>amental vom Deutschen.<br />

Wesentlich freier können auch in ihnen Angaben positioniert werden.<br />

5.1 Die Position von Ergänzungen<br />

In den genannten Sprachen kann die TRG nicht auf die selbe Art <strong>und</strong> Weise wie<strong>der</strong>gegeben<br />

werden wie <strong>im</strong> Deutschen, da bei ihnen die Funktion <strong>der</strong> NPn mangels Deklination einzig aus<br />

<strong>der</strong> Stellung ersichtlich ist, eine Stellungsän<strong>der</strong>ung somit zu unerwünschtem Funktionswechsel<br />

führen würde. Dessen ungeachtet kann in Sprachen diesen Typs die TRG oft durch<br />

an<strong>der</strong>e Mittel wie<strong>der</strong>gegeben werden. Es handelt sich nach Lenerz (1977: 15 f.) um die syntaktischen<br />

Mittel des Passivs <strong>und</strong> des Spaltsatzes (Clefting), das intonatorische Mittel des Intonationsgipfels<br />

(nur in gesprochener Sprache) <strong>und</strong> eventuell morphologische Mittel wie <strong>im</strong><br />

Japanischen. Weiterhin sind in diesem Zusammenhang die Mittel <strong>der</strong> Topikalisierung, <strong>der</strong><br />

Dislokation <strong>und</strong> des Pseudoclefting anzuführen.<br />

Wie <strong>im</strong> Deutschen kann ein rhematisches Subjekt somit durch Passivierung in Satzendestellung<br />

gebracht werden. Da sich <strong>der</strong> Satzfokus <strong>im</strong> unmarkierten Fall am Satzende befindet<br />

(Quirk e.a. (1979: 945); Rochemont (1989: 3)), erhält das nach hinten gestellt Element den<br />

Satzakzent:<br />

56 Kontext: Who constructed this house?<br />

56a ? The architect SoRAYA constructed this house.<br />

56b The house was constructed by the architect SoRAYA.<br />

Durch das syntaktische Mittel des Pseudoclefting kann eine rhematische Subjekts-NP, die<br />

gemäß <strong>der</strong> festen Wortstellung am Satzanfang stehen müsste, hinter das Thema gezogen<br />

werden:<br />

57 Kontext: What is bothering you?<br />

57a ? The noise is bothering me<br />

57b What is bothering me is the NOIse.<br />

Die Cleft-Konstruktion (it is ... that/who/whom/ø ...) wird dazu benutzt, um rhematische Elemente<br />

in die exponierte Position am Satzanfang zu stellen <strong>und</strong> dadurch hervorzuheben (Quirk<br />

e.a., 1979: 951 ff.). Es werden mitunter sogar Elemente gecleftet, die ohnehin den Satzakzent<br />

am Satzende erhalten würden, da die Akzentuierung am Satzende u.U. nicht markiert genug<br />

ist (59):<br />

58 It was to the DANce that John wore his best suit last night.<br />

59a ? I met Iris yesterday.<br />

59b It was YESterday, that I met Iris.<br />

Im Fall von Topikalisierung wird die Satzerststellung dazu benützt, ein thematisches Element<br />

nach vorne zu stellen, was gleichzeitig zur Folge hat, daß rhematische Elemente relativ gesehen<br />

weiter an das Satzende rücken (Quirk e.a., 1979: 946 f.):<br />

60a<br />

60b<br />

Chris doesn't love Hervé.<br />

Hervé, Chris doesn't LOVE.<br />

I.d.R. werden sowohl <strong>der</strong> Satzfokus als auch das topikalisierte Element akzentuiert (60c).<br />

Gemäß dem EUROTRA Reference Manual 7.0 (B.I.2.4.2.a: 18 ff.) könne Topikalisierung in


einigen Fällen dieselbe Fokussierungsfunktion wie Clefting haben, wohingegen Clefting nie<br />

thematisierend wirken könne wie Topikalisierung. Die Unmöglichkeit <strong>der</strong> Antwort (61a) auf<br />

die Frage (61) scheint jedoch das Gegenteil zu beweisen. Das topikalisierte Element kann<br />

zwar u.U. stark akzentuiert sein. Es trägt jedoch nie den Hauptakzent:<br />

60c HerVE, Chris doesn’t LOVE (..., Chris likes h<strong>im</strong> as a FRIEND).<br />

61 Kontext: Who is it that Chris doesn’t love?<br />

61a * HerVE, Chris doesn’t love.<br />

Erstaunlicherweise sprechen Quirk e.a. (1979: 945 ff.) bei Voranstellung von Adverbien <strong>und</strong><br />

PPn nicht von Topikalisierung, obwohl die Funktion <strong>der</strong> Voranstellung von Angaben die gleiche<br />

ist: Ein Element wird thematisiert <strong>und</strong> dem Rhema wird <strong>der</strong> Platz am Satzende überlassen.<br />

Quirk e.a. argumentieren, daß die Voranstellung wenigstens mancher Adverbiale in<br />

Initialstellung unmarkiert sei. Es gebe nach ihnen somit keinen Gr<strong>und</strong>, nicht auch bei <strong>der</strong><br />

Erststellung von Subjekten von Topikalisierung zu sprechen. M.E. wäre es tatsächlich angebracht,<br />

den Topikbegriff <strong>der</strong>art zu gebrauchen. Wenigstens, wenn es darum geht, die kontextuelle<br />

Kohärenz in <strong>der</strong> Übersetzung wie<strong>der</strong>zugeben, ist eben die Thematizität das entscheidende<br />

Merkmal. Thematizität ist weiterhin nach Keenan (1977), <strong>der</strong> den Subjektbegriff als<br />

Bündel von Eigenschaften darstellte, eine <strong>der</strong> wesentlichen Eigenschaften des Subjekts. Aus<br />

<strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Sprache, wo das Vorfeld durch irgendein Element gefüllt werden <strong>und</strong><br />

das Subjekt ins Mittelfeld wan<strong>der</strong>n kann, scheint die Son<strong>der</strong>stellung, die Quirk e.a. dem Subjekt<br />

einräumen, weniger gerechtfertigt. Während in <strong>der</strong> Kasussprache Deutsch irgendein an<br />

den Kontext anbindendes (thematisches) Element in das Vorfeld gestellt wird, was in <strong>der</strong> Tat<br />

oftmals das Subjekt ist, hat die Position vor dem Verb <strong>im</strong> Englischen neben dieser Funktion<br />

noch die Aufgabe, das Subjekt zu kennzeichnen (vgl. auch Abschnitt 6.1).<br />

Ein weiteres Mittel zur Voranstellung des Themas <strong>und</strong> somit relativer Rechtsbewegung des<br />

Rhemas ist die Dislokation (Smits, 1989: 161 ff.). An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Topikalisierung wird bei<br />

<strong>der</strong> Dislokation das vorangestellte Element wie<strong>der</strong> aufgenommen (62) <strong>und</strong> es kann nicht das<br />

Rhema darstellen (63). Da <strong>im</strong> Französischen Topikalisierung unmöglich ist (ebda: 195), müssen<br />

Sätze wie (60b) in <strong>der</strong> romanischen Sprache durch Dislokation wie<strong>der</strong>gegeben werden<br />

(64):<br />

62 Agnes, I shall meet her tomorrow.<br />

63 Kontext: Whom will you meet tomorrow?<br />

63a * AGNES, I shall meet her tomorrow.<br />

64a * Herve, Chris n’a<strong>im</strong>e pas.<br />

64b HerVE, Chris ne l’a<strong>im</strong>e PAS.<br />

Diese Strategien, in denen teils das Mitteilungszentrum an das Satzende (56, 57, 60, 63) <strong>und</strong><br />

teils an den Satzanfang gestellt werden (58, 59, 61), sind insofern nicht verwun<strong>der</strong>lich, als<br />

beide Positionen solche mit relativer intonatorischer Prominenz darstellen (Quirk e.a., 1979:<br />

945). Auch <strong>im</strong> Deutschen kann das Vorfeld sowohl unakzentuierte Anschlußfunktion als auch<br />

Fokussierungsfunktion erfüllen:<br />

65 Deshalb SCHIELT er heute.<br />

66 GUT kannst Du schielen.


17<br />

Viel beschränkter als <strong>im</strong> Deutschen gibt es auch <strong>im</strong> Englischen die Möglichkeit <strong>der</strong> "Subjekt-<br />

Verb-Inversion" 28 (Quirk e.a., 1979: 948 ff.) mit o<strong>der</strong> ohne Voranstellung eines expletiven<br />

Elements:<br />

67 So say the rest of us.<br />

68 There is a fly in my soup.<br />

Im Französischen stehen in etwa die gleichen Mittel zur Markierung von Thema, Rhema <strong>und</strong><br />

Fokus wie <strong>im</strong> Englischen zur Verfügung 29 .<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß es auch <strong>im</strong> Englischen eine ganze Reihe von<br />

Möglichkeiten gibt, die Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung auszudrücken. Allerdings scheint es, daß<br />

die relative Wichtigkeit <strong>der</strong> Verbergänzungen in <strong>der</strong> Schriftsprache <strong>im</strong> Deutschen feiner zu<br />

regulieren ist. Es wäre stilistisch unangebracht, jede Thema/Rhema-Verschiebung deutscher<br />

Sätze in <strong>der</strong> Zielsprache durch strukturelle Mittel wie Topikalisierung, Clefting etc. wie<strong>der</strong>zugeben.<br />

Allerdings wäre es wünschenswert, eine Übersetzungsäquivalenz von starker Hervorhebung<br />

<strong>im</strong> Deutschen, die durch Permutation bewirkt wird, <strong>und</strong> den entsprechenden<br />

Strukturen <strong>im</strong> Englischen herzustellen. Die vorliegende Arbeit mußte sich auf die Positionierung<br />

von Adverbien beschränken.<br />

5.2 Die Position von Angaben/Adverbien<br />

Wesentlich freier als die Ergänzungen können <strong>im</strong> Englischen Adverbien bewegt werden:<br />

71a<br />

71b<br />

72a<br />

72b<br />

Sibylle kissed Carlos often.<br />

Sibylle often kissed Carlos.<br />

Consequently, Oliver and Randy don’t speak about it any more.<br />

Oliver and Randy consequently don’t speak about it any more.<br />

Zwischen <strong>der</strong> <strong>englischen</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Adverbposition besteht eine Parallelität. (71a) <strong>und</strong><br />

(71b) würden <strong>im</strong> Deutschen durch (73a) <strong>und</strong> (73b) wie<strong>der</strong>gegeben werden, (72a) <strong>und</strong> (72b)<br />

durch (74a) <strong>und</strong> (74b) respektive. Der Unterschied zwischen den (a)- <strong>und</strong> den (b)-Sätzen in<br />

(71) <strong>und</strong> (73) scheint allerdings größer zu sein als <strong>der</strong> in den Satzpaaren (72) <strong>und</strong> (74):<br />

73a<br />

73b<br />

74a<br />

74b<br />

Sibylle hat Carlos oft geküßt.<br />

Sibylle hat oft Carlos geküßt.<br />

Folglich sprechen Oliver <strong>und</strong> Randy nicht mehr darüber.<br />

Oliver <strong>und</strong> Randy sprechen folglich nicht mehr darüber.<br />

Adverbien sind <strong>im</strong> Englischen bezüglich ihrer Stellung dennoch eingeschränkt. Sie können<br />

nur in Anfangs- (72a), Mittel- (71b, 72b) <strong>und</strong> Endstellung stehen (71a) <strong>und</strong> selbst diese drei<br />

28<br />

29<br />

Der Begriff Subjekt-Verb-Inversion ist freilich für das Deutsche völlig unangebracht.<br />

Das Französische bietet darüber hinaus die Möglichkeit, lange <strong>und</strong> rhematische Subjekte ans Satzende zu<br />

rücken <strong>und</strong> somit die Position vor dem Verb leer zurückzulassen. Dies entspricht jedoch relativ literarischem<br />

Stil (Beispiel aus dem erklärenden Text von Wagner/Pinchon, 1962: 393):<br />

69 Appartiennent à cette catégorie les adverbes circonstanciels (de temps ou de lieu) et les<br />

adverbes par lesquels un locuteur expr<strong>im</strong>e son opinion sur D.<br />

Nach Arrivé, Gadet <strong>und</strong> Galmiche (1986: 441) besitzt auch das Französische ein Äquivalent zum <strong>deutschen</strong><br />

expletiven es, das als Platzhalter das Vorfeld füllt <strong>und</strong> somit rhematischen Elementen ins Mittelfeld<br />

verhelfen kann. Es handelt sich um das unpersönliche Subjekt (Beispiel nach Arrivé/Gadet/Galmiche: 441):<br />

70 Un accident est arrivé. --> Il est arrivé un accident.


Positionen sind nicht für alle Adverbien zugelassen. Die meisten Adverbien sind nur an einer<br />

o<strong>der</strong> an zwei Positionen möglich:<br />

75a<br />

75b<br />

75c<br />

* Almost, they met.<br />

They almost met. (nur Mittelstellung)<br />

* They met almost.<br />

Die Beschränkung <strong>der</strong> <strong>Adverbstellung</strong> auf diese drei Positionen ist aus (76) ersichtlich. Allerdings<br />

haben Gradadverbien etwas mehr Stellungsfreiheit (77), was darauf zurückzuführen ist,<br />

daß sie Bestandteil <strong>der</strong> Konstituente sind, die sie graduieren:<br />

76a<br />

76b<br />

76c<br />

77a<br />

77b<br />

Chris often gave a book to Sarah.<br />

* Chris gave often a book to Sarah.<br />

* Chris gave a book often to Sarah.<br />

* Chris gave Sarah often ten Po<strong>und</strong>s.<br />

Chris gave Sarah only ten Po<strong>und</strong>s.<br />

Eine einfache <strong>und</strong> dennoch relativ effektive <strong>Beschreibung</strong> <strong>der</strong> möglichen <strong>englischen</strong> Adverbpositionen<br />

erstellte Michael Swann (1980). Nach seiner Einteilung gibt es neun Adverbklassen,<br />

die sich nach ihren Stellungsmöglichkeiten unterscheiden:<br />

Adverbklasse (Beispiel) initial mid end<br />

Location (outside) x x<br />

Certainty (perhaps)<br />

x<br />

T<strong>im</strong>e (once, yesterday) x x<br />

Discourse markers (actually, frankly) x x<br />

Manner (happily, slowly) x x<br />

Focussing (only, either, as well) x x<br />

Frequency (somet<strong>im</strong>es, always)<br />

x<br />

Evaluative (well, badly)<br />

x<br />

Degree (almost, quite)<br />

x<br />

Nach Baker (1989: 282 ff.) gibt es zwei weitere Adverbpositionen, da es bei <strong>der</strong> Mittelstellung<br />

zu unterscheiden gilt, ob Adverbien vor o<strong>der</strong> nach dem finiten Verb o<strong>der</strong> vor dem<br />

Aktionsverb stehen müssen. Für die seltene Position des Adverbs vor dem Aktionsverb sieht<br />

Baker selbst nur ein einziges Beispiel (79; ebda.: 284):<br />

78a<br />

78b<br />

78c<br />

79a<br />

79b<br />

79c<br />

Consolata probably has been listening to Oliver.<br />

Consolata has probably been listening to Oliver.<br />

* Consolata has been probably listening to Oliver.<br />

* Randy cheerfully has eaten the tacos.<br />

* Randy must cheerfully have eaten the tacos.<br />

Randy must have cheerfully eaten the tacos.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Beschreibung</strong>, welche Adverbien wo stehen können, lassen sich nur teilweise allgemeine<br />

Regeln erstellen. Manche Adverbien lassen sich keiner Klasse zuordnen (ebda.: 283):<br />

By means of extensive series of exper<strong>im</strong>ents, we can get an idea of where various adverbs are acceptable.<br />

In some cases we can give rules that refer to entire classes; in other cases it is necessary to single<br />

out individual words for special treatment.<br />

Das Ergebnis von Bakers Untersuchung ist eine Liste, die teils Adverbklassen <strong>und</strong> teils einzelne<br />

Adverbien enthält (ebda.: 285; S steht für Satz/sentence, V für Verb, VP für<br />

Verbalphrase):


19<br />

Adverb/ S-initial Before After Before End of<br />

Adverbklasse finite V finite V Action V VP<br />

now yes yes yes no yes<br />

then yes yes yes no yes<br />

already yes yes yes no yes<br />

still yes yes yes no yes<br />

yet no no no no yes<br />

any more no no no no yes<br />

often yes yes yes no yes<br />

somet<strong>im</strong>es yes yes yes no yes<br />

always yes yes yes no yes ?<br />

never yes yes yes no yes<br />

Epistemic yes yes yes no no<br />

Attitudinal yes yes yes no no<br />

Universal no yes yes no no<br />

also no yes yes no yes<br />

cheerfully yes no no yes yes<br />

probably yes yes yes no no<br />

too no no no no yes<br />

even yes yes yes no yes ?<br />

only yes yes yes no no<br />

Baker macht darauf aufmerksam, daß sich Sprecherurteile bezüglich <strong>der</strong> Akzeptanz von<br />

Adverbien in best<strong>im</strong>mten Positionen unterscheiden. Eigene Befragungen bestätigten dies.<br />

Die Before-Action Verb Position scheint für eine allgemeine Implementierung <strong>der</strong> <strong>englischen</strong><br />

<strong>Adverbstellung</strong> wenig Bedeutung zu haben, da sie nur von cheerfully eingenommen werden<br />

kann. Bezüglich <strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten Spalte (before/after finite verb) fällt auf, daß Adverbien<br />

entwe<strong>der</strong> beide Positionen einnehmen können o<strong>der</strong> aber gar keine. Die Wirkung <strong>der</strong> Vor<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Nachstellung beschreibt Baker als einen Betonungsunterschied (ebda.: 293 f.):<br />

80a<br />

80b<br />

80c<br />

80d<br />

When the finite verb is stressed, adverbs like never, probably, and all go before it. When the finite<br />

verb is unstressed, the same adverbs are allowed to follow it.<br />

Hans never has (normal stress on has)<br />

Hans has never visited his Grandmother. (no stress on has)<br />

* Hans has never.<br />

Hans never was visited by his Grandmother.<br />

Baker schlußfolgert in seiner weiteren Untersuchung, daß die Position hinter dem finiten Verb<br />

vernachlässigt werden kann (ebda.: 297). Auch in dieser Arbeit soll weiterhin - wie von<br />

Swann vorgeschlagen - nur von einer Mittelstellung ausgegangen werden. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Tatsache,<br />

daß sich viele Adverbien nicht recht in Klassen einteilen lassen, wurden bei <strong>der</strong> Lexikonarbeit<br />

obenstehende Klassen als Anhaltspunkte genommen <strong>und</strong> die Zulässigkeit in Anfangs-,<br />

Mittel- <strong>und</strong> Endstellung daraufhin nochmals an Beispielen überprüft <strong>und</strong> eventuell<br />

korrigiert.<br />

Der unterschiedliche Gebrauch <strong>der</strong> drei verbleibenden Stellungsmöglichkeiten wird <strong>im</strong> folgenden<br />

Abschnitt über Topik <strong>und</strong> Fokus diskutiert.


6. TOPIK UND SATZFOKUS<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Rolle für die Wortstellung spielt es, welche Elemente das Satztopic darstellen<br />

<strong>und</strong> welche den Satzfokus tragen sollen.<br />

6.1 Die Bedeutung des Topiks für die Wortstellung<br />

Der Argumentation in 5.1 folgend soll das Merkmal {topic=yes} <strong>im</strong> Deutschen <strong>und</strong> Englischen<br />

per default 30 jeweils dem ersten Element zugewiesen werden. Das topic-Merkmal dient<br />

dazu, das topic-Element <strong>der</strong> Ausgangssprache in <strong>der</strong> Zielsprache an <strong>der</strong>en topic-Position zu<br />

stellen:<br />

81a<br />

81b<br />

82a<br />

82b<br />

Morgen spielt Hans Volleyball.<br />

Tomorrow, Hans will play volleyball.<br />

Hans spielt unglücklicherweise Klavier.<br />

Hans unfortunately plays the piano.<br />

Steht somit <strong>im</strong> Deutschen ein an<strong>der</strong>es Element als das Subjekt <strong>im</strong> Vorfeld, so wird dies bei<br />

<strong>der</strong> Generierung des <strong>englischen</strong> Satzes in topic-Position vor das Subjekt gestellt. Umgekehrt<br />

wird ein englisches topikalisiertes Element <strong>im</strong> Deutschen ins Vorfeld gestellt. Steht das Subjekt<br />

in Initialstellung, so wird es bei <strong>der</strong> Übersetzung ebenso positioniert.<br />

Zu diesem Vorgehen gilt eine Ausnahme: Trägt das erste Element des Satzes den Satzfokus<br />

(vgl. folgenden Abschnitt 6.2), so wird ihm das Merkmal {topic=yes} nicht zugewiesen. Mit<br />

diesem Vorgehen soll <strong>der</strong> Tatsache Rechnung getragen werden, daß die Hauptinformation des<br />

Satzes auch <strong>im</strong> Vorfeld bzw. in topic-Stellung stehen kann. Be<strong>im</strong> vorliegenden Ansatz schließen<br />

sich somit die Merkmale topic <strong>und</strong> focus aus.<br />

6.2 Die Bedeutung des Fokus für die Wortstellung<br />

Wie Rochemont in einem früheren EUROTRA-D Working Paper (1989: 15 ff.) für das Englische<br />

gezeigt hat, hat <strong>der</strong> Satzfokus eine ähnliche Bedeutung für die Wortstellung wie das<br />

Topik. Inwieweit er sich auf deutsche Wortstellung <strong>und</strong> die Übersetzung auswirkt, soll <strong>im</strong><br />

folgenden gezeigt werden.<br />

Manche Stellungsklassen haben eine starke Links- o<strong>der</strong> Rechtstendenz <strong>im</strong> Satz, was bewirkt,<br />

daß es relativ eindeutig ist, wie sie relativ zu an<strong>der</strong>en Elementen stehen sollten:<br />

83a<br />

83b<br />

84a<br />

84b<br />

Upamanyu sah gestern eine In<strong>der</strong>in.<br />

* Upamanyu sah eine In<strong>der</strong>in gestern.<br />

Upamanyu sah sie gestern.<br />

?? Upamanyu sah gestern sie.<br />

Bei einer Reihe an<strong>der</strong>er Sätze ist hingegen keine eindeutige Präferenz einer Wortstellung gegenüber<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en festzustellen. Vielmehr unterscheiden sich in diesem Fall zwei Varianten<br />

des gleichen Satzes offenbar nur in ihren Gebrauchsbedingungen, d.h. die Thema-Rhema-<br />

Struktur, in die <strong>der</strong> Satz eingefügt ist, entscheidet darüber, welche Variante vorzuziehen ist.<br />

Wie bereits mehrfach erwähnt wurde, ist hierbei die Parallelität zwischen dem Englischen <strong>und</strong><br />

30<br />

Der Begriff Zuweisung einer Eigenschaft A per default besagt, daß A <strong>im</strong>mer dann zugewiesen wird, wenn<br />

nicht schon eine an<strong>der</strong>slautende, wi<strong>der</strong>sprechende Information B vorliegt, d.h. in diesem Fall wenn das<br />

Vorfeldelement nicht schon die Information {topic=no} trägt.


21<br />

dem Deutschen bemerkenswert. Auch <strong>im</strong> Englischen ist bei den Adverbien, die sowohl <strong>im</strong><br />

Satzinneren als auch am Satzende stehen können, die TRG von Bedeutung:<br />

85a<br />

85b<br />

86a<br />

86b<br />

Er las oft Musils 'TÖRless'.<br />

Er las Musils 'Törless' OFT.<br />

He often read Musil's 'TÖRless'.<br />

He read Musil's 'Törless' OFten.<br />

I.d.R. erhält das letzte Satzglied den Satzakzent <strong>und</strong> <strong>der</strong> Satzfokus bzw. die Hauptinformation<br />

wird oftmals ans Satzende gestellt (vgl. Quirk e.a. (1979: 945); Rochemont (1989: 3)). Selbstverständlich<br />

ist es nicht ausgeschlossen, an<strong>der</strong>e Satzglie<strong>der</strong> zu akzentuieren (87).<br />

87 He OFten read Musil's 'Törless'.<br />

Wird in einem Satz wie (87) often aufgr<strong>und</strong> des Kontextes akzentuiert, so wird dieser Satz auf<br />

die vorgeschlagene Weise falsch analysiert. Sätze wie dieser fallen dem Vorgehen <strong>der</strong><br />

Kontext<strong>im</strong>itation zum Opfer. In kontextlosen Sätzen ist das Ergebnis <strong>der</strong> vorgeschlagenen<br />

Analyse allerdings das wahrscheinlichste.<br />

Es scheint somit angebracht, das fokussierte Element bei <strong>der</strong> Analyse zu erkennen, zu markieren<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Zielsprache - wenn möglich - wie<strong>der</strong> an die Fokusposition zu setzen.<br />

Neben <strong>der</strong> Satzendestellung gibt es <strong>im</strong> Deutschen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Englischen weitere Mittel, Elemente<br />

des Satzes zu fokussieren. Diese Konstruktionen bewirken jedoch in <strong>der</strong> Regel stärkere<br />

Fokussierung als die Endstellung. Im folgenden sollen einige syntaktische Mittel aufgezählt<br />

werden, die zu Fokussierung eines Elementes führen <strong>und</strong> die dementsprechend bei <strong>der</strong> Satzanalyse<br />

berücksichtigt werden müssen, um das Merkmal {focus=yes} zuweisen zu können.<br />

Zuerst sollen fokussierende Konstruktionen des Deutschen aufgeführt werden <strong>und</strong> dann diejenigen,<br />

die <strong>im</strong> Englischen gelten.<br />

6.3 Erkennung von Fokussierung <strong>im</strong> Deutschen<br />

Die Stellung einer Reihe von Elementen <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> Vorfeld führt zu starker Akzentuierung<br />

dieser Elemente <strong>und</strong> somit zu markierten bzw. kontextuell eingeschränkten Sätzen. Es handelt<br />

sich vor allem um Verbadverbien (88), Konkomitanzangaben (89), Instrumentalangaben (90),<br />

Situativ- (91) <strong>und</strong> Direktivergänzungen (92) sowie um indefinite Ergänzungen (93) außer dem<br />

Nominativ:<br />

88 SCHNELL bist Du gelaufen.<br />

89 Mit BERNhard will sie in den Urlaub fahren.<br />

90a Mit dem HAMmer hat er Mücken gejagt.<br />

91 In MÜNchen wohnt Günter.<br />

92 Nach MÜNchen fährt er.<br />

93 Eine IN<strong>der</strong>in hat Anne <strong>im</strong> Bus kennengelernt.<br />

Diese Hervorhebung wird vermutlich dadurch bewirkt, daß das deutsche Vorfeld typischerweise<br />

von Elementen mit Anknüpfungsfunktion besetzt ist, die aufgeführten Wort- <strong>und</strong><br />

Funktionsklassen jedoch jeweils typisch rhematische Elemente darstellen. Gleichzeitig sind<br />

sie sehr verbnahe Elemente, die dazu tendieren, am Satzende, eventuell vor dem Verb in<br />

Letztstellung, zu stehen. Es ist anzumerken, daß die aufgeführten Vorfeldelemente zwar unter<br />

Umständen nicht den Hauptfokus des Satzes tragen (90b). Sie stellen jedoch <strong>im</strong>mer kontra-


stive Elemente dar. Für (90a) ist es beispielsweise sehr schwer, einen möglichen Kontext zu<br />

finden, in dem die Instrumentalangabe nicht fokussiert ist:<br />

90b<br />

90c<br />

90d<br />

Mit dem HAMmer hat er MÜcken gejagt, mit dem Schraubenzieher Ameisen.<br />

?? Mit dem Hammer hat er Ameisen gejagt <strong>und</strong> nicht FLIEgen.<br />

?? Mit dem Hammer hat er Ameisen geJAGT <strong>und</strong> nicht geSTREIchelt.<br />

Nominative, definite Ergänzungen (94) sowie exist<strong>im</strong>atorische (95) <strong>und</strong> situative Angaben<br />

(96) haben an<strong>der</strong>erseits oftmals Anknüpfungsfunktion o<strong>der</strong> bieten sich als Satzgegenstand an.<br />

Definite Ergänzungen an<strong>der</strong>er Kasus können zwar fokussiert sein (97a). Die nicht fokussierte<br />

Lesart ist jedoch wenigstens ebenso wahrscheinlich (97b).<br />

94 Ralf hätte gerne <strong>im</strong> Bus eine In<strong>der</strong>in kennengelernt.<br />

95 Wahrscheinlich hat Axel Fieber.<br />

96 Gestern habe ich W<strong>im</strong> Wen<strong>der</strong>s' Reise ans Ende <strong>der</strong> Welt gesehen.<br />

97a DIEses Buch will Paul lesen (... <strong>und</strong> kein AN<strong>der</strong>es).<br />

97b Dieses Buch habe ich letztes Jahr schon gelesen.<br />

Da definite Pronomen starke Linkstendenz haben, bewirkt ihre Rechtsverschiebung relativ zu<br />

an<strong>der</strong>en Elementen kontrastive Hervorhebung des Pronomens:<br />

98 Axel hat Cornelia IHM vorgezogen (<strong>und</strong> nicht etwa umgekehrt).<br />

99 Philippe wollte dennoch IHN küssen.<br />

Für Elemente mit starker Rechtstendenz gilt die komplementäre Feststellung: Wird hinter sie<br />

ein an<strong>der</strong>es Element gestellt, so wird dadurch Thematisierung des Elements mit Rechtstendenz<br />

bewirkt <strong>und</strong> das nachgestellte Glied erhält Kontrastakzent. Zu den Elementen mit<br />

Rechtstendenz zählen Verbadverbien (100), Gleichsetzungsnominative (101) <strong>und</strong> -adjektive<br />

(102), Präpositionalobjekte (103), Nomen von Funktionsverbgefügen (104) <strong>und</strong> indefinite Ergänzungen<br />

außer dem Nominativ (105). Nicht alle diese Elemente können nach links verschoben<br />

werden (104):<br />

100 Rita rezitiert laut R<strong>im</strong>BAUD.<br />

101 ?? Louisa war Lehrerin vor zehn JAHren schon.<br />

102 ? Meine Oma war so runzelig vor zehn JAHren schon.<br />

103 Er unterrichtete ihn über den Sieg eine Woche zu SPÄT.<br />

104 * Jutta brachte in Anwendung das neue KonZEPT.<br />

105a Joanne kann einen Angriff seither ABwehren.<br />

Der letzte Beispielsatz ist nur denkbar, wenn bereits zuvor über das Abwehren von Angriffen<br />

gesprochen wurde, o<strong>der</strong> ein Kontext wie <strong>der</strong> folgende angenommen wird:<br />

105b<br />

Kontext: Joanne besucht seit einem Jahr einen Selbstverteidigungskurs.<br />

Sie kann einen Angriff seither abwehren.<br />

Neben den genannten Möglichkeiten, ein Element zu fokussieren:<br />

1) Markierte Vorfeldbesetzung<br />

2) Rechtsversetzung von Elementen mit starker Linkstendenz<br />

3) Rechtsversetzung hinter Elemente mit starker Rechtstendenz<br />

gibt es folgende weitere fokusanziehende Konstruktionen. Fokussierung kann erreicht werden:<br />

4) durch Kombination mit Gradpartikeln:<br />

106 Till küßt sogar MÄNner.


23<br />

5) durch Son<strong>der</strong>negation:<br />

107 Bärbel schickte den Brief nicht <strong>der</strong> FRAU.<br />

Weiterhin sind indefinite Nominalphrasen meist rhematisch <strong>und</strong> stellen somit das bzw. ein<br />

Mitteilungszentrum des Satzes dar. Somit liegt <strong>der</strong> Satzakzent i.d.R. auf ihnen. Wird in einem<br />

Satz keines <strong>der</strong> bisher genannten Mittel benützt, so liegt <strong>der</strong> Satzakzent normalerweise auf<br />

dem letzten akzentuierbaren Element des Satzes:<br />

6) Indefinite NPn ziehen den Satzakzent an:<br />

108 Randy hat Erich damals einen Regenwurm schenken wollen.<br />

7) Der Satzakzent liegt i.d.R. auf dem letzten akzentuierbaren Satzglied:<br />

109 Nadia sprach deshalb mit Randy über den Regenwurm.<br />

Freilich besteht ein großer Unterschied etwa zwischen <strong>der</strong> Fokussierung in 2), wo notwendigerweise<br />

Kontrast vorliegen muß, <strong>und</strong> <strong>der</strong> in 6) o<strong>der</strong> 7), wo unter Umständen auch an<strong>der</strong>e<br />

Satzglie<strong>der</strong> den Satzakzent tragen können. Insbedon<strong>der</strong>e müßte Kontrastakzent in Sprachen<br />

mit relativ starrer Wortstellung in geschriebener Sprache durch Herausstellung nach links<br />

wie<strong>der</strong>gegeben werden, was selbstverständlich für normalen Satzakzent nicht <strong>der</strong> Fall ist:<br />

110a<br />

110b<br />

110c<br />

110d<br />

110e<br />

Hervé wollte gestern IHN küssen.<br />

?? Yesterday, Hervé wanted to kiss h<strong>im</strong>.<br />

It was HIM that Hervé wanted to kiss yesterday.<br />

C'est LUI que Pierre voulait embrasser.<br />

* Hier, Pierre voulait l'embrasser.<br />

6.4 Erkennung von Fokussierung <strong>im</strong> Englischen<br />

Das Englische verhält sich teils ähnlich, teils unterschiedlich wie das Deutsche.<br />

Rochemont (1989: 13) nennt Fälle von Fokussierung durch syntaktische Mittel structural<br />

focus 31 <strong>und</strong> stellt diesen dem phonological focus gegenüber. Für das Englische zählt er folgende<br />

fokussierende Konstruktionen auf (ebda.: 13 f.; Beispiele von Rochemont):<br />

1) Directional/Locative Inversion<br />

111 Into the room ran his wife.<br />

112 Aro<strong>und</strong> the room ran his wife.<br />

2) Preposing Aro<strong>und</strong> be<br />

113 Behind h<strong>im</strong> was his wife<br />

114 Happiest to see h<strong>im</strong> go was his wife.<br />

3) NP Shift (PTI & HNPS)<br />

115 There ran into the lobby a large group of excited reporters. (PTI)<br />

116 John noticed in the lobby a large group of excited reporters. (HNPS)<br />

4) Extraposition from NP<br />

117 A man came into the room who everybody knew/with blond hair.<br />

5) It Clefts<br />

118 It was a group of reporters that John noticed in the lobby.<br />

31<br />

"In (111) the focus is marked structurally, through the form of the sentence itself, and accent is required to<br />

coincide with the structurally indicated focus." (Rochemont, 1989: 13; Beispielnumerierung geän<strong>der</strong>t)


6) Pseudoclefts<br />

119 What John noticed in the lobby was a group of reporters.<br />

Weiterhin würden Passiv, Existential there Insertion, Topicalization <strong>und</strong> Left Dislocation sowie<br />

Dative Shift fokussierend wirken. Be<strong>im</strong> Auftreten <strong>der</strong> Letzteren liegt zwar meist Fokussierung<br />

vor. Dies ist allerdings keineswegs obgligatorisch.<br />

6.5 Fokus <strong>und</strong> Negation<br />

Nach Altmann (1976: 30 f.) <strong>und</strong> Rochemont (1989: 6) hat ein einfacher Satz, d.h. ein Satz mit<br />

einem Hauptverb, i.d.R. nur einen Fokus. Sätze mit mehreren Foki sind zwar gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

möglich (Beispiel aus dem erklärenden Text von Engel (1989: 764)):<br />

120 So kann <strong>der</strong> Sprecher auch mit ihrer Hilfe [<strong>der</strong> Gradpartikel, A.d.V.] vor allem seine Einstellung zu<br />

einem Sachverhalt ausdrücken.<br />

Sie sind jedoch sowohl kontextuell ziemlich eingeschränkt als auch weniger häufig <strong>und</strong> m.E.<br />

weniger wahrscheinlich. Gradadverbien fokussieren <strong>und</strong> folglich liegt <strong>der</strong> Satzakzent i.d.R.<br />

bei den graduierten Elementen. Dasselbe gilt für die Negation. Liegt Satznegation vor, d.h.<br />

kann die Negationspartikel nicht sich gr<strong>und</strong>sätzlich auf alle einzelnen Elemente des Satzes<br />

beziehen (121a bis 121e), <strong>und</strong> wird gleichzeitig ein Element des Satzes fokussiert (122), so<br />

betrifft die Negation mit großer Wahrscheinlichkeit dasselbe fokussierte Element:<br />

121a<br />

121b<br />

121c<br />

121d<br />

121e<br />

122a<br />

122b<br />

DIE SCHWESTER VON WOLF hat dem Lehrer das Buch nicht geliehen (son<strong>der</strong>n Wolf<br />

SELBST/die Schwester von JOHANNES).<br />

Die Schwester von Wolf HAT dem Lehrer das Buch nicht geliehen (son<strong>der</strong>n WIRD es ihm leihen).<br />

Die Schwester von Wolf hat DEM LEHRER das Buch nicht geliehen (son<strong>der</strong>n einem ANDEREN<br />

Lehrer/dem SCHÜLER).<br />

? Die Schwester von Wolf hat dem Lehrer DAS BUCH nicht geliehen (son<strong>der</strong>n ein ANDERES<br />

Buch/die ZEITSCHRIFT).<br />

Die Schwester von Wolf hat dem Lehrer das Buch nicht GELIEHEN (son<strong>der</strong>n GESCHENKT).<br />

Nur PAUL hat dem Lehrer das Buch nicht geliehen.<br />

?? Nur Paul hat dem Lehrer das Buch nicht geLIEhen.<br />

Aus dem Beispiel geht hervor, daß die Erkennung des Fokus eines Satzes nicht nur für die<br />

Wortstellung bei <strong>der</strong> Übersetzung von Bedeutung sein kann, son<strong>der</strong>n auch zur Erkennung des<br />

Elements, das durch die Negation mit großer Wahrscheinlichkeit betroffen ist.<br />

7. DIE STELLUNGSKLASSEN IM DEUTSCHEN<br />

Wie in Abschnitt 4 beschrieben, soll die richtige Wortstellung des Deutschen <strong>und</strong> Englischen<br />

Satzes anhand von Stellungsklassen generiert werden. Im folgenden werden die <strong>deutschen</strong><br />

Stellungsklassen erläutert <strong>und</strong> die Merkmale eingeführt, die zu <strong>der</strong>en Klassifizierung in <strong>der</strong><br />

CAT2-Grammatik benötigt werden. Die Angabestellungsklassen sollen zuerst getrennt diskutiert<br />

<strong>und</strong> erst dann relativ zu den Elementen <strong>der</strong> Ergänzungen beschrieben werden.<br />

7.1 Die Angabestellungsklassen<br />

Die Frage <strong>der</strong> Abfolge von Angaben untereinan<strong>der</strong> ist ein Stiefkind linguistischer <strong>Beschreibung</strong>.<br />

In <strong>der</strong> Literatur wurden <strong>im</strong>mer nur Teilbereiche diskutiert, wie etwa die Abfolge<br />

temporaler <strong>und</strong> lokaler Angaben untereinan<strong>der</strong> (Lenerz, 1977: 78 ff.; Vennemann, 1974), die<br />

Abfolge von Abtönungspartikeln (Thurmair, 1988) o<strong>der</strong> die relative Abfolge von Großgrup-


25<br />

pen wie "Modal- <strong>und</strong> Lokalbest<strong>im</strong>mungen" einerseits <strong>und</strong> "Konjunktionaladverbien" an<strong>der</strong>erseits<br />

(Helbig/Buscha, 1981: 515 f.). Die DUDEN-Grammatik (1984) sowie Steinitz’<br />

Adverbialsyntax (1969) gehen auf Stellung überhaupt nicht ein. Die Akademiegrammatik<br />

(Heidolph/Flämig/Motsch, 1981) führt zwar eine Musterabfolge von Ergänzungen <strong>und</strong> Angaben<br />

auf. Die angeführten Angabeklassen sind jedoch meist durch PPn realisiert <strong>und</strong> auch in<br />

ihrer Zahl mit unter fünf sehr beschränkt. In <strong>der</strong> Literatur zur Generativen Grammatik werden<br />

Angaben <strong>und</strong> ihre Position geradezu vorsätzlich von <strong>der</strong> Diskussion ausgespart.<br />

Lediglich Ulrich Engel (1970) beschrieb die relative Abfolge intuitiv erstellter Klassen. Diese<br />

wurden 1981 von Ursula Hoberg anhand des Mannhe<strong>im</strong>er DUDEN-Korpus einer empirischen<br />

Überprüfung unterzogen. Das Resultat war eine Verdoppelung <strong>der</strong> Engelschen Stellungsklassen<br />

auf 44 Angabeuntergruppen. Im folgenden werden ihre Angabegruppen mit kurzer<br />

<strong>Beschreibung</strong> aufgeführt, da die Klassifizierung in <strong>der</strong> CAT2-Grammatik auf Hobergs Ergebnissen<br />

aufbaut. Hobergs Stellungsklassen (1981: 106-129) sind rein empirisch, was bedeutet,<br />

daß Skopusphänomene <strong>und</strong> Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung in die Klassifizierung eingeflossen<br />

sind. Da in <strong>der</strong> vorliegenden Behandlung <strong>der</strong> <strong>Adverbstellung</strong> Thema <strong>und</strong> Rhema in ihrer<br />

Stellung geson<strong>der</strong>t behandelt werden, sind Hobergs Daten zwar nicht die bestmögliche Basis.<br />

Sie sind aber dennoch die genaueste <strong>und</strong> umfangreichste Klassifizierung, die momentan zur<br />

Verfügung steht. Läßt man Angaben in <strong>der</strong> von ihr vorgeschlagenen Reihe abfolgen, so ist die<br />

Chance groß, in einem kontextfreien Satz unmarkierte Serialisierung zu erreichen.<br />

7.1.1 Angabeklassen nach Hoberg<br />

Hobergs Angabestellungsklassen sind mit a 1 bis a 44 bezeichnet, wobei die Indexe die Abfolge<br />

<strong>der</strong> Elemente angeben, d.h. a 1 serialisiert vor a 2 etc.<br />

a 1 denn, ja (meist in direkten o<strong>der</strong> indirekten Fragesätzen)<br />

a 2 da, dann, nun, jetzt (nicht temporal)<br />

a 3 aber (nicht nur adversativ)<br />

also (nicht kausal)<br />

a 4 doch (nicht adversativ o<strong>der</strong> konzessiv, son<strong>der</strong>n bekräftigend)<br />

a 5 eben/halt (nicht temporal)<br />

nämlich<br />

nicht, etwa (in Fragesätzen)<br />

nur, bloß (Wunsch o<strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung)<br />

(pragmatischer Charakter des Satzes)<br />

a 6 jedoch, indessen, allerdings, nur (=allerdings), freilich, zwar, wohl (=zwar),<br />

vielmehr, dagegen, übrigens, jedenfalls ...<br />

(oft Gegensatz, Einschränkung, Korrektur eines an<strong>der</strong>en Satzes)<br />

a 7 erstens, zweitens ..., ferner, weiter(hin), außerdem, auch (=außerdem), sonst<br />

(=außerdem), zudem, überdies, obendrein, daneben, zugleich, darüber hinaus<br />

endlich/schließlich (nicht temporal), einerseits, an<strong>der</strong>erseits<br />

(zur Glie<strong>der</strong>ung des Sprechaktes)<br />

a 8 beispielsweise, z.B., etwa (=z.B.), u.a.<br />

in erster Linie, pr<strong>im</strong>är, sek<strong>und</strong>är, vor allem, beson<strong>der</strong>s, insbeson<strong>der</strong>e, zuletzt,<br />

insgesamt<br />

nicht zuletzt, vorwiegend, zumal, eben, gerade<br />

(Ordnungsfunktion)


a 9 sowieso, ohnehin, ohnedies, überhaupt, eigentlich (=überhaupt), <strong>im</strong>merhin<br />

(= wie dem auch sei, Unabän<strong>der</strong>lichkeit)<br />

a 10 laut Protokoll, nach Chomsky<br />

(referentiell, mit exist<strong>im</strong>atorisch-pragmatischem Charakter)<br />

a 11 an sich, <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e genommen, eigentlich (=<strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e), genau/streng genommen,<br />

<strong>im</strong> Prinzip, prinzipiell, letztlich, letzten Endes, theoretisch, praktisch,<br />

gewissermaßen, sozusagen, gleichsam<br />

<strong>im</strong> allgemeinen, <strong>im</strong> großen <strong>und</strong> ganzen, <strong>im</strong> wesentlichen, z,T.,<br />

teilweise, mehr o<strong>der</strong> weniger/min<strong>der</strong>, fast, beinahe<br />

(betreffen die Gültigkeit <strong>der</strong> Aussage, relativierend)<br />

a 12 eventuell, vielleicht, womöglich, möglicherweise, wohl, vermutlich, voraussichtlich,<br />

wahrscheinlich, sicher(lich), gewiß, best<strong>im</strong>mt, zweifellos, ohne Zweifel, ...<br />

natürlich, selbstverständlich, bekanntlich, angeblich, anscheinend, scheinbar,<br />

offenbar, offensichtlich, augenscheinlich ...<br />

(modifizieren den assertorischen Modus<br />

/ Evidenz wird bekräftigt o<strong>der</strong> abgeschwächt)<br />

a 13 hoffentlich, erfreulicherweise, Gottseidank, zum Glück<br />

unglücklicherweise, bedauerlicherweise, lei<strong>der</strong>, ...<br />

(erwünscht o<strong>der</strong> unerwünscht)<br />

a 14 dummerweise, klugerweise, merkwürdigerweise, eigentümlicherweise,<br />

billigerweise,zu (Un-)Recht, unmöglich, besser, ...<br />

normalerweise, irrtümlicherweise, ausnahmsweise, notwendigerweise,<br />

zwangsläufig, ...<br />

(kommentieren stark subjektiv wertend)<br />

a 15 in Wirklichkeit, in Wahrheit, wirklich, tatsächlich, in <strong>der</strong> Tat<br />

(nicht performatorisch, son<strong>der</strong>n beziehen sich auf das Tatsache-sein)<br />

a 16 wenigstens, zumindest, höchstens, allenfalls, bestenfalls<br />

(Maß-Adverbiale, Vergleich / oft adjungiert)<br />

a 17 (so)gar, selbst (=sogar) (ähnlich a 18 )<br />

a 18 ruhig, getrost, einfach, geradezu, leicht, regelrecht, ...<br />

(exist<strong>im</strong>atorischer Charakter)<br />

a 19 dann, in diesem Fall, unter <strong>der</strong> Bedingung/Voraussetzung, bei diesen Verhältnissen)<br />

(konditional)<br />

a 20 trotzdem, dennoch, ...<br />

(konzessiv)<br />

a 21 in dieser Hinsicht, rechtlich, wirtschaftlich, -mäßig, ...<br />

(Proform: in dieser Hinsicht,<br />

l<strong>im</strong>itieren die Prädikation auf einen best<strong>im</strong>mten Aspekt)<br />

a 22 deshalb, daher, (al)so, aus diesem Gr<strong>und</strong>e, infolge von, (somit?)<br />

(kausal)<br />

a 23 mit <strong>der</strong> Folge, daß<br />

(konsekutiv)<br />

a 24 zu diesem Zweck, mit diesem Ziel, ...<br />

(final)


27<br />

a 25 mit diesen Mitteln, damit, auf diesem Wege, durch solche Maßnahmen, mithilfe<br />

dieses Verfahrens<br />

(medial)<br />

a 26 gestern, nach dem Essen, 1980, jetzt, damals, später, mittlerweile, gleichzeitig,<br />

daraufhin, ...<br />

(Zeitraum, in dem sich <strong>der</strong> Sachverhalt abspielt)<br />

a 27 hier, auf <strong>der</strong> Straße, in Bonn<br />

(lokal, Proform: dort) "Quasi-Lokale", echte L. sind E)<br />

a 28 bei gutem Wetter, mit zweistündiger Verspätung, unter großem Beifall<br />

(Begleitumstände, Proform: wobei-Satz)<br />

a 29 bei <strong>der</strong> Feier, auf <strong>der</strong> Tagung, anläßlich ...<br />

(Anlaß, Gelegenheit, Proform: dabei)<br />

a 30 hier, in <strong>der</strong> Kunst, auf diesem Gebiet, bei Goethe, für mich, bezüglich, betreffs<br />

(l<strong>im</strong>itierende Funktion, lokal o<strong>der</strong> abstrakt-geistig)<br />

a 31 entgegen allen Voraussagen, <strong>im</strong> Verhältnis/Vergleich zu früher, vergleichsweise<br />

entsprechend/gemäß <strong>der</strong> Vereinbarung<br />

(Gegensatz o<strong>der</strong> Entsprechung eines Sachverhaltes <strong>im</strong> Vergleich)<br />

a 32 von <strong>der</strong> Polizei, durch die Amerikaner<br />

((Personaler) Urheber eines Geschehens, Agensangabe <strong>im</strong> Passivsatz)<br />

a 33 plötzlich, auf einmal, endlich, schließlich, bald, sofort, (so)gleich, unverzüglich,<br />

gerade, (so)eben, ...<br />

(valuativ-temporal, geben Zeitpunkt an)<br />

a 34 doch, durchaus, (sehr) wohl, schon/noch/erst (nicht temporal).<br />

(ca. pragmatisch, sprecherbezogen)<br />

a 35 auch, ebenfalls, gleichfalls.<br />

a 36 wie<strong>der</strong>(um), erneut, noch einmal, nochmals, abermals, <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>, ...<br />

(Wie<strong>der</strong>holung, iterativ)<br />

a 37 ein paarmal, jedesmal, selten, zeitweise, vielfach, wie<strong>der</strong>holt, häufig, oft, regelmäßig,<br />

stets, <strong>im</strong>mer(zu), ständig, manchmal, jährlich...<br />

(Frequenz)<br />

a 38 nur, bloß, lediglich, allein, einzig.<br />

(l<strong>im</strong>itierend)<br />

a 39 schon, bereits, noch, <strong>im</strong>mer noch, erst.<br />

(temporal-pragmatisch, schon: (Erwartung des Sprechers)<br />

a 40 3 Wochen, den ganzen Tag, von 8-10 Uhr, lange, am Montag, um 9 Uhr, ...<br />

(zeitliche Dauer, Zeitpunkt)<br />

a 41 nicht, gar nicht, überhaupt nicht, nicht mehr, nicht etwa, nicht einmal, keineswegs, in<br />

keiner Weise, kaum, nie(mals), ...<br />

(Negationsangaben, auch graduierend (ganz <strong>und</strong> gar nicht, kaum))<br />

a 42 mit den Kin<strong>der</strong>n, in Begleitung eines Erwachsenen, miteinan<strong>der</strong>, ...<br />

(konkomitant, begleitend-kooperational)<br />

so, schnell, laut, mit großem Eifer, gut, gern, auf diese Weise,<br />

a 43


sehr, wenig, völlig, ganz, ein bißchen, ...<br />

modifizieren, graduieren, quantifizieren<br />

(Modificativa (unter Ausschluß <strong>der</strong> attributiv verwendeten Modalangaben),<br />

Proformen: so/in diesem Maße<br />

a 44 mit dem Messer, mit Hilfe eines Bohrers, ...<br />

(Instrumentalangaben) (konkreter als Mediale)<br />

7.1.2 <strong>Adverbstellung</strong>sklassen in CAT2<br />

In <strong>der</strong> CAT2-Grammatik wurden Hobergs Klassen nicht genau übernommen. Die Gründe dafür<br />

liegen erstens in <strong>der</strong> schweren Handhabbarkeit <strong>der</strong> 44 Untergruppen <strong>und</strong> zweitens in <strong>der</strong><br />

Tatsache, daß eine Reihe ihrer Gruppen nicht durch Adverbien, son<strong>der</strong>n nur durch PPn repräsentiert<br />

sind, <strong>der</strong>en automatische semantische Erkennung bisher nicht bewerkstelligt ist. Es<br />

scheint weiterhin, daß in den von CAT2 zu übersetzenden Texten best<strong>im</strong>mte Angabetypen so<br />

gut wie nie vorkommen. Hierbei handelt es sich insbeson<strong>der</strong>e um die Gruppe <strong>der</strong> Abtönungspartikeln,<br />

die eine deutsche Beson<strong>der</strong>heit darstellen <strong>und</strong> die deshalb nicht ins Deutsche übersetzt<br />

werden müssen (Pelz, 1963). Schließlich sind einige <strong>der</strong> Stellungsklassen Hobergs <strong>im</strong><br />

CAT2-Lexikon nur durch ein einziges Adverb vertreten, was wennmöglich vermieden werden<br />

sollte.<br />

Somit wurden die Adverbien in nur 14 Stellungsklassen unterteilt, die sich jedoch aus<br />

mnemotechnischen Gründen aus 17 Namensklassen zusammensetzen 32 . Übersetzungsergebnisse<br />

zeigten, daß diese weniger genaue Unterteilung ausreicht.<br />

Zugr<strong>und</strong>egelegt wurden Hobergs Stellungsklassen, die folgen<strong>der</strong>maßen zusammengefaßt <strong>und</strong><br />

benannt wurden (<strong>der</strong> Namensbeginn moda_ steht für Modifier-Adverb, modp steht dementsprechend<br />

für Modifier-PP):<br />

32<br />

a 6 (contradiction) <strong>und</strong> a 7 , a 8 (or<strong>der</strong>) konnten beispielsweise wegen <strong>der</strong> großen semantischen Verschiedenheit<br />

<strong>der</strong> Elemente schlecht mit einem Namen erfaßt werden, <strong>der</strong> trotz aller Kürze Aufschluß über seine<br />

Elemente gegeben hätte. Da sich jedoch a 6 -a 8 bezüglich <strong>der</strong> Stellung gut zusammenfassen lassen, wurden<br />

sie unter dem Gruppennamen moda_modpos1 zusammengefaßt.


29<br />

Hobergs Klassen Neue Bezeichnung CAT2-Stellungsklasse<br />

a 1 -a 5 toner moda_modtoner<br />

a 6 contrad moda_modpos1<br />

a 7 ,a 8 or<strong>der</strong> moda_modpos1<br />

a 11 ,a 12 truth moda_modpos2<br />

a 13 wish moda_modpos2<br />

a 22 kaus moda_sitkaus<br />

a 26 ,a 40 temp moda_sittemp<br />

a 21 aspectl<strong>im</strong> moda_modaspectl<strong>im</strong><br />

a 14 ,a 16 -a 18 judgement moda_sitpos6<br />

a 15 fact moda_sitpos6<br />

a 27 local moda_sitlocal<br />

a 33 ,a 35 tempeval1 moda_sit_tempeval1<br />

a 37 frequ moda_sit_frequ<br />

a 38 l<strong>im</strong>it moda_sit_l<strong>im</strong>it<br />

a 39 tempeval2 moda_sit_tempeval2<br />

a 43 manner moda_man<br />

freie PPn cat=p modp<br />

Zur Kodierung <strong>der</strong> Adverbien wird in <strong>der</strong> ISDE-Grammatik 33 unter dem Attribut type die<br />

Dreiteilung manner/situative/modal vorgenommen. Die Feinklassifizierung wird durch weitere<br />

Attribut/Wert-Paare ausgedrückt (z.B. {type=modal; modal=judgement} ). Im folgenden<br />

sind einige gekürzte Mustereinträge aufgeführt:<br />

nur = {lu=nur,head={cat=adv,type=sit,sit=l<strong>im</strong>it} }.[ ].<br />

eben1 = {lu=eben,head={cat=adv,type=modal,modal=toner} }.[ ].<br />

eben2 = {lu=eben,head={cat=adv,type=man} }.[ ].<br />

eben3 = {lu=eben,head={cat=adv,type=sit,sit=temp} }.[ ].<br />

7.1.3 Anleitung zur Kodierung neuer Adverbien<br />

Die Vielzahl <strong>der</strong> Adverbklassen <strong>und</strong> die teils fließenden Übergänge zwischen den Klassen erschweren<br />

das Kodieren von Neueinträgen. Deshalb sollen an dieser Stelle Hilfsmittel angeboten<br />

werden.<br />

7.1.3.1 Verbadverbien<br />

Verbadverbien stellen die größte Gruppe <strong>und</strong> sind am einfachsten einzugrenzen, da sie sich<br />

bezüglich <strong>der</strong> Negationspartikel nicht eindeutig verhalten: Sie modifizieren das Verb <strong>und</strong> müssen<br />

hinter <strong>der</strong> Negation stehen (123). Es gibt zwar auch an<strong>der</strong>e Adverbien, die negiert werden<br />

können (124a). Diese sind jedoch aufgr<strong>und</strong> ihrer Semantik kaum mit den Verbadverbien zu<br />

verwechseln, sind i.d.R. auch vor <strong>der</strong> Negation erlaubt (124b) <strong>und</strong> können teils auch vor an<strong>der</strong>en<br />

Adverbien stehen (124c), was für Verbadverbien nicht gilt:<br />

123a<br />

123b<br />

124a<br />

124b<br />

124c<br />

Randy spielt nicht laut Klavier. (Verbadverb)<br />

* Randy spielt laut nicht Klavier.<br />

Sibylle wollte deshalb nicht GEstern feiern.<br />

Sibylle wollte deshalb gestern nicht feiern.<br />

Sibylle wollte gestern durchaus nicht stillsitzen.<br />

33<br />

Die Informationen werden auf <strong>der</strong> IS-Ebene, <strong>der</strong> Interface-Struktur- (semantische) Ebene benötigt, da die<br />

Wortstellung bei <strong>der</strong> Generierung von IS nach CS (Konstituenten-Struktur-Ebene) geregelt wird. Die<br />

Endung -DE steht für deutsch, -EN steht für englisch.


Im Deutschen kann jedes Adjektiv adverbial gebraucht werden. Mit wenigen Ausnahmen sind<br />

diese adverbial gebrauchten Adjektive zur Gruppe <strong>der</strong> Verbadverbien zu zählen (type=man,<br />

Hoberggruppe a 43 ). Die wenigen Ausnahmen werden zu Adverbien <strong>der</strong> Klassen a 21 , a 33 , a 36<br />

<strong>und</strong> a 37 :<br />

• a 43 : type=man: Verbadverbien: schnell, laut, gut, ...<br />

• a 21 sit=aspectl<strong>im</strong>: (L<strong>im</strong>itierung <strong>der</strong> Prädikation auf einen best<strong>im</strong>mten Aspekt): rechtlich,<br />

wirtschaftlich, wirtschaftsmäßig, ...<br />

• a 33 : sit=tempeval1: valuativ-temporale Angabe: plötzlich, unverzüglich, ...<br />

• a 36 : sit=frequ: Iterativangabe: erneut<br />

• a 37 : sit=frequ: Frequenzangabe: selten, vielfach, ...<br />

7.1.3.2 Abgrenzung von modalen <strong>und</strong> situativen Adverbien<br />

Die modalen Angaben setzen sich aus Hobergs Klassen a 1 bis a 18 zusammen, die situativen<br />

Angaben aus a 19 bis a 40 . Die Kategorisierung dieser beiden Großgruppen ist zwar wesentlich<br />

schwieriger. Es gelten aber doch einige Gr<strong>und</strong>sätze. Modale Adverbien sind nicht negierbar<br />

(125a), wohingegen die meisten Situativa negierbar sind (126). Bei den pragmatischen Angaben<br />

gibt es nur eine Ausnahme: das Adverb wirklich (125b). Von <strong>der</strong> sehr markierten Kontrastnegation<br />

(nicht wahrscheinlich, son<strong>der</strong>n sicher) sei hier abgesehen. Bei den Situativangaben<br />

gibt es eine Reihe von Ausnahmen (127):<br />

125a * Nadia kocht heute Abend nicht wahrscheinlich/lei<strong>der</strong>.<br />

125b Nadia kocht heute Abend nicht wirklich. (Sie tut nur so <strong>und</strong> stellt dann Gekauftes auf den Tisch.)<br />

126 Nadia sprach wahrscheinlich nicht gestern/deshalb/plötzlich über Brillenschlangen.<br />

127 * Nadia schrieb nicht trotzdem/durchaus/schon.<br />

Weiterhin sagen die pragmatischen Adverbien etwas über die Sprechereinstellung aus (lei<strong>der</strong>,<br />

wohl, pr<strong>im</strong>är, zweitens, <strong>im</strong>merhin, vielleicht, ...). Situative Adverbien hingegen geben eher<br />

objektive Tatsachen wie<strong>der</strong> (heute, dort, trotzdem, erneut, ... ), wobei auch hier zum Teil Urteile<br />

gefällt werden (lange, bloß, erst, ...).<br />

Die Unterscheidung zwischen situativen <strong>und</strong> pragmatischen Angaben wird in <strong>der</strong> Grammatik<br />

zu Verallgemeinerungszwecken gebraucht. Modalen Angaben wird per default die Eigenschaft<br />

zugewiesen, nicht modifizierbar <strong>und</strong> nicht negierbar zu sein. Der allgemeinen Regel<br />

wi<strong>der</strong>sprechende Informationen müssen <strong>im</strong> Lexikon vermerkt werden. Weiterhin wird die<br />

Unterscheidung situativ vs. modal benötigt, um den Bezug von Gradpartikeln zu beschreiben,<br />

da viele Gradpartikeln zwar situative (128), nicht aber modale Adverbien modifizieren können<br />

(129, 130; vgl. Steinberger, 1992). Sogar modifiziert das Adverb heute in (128). Es modifiziert<br />

jedoch nicht das Adverb vermutlich in (129), son<strong>der</strong>n ist Satzmodifikator. Nur in (130)<br />

bezieht sich ebenfalls auf den gesamten Satz:<br />

128 Oliver kommt sogar heute zu spät.<br />

129 Oliver spricht sogar vermutlich Russisch.<br />

130 Schön <strong>und</strong> gut! Er kommt nur lei<strong>der</strong> zu spät.<br />

7.1.3.3 Subklassifizierung von situativen <strong>und</strong> pragmatischen Adverbien<br />

Wichtiger als obige Unterscheidung ist die Subklassifizierung <strong>der</strong> genannten Angabegruppen.<br />

Die Subklassen sind nötig, um die Stellung <strong>der</strong> Adverbien bei <strong>der</strong> Generierung deutscher


31<br />

Sätze zu best<strong>im</strong>men. Der Name <strong>der</strong> <strong>Adverbstellung</strong>sklassen aus 7.1.2 liefert jedoch nicht in<br />

allen Fällen genügend Informationen zur Kategorisierung. Weiterhin weichen die Stellungsklassen<br />

relativ häufig von semantischen Klassen ab <strong>und</strong> es gibt keine Tests, um die Klassifizierung<br />

schnell <strong>und</strong> sicher vorzunehmen. Deshalb ist vermutlich die beste Vorgehensweise,<br />

ein Adverb zuerst einer von Hobergs Klassen aus 7.1.1 zuzuweisen <strong>und</strong> es dann nach dem<br />

Schema in 7.1.2 in die CAT2-Stellungsklassen einzuordnen.<br />

7.2 Folge <strong>der</strong> Ergänzungsstellungsklassen<br />

Wie oben bereits angedeutet wurde, verhalten sich Ergänzungen eines best<strong>im</strong>mten Kasus jeweils<br />

verschieden, je nachdem mit welchen Merkmalskombinationen ({pronominal= yes/no},<br />

{bekannt/thematisch= yes/no} 34 , {topic= yes/no}, {focus= yes/no} ) sie realisiert sind. Zu den<br />

somit entstehenden Ergänzungsstellungsklassen kommen noch Präpositionalobjekte mit <strong>der</strong><br />

selben Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Gleichsetzungselemente (Gleichsetzungsnomen <strong>und</strong> -adjektive)<br />

hinzu.<br />

Ferner wäre es wünschenswert, die Kategorien Funktionsnomen aus Funktionsverbgefügen,<br />

Situativ- <strong>und</strong> Direktivergänzung zur Verfügung zu haben, da diese Elemente sehr starke<br />

Rechtstendenz aufweisen. Da Situativ- <strong>und</strong> Direktivergänzungen jedoch in <strong>der</strong> CAT2-Grammatik<br />

keine eigene Klasse darstellen <strong>und</strong> Funktionsverbgefüge in ihr an<strong>der</strong>s definiert sind als<br />

das für Stellungszwecke notwendig wäre 35 , mußte auf sie verzichtet werden.<br />

Im folgenden wird die Wortstellung aufgeführt, die von <strong>der</strong> CAT2-Grammatik bei <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong><br />

Generierung erzeugt wird. An dieser Stelle wird noch nicht die CAT2-Nomenklatur<br />

verwendet.<br />

34<br />

35<br />

Zur Unterscheidung bekannt/unbekannt werden in <strong>der</strong> CAT2-Grammatik Informationen wie Definitheit <strong>und</strong><br />

Generizität verarbeitet.<br />

vgl. Mesli (1991); Es werden somit nicht nur Konstruktionen wie in Anwendung bringen <strong>und</strong> zur Verfügung<br />

stellen als Funktionsverbgefüge bezeichnet (vgl. Engel (1988), Hoberg (1981) <strong>und</strong> Steinberger<br />

(1990)), son<strong>der</strong>n auch solche wie Angst haben, eine Entscheidung treffen etc. Während erstere Ausdrücke<br />

die Stellungseigenschaft haben, ausnahmslos in Letztposition stehen zu müssen (131), kann das für letztere<br />

nicht gesagt werden (132). Es wurde somit auf eine eigene Stellungsklasse Funktionsnomen verzichtet.<br />

131 * Sie haben das Gesetz in Anwendung gestern schon gebracht.<br />

132 Sie haben die Entscheidung gestern schon getroffen.


TOPIC (als Satz, infinites Verb o<strong>der</strong> als Stellungsglied)<br />

o<strong>der</strong> expletives ES<br />

FINITES VERB<br />

NOMINATIV bekannt (wenn {topic=no} )<br />

NOMINATIV ES<br />

REFLEXIVPRONOMEN<br />

AKKUSATIV-PRONOMEN<br />

DATIV-PRONOMEN<br />

NOMINATIV unbekannt<br />

ADVERBIEN außer Verbadverbien<br />

DATIV bekannt<br />

AKKUSATIV bekannt<br />

FOCUS (egal welcher Kategorie)<br />

NEGATION<br />

VERBADVERB<br />

DATIV unbekannt<br />

AKKUSATIV unbekannt<br />

PRÄPOSITIONALOBJEKTE<br />

GLEICHSETZUNGSELEMENTE<br />

(mit_sich, nach_sich)<br />

VERBZUSATZ<br />

VERB (finit o<strong>der</strong> infinit)<br />

Aus <strong>der</strong> Auflistung geht hervor, daß Topik-Elemente <strong>im</strong> Vorfeld stehen. Das Merkmal<br />

{topic=yes} wird in allen von CAT2 behandelten Sprachen den ersten Elementen <strong>im</strong> Satz zugewiesen,<br />

wenn diese nicht bereits das Merkmal {focus=yes} tragen. In folgenden Sätzen gibt<br />

es somit kein Topik:<br />

133 SCHNELL ist Sabine gelaufen.<br />

134 Sehr verNÜNFtig ist Bärbel nicht.<br />

135 Nur SoRAya schenkt er etwas zum Geburtstag.<br />

Auf das Verb in Zweitstellung folgt das Nominativelement, wenn dieses auf Bekanntes referiert.<br />

Darauf folgen die Pronomen in <strong>der</strong> bekannten Reihenfolge <strong>und</strong> die Adverbien, wie sie<br />

<strong>im</strong> vorhergehenden Abschnitt besprochen wurden. Sie gehen somit den DATIV- <strong>und</strong> Akkusativkomplementen<br />

voraus, die auf Bekanntes referieren. Nur Verbadverbien stehen später.<br />

Die erste Angabegruppe könnte zwar mit ebensogroßer Wahrscheinlichkeit hinter den definiten<br />

Dativ- <strong>und</strong> Akkusativergänzungen stehen. Da die Angaben jedoch das mögliche Rhema<br />

des Satzes nach rechts einschränken (vgl. Abschnitte 3.1 <strong>und</strong> 3.2), ist ihre weitestgehende<br />

Linksstellung am Unverfänglichsten, d.h. die so erzeugten Sätze haben mehr Gebrauchsbedingungen.<br />

Auf die bekannten Dativ- <strong>und</strong> Akkusativergänzungen folgt das Fokus-Element, die Negation,<br />

ein mögliches Verbadverb, Präpositionalobjekte <strong>und</strong> Gleichsetzungsnomen bzw. -adjektiv,<br />

bevor das Verb mitsamt seinem Zusatz das Mittelfeld beschließt.<br />

Bei <strong>der</strong> genannten Position für das Negationselement nicht wird Satznegation erzeugt. Im Fall<br />

von Son<strong>der</strong>negation würde nicht das negierte Element modifizieren, dadurch Fokussierung<br />

erzeugen <strong>und</strong> somit als Fokuselement mitsamt <strong>der</strong> son<strong>der</strong>negierten Phrase an <strong>der</strong> Fokusposition<br />

stehen.


33<br />

Durch die vorgeschlagene Abfolge wurden sehr zufriedenstellende Ergebnisse erreicht. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch die Merkmale topic <strong>und</strong> fokus wird Variationsmöglichkeit erzeugt, die hilft,<br />

Sätze variabel in den Kontext einzubetten. In Abschnitt 10 wird gezeigt, wie die Grammatik<br />

von CAT2 <strong>im</strong> Deutschen die Wortstellung mit <strong>der</strong> genannten Klassifizierung <strong>und</strong> den erwähnten<br />

Merkmalen regelt.<br />

8. IMPLEMENTIERUNG VON TOPIK UND FOKUS<br />

Die Merkmale topic <strong>und</strong> focus werden bei <strong>der</strong> Analyse von Sätzen zugewiesen, um bei <strong>der</strong><br />

Generierung <strong>der</strong> Wortstellung in <strong>der</strong> Zielsprache zur Verfügung zu stehen.<br />

8.1 Die deutsche CAT2-Grammatik<br />

Topik <strong>und</strong> Fokus werden in den obengenannten Fällen jeweils per default zugewiesen, wobei<br />

die Reihenfolge <strong>der</strong> Zuweisung eine Rolle spielt. So wird die Fokuszuweisung {focus=yes}<br />

für graduierte <strong>und</strong> son<strong>der</strong>negierte Phrasen bereits be<strong>im</strong> Aufbau <strong>der</strong> Phrase durchgeführt. Die<br />

Foki aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Stellung etc. werden, ebenfalls in best<strong>im</strong>mter Reihenfolge, per default zugewiesen<br />

<strong>und</strong> auch nur unter <strong>der</strong> Voraussetzung, daß noch keine an<strong>der</strong>e Phrase das Merkmal<br />

{focus=yes} besitzt. Die Reihenfolge ist wichtig, da es stark fokussierende (kontrastive) <strong>und</strong><br />

weniger fokussierende Konstruktionen gibt (z.B. Endstellung), wobei letztere den Fokus nur<br />

dann erhalten sollten, wenn kein davon abweichen<strong>der</strong> Kontrastakzent <strong>im</strong> Satz vorkommt 36 .<br />

Auf diese Weise kann Altmanns Feststellung umgesetzt werden, daß ein einfacher Satz i.d.R.<br />

nur einen Fokus hat. Nach diesem Vorgehen ist die einzige Möglichkeit <strong>der</strong> doppelten<br />

Fokuszuweisung die Graduierung/Negierung zweier verschiedener Konstituenten (136) o<strong>der</strong><br />

einer Konstituente bei gleichzeitiger Fokussierung des Vorfeldelements (137). In Sätzen wie<br />

(138) wird <strong>der</strong> Fokus somit nur <strong>der</strong> graduierten PP zugewiesen <strong>und</strong> nicht <strong>der</strong> letzten NP des<br />

Satzes, dem Eigennamen Beate Uhse:<br />

136 Jutta kümmert sich auch um Joanne beson<strong>der</strong>s gut.<br />

137 Laut spielt nur Randy Klavier.<br />

138 Gottlieb will nur aus Sensationslust Beate Uhse küssen.<br />

FOKUS BEI GRADUIERUNG UND SONDERNEGATION: Für die Fokuszuweisung bei<br />

Graduierung <strong>und</strong> Negation werden folgende vier default-Regeln benötigt:<br />

d_topic1={cat~=(satz;vp;comp),focus=yes}.[ {cat=advp},+].<br />

d_topic2={cat~=(satz;vp;comp),focus=yes}.[+,{cat=advp,govlu=genug} ].<br />

d_topic3={cat=(satz;vp)}.<br />

[*{focus=no},{cat=(np;pp),neglu==hidden,dtype={det==indef},<br />

focus=yes,topic=no},*{focus=no} ].<br />

d_topic4={cat=(satz;vp)}.<br />

[*{focus=no},{cat=(np;pp;advp),neg==yes,focus=yes,<br />

topic=no},*{focus=no} ].<br />

36<br />

Es wäre sinnvol, die CAT2-Grammatik dahingehend weiterzuentwickeln, Kontrastakzent als weiteren<br />

Fokustyp zuzulassen <strong>und</strong> diesen mit den Mitteln <strong>der</strong> Zielsprache als solchen wie<strong>der</strong>zugeben. Bei <strong>der</strong><br />

momentanen Realisierung werden Kontrastakzent <strong>und</strong> normaler Satzendefokus gleich behandelt.


In d_topic1 wird je<strong>der</strong> Phrase, die nicht Satz, VP o<strong>der</strong> Comp ist, also je<strong>der</strong> NP, Adjektivphrase<br />

(AP), Adverbialphrase (AdvP), Kardinalphrase (CardP) <strong>und</strong> Quantifierphrase<br />

(QuantP) 37 , <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Kopf von einer vorangestellten AdvP modifiziert wird, das Merkmal<br />

{focus=yes} zugewiesen. Die default Regel greift also in Konstruktionen wie (139), nicht aber<br />

in Fällen wie (140) (Die Darstellung ist auf die wesentlichen Merkmale gekürzt):<br />

139 nur <strong>der</strong> Mann:<br />

{cat=np}.[ {cat=advp},{cat=np}.[ {cat=dp},{cat=n} ] ].<br />

140 Hans traf vielleicht Erich <strong>im</strong> Kino.<br />

{cat=text}.[ {cat=comp},{cat=satz}.[ {cat=advp},{cat=np},{cat=pp} ] ].<br />

In (139) wird die NP, die selbst aus einer Determinatorphrase DP <strong>und</strong> einem Nomen N besteht,<br />

durch eine AdvP modifiziert. Durch die Regel d_topic1 wird dem Kopf <strong>der</strong> NP das<br />

Merkmal {focus=yes} zugewiesen ({cat=np, focus=yes}). In (140) steht die AdvP neben einer<br />

NP <strong>und</strong> einer PP unterhalb des Satzknotens. Die default-Regeln greifen nicht <strong>und</strong> es wird<br />

somit kein Fokusmerkmal zugewiesen.<br />

Die Regel d_topic2 weist wie d_topic1 das Merkmal {focus=yes} zu, wenn ein beliebiges<br />

Element von dem nachgestellten Adverb genug modifiziert ist (schnell genug) 38 .<br />

Die default-Regeln d_topic3 <strong>und</strong> d_topic4 vergeben das Merkmal {focus=yes} dann, wenn<br />

eine Phrase son<strong>der</strong>negiert ist. 39<br />

FOKUS BEI MARKIERTER VORFELDBESETZUNG:<br />

d_topic5={cat=comp}.<br />

[ {advpos={type==man},topic=no,focus=yes},+{focus=no} ].<br />

d_topic6={cat=comp}.<br />

[ {dtype={det==indef},topic=no,focus=yes},+{focus=no} ].<br />

Die Comp-Phrase setzt sich wie in <strong>der</strong> X-Bar-Syntax aus einem Vorfeldelement <strong>und</strong> dem finiten<br />

Verb zusammen. Die Regeln d_topic5 <strong>und</strong> d_topic6 weisen dem Vorfeldelement das<br />

Merkmal {focus=yes} dann zu, wenn es sich um ein Verbadverb ({cat=adv,type=man}) bzw.<br />

eine indefinite NP handelt.<br />

37<br />

38<br />

39<br />

Eine Kardinalphrase ist etwa die Kardinalzahl in 13 Läuse, eine Quantifierphrase ist viel in viele Läuse.<br />

Die mangelnde Verallgemeinerung <strong>und</strong> somit das Auftauchen von lexikalischen Werten in <strong>der</strong> Grammatik<br />

liegt daran, daß be<strong>im</strong> momentanen CAT2-Lexikon genug das einzige nachgestellte Adverb ist. In <strong>der</strong> enlischen<br />

CAT2-Grammatik sind auch nachgestellte Gradadverbien <strong>im</strong> Regelwerk zugelassen.<br />

Das Merkmal {neglu==hidden} wird <strong>im</strong> Deutschen zugewiesen, wenn <strong>im</strong> Englischen o<strong>der</strong> Französischen<br />

Negation eines ganzen Satzes vorliegt, in dem sich eine indefinite NP befindet. Diese muß <strong>im</strong> Deutschen<br />

fast ausnahmslos als Son<strong>der</strong>negation wie<strong>der</strong>gegeben werden:<br />

141a He did not give a book to the woman.<br />

141b * Er gab <strong>der</strong> Frau ein Buch nicht.<br />

141c Er gab <strong>der</strong> Frau kein Buch.


35<br />

TOPIKZUWEISUNG FÜR DIE RESTLICHEN VORFELDELEMENTE: Die Merkmale<br />

{topic=yes} <strong>und</strong> {focus=yes} schließen sich gegenseitig aus. Das topic-Merkmal wird den<br />

Vorfeldelementen i.d.R. per default zugewiesen, dies aber nur, wenn es sich nicht um Elemente<br />

handelt, die <strong>im</strong> Vorfeld nur markiert stehen können <strong>und</strong> somit akzentuiert werden müssen,<br />

da diese das Fokusmerkmal tragen.<br />

d_topic6 weist deshalb in allen an<strong>der</strong>en Fällen {topic=yes} <strong>und</strong> {focus=no} zu. An<strong>der</strong>e Adverbtypen<br />

<strong>im</strong> Vorfeld sind hiermit ebenfalls erfaßt, da auch sie das (für sie irrelevante) Merkmal<br />

{dtype= {det==indef}} nicht besitzen.<br />

d_topic6={cat=comp}.[ {dtype~={det=indef},topic=yes,focus=no},+{topic=no} ].<br />

FOKUSSIERUNG DURCH STELLUNGSBEDINGTE HERVORHEBUNG:<br />

d_topic7={cat=(satz;vp)}.<br />

[+{focus=no},<br />

{cat=np,type={det={def={pron==pers} } },focus=yes,topic=no},<br />

*{focus=no} ].<br />

d_topic8={cat=(satz;vp)}.<br />

[*{focus=no},<br />

{cat=advp,advpos={type==modal} },<br />

*{advpos~={type==modal} } ].<br />

In d_topic7 wird auf Satz- (bzw. VP-) -Ebene denjenigen Pronomen, vor die sich eine an<strong>der</strong>e<br />

Phrase geschoben hat, das Merkmal {focus=yes} zugewiesen, um Fälle wie Er hat trotzdem SIE<br />

geküßt zu erfassen.d_topic8 beschreibt die Regularität des Deutschen, daß sich das<br />

Mitteilungszentrum (<strong>der</strong> Fokus) des Satzes <strong>im</strong>mer hinter modalen Angaben befinden muß.<br />

Diese Tatsache wurde in den Abschnitten 3.1 <strong>und</strong> 3.2 erläutert.<br />

FOKUSSIERUNG DES LETZTEN MÖGLICHEN AKZENTTRÄGERS IM SATZ:<br />

d_topic9 = {cat=(satz;vp)}.<br />

[*{focus=no},<br />

{focus=yes,cat=(pp;np;ap;advp;sbar)},<br />

*{cat=(v;punct;prefix;negp;vp),focus=no} ].<br />

Die default-Regel d_topic9 schlägt, wie die vorhergehenden Regeln, nur dann zu, wenn nicht<br />

schon einem Element das Merkmal {focus=yes} zugewiesen wurde. Sie besagt, daß letzten<br />

Elementen des Satzes (bzw. <strong>der</strong> VP) kein Fokus zugewiesen werden darf, wenn sie von <strong>der</strong><br />

Kategorie Verb, Punktuation, (trennbares) Präfix, Negation o<strong>der</strong> VP sind. Obwohl manche<br />

dieser Elemente durchaus Fokus erhalten können (Negation, Präfix <strong>und</strong> Verb), ist es nicht<br />

sinnvoll, ihnen Fokus zuzuweisen. Fokus wird in <strong>der</strong> CAT2-Grammatik nicht zu Betonungszwecken<br />

zugeteilt, son<strong>der</strong>n um die Wortstellung richtig zu gestalten. Die genannten Elemente<br />

haben jedoch bei <strong>der</strong> Generierung in einer Zielsprache keine Stellungsfreiheit.<br />

Die Regel d_topic9 vergibt den positiven Fokuswert an die letzten Elemente an<strong>der</strong>er Kategorien<br />

(fokussierte Elemente in Majuskeln geschrieben):<br />

142 Soraya las heute Morgen während des Frühstücks zwei BÜcher.<br />

143 Dann wollte sie die Bücher SiBYLle geben.<br />

144 Sibylle war jedoch noch nicht aus ITAlien zurück.


145a Soraya wird an Sibylles Tür wohl OFT läuten müssen. 40<br />

Während <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> ersten drei Sätze für die Generierung <strong>im</strong> Englischen <strong>und</strong> Französischen<br />

keine Rolle spielen dürfte, spielt <strong>der</strong> Fokus auf oft durchaus eine Rolle. Often wird <strong>im</strong><br />

Englischen Satz nicht in die Mitte, son<strong>der</strong>n an das Ende des Satzes gestellt:<br />

145c<br />

145d<br />

She will have to ring at Sibylle’s door OFten.<br />

? She will often have to ring at Sibylle’s door.<br />

Typische Kandidaten für den Satzfokus sind auch indefinite NPn <strong>und</strong> Verbadverbien. Diese<br />

stehen fast ausnahmslos am Satzende vor dem Verbzusatz o<strong>der</strong> dem Verb, so daß sie mit <strong>der</strong><br />

Regel d_topic9 erfaßt werden. Ihnen muß das Fokusmerkmal somit nicht durch eine eigene<br />

Regel zugeteilt werden.<br />

TRANSFER DER INFORMATION VON EBENE ZU EBENE:<br />

Mit den oben aufgeführten Regeln erhalten Phrasen <strong>der</strong> Objekte auf <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong><br />

Konstituentenstruktur-Ebene CSDE die Werte {topic= (yes/no)} <strong>und</strong> {focus= (yes/no)}. Es<br />

muß nun dafür gesorgt werden, daß die Werte von Ebene zu Ebene weitergegeben werden.<br />

Dies geschieht mithilfe folgen<strong>der</strong> default-Regeln, die in den common-Dateien 41 stehen, da sie<br />

für alle Sprachen gelten sollen:<br />

CS-IS-Grammatik: 42<br />

common_d_topic = {topic==X}.[+] => {topic=X}.[+].<br />

common_d_focus = {focus==X}.[+] => {focus=X}.[+].<br />

IS-IS-Grammatik: 43<br />

common_d_topic = {topic==X}.[*] => {topic=X}.[*].<br />

common_d_focus = {focus==X}.[*] => {focus=X}.[*].<br />

Die Informationen stehen nach Anwendung dieser Regeln in den IS-Repräsentationen <strong>der</strong><br />

einzelnen Sprachen zur Verfügung, sodaß mit ihrer Hilfe die Serialisierung be<strong>im</strong> Transfer von<br />

den IS-Ebenen nach den CS-Ebenen geregelt werden kann (vgl. Abschnitt 10 zur Generierung<br />

<strong>der</strong> Wortstellung).<br />

8.2 Die englische CAT2-Grammatik<br />

Als Topik soll <strong>im</strong> Englischen das erste Element <strong>im</strong> Satz bezeichnet werden. Somit sind zwar<br />

das Element mit dem Merkmal {topic=yes} <strong>und</strong> das, was bei <strong>der</strong> Topikalisierung vor das Subjekt<br />

gestellt wird, nicht notwendigerweise identisch. Es ist jedoch gewährleistet, daß entwe<strong>der</strong><br />

die topikalisierte Phrase o<strong>der</strong> aber das Subjekt als Topik gekennzeichnet <strong>und</strong> somit <strong>im</strong> Deut-<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

Es bestünde durchaus die Möglichkeit, OFT in das Satzinnere zu stellen. Aufgr<strong>und</strong> des Kontextes muß es<br />

dennoch betont werden, was freilich maschinell ohne Kontexterfassung nicht erkannt werden kann. In diesem<br />

Fall ist die Analyse des Fokus am Satzende falsch.<br />

145b Soraya wird wohl OFT an Sibylles Tür läuten müssen.<br />

In den common-Dateien sind in <strong>der</strong> modular aufgebauten CAT2-Grammatik diejenigen Informationen abgelegt,<br />

die übersprachliche Relevanz besitzen, d.h. für alle behandelten Sprachen gelten. Auf diese Weise<br />

wird mehrfache Schreibarbeit verhin<strong>der</strong>t <strong>und</strong> es wird zwischen einzelsprachlichen <strong>und</strong> allgemeinsprachlichen<br />

Regeln unterschieden.<br />

CS-IS-Grammatiken sind solche, die bei <strong>der</strong> Sprachanalyse eine Verbindung zwischen <strong>der</strong> Konstituentenstruktur<br />

(CS) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Interface-Struktur (IS) herstellen.<br />

IS-IS-Grammatiken sind für den Transfer zwischen Sprachen, von IS- zu IS-Ebene, zuständig.


37<br />

schen in das Vorfeld gestellt werden. Diese Topikzuweisung in <strong>der</strong> CSEN-Grammatik wird<br />

folgen<strong>der</strong>maßen erreicht:<br />

d_topic1= {cat=s}.[ {topic=yes,focus=no},+{topic=no} ].<br />

Bei <strong>der</strong> Zuweisung des Fokus müssen wie<strong>der</strong>um verschiedene Fälle unterschieden werden.<br />

Wie <strong>im</strong> Deutschen sollen Phrasen <strong>der</strong> Kategorien NP, AdvP, AP <strong>und</strong> PP, die durch ein Adverb<br />

modifiziert werden, das Merkmal {focus=yes} bekommen (d_topic2). Da es aber <strong>im</strong><br />

Englischen öfter vorkommt, daß Gradadverbien dem Kopf <strong>der</strong> Konstruktion nachgestellt werden,<br />

muß auch dieser Fall berücksichtigt werden (d_topic3).<br />

d_topic2= {cat~=(s;advp;vp),focus=yes}.[ {cat=advp},+].<br />

d_topic3= {cat~=(s;advp;vp),focus=yes}.[+,{cat=advp} ].<br />

In <strong>der</strong> folgenden Regel d_topic4 wird einer AdvP, die den Satz beendet, das Merkmal<br />

{focus=yes} zugewiesen. Hierdurch wird erreicht, daß Elemente aus einer Akzentträgerposition<br />

wie<strong>der</strong> in eine Akzentträgerposition gestellt werden.<br />

d_topic4= {cat=vp}.[ * {focus=no},{cat=advp,focus=yes} ].<br />

Das Fokus-Merkmal wird nur AdvPn <strong>und</strong> nicht etwa NPn zugewiesen, da letztere ja relativ<br />

wenig Bewegungsfreiheit genießen <strong>und</strong> somit eventuell nicht aus Akzentgründen am Satzende<br />

stehen. Formulierte man die Regel d_topic4 auch für NPn, so würde damit jedoch auch <strong>der</strong><br />

Unterschied zwischen <strong>der</strong> Abfolge SU-DO-IO (Subjekt - Direktes Objekt - Indirektes Objekt)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> dative-shift Abfolge SU-IO-DO erfaßt werden:<br />

146a He gave the desease to MAry.<br />

146b He gave Mary the deSEAse.<br />

d_topic5= {cat=s}.[ * focus=no},{cat=vp},*{focus=no},{focus=yes}].<br />

Die default-Regel d_topic5 gibt eventuellen an<strong>der</strong>en Elementen am Satzende das Merkmal<br />

{focus=yes}, wenn nicht bereits eine vorhergehende Phrase dieses Merkmal besitzt. Somit<br />

wird denjenigen Elementen, die den Satz beenden, Fokus zugewiesen, egal ob sie unter dem<br />

Satz- o<strong>der</strong> unter dem VP-Knoten stehen.<br />

Die Regel d_topic6 gibt allen weiteren Elementen den Wert {focus=no}, womit unerwünschte<br />

Unifikation ausgeschlossen wird.<br />

d_topic6= _.[ + {focus=no} ].<br />

9. IMPLEMENTIERUNG DER VORFELDFÄHIGKEIT<br />

In 3.3 wurde auf die Bedeutung <strong>der</strong> Vorfeldfähigkeit von Adverbien für Analyse <strong>und</strong> Generierung<br />

eingegangen. Zur Implementierung wird das Attribut-Wert-Paar {vf=(yes;no)} benötigt.<br />

Lexikoneinträge <strong>im</strong> CSDE-Lexikon sehen also z.B. folgen<strong>der</strong>maßen aus:<br />

eben1= {cat=adv,lu=eben,lex=eben,advpos={type=man} }.[ ].<br />

eben2= {cat=adv,lu=eben,lex=eben,advpos={type=modal,neg=no,vf=no} }.[ ].<br />

eben3= {cat=adv,lu=eben,lex=eben,advpos={type=sit,neg=no} }.[ ].<br />

Das Merkmal {vf=yes} wird mit <strong>der</strong> default-Regel d_adv_vf denjenigen Adverbien zugewiesen,<br />

bei denen nicht bereits <strong>im</strong> Lexikon die Information {vf=no} vermerkt ist.<br />

d_adv_vf = {cat=adv,advpos={vf=yes} }.[ ].


Um bei <strong>der</strong> Analyse bereits nicht-vorfeldfähige Elemente <strong>im</strong> Vorfeld ausschließen zu können,<br />

wird in den Bildungsregeln für die Complementizerphrase c_comp die Bedingung {vf=yes}<br />

aufgenommen:<br />

c_comp1 = {cat=comp,type=main,tns=tensed,pref=PREF,govlu=LU,agr=AGR}.[<br />

( {cat=np,type~={det={def={pron=rel} } } };<br />

{cat=pp,wh=no};<br />

{cat=advp,advpos={vf=yes,adjuhead={sent=yes} } };<br />

{cat=vp};<br />

{cat=ap,verb=no};<br />

{cat=sbar,type=subord} ),<br />

{cat=v,tns=tensed,pref=PREF,lu=LU,agr=AGR,hsns=hs} ].<br />

10. GENERIERUNG DER WORTSTELLUNG IM DEUTSCHEN<br />

Die Wortstellung wird durch T-Regeln be<strong>im</strong> Übergang von <strong>der</strong> semantischen ISDE-Ebene zur<br />

Konstituentenstruktur-Ebene CSDE geregelt. Hierfür werden auf <strong>der</strong> linken Seite die einzelnen<br />

Elemente anhand ihrer Klassen <strong>und</strong> Merkmale mit Markern versehen. Diese Marker werden<br />

auf <strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong> Regel in <strong>der</strong> beschriebenen Reihenfolge angeführt <strong>und</strong> die Phrasen<br />

somit an diesen Stellen plaziert.<br />

Die folgende Satz-Regel ts_act ist die Hauptregel zur Übersetzung von Sätzen in die CSDE-<br />

Ebene. Aus Gründen des Umfangs ist von ihr nur etwas über die Hälfte abgedruckt. Zur besseren<br />

Übersicht sind einige Klammern mit einem Index (1 bis 6) versehen. Der Inhalt <strong>der</strong> leeren<br />

Klammer ( 6 ... ) 6 würde eine Alternative zum Inhalt von Klammer 4 darstellen.<br />

Es gibt über die Regel ts_act hinaus eine Reihe an<strong>der</strong>er S-Regeln, die die Serialisierung in<br />

Passivsätzen, infiniten Sätzen etc. beschreiben. Da sich jedoch bezüglich <strong>der</strong> Serialisierung<br />

bei diesen Satztypen nichts wesentliches än<strong>der</strong>t <strong>und</strong> diese Regeln sehr umfangreich sind, soll<br />

auch auf ihre Darstellung verzichtet werden.


39<br />

ts_act = {head={cat=v,type=main,middle=MDL,voice=act,tense=T,<br />

stem=S,aspect=A,refl=RFL,es=ES} }.[<br />

+(verb2:{role=gov,perf=LU,hsns=ns,head={cat=v,vform~=fin} };<br />

verb1:{role=gov,pref=P,head={cat=v,vform=fin,agr=AGR} };<br />

{lu=e,head={etype==’ARB’,case==x} };<br />

topic:{topic==yes,head={case~=nom} };<br />

topic:{topic==yes,head={cat=d,case=nom,agr=AGR} };<br />

class:{role=class,topic=no};<br />

nom_fam:{role~=class,topic=no,focus=no,<br />

ref={’T’==indiv,indiv~=unfam},head={cat=d,case=nom,agr=AGR} };<br />

nom_unfam:({role~=class,topic=no,focus=no,ref=({’T’=generic}<br />

;{’T’=indiv,indiv=unfam} ),head={cat=d,case=nom,agr=AGR} }.[_,+] );<br />

acc_fam:({role~=pred,topic=no,focus=no,ref={’T’==indiv,<br />

indiv~=unfam},head={cat=d,case=acc} }.[_,+] )<br />

acc_unfam:({role~=pred,topic=no,focus=no,ref=({’T’=generic}<br />

;{’T’=indiv,indiv=unfam} ),head={cat=d,case=acc} }.[_,+] );<br />

acc_pr:({topic=no,focus=no,head={cat=d,case=acc} }.[_] );<br />

dat_fam:({role~=pred,topic=no,focus=no,ref={’T’==indiv<br />

,indiv~=unfam},head={cat=d,case=dat} }.[_,+] );<br />

dat_unfam:({role~=pred,topic=no,focus=no,ref=({’T’=generic}<br />

;{’T’=indiv,indiv=unfam} ),head={cat=d,case=dat} }.[_,+] );<br />

dat_pr:({topic=no,focus=no,head={cat=d,case=dat} }.[_] );<br />

pred:{role=pred,topic=no,head={lu~=e} };<br />

focus:{role~=(pred;class),head={cat~=(c;v),case~=nom},focus==yes};<br />

focus:{role~=(pred;class),head={case==nom,agr=AGR},focus==yes};<br />

pp:{role~=mod,topic=no,focus=no,head={cat=p} };<br />

vp:{role~=mod,topic=no,head={cat=c,tense=nil,zu=no} };<br />

vp_zu:{role~=mod,topic=no,head={cat=c,tense=nil,zu=yes} };<br />

sub:{role~=mod,topic=no,head={cat=c,tense~=nil} };<br />

+moda_modpos1:{topic=no,focus=no,head={cat=adv<br />

,modal==(toner;contrad;or<strong>der</strong>)} };<br />

+moda_modpos2:{topic=no,focus=no,head={cat=adv<br />

,modal==(truth;wish)} };<br />

+moda_sitkaus:{topic=no,focus=no,head={cat=adv,sit==kaus} };<br />

+moda_sittemp:{topic=no,focus=no,head={cat=adv,sit==temp} };<br />

+moda_modaspectl<strong>im</strong>:{topic=no,focus=no,head={cat=adv<br />

,modal==aspectl<strong>im</strong>} };<br />

+moda_sitpos6:{topic=no,focus=no,head={cat=adv<br />

,modal==(judgement;fact)} };<br />

+moda_sitlocal:{topic=no,focus=no,head={cat=adv,sit==local} };<br />

+moda_sittempeval1:{topic=no,focus=no,head={cat=adv<br />

,sit==tempeval1} };<br />

+moda_sitfrequ:{topic=no,focus=no,head={cat=adv,sit==frequ} };<br />

+moda_sitl<strong>im</strong>it:{topic=no,focus=no,head={cat=adv,sit==l<strong>im</strong>it} };<br />

+moda_sittempeval2:{topic=no,focus=no,head={cat=adv<br />

,sit==tempeval2} };<br />

+moda_man:{topic=no,focus=no,head={cat=adv,type=man} };<br />

+modp:{role=mod,topic=no,focus=no,head={cat=p} };<br />

mods:{role=mod,topic=no,head={cat=c} };{role=mod,head={cat=neg}<br />

,neglu=hidden,neglu=NL};<br />

negp:{role=mod,head={cat=neg} } ) ]<br />

=>


{cat=sbar,neglu=NL,refl=RFL}.[ 1<br />

{cat=comp}.[<br />

((topic:{cat=sbar,tns=tensed},<br />

{lu=’,’} )<br />

;(topic:{tns=untensed} ) ),<br />

^(_.[ {lu=pro,lex=es,case={nom=yes,acc=no} } ] ),<br />

(verb1:{agr=AGR}<br />

;{cat=v,lu=werden,tense=T,tense=fut,stem=pres,tns=tensed,agr=AGR}<br />

;{cat=v,lu=(sein;haben),lu=LU,tense=T,tense~=fut,aspect=A,<br />

aspect=perf,stem=S,tns=tensed,agr=AGR} )],<br />

^( 2 {cat=satz,neglu=NL}.[ 3<br />

( 4 ( 5 nom_fam,<br />

^(_.[ {lu=pro,lex=es,es=ES,es=yes,case={nom=yes,acc=no} } ] ),<br />

^({cat=np}.[({lu=pro,agr=AGR,type={det={def={pron=rflx} } },<br />

middle=yes,middle=MDL}<br />

;{lu=pro,agr=AGR,type={det={def={pron=rflx} } },<br />

refl=RFL,refl={pform=nil} } )] ),<br />

acc_pr,<br />

dat_pr,<br />

nom_unfam,<br />

moda_modpos1,<br />

moda_modpos2,<br />

moda_sitkaus,<br />

moda_sittemp,<br />

moda_modaspectl<strong>im</strong>,<br />

moda_sitpos6,<br />

moda_sitlocal,<br />

moda_sittempeval1,<br />

moda_sitfrequ,<br />

moda_sitl<strong>im</strong>it,<br />

moda_sittempeval2,<br />

modp,<br />

dat_fam,<br />

acc_fam,<br />

focus,<br />

negp,<br />

moda_man,<br />

dat_unfam,<br />

acc_unfam,<br />

pp,<br />

pred,<br />

class,<br />

^(_.[ {lu=(mit;nach),lu=PFORM},<br />

_.[ {lu=pro,agr=AGR,type={det={def={pron=rflx} } },refl=RFL,<br />

refl={pform=PFORM} } ] ] ),<br />

^{cat=prefix,lu=P},<br />

vp) 5<br />

;( 6 ... ) 6 ) 4 ,<br />

^{lu=’,’},<br />

vp_zu,<br />

sub,<br />

^({lu=’,’}<br />

,mods) ] 3 ) 2 ] 1 .


41<br />

Aus <strong>der</strong> Regel ts_act geht hervor, daß Elemente, die als topic analysiert wurden, in das Vorfeld<br />

gestellt werden. Die Phrase mit dem Merkmal {focus=yes} folgt auf Angaben, freie PPn<br />

<strong>und</strong> Dativ- <strong>und</strong> Akkusativphrasen, die familiar sind (i.d.R. definite NPn). Der Negation, dem<br />

Verbadverb <strong>und</strong> indefiniten NPn geht die fokussierte Phrase hingegen voraus. Somit werden<br />

Sätze vermieden, die zu markiert o<strong>der</strong> gar ungrammatisch sind:<br />

147 * Er gab ein Buch <strong>der</strong> FRAU.<br />

148 * Er sah eine Frau GEStern.<br />

149 * Er lief schnell GEStern.<br />

Die Position vor <strong>der</strong> Negationspartikel sorgt dafür, daß keine Son<strong>der</strong>negation entsteht, wenn<br />

diese in <strong>der</strong> Ausgangssprache nicht analysiert wurde. Es besteht jedoch die (bisher in <strong>der</strong><br />

CAT2-Grammatik nicht realisierte) Möglichkeit, englische Satznegation <strong>im</strong> Deutschen eventuell<br />

als Son<strong>der</strong>negation des fokussierten Elements zu erzeugen. Nach jetzigem Stand wird<br />

bereits französische <strong>und</strong> <strong>englischen</strong> Satznegation <strong>im</strong> Deutschen als Son<strong>der</strong>negation wie<strong>der</strong>gegeben,<br />

wenn eine NP den unbest<strong>im</strong>mten Artikel trägt:<br />

150a<br />

150b<br />

150c<br />

He did not write the woman a letter.<br />

* Er schrieb <strong>der</strong> Frau nicht einen Brief.<br />

Er schrieb <strong>der</strong> Frau keinen Brief.<br />

Mit <strong>der</strong> vorgeschlagenen Erweiterung würden etwa auch Phrasen verneint werden, die graduiert<br />

sind:<br />

151a<br />

151b<br />

151c<br />

Sabine did not pay h<strong>im</strong> just the cinema.<br />

? Sabine hat ihm nur das Kino nicht bezahlt.<br />

Sabine hat ihm nicht nur das Kino bezahlt.<br />

Daß die Position <strong>der</strong> Negation vor <strong>der</strong> NP nicht selbstverständlich ist, zeigt (152), wo die<br />

Satznegation (152c) ohne Kontext m.E. eine geringfügig bessere bzw. wahrscheinlichere<br />

Übersetzung darstellt:<br />

152a<br />

152b<br />

152c<br />

Sabine did not pay h<strong>im</strong> the cinema.<br />

? Sabine hat ihm nicht das Kino bezahlt.<br />

Sabine hat ihm das Kino nicht bezahlt.<br />

Der Haupteffekt <strong>der</strong> Spätstellung des Fokus ist die Variation <strong>der</strong> Stellung von Angaben untereinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> relativ zu definiten Verbergänzungen. Gerade bei <strong>der</strong> relativen Stellung dieser<br />

Elemente kam es vor <strong>der</strong> Fokus-Regelung <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> zu unnatürlichen Sätzen, da nicht<br />

allgemein festgelegt werden konnte, ob die Adverbien den definiten Verbkomplementen vorausgehen<br />

o<strong>der</strong> folgen sollten.<br />

11. GENERIERUNG DER WORTSTELLUNG IM<br />

ENGLISCHEN<br />

Auf die gleiche Weise wie <strong>im</strong> vorangegangenen Abschnitt für das Deutsche beschrieben, wird<br />

auch die englische Wortstellung generiert. Im Unterschied zum Deutschen werden hier jedoch<br />

nur Adverbien innerhalb des möglichen Rahmens unterschiedlich plaziert. Die stellungsfesteren<br />

Ergänzungen bleiben untereinan<strong>der</strong> unbewegt. Ihre relative Stellung zu den Adverbien<br />

freilich än<strong>der</strong>t sich durch die Permutationsmöglichkeiten <strong>der</strong> Adverbien. Im folgenden wird<br />

die englische Regel tSact gezeigt, die englische Entsprechung zu <strong>der</strong> oben vorgestellten <strong>deutschen</strong><br />

Regel:


tSact=<br />

{head={cat=v,type~=subord,tense=T,agr=AGR,voice=act,<br />

aspect=A},neg=NEG}.[<br />

verb:({role=gov,lu~=(be;vsup),part=PART}<br />

;{role=gov,lu=vsup,luv~=be,part=PART} ),<br />

(subj:{head={wh=no,type~=empty} }<br />

;wh:{head={wh=yes,type~=empty} }<br />

;{head={type=empty} } ),<br />

^((arg1:{role~=mod,head={wh=no} }<br />

;wh:{role~=mod,head={wh=yes} } ),<br />

^(arg2:{role~=mod,head={wh=no} }<br />

;wh:{role~=mod,head={wh=yes} } ) ),<br />

*(advp_init:({role=mod,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos={init=yes,mid=no,end=no} } }<br />

;{role=mod,topic==yes,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos=({init=yes,mid=no,end=yes}<br />

;{init=yes,mid=yes,end=no}<br />

;{init=yes,mid=yes,end=yes} )} } )<br />

;advp_mid: ({role=mod,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos={init=no,mid=yes,end=no} } }<br />

;{role=mod,topic=no,focus=no,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos=({init=yes,mid=yes,end=no}<br />

;{init=no,mid=yes,end=yes}<br />

;{init=yes,mid=yes,end=yes} )} }<br />

;{role=mod,topic=no,focus=yes,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos={init=yes,mid=yes,end=no} } } )<br />

;advp_end: ({role=mod,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos={init=no,mid=no,end=yes} } }<br />

;{role=mod,topic=no,focus==yes,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos=({init=yes,mid=yes,end=yes}<br />

;{init=yes,mid=no,end=yes}<br />

;{init=no,mid=yes,end=yes} )} }<br />

;{role=mod,topic=no,focus=no,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos={init=yes,mid=no,end=yes} } }<br />

;{role=mod,topic=yes,focus=no,head={cat=adv,wh=no,<br />

pos=({init=no,mid=no,end=yes}<br />

;{init=no,mid=yes,end=yes} )} } )<br />

;qp:{role=mod,head={cat=q,wh=no} }<br />

;pp:{role=mod,head={cat=p,wh=no} }<br />

;s:{role=mod,head={cat=c} }<br />

;wh:{role=mod,head={cat=(adv;p),wh=yes} }<br />

; {role=mod,head={lu=e,type=empty} }<br />

;neg:{role=mod,head={cat=neg} } ) ]<br />

=>


43<br />

{cat=sbar}.[ 1<br />

wh,<br />

{cat=s}.[ 2<br />

^(advp_init,<br />

{lu=’,’} ),<br />

subj,<br />

^({cat=modal,lu=will,tns={tense=T,agr=AGR} }<br />

;{cat=modal,lu=do,tns={tense=T,agr=AGR},aspect=A,neg=NEG,neg=yes}<br />

;{cat=aux,lu=(have;be),tns={tense=T,agr=AGR},aspect=A}<br />

;{cat=p,lu=to,tns=T,tns=nil} ),<br />

neg,<br />

advp_mid,<br />

{cat=auxp}.[ 3<br />

^{cat=aux,lu=have,tns=no,aspect=A},<br />

^{cat=aux,lu=be,tns=no,aspect=A},<br />

{cat=vp,voice=act,aspect=A}.[ 4<br />

verb:{cat=v,tns=(no;{tense=T,agr=AGR} )},<br />

^{cat=p,lu=PART},<br />

arg1,<br />

arg2,<br />

pp,<br />

s,<br />

advp_end,<br />

qp] 4 ] 3 ] 2 ] 1 .<br />

Aus <strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong> Regel geht hervor, daß Adverbien mit Initialstellung (advp_init)<br />

o<strong>der</strong> solche mit Mittelstellung (advp_mid) unter dem Satzknoten stehen, wobei das initiale<br />

Adverb mit einem Komma von dem darauffolgenden Element getrennt ist. Ein Adverb in<br />

Mittelstellung steht unmittelbar vor <strong>der</strong> Auxiliarphrase AuxP. Ein Endstellungsadverb steht<br />

unter <strong>der</strong> VP (<strong>und</strong> diese wie<strong>der</strong>um unter <strong>der</strong> AuxP). Die letzte Stellung teilt es sich mit einem<br />

Satzquantifier (very much). Der folgende Beispielgraph für den Satz (153) zeigt die drei Adverbpositionen:<br />

153 Unfortunately, Gregor still meets Brigitte often.<br />

xxx<br />

{cat=s}<br />

Ú-------Â-------Â---------Â--Á----------------¿<br />

³ ³ ³ ³ ³<br />

topic (,) Subjekt AdvP AuxP<br />

{pos=init} {pos=mid} ³<br />

VP<br />

--...-Â-----Â----------------Á----¿<br />

³ ³ ³<br />

V NP<br />

AdvP<br />

{pos=end}<br />

Wie wird nun best<strong>im</strong>mt, welches Adverb in Anfangs-, Mittel- o<strong>der</strong> Endstellung positioniert<br />

wird, da ja fast alle Adverbien zwei Stellungsmöglichkeiten haben?<br />

ANFANGSSTELLUNG: In Anfangsstellung werden Adverbien gestellt, wenn sie entwe<strong>der</strong><br />

ausschließlich in Anfangsstellung stehen können, o<strong>der</strong> wenn sie zwar neben <strong>der</strong> Anfangsstellung<br />

auch in an<strong>der</strong>er Position stehen könnten, aber mit dem Merkmal {topic=yes}<br />

versehen sind.


MITTELSTELLUNG: Der einfachste Fall für Mittelstellung ist <strong>der</strong>, in dem ausschließlich<br />

diese Position möglich ist. Weiterhin stehen hier diejenigen Adverbien, die auch in an<strong>der</strong>er<br />

Position stehen könnten, die jedoch die Merkmale {topic=no, focus=no} tragen. Und schließlich<br />

müssen hier Adverbien stehen, die zwar bei <strong>der</strong> Ausgangssprachenanalyse den Fokus erhalten<br />

haben ({focus=yes}), die jedoch gr<strong>und</strong>sätzlich nicht in Endstellung stehen können.<br />

ENDSTELLUNG: Neben den Adverbien, die ausschließlich hier stehen können, werden in<br />

Endstellung fokussierte Phrasen positioniert ({focus=yes}) <strong>und</strong> solche, die zwar den Fokus<br />

nicht tragen, die aber nicht in Mittelstellung möglich sind, <strong>der</strong> typischen Position für Elemente<br />

mit den Merkmalen {topic=no} <strong>und</strong> {focus=no}. Weiterhin werden hier {topic=yes}-<br />

Elemente untergebracht, die in Anfangsstellung unmöglich sind.<br />

Auf diese Weise werden die Ergebnisse erzielt, die in den Abschnitten 5 <strong>und</strong> 6 über englische<br />

Wortstellung <strong>und</strong> über Topik <strong>und</strong> Fokus erwähnt wurden.<br />

12. ZUSAMMENFASSUNG<br />

Das vorliegende EUROTRA Working Paper beschreibt die Stellung von Adverbien <strong>im</strong> Deutschen<br />

<strong>und</strong> Englischen mit dem Ziel, die Analyse <strong>und</strong> Generierung von Sätzen bei <strong>der</strong> Maschinellen<br />

Übersetzung zu verbessern. Bei <strong>der</strong> Sprachanalyse können aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> korrekten<br />

Stellungsbeschreibung Wortarthomonyme disambiguiert <strong>und</strong> die Hervorhebung von Elementen<br />

erkannt werden. Die Generierung von Sätzen wird dadurch verbessert, daß die Abfolge<br />

<strong>der</strong> Adverbien untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> relativ zu Verbkomplementen geregelt wird. <strong>Adverbstellung</strong><br />

war insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Deutschen ein ungenügend gelöstes Problem.<br />

Das Ziel war, durch das Mittel <strong>der</strong> Kontext<strong>im</strong>itation eine Einbettung des übersetzten Satzes in<br />

den Kontext zu erreichen. Dies ist möglich, indem bereits bei <strong>der</strong> Analyse des Ausgangssprachensatzes<br />

thematische, rhematische <strong>und</strong> fokussierte Elemente erkannt <strong>und</strong> mit Merkmalen<br />

versehen werden. Bei <strong>der</strong> Generierung <strong>der</strong> Zielsprachensätze können diese Merkmale dann<br />

entsprechend verarbeitet werden.<br />

Die Arbeit zeigt, wie Adverbien <strong>im</strong> Hinblick auf Wortstellung klassifiziert werden können<br />

<strong>und</strong> wie die Erfassung thematischer <strong>und</strong> rhematischer Elemente sowie die entsprechende<br />

Generierung kontext<strong>im</strong>itieren<strong>der</strong> Sätze <strong>im</strong> Maschinellen Übersetzungssystem CAT2<br />

<strong>im</strong>plementiert wurden.<br />

Hervorhebung von Ergänzungen, die <strong>im</strong> Deutschen durch Variation <strong>der</strong> Wortstellung ausgedrückt<br />

werden kann, muß <strong>im</strong> Englischen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> stärker eingeschränkten Abfolge <strong>der</strong><br />

Verbargumente durch syntaktische Mittel wie Topikalisierung, Clefting etc. wie<strong>der</strong>gegeben<br />

werden. Dieser Strukturwechsel wurde in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit nicht <strong>im</strong>plementiert.<br />

Wenigstens die fokussierende Hervorhebung tritt jedoch vermutlich in geschriebenen, technischen<br />

Texten so gut wie nicht auf, sodaß mit <strong>der</strong> <strong>Beschreibung</strong> <strong>der</strong> <strong>Adverbstellung</strong> <strong>der</strong> wichtigste<br />

Teil <strong>der</strong> Stellungsproblematik erfaßt ist. Es bleibt hingegen das Problem <strong>der</strong> Positionierung<br />

von Präpositionalphrasen, die mangels semantischer Disambiguierung nicht erfaßt werden<br />

konnten.<br />

Es wurde folgende Vorgehensweise gewählt: Nach einer kurzen Präsentation <strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong><br />

<strong>Beschreibung</strong> von <strong>Adverbstellung</strong> in (2) ist in (3) <strong>der</strong> Mechanismus beschrieben, <strong>der</strong> vermutlich<br />

<strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Wortstellung zugr<strong>und</strong>eliegt. Es handelt sich um das Zusammenspiel<br />

einer Reihe von Tendenzen verschiedener Stärke, die <strong>im</strong> Sinne von Präferenzgesetzen zu-


45<br />

sammenwirken (3.1). Dieses Spiel <strong>der</strong> Tendenzen wird allerdings durch Grammatikalisierungen<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Hemmnisse gestört (3.2). In (3.3) wird <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen den Präferenzen<br />

<strong>und</strong> dem <strong>deutschen</strong> Vorfeld diskutiert <strong>und</strong> in (4) das <strong>Beschreibung</strong>smodell <strong>der</strong> ausführlichen<br />

kanonischen Form motiviert. (5) zeigt das gr<strong>und</strong>sätzlich an<strong>der</strong>e Funktionieren <strong>der</strong><br />

<strong>englischen</strong> Wortstellung bezüglich Ergänzungen (5.1) <strong>und</strong> Unterschiede <strong>und</strong> Ähnlichkeiten<br />

deutscher <strong>und</strong> englischer <strong>Adverbstellung</strong> (5.2). Der sechste Abschnitt ist <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong><br />

Begriffe Topik (6.1) <strong>und</strong> Fokus (6.2) für die Maschinelle Übersetzung gewidmet <strong>und</strong> zeigt,<br />

wie die topikalisierten <strong>und</strong> fokussierten Konstituenten <strong>im</strong> Deutschen (6.3) <strong>und</strong> Englischen<br />

(6.4) erkannt werden können. (6.5) macht auf die Bedeutung von Fokus für die Entscheidung<br />

Son<strong>der</strong>- vs. Satznegation aufmerksam. In (7) werden schließlich die <strong>deutschen</strong> Adverb- (7.1)<br />

<strong>und</strong> Ergänzungsstellungsklassen (7.2) vorgestellt. Die Klassifizierung <strong>der</strong> Adverbien in <strong>der</strong><br />

CAT2-Grammatik (7.1.2) basiert auf Hobergs (1981) empirisch gewonnenen 44 Angabestellungsklassen,<br />

die in 7.1.1 aufgeführt sind. (7.1.3) gibt eine Anleitung, um weitere Adverbien<br />

zu kodieren. Die Klassifizierung wird dadurch erschwert, daß die Angabestellungsklassen nur<br />

in manchen Fällen mit semantischen Klassen übereinst<strong>im</strong>men <strong>und</strong> Tests nur zu einer Grobeinteilung<br />

verhelfen. Die Abschnitte (8) bis (11) beschreiben die Implementierung <strong>im</strong> CAT2-<br />

Formalismus. Der Implementierung <strong>der</strong> Fokuserkennung <strong>im</strong> Deutschen (8.1) <strong>und</strong> Im Englischen<br />

(8.2) folgt ein kurzer Abschnitt über die Vorfeldfähigkeit von Elementen <strong>im</strong> Deutschen<br />

(9). Abschließend wird beschrieben, wie die Abfolge bei <strong>der</strong> Generierung <strong>im</strong> Deutschen (10)<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> Englischen (11) geregelt wird.


13. BIBLIOGRAPHIE<br />

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ABSTRACT<br />

Das vorliegende EUROTRA Working Paper beschreibt die Stellung von Adverbien <strong>im</strong> Deutschen<br />

<strong>und</strong> Englischen mit dem Ziel, die Analyse <strong>und</strong> Generierung von Sätzen bei <strong>der</strong> Maschinellen<br />

Übersetzung zu verbessern. Bei <strong>der</strong> Sprachanalyse können aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> korrekten<br />

Stellungsbeschreibung Wortarthomonyme disambiguiert <strong>und</strong> die Hervorhebung von Elementen<br />

erkannt werden. Die Generierung von Sätzen wird dadurch verbessert, daß die Abfolge<br />

<strong>der</strong> Adverbien untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> relativ zu Verbkomplementen geregelt wird. <strong>Adverbstellung</strong><br />

war insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Deutschen ein ungenügend gelöstes Problem.<br />

Das Ziel war, durch das Mittel <strong>der</strong> Kontext<strong>im</strong>itation eine Einbettung des übersetzten Satzes in<br />

den Kontext zu erreichen. Dies ist möglich, indem bereits bei <strong>der</strong> Analyse des Ausgangssprachensatzes<br />

thematische, rhematische <strong>und</strong> fokussierte Elemente erkannt <strong>und</strong> mit Merkmalen<br />

versehen werden. Bei <strong>der</strong> Generierung <strong>der</strong> Zielsprachensätze können diese Merkmale dann<br />

entsprechend verarbeitet werden.<br />

Die Arbeit zeigt, wie Adverbien <strong>im</strong> Hinblick auf Wortstellung klassifiziert werden können<br />

<strong>und</strong> wie die Erfassung thematischer <strong>und</strong> rhematischer Elemente sowie die entsprechende<br />

Generierung kontext<strong>im</strong>itieren<strong>der</strong> Sätze <strong>im</strong> Maschinellen Übersetzungssystem CAT2<br />

<strong>im</strong>plementiert wurden.<br />

This EUROTRA-D Working Paper discusses adverbs and word or<strong>der</strong> in German and English.<br />

The goal is to <strong>im</strong>prove analysis and generation of sentences in Machine Translation. As<br />

adverbs in general, and German adverbs in particular, are extremely diverse semantically and<br />

syntactically, their positioning is a big problem for sentence generation. For analysis, we<br />

propose a precise word or<strong>der</strong> description which helps to disambiguate homonymous adverbs<br />

and to recognise German focussing achieved by means of word or<strong>der</strong>. In sentence generation,<br />

<strong>im</strong>provements are shown through a correct description of adverb placement in relation to<br />

other modifiers and verb arguments.<br />

We show that, by recognising topic and sentence focus during the analysis of the source<br />

language sentence and placing the characterised elements in the respective places of the target<br />

language, it is possible to <strong>im</strong>itate context without analysing it. Context <strong>im</strong>itation allows word<br />

or<strong>der</strong> variation so that the or<strong>der</strong> of the sentences generated is appropriate to their contexts.<br />

The paper also describes our <strong>im</strong>plementation of the above using the Machine Translation<br />

formalism CAT-2.

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