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Grundsätzliche sicherheitstechnische Anforderung - Sichere Kita

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<strong>Sichere</strong> <strong>Kita</strong><br />

Naturnahe Gestaltung


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />

Sankt-Franziskus Straße 146<br />

40470 Düsseldorf<br />

Telefon 0211 2808-0<br />

Telefax 0211 2808-209<br />

E-Mail info@unfallkasse-nrw.de<br />

Internet www.unfallkasse-nrw.de<br />

Verantwortlich für den Inhalt<br />

Gabriele Pappai<br />

Redaktion, Konzept<br />

Boris Fardel (Unfallkasse NRW)<br />

Gestaltung, Umsetzung<br />

rend Medien Service GmbH<br />

www.rend.de<br />

Bildnachweis<br />

Sigrid Bertzen (Unfallkasse NRW)<br />

Boris Fardel (Unfallkasse NRW)<br />

rend Medien Service GmbH<br />

Ausgabe Juli 2009<br />

www.sichere-kita.de


Inhaltsverzeichnis<br />

Allgemeines<br />

Grundlagen und Begriffsbestimmungen 3<br />

Spielplatzgeräte 3<br />

Räume 4<br />

Fallhöhe 5<br />

Quellen 6<br />

Sicherheitstechnische <strong>Anforderung</strong>en 7<br />

Informationen 7<br />

Konstruktionsfestigkeit / Fundamente 8<br />

Absturzsicherungen 9<br />

Schutz vor Fangstellen 10<br />

<strong>Anforderung</strong>en an das Umfassen und Greifen 13<br />

Beschaffenheit des Gerätes / Werkstoffe 14<br />

Zugänglichkeit für Erwachsene 16<br />

Fallschutz und Bodenbeschaffenheit 17<br />

Quellen 19<br />

Bewegungsräume<br />

Seilgärten 20<br />

Kletterbaum / Baumhaus 23<br />

Balanciergelegenheit 27<br />

Naturnahe Gestaltung<br />

Allgemeines 30<br />

Information 30<br />

Sicherheit 31<br />

Geländemodulierung 33<br />

Quellen 34<br />

Gestaltungselemente 35<br />

Erde / Matsch 35<br />

Feuer 38<br />

Gärten / Beete 42<br />

Holz 45<br />

Pflanzen 48<br />

Stein 53<br />

Wasser 56


Inhaltsverzeichnis<br />

Organisationshinweise<br />

Planung, Kauf, Eigenbau, Aufstellung, Nutzung 60<br />

Prüfung und Wartung der Spielplatzgeräte 66<br />

Aufbewahrung von Spielzeug, Fahrzeug, Werkzeug 71<br />

Pflanzen und Giftpflanzen 74<br />

Anhänge<br />

<strong>Anforderung</strong>en für Kinder unter 3 Jahren<br />

Checklisten<br />

Gestaltung von Außen- und Spielflächen<br />

Inspektions- und Wartungsplan<br />

Projektverlauf<br />

Sicherheits- und Schutzmaße<br />

Anlage eines Sinnen-Weges<br />

Anlage einer Spielgrube<br />

Erlebnisbereich Teich<br />

Flechten mit Naturmaterial<br />

Gestaltung von Zäunen, Tunneln, Hütten und Tipis<br />

Kindergemäße Geländegestaltung<br />

Kinder-Garten im Kindergarten<br />

Grüne Räume schaffen<br />

Naturelement Erde<br />

Naturelement Feuer<br />

Naturelement Wasser


Spielplatzgeräte<br />

Allgemeine Grundlagen und Begriffsbestimmungen<br />

Im Spiel erfahren und erleben Kinder die Welt. Attraktive<br />

Spielflächen und Gerätelandschaften fördern die kindliche<br />

Entwicklung. Entscheidend für die Qualität der Spielflächen<br />

und -geräte ist der Spielwert für die Nutzer.<br />

Eine geeignete Anordnung und Aufstellung der Spielplatzgeräte,<br />

d. h. die sinnvolle Integration der Geräte in<br />

die Spielabläufe der Nutzer, führen zum Erwerb und zur<br />

Verbesserung zahlreicher motorischer Fähigkeiten.<br />

Hierdurch werden Kinder selbstsicherer.<br />

Durch eine übersichtliche Gestaltung der Spielabläufe<br />

lassen sich Gefährdungen, die zu Unfällen führen können,<br />

für die Nutzer reduzieren.<br />

Kinder sollen im Spiel mit den Risiken des Lebens konfrontiert<br />

werden. Sie sollen diese erleben, den Umgang<br />

mit ihnen lernen und somit ein Handwerkszeug erwerben,<br />

um risikoreiche Situationen im Leben zu beherrschen.<br />

Mögliche Verletzungen durch überschaubare und<br />

kalkulierbare Restrisiken, die als „sportlich-spielerisches<br />

Risiko“ gelten, werden bewusst in Kauf genommen.<br />

Spielplatzgeräte sind definiert als Geräte und Bauten mit<br />

ihren Bauteilen und Konstruktionselementen, an oder mit<br />

denen sich Kinder drinnen oder draußen nach eigenen,<br />

jederzeit veränderbaren Regeln bzw. Spielmotivationen<br />

betätigen können. Alle Spielplatzgeräte unterliegen dem<br />

Gerätesicherheitsgesetz.<br />

Klettergeräte sind Geräte, die keine Flächen zum Stehen<br />

aufweisen und ein Festhalten mit beiden Händen<br />

erfordern.<br />

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Räume<br />

Allgemeine Grundlagen und Begriffsbestimmungen<br />

Werden Spiel- und Klettergeräte aufgestellt, sind<br />

ausreichend bemessene Räume vorzusehen. Zu<br />

unterscheiden sind folgende Räume:<br />

● Geräteraum<br />

als Raum, den ein Gerät nach seiner Aufstellung<br />

einnimmt<br />

● Freiraum<br />

als Raum in, auf oder um ein Gerät, der von einem<br />

Benutzer des Gerätes während einer Bewegung, die<br />

durch das Gerät verursacht wird, eingenommen<br />

werden kann<br />

● Fallraum<br />

als Raum in, auf oder um ein Gerät herum, der von<br />

einem Benutzer eingenommen werden kann, der von<br />

einem erhöhten Teil des Gerätes fällt. Der Fallraum<br />

eines Gerätes beträgt grundsätzlich mindestens<br />

1,50 m.<br />

● Mindestraum<br />

als erforderliches Raummaß bei der Aufstellung von<br />

Geräten. Der Mindestraum ist die Summe von Geräte-,<br />

Frei- und Fallraum und ist für eine sichere Nutzung<br />

eines Gerätes notwendig.<br />

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Fallhöhe<br />

Allgemeine Grundlagen und Begriffsbestimmungen<br />

Die Spielebene ist die Fläche bzw. Ebene, von der aus die<br />

Benutzung des Gerätes beginnt.<br />

Als freie Fallhöhe wird der Abstand zwischen der<br />

eindeutig beabsichtigten Körperunterstützung zur<br />

darunterliegenden Aufprallfläche bezeichnet. Die<br />

Bestimmung der freien Fallhöhe erfolgt bei sitzender<br />

Nutzung von der Sitzfläche zur Fläche darunter.<br />

Wird der Körper nur mit den Händen gehalten, wird die<br />

Fallhöhe von der Greiffläche zur Fläche darunter errechnet.<br />

Bei einer hängenden Nutzung mit Unterstützung<br />

der Füße und Beine (z. B. Klettertaue, Rutschstangen)<br />

wird die freie Fallhöhe durch die Formel:<br />

● maximale Greifhöhe minus 1 m zur Fläche darunter<br />

ermittelt. Bei der Bestimmung der freien Fallhöhe<br />

müssen Flächen an Spielgeräten miteinbezogen<br />

werden, zu denen Zugang besteht. Ein besonderes<br />

Augenmerk ist auf Dachfächen zu legen, da diese oft<br />

zugänglich sind.<br />

Die Beschaffenheit des Fallschutzes ist abhängig von der<br />

freien Fallhöhe.<br />

Die freie Fallhöhe von Spielplatzgeräten darf 3 m nicht<br />

überschreiten.<br />

Beispiele zur Bestimmung der freien Fallhöhe sind:<br />

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Quellen<br />

Allgemeine Grundlagen und Begriffsbestimmungen<br />

Bei Bau, Gestaltung und Betrieb von Außenspiel- und<br />

Spielplatzflächen sind Spielplatzgeräte stets nach dem<br />

aktuellen Stand der Technik und den nachfolgenden<br />

unfallversicherungsrechtlichen Bestimmungen zu<br />

gestalten.<br />

● UVV Grundsätze der Prävention, GUV-V A1, § 2<br />

● UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, §§ 28 – 29<br />

● Regel Kindertageseinrichtungen, GUV-SR S2,<br />

Abschn. 3.5.3<br />

● Außenspielflächen und Spielplatzgeräte, GUV-SI 8017<br />

● Geräte- und Produktsicherheitsgesetz – GPSG<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

Beiblatt 1<br />

● Stoßdämpfende Spielplatzböden, DIN EN 1177<br />

UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, § 23<br />

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Informationen<br />

<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Voraussetzung für freudvolles und anspruchsvolles<br />

Spielen an Spielplatzgeräten sind sichere Geräte und<br />

Geräteumgebungen.<br />

Gefährdungen werden vermieden, wenn<br />

● die konstruktive Festigkeit der Geräte vorhanden ist,<br />

● auf erhöhten Spielebenen Absturzsicherungen<br />

angebracht sind,<br />

● Fangstellen für Körper und Kleidungsstücke<br />

vermieden werden,<br />

● ergonomische <strong>Anforderung</strong>en an das Fassen und<br />

Umgreifen erfüllt sind,<br />

● geeignete Werkstoffe fachgerecht verarbeitet werden,<br />

● die Geräte für Erwachsene zugänglich sind und<br />

● der Fallschutz in Abhängigkeit von der Fallhöhe erfüllt<br />

ist.<br />

Checkliste: Sicherheits- und Schutzmaße für Kinder über<br />

3 Jahren nach DIN EN 1176<br />

Für Kinder unter 3 Jahren<br />

gelten zusätzliche <strong>Anforderung</strong>en.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Konstruktionsfestigkeit / Fundamente<br />

Spielplatzgeräte müssen eine ausreichende konstruktive<br />

Festigkeit und Standsicherheit aufweisen sowie den<br />

Belastungen der Nutzer standhalten. Die Konstruktionsfestigkeit<br />

wird errechnet oder durch Belastungsversuche<br />

nach DIN EN 1176-1 bestimmt.<br />

Fundamente von Spielplatzgeräten sind standsicher<br />

auszuführen und Gefährdungen durch Fundamente sind<br />

zu vermeiden. Bei lockerem Fallschutz (z. B. Sand)<br />

müssen Fundamente folgendermaßen angelegt werden:<br />

● Sockel, Stützen und Befestigungselemente müssen<br />

mindestens 400 mm unter der Spielebene liegen.<br />

● Fundamentköpfe, die wie im Bild angelegt sind,<br />

müssen mindestens 200 mm unter der Spielebene<br />

liegen.<br />

● Fundamente können auch durch Geräte oder<br />

Geräteteile wirksam abgedeckt sein.<br />

Hinweis:<br />

Bauteile, die in Beton fundamentiert werden, können<br />

schnell korrodieren und verrotten.<br />

Besonders kritisch in ihrer Standsicherheit sind Standpfosten<br />

an Einmastgeräten. Hier müssen Hersteller stets<br />

einen Standsicherheitsnachweis erbringen. Sinnvoll sind<br />

Konstruktionen mit Bauteilen, die nicht im Beton<br />

fundamentiert sind.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Absturzsicherungen<br />

Zur Vermeidung von Abstürzen von Standebenen und<br />

erhöhten Spielebenen sind zwingend Absturzsicherungen<br />

anzubringen. Standebenen sind Flächen, wo sich ein<br />

Benutzer ohne Festhalten mit den Händen oder ohne<br />

Balancieren aufhalten kann. Die notwendigen<br />

Absturzsicherungen sind abhängig von der Höhe der<br />

Standebene. Alle Absturzsicherungen sollten mindestens<br />

750 N/m als Fertigkeitsanforderung aufweisen.<br />

Zum Schutz gegen Absturz sind folgende Sicherungen<br />

wirksam:<br />

● Handläufe bieten nur einen geringen Schutz gegen<br />

Absturz und sind keine Absturzsicherungen, sie<br />

dienen vorwiegend dem Balance halten. Handläufe<br />

müssen mindestens 60 cm und höchstens 85 cm hoch<br />

angebracht sein.<br />

● Geländer sollen einen Absturz verhindern, nicht aber<br />

ein Hindurchrutschen darunter. Ab einer freien<br />

Fallhöhe von 1 m bis 2 m sind Geländer anzubringen,<br />

und der Untergrund ist stoßdämpfend auszubilden.<br />

● Brüstungen sind erforderlich bei Geräten, die eine<br />

Standebene aufweisen, die über 2 m liegt. Die Höhe<br />

wird von der Oberfläche der Plattform, Treppe oder<br />

Rampe gemessen. Die erforderliche Oberkante der<br />

Brüstung muss mindestens 70 cm betragen.<br />

Leitereffekte durch horizontale bzw. annähernd<br />

horizontale Querstangen an Brüstungen sind nicht<br />

zulässig, da Kinder die Brüstung sonst überklettern<br />

könnten.<br />

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An Geräten darf die Öffnung der Brüstung, die dem<br />

Zugang dient, höchstens 120 cm betragen. Der Zugang<br />

ist durch ein Geländer abzusichern. Die Öffnungen in<br />

Brüstungen an leicht zugänglichen Geräten mit steilen<br />

Zugängen darf ohne Geländer höchstens 50 cm<br />

betragen. Die freie Fallhöhe darf an diesen Geräten nicht<br />

über 2 m sein.<br />

Für Kinder unter 3 Jahren gelten zusätzliche<br />

<strong>Anforderung</strong>en.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Schutz vor Fangstellen<br />

Spielplatzgeräte sollten keine Fangstellen aufweisen.<br />

Fangstellen ergeben sich aus Situationen, bei denen<br />

Körper(-teile) oder Kleidungsstücke hängen bleiben und<br />

der Nutzer des Gerätes sich nicht selbstständig befreien<br />

kann. Fangstellen für Kopf und Hals, für den Körper, für<br />

Fuß oder Bein, für Finger und für Kleidung sind<br />

konstruktiv zu vermeiden.<br />

Fangstellen für Kopf und Hals werden bei Öffnungen<br />

vermieden, durch die der Nutzer mit dem Kopf oder den<br />

Füßen voran rutschen kann, wenn das Öffnungsmaß<br />

23 cm ist.<br />

Bei der Prüfung von vollständig umschlossenen<br />

Öffnungen ist der neue Prüfkörper E zusätzlich<br />

anzuwenden, um auszuschließen, dass eine<br />

Fangstelle besteht.<br />

Spielgeräte dürfen oberhalb 60 cm senkrecht über dem<br />

Boden bzw. der Standfläche keine Öffnungen aufweisen,<br />

die als Fangstellen angesehen werden können. Die Prüfkörper<br />

zur Beurteilung dieser Fangstellen finden sich im<br />

Anhang der DIN EN 1176.<br />

Fangstellen für Finger lassen sich vermeiden, wenn<br />

Öffnungen in Gerät und Bauteilen grundsätzlich eine<br />

lichte Weite / Durchmesser von 25 mm<br />

aufweisen. Rohrenden sollten geschlossen sein. Kritisch<br />

sind Fangstellen für Finger, wenn sich der Körper in einer<br />

vorgegebenen Bewegung befindet (z. B. Rutschen, Fallen)<br />

und der Finger nicht mehr aus der Fangstelle vom Gerät<br />

befreit werden kann.<br />

Witterungsbedingte Trockenrisse in Hölzern gelten nicht<br />

als Fangstellen. Durch die Verjüngung des Risses nach<br />

innen kann das Hängenbleiben der Finger nahezu<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Für Kinder unter 3 Jahren<br />

gelten zusätzliche <strong>Anforderung</strong>en.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Schutz vor Fangstellen<br />

Fangstellen für den Körper sollten durch die Konstruktion<br />

der Geräte ausgeschlossen sein. Dies wird erreicht, wenn<br />

spitze Winkel, die 500 >750 >750<br />

Länge


<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Schutz vor Fangstellen<br />

Fangstellen für Kleidung sind dort auszuschließen, wo<br />

der Nutzer eine erzwungene Bewegung durchführt bzw.<br />

durchführen will und gefährdet ist, sich beispielsweise zu<br />

strangulieren. Erzwungene Bewegungen finden statt beim<br />

Rutschen, beim Ablassen an Kletterstangen und beim<br />

Abrutschen von Bau- und Verbindungsteilen von Dächern,<br />

die zum Rutschen verleiten.<br />

Spalten und V-förmige Öffnungen sind zu vermeiden.<br />

Drehende Teile müssen eine Vorrichtung besitzen, die ein<br />

Aufwickeln von Haaren oder Kleidung verhindert, dies<br />

können geeignete Abdeckungen oder Abschirmungen sein.<br />

Die Prüfung auf Fangstellen hat stets am Gerät und im<br />

dazugehörigen Freiraum stattzufinden. (Prüfgerät nach<br />

Anhang D der DIN EN 1176-1).<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

<strong>Anforderung</strong>en an das Umfassen und Greifen<br />

Spielplatzgeräte sind in ihrer Nutzung sicher, wenn<br />

beispielsweise beim Beklettern der Geräte ergonomische<br />

<strong>Anforderung</strong>en an das Umfassen und Greifen erfüllt sind.<br />

Beim Umfassen wird das Griffprofil vollständig umschlossen,<br />

hierdurch ist ein sicherer Griff gewährleistet, mit dem<br />

der Körper gehalten werden kann. Bauteile, die umfasst<br />

werden können, sind in ihrem Querschnitt entweder<br />

quadratisch, rund oder oval.<br />

Das Querschnittsmaß beim Umfassen muss mindestens<br />

16 mm betragen und darf 45 mm nicht überschreiten.<br />

Beim Greifen umfasst die Hand nur teilweise einen Halt.<br />

Sie soll geleitet werden und Halt durch seitliches Abstützen<br />

finden, wodurch das Halten der körpereigenen<br />

Balance ermöglicht wird.<br />

Das maximale Greifmaß von 60 mm darf nicht<br />

überschritten werden.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Beschaffenheit des Gerätes / Werkstoffe<br />

Von der Beschaffenheit eines Spielplatzgerätes und den<br />

verwendeten Werkstoffen dürfen keine Gefährdungen<br />

ausgehen.<br />

Dies wird erreicht, wenn:<br />

● Ecken und Kanten gerundet oder gefast sind,<br />

● Muttern und Schraubköpfe in Konstruktionsteile<br />

versenkt sind und Gewindeenden nicht überstehen<br />

oder aber abgedeckt sind,<br />

● unerwartete Hindernisse in Kopfhöhe (Anstoßstellen)<br />

und im Gehbereich (Stolperstellen) vermieden werden<br />

und<br />

● Quetsch- und Scherstellen vermieden werden.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Beschaffenheit des Gerätes / Werkstoffe<br />

Werkstoffe müssen fachgerecht ausgewählt und<br />

verarbeitet werden:<br />

● Werkstoffe, die leicht entflammbar sind, dürfen nicht<br />

verwendet werden.<br />

● Bauteile aus Bauholz müssen Niederschläge<br />

ungehindert ablaufen oder abtropfen lassen.<br />

Wasserstau muss vermieden werden.<br />

● Bauholz darf nicht splittern und muss ungiftig sein.<br />

● Metalle müssen gegen atmosphärische Einflüsse<br />

geschützt sein.<br />

● Bei glasfaserverstärkten Kunststoffen darf die Schicht<br />

unter dem Gelcoat nicht frei liegen.<br />

● Kunststoffe sollten gegen UV-Strahlung<br />

widerstandsfähig sein.<br />

● Gefährliche Substanzen, beispielsweise polychlorierte<br />

Biphenyle (PCB), Asbest, Steinkohleteeröle, Blei und<br />

Formaldehyd, dürfen nicht verwendet werden.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Zugänglichkeit für Erwachsene<br />

Geräte sind so zu konstruieren, dass jederzeit Erwachsene<br />

innerhalb des Gerätes Hilfe leisten können.<br />

Dies ist beispielsweise gewährleistet, wenn Zugangsöffnungen<br />

zu Geräten größer als 50 cm sind.<br />

Geschlossene Geräte (Tunnel, Spielhäuser), die einen<br />

Abstand von mehr als 2 m vom Eingang gemessen aufweisen,<br />

müssen zwei voneinander unabhängige und an<br />

verschiedenen Stellen angeordnete Zugangsöffnungen<br />

haben.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Fallschutz und Bodenbeschaffenheit<br />

Spielplatzgeräte dürfen nur bis zu einer maximalen freien<br />

Fallhöhe von 3 m aufgestellt werden. Die tatsächliche<br />

freie Fallhöhe der Nutzer bei einem Spielplatzgerät<br />

beeinflusst die erforderliche Beschaffenheit des<br />

Bodenmaterials und die notwendige umlaufende<br />

Mindestlänge des Fallraumes bei einem möglichen Sturz.<br />

Mindestmaß des Fallraums:<br />

● Bis 1,50 m freie Fallhöhe ist stets ein Fallraum mit<br />

einer umlaufenden Mindestlänge von 1,50 m<br />

vorzusehen. Der Fallraum wird an den äußersten<br />

Geräteteilen gemessen.<br />

● Ab Fallhöhen von 1,50 m kann das Maß nach<br />

folgender Formel bestimmt werden:<br />

Länge der Aufprallfläche (m) = (2/3 der freien Fallhöhe)<br />

+ 0,5<br />

Beispiele:<br />

Fallhöhe (m) 1,50 1,75 2,00 2,25 2,50 2,75 3,00<br />

Aufprallfläche* (m) 1,50 1,70 1,85 2,00 2,20 2,35 2,50<br />

* Maße gerundet<br />

Der Fallraum ist stets von Hindernissen und<br />

Gegenständen frei zu halten, auf die man beim Fallen<br />

auftreffen kann.<br />

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<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

Fallschutz und Bodenbeschaffenheit<br />

<strong>Anforderung</strong>en für Bodenmaterial:<br />

● Bis 0,60 m Fallhöhe sind alle Böden, auch die aus<br />

Stein, Beton und Bitumen, erlaubt. Diese Böden sind<br />

jedoch für viele Aktivitäten nicht empfehlenswert.<br />

● Bis 1,00 m Fallhöhe ist Oberboden (Naturboden)<br />

zulässig.<br />

● Bis 1,50 m Fallhöhe kann Rasen verwendet werden.<br />

Ein wirksamer Fallschutz durch Rasen ist<br />

normalerweise nur gegeben, wenn der Rasen<br />

dauerhaft vorhanden ist und klimatische Faktoren wie<br />

Frost und Hitze die stoßdämpfenden Eigenschaften<br />

nicht vermindern. Um einen dauerhaften und<br />

wirksamen Fallschutz durch Rasen zu erhalten, sollte<br />

die Fallhöhe von 1 m nicht überschritten werden.<br />

● Ab 1,50 m Fallhöhe sind Bodenmaterialien mit<br />

stoßdämpfenden Eigenschaften zu verwenden.<br />

Folgende Materialien weisen stoßdämpfende<br />

Eigenschaften auf:<br />

● Holzschnitzel (Korngröße 5 mm bis 30 mm)<br />

● Rindenmulch (Korngröße 20 mm bis 80 mm)<br />

● Sand, gewaschen (Korngröße 0,2 mm bis 2 mm)<br />

● Kies, rund und gewaschen (Korngröße 2 mm bis 8 mm)<br />

● Synthetischer Fallschutz<br />

(Fallschutzplatten u. a., geprüft nach DIN EN 1177)<br />

Die Schichtdicke bei losen Bodenmaterialien ist abhängig<br />

von der Fallhöhe. Bei Fallhöhen bis 2 m beträgt die<br />

Mindestschichtdicke 20 cm, bei Fallhöhen bis zu 3 m sind<br />

30 cm erforderlich. Zusätzlich ist, um den Wegspieleffekt<br />

des Fallschutzes zu kompensieren, immer eine<br />

Mindestschichtdicke von 10 cm hinzuzufügen.<br />

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Quellen<br />

<strong>Grundsätzliche</strong> <strong>sicherheitstechnische</strong> <strong>Anforderung</strong><br />

● UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, § 28<br />

● Regel Kindertageseinrichtungen, GUV-SR S2,<br />

Abschn. 3.5.3<br />

● Außenspielflächen und Spielplatzgeräte, GUV-SI 8017<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

Beiblatt 1<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

● Stoßdämpfende Spielplatzböden, DIN EN 1177<br />

<strong>Sichere</strong> <strong>Kita</strong> | Naturnahe Gestaltung | Allgemeines<br />

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01 | Informationen<br />

Seilgarten<br />

Mit der Gestaltung von Niedrigseilgärten in Kindertagesstätten<br />

können vielfältige Bewegungsanreize mit einem<br />

hohen Aufforderungscharakter geschaffen werden.<br />

Mut, Geschicklichkeit und Konzentration sind ebenso<br />

erforderlich wie Kraft, Körperspannung und Gleichgewichtsfähigkeit.<br />

Gleichzeitig werden soziale Verhaltensweisen<br />

gefördert, da Absprachen, Rücksichtnahme oder<br />

auch Hilfestellung der Kinder untereinander wesentlich<br />

zum Bewältigen von Seilgartenelementen beitragen.<br />

Kindertageseinrichtungen, die sich aufgrund ihres<br />

pädagogischen Konzeptes entschlossen haben, einen<br />

Niedrigseilgarten im Außengelände zu betreiben, müssen<br />

im Vorfeld zahlreiche Fragen beantworten, um eine<br />

sichere Nutzung der Seillandschaft zu gewährleisten.<br />

Die folgenden Hilfen beantworten einige Fragen zur<br />

Aufstellung und zum Betrieb von Seilgärten.<br />

● Von der Idee bis zum Betrieb eines Seilgartens ist ein<br />

strukturierter Projektverlauf notwendig, bei dem alle<br />

zuständigen Stellen miteinbezogen werden.<br />

Erforderliche Vorarbeiten, beispielsweise bei der<br />

Vorbereitung und Gestaltung des Außengeländes,<br />

sind auszuführen.<br />

● Bei der Planung, beim Kauf bzw. Eigenbau, der<br />

Aufstellung und der Nutzung muss der Erbauer die<br />

<strong>Anforderung</strong>en an das Geräte- und<br />

Produktsicherheitsgesetz einhalten.<br />

<strong>Sichere</strong> <strong>Kita</strong> | Naturnahe Gestaltung | Bewegungsräume<br />

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Seilgarten<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Weiterhin ist Folgendes zu beachten:<br />

● Seilgartenelemente müssen immer den gängigen<br />

sicherheitsrelevanten <strong>Anforderung</strong>en an Spielplatzgeräte<br />

entsprechen.<br />

● In Abhängigkeit von der Fallhöhe ist geeigneter<br />

Fallschutz zu verwenden.<br />

● Beim Betrieb eines Seilgartens ist ein Betriebshandbuch<br />

zu führen, in dem die maximale Anzahl der<br />

Nutzer festgeschrieben ist.<br />

● Alle Seilgärten müssen regelmäßig geprüft und<br />

gewartet werden.<br />

● Für Kinder 3 drei Jahren sind Niedrigseilgärten nicht<br />

geeignet.<br />

<strong>Sichere</strong> <strong>Kita</strong> | Naturnahe Gestaltung | Bewegungsräume<br />

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03 | Quellen<br />

Seilgarten<br />

● UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, § 28<br />

● Regel Kindertageseinrichtungen, GUV-SR S2,<br />

Abschn. 3.5.3<br />

● Außenspielflächen und Spielplatzgeräte, GUV-SI 8017<br />

● Seilgärten in Kindertageseinrichtungen und Schulen,<br />

GUV-SI 8082<br />

● Geräte- und Produktsicherheitsgesetz – GPSG,<br />

Erläuterungen<br />

● Geräte- und Produktsicherheitsgesetz – GPSG, Gesetz<br />

● Seilgärten, Nutzung und Bau von Niedrig- und<br />

Hochseilgärten, Prävention in NRW, Band 9<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

● Stoßdämpfende Spielplatzböden, DIN EN 1177<br />

● Sport- und Freizeitanlagen – Seilgärten – Teil 1:<br />

Konstruktion und <strong>sicherheitstechnische</strong><br />

<strong>Anforderung</strong>en, DIN EN 15567-1<br />

● Sport- und Freizeitanlagen – Seilgärten – Teil 2:<br />

<strong>Anforderung</strong>en an den Betrieb, DIN EN 15567-2<br />

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01 | Informationen<br />

Kletterbaum / Baumhaus<br />

Kinder wollen höher klettern, weiter springen und<br />

schneller laufen. Stolz und selbstbewusst sind sie, wenn<br />

selbst gestellte Bewegungsaufgaben gelingen, wie das<br />

Besteigen und Erklettern von Bäumen oder Baumhäusern.<br />

Grundsätzlich bestehen aus Sicht der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

keine Bedenken, Bäume als Klettergelegenheit<br />

zu nutzen. Bei der Bewertung, ob ein Baum zum<br />

Klettern geeignet oder ungeeignet ist, sind folgende<br />

Punkte zu berücksichtigen:<br />

● Kletterbäume sind wie Spielplatzgeräte zu bewerten<br />

und müssen somit die <strong>sicherheitstechnische</strong>n<br />

<strong>Anforderung</strong>en (z. B. den Schutz vor möglichen<br />

Fangstellen) erfüllen.<br />

● Der Untergrund muss in Abhängigkeit von der<br />

Kletterhöhe den geeigneten Fallschutz aufweisen<br />

und sowohl eben als auch hindernisfrei sein.<br />

● Die Kletterhöhe ist zu begrenzen, sodass die freie<br />

Fallhöhe von maximal drei Metern nicht überschritten<br />

wird. Aufgrund bestimmter entwicklungsbiologischer<br />

Parameter, wie der geringen Knochenfestigkeit<br />

Heranwachsender, sollte die maximale Fallhöhe<br />

möglichst niedriger als das genannte Maß sein.<br />

Durch eine farbliche Markierung am Stamm bzw. Ast<br />

sollte die maximale Kletterhöhe gekennzeichnet sein.<br />

● Der Baum darf in Aufenthaltsbereichen der Kinder<br />

keine spitzen Triebe aufweisen.<br />

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Kletterbaum / Baumhaus<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Weiterhin ist Folgendes zu beachten:<br />

● Der ausgewählte Kletterbaum muss ausreichend fest<br />

und standsicher sein. Bei Pilzbefall und eingefallener<br />

Rinde ist die Holzfestigkeit des Baumes mithilfe von<br />

Holzprüfgeräten zu überprüfen.<br />

● Kletterbäume unterliegen wie Spielplatzgeräte<br />

bestimmten Prüf- und Wartungsintervallen.<br />

● Beim Klettern an Bäumen bedarf es einer besonderen<br />

Aufsicht durch das Personal der Einrichtung.<br />

● Die maximale Anzahl der Baumbesteiger ist<br />

festzulegen, um Unfälle durch Überschneidung von<br />

Kletterräumen zu vermeiden.<br />

Kletterbäume sind für Kinder unter 3 Jahren nicht<br />

geeignet.<br />

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Kletterbaum / Baumhaus<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Baumhäuser haben einen besonderen Reiz für Kinder aller<br />

Altersstufen. Für den Bau von Baumhäusern sollten<br />

folgende Punkte berücksichtigt werden:<br />

● Das Baumhaus muss an geeigneter Stelle erbaut und<br />

ausreichend standfest sein. Die verwendeten Hölzer<br />

und Äste müssen tragfähig sein.<br />

● Der Zugang ins Baumhaus kann über Kletterbäume<br />

oder Zugänge, wie Rampen oder Stege, erfolgen.<br />

Konstruktive Zu- und Abgänge müssen sicher<br />

gestaltet sein.<br />

● Baumhäuser sollten nicht höher als 2 m über dem<br />

Untergrund errichtet werden. Hierdurch kann Kindern<br />

bei den Zu- und Abstiegen jederzeit durch<br />

Erwachsene Hilfestellung geleistet werden.<br />

● Das Baumhaus darf keine spitzen Kanten, Risse und<br />

Spalten aufweisen.<br />

● Baumhäuser müssen für Erwachsene zugänglich sein.<br />

● Die Anzahl der Nutzer im Baumhaus ist festzulegen.<br />

● Der Fallschutz ist entsprechend der freien Fallhöhe<br />

auszubilden.<br />

● Baumhäuser sind für Kinder unter 3 Jahren nicht<br />

geeignet, deshalb sollte der Zugang nicht leicht<br />

zugänglich sein.<br />

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03 | Quellen<br />

Kletterbaum / Baumhaus<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

● Stoßdämpfende Spielplatzböden, DIN EN 1177<br />

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01 | Informationen<br />

Balanciergelegenheiten<br />

In Kindertageseinrichtungen sollten Kinder grundsätzlich<br />

vielfältige Möglichkeiten zu balancieren nutzen können,<br />

das entspricht dem kindlichen Bedürfnis und unterstützt<br />

insbesondere die motorische Entwicklung. Kinder lieben<br />

das Spiel mit dem Gleichgewicht. Deshalb suchen und<br />

gestalten sie Gelegenheiten, um zu balancieren. Hierzu<br />

werden Steine, Mauern, Beeteinfassungen und Baumstämme<br />

genutzt.<br />

Mit einfachen Holzbauteilen, wie Balken, Bretter und<br />

Rundhölzern, bauen Kinder eigenständig Balanciergelegenheiten<br />

und lernen, riskante Konstruktionen und<br />

fragile Aufbauten mit wackeligen Brettern und Balken<br />

einzuschätzen. Hierdurch entwickeln und verbessern<br />

sie ihr Sicherheitsbewusstsein und fördern ebenfalls<br />

ihre kognitive, soziale und motorische Entwicklung.<br />

Beim Einsatz dieser mobilen Elemente (Bewegungsbaustelle)<br />

sollten folgende Punkte beachtet werden:<br />

● Die Materialien müssen für die Kinder gut zu<br />

handhaben sein.<br />

● Bauteile aus Bauholz dürfen nicht splittern und<br />

müssen ungiftig sein.<br />

● Beim Spiel mit mobilen Elementen bedarf es einer<br />

besonderen Aufsicht durch das Personal der<br />

Einrichtung.<br />

● Die Materialien sind nach dem Spiel an geeigneter<br />

Stelle zu lagern.<br />

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Balanciergelegenheiten<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Grundsätzlich bestehen aus Sicht der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung keine Bedenken, einzelne Baumstämme<br />

und Konstruktionen mit Baumstämmen zu<br />

nutzen, die zum Klettern und Balancieren auffordern.<br />

Im Vorfeld sollten jedoch bestimmte Aussagen für eine<br />

sichere Nutzung positiv beantwortet werden.<br />

● Balancierbäume und Konstruktionen, die zum Balancieren<br />

einladen, sind wie Spielplatzgeräte zu bewerten<br />

und müssen somit die <strong>sicherheitstechnische</strong>n<br />

<strong>Anforderung</strong>en erfüllen.<br />

● Der Untergrund muss in Abhängigkeit von der Kletterhöhe<br />

den geeigneten Fallschutz aufweisen und<br />

sowohl eben als auch hindernisfrei sein.<br />

● Die umlaufende Mindestlänge des Fallraumes muss<br />

bis 1,50 m freie Fallhöhe mindestens 1,50 m betragen.<br />

● Die Balanciergelegenheit muss ausreichend<br />

standsicher sein.<br />

● Bei Pilzbefall ist bei tragenden Bauteilen die Holzfestigkeit<br />

zu überprüfen. Als relativ witterungsresistentes<br />

Holz ist Robinie besonders geeignet.<br />

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03 | Quellen<br />

Balanciergelegenheiten<br />

● UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, § 28 Satz 3<br />

● Regel Kindertageseinrichtungen, GUV-SR S2,<br />

Abschn. 3.5.3<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

● Außenspielflächen und Spielplatzgeräte, GUV-SI 8017<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

Beiblatt 1<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176-1<br />

● Stoßdämpfende Spielplatzböden, DIN EN 1177<br />

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Information<br />

Information<br />

Für das gesunde Heranwachsen von Kindern hat das<br />

Erleben von Natur eine elementare Bedeutung. Durch<br />

die heutigen Zivilisationsauswirkungen wird dieses<br />

Grundbedürfnis jedoch immer stärker eingeschränkt.<br />

Daher sollten in Kindertageseinrichtungen die Außenanlagen<br />

möglichst naturnah gestaltet sein, um den<br />

Kindern die sonst fehlenden Möglichkeiten zu bieten.<br />

Voraussetzung hierfür sind allerdings ausreichende<br />

Platzverhältnisse sowie eine kindgerechte, jedoch<br />

sichere Gestaltung.<br />

Naturnah bedeutet das direkte Erleben der Pflanzen- und<br />

Tierwelt und die Auseinandersetzung mit den Elementen<br />

Erde, Wasser, Feuer und Luft in ihren unterschiedlichsten<br />

Erscheinungsformen. Damit werden eine Fülle sinnlicher<br />

Wahrnehmungsmöglichkeiten und die Förderung der<br />

motorischen Fähigkeiten ermöglicht. Zudem erlaubt<br />

diese Gestaltungsform, das Gelände vorrangig auf die<br />

Bedürfnisse des Kindes unter pädagogischen Gesichtspunkten<br />

auszurichten. Die Verwendung einfacher und<br />

natürlicher Gestaltungselemente ermöglicht bei der<br />

Planung und Ausführung die Einbeziehung von Kindern,<br />

Eltern und des Teams.<br />

Die kindgerechte Gestaltung des Außengeländes muss<br />

derart beschaffen sein, dass Kinder authentische Welt–<br />

und Selbsterfahrungen sammeln können. Informationen<br />

zur kindgemäßen Gestaltung des Geländes finden sich<br />

hier.<br />

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Sicherheit<br />

Sicherheit<br />

Die Sicherheit von Kindern auf naturnah gestalteten Spielplätzen<br />

ist grundsätzlich im Zusammenhang mit den<br />

notwendigen Sicherheitsvorkehrungen und Sicherheitsstandards<br />

sowie den Pflichten der sozialpädagogischen<br />

Fachkräfte zu sehen. Die Kinder sollen zu eigenständigem<br />

und kompetentem Verhalten in Bezug auf ihre Selbstsicherheit<br />

gefördert werden. Für die Gestaltung bedeutet<br />

dies, dass ein Außengelände nicht völlig risikolos sein<br />

kann, sondern dass Risiken bestehen, diese jedoch nicht<br />

versteckt sein dürfen.<br />

Sicherheitsgestaltung und Sicherheitsförderung müssen<br />

darauf abzielen, dass Kinder befähigt werden, Risiken zu<br />

erkennen, zu kalkulieren und die eigenen Grenzen einschätzen<br />

zu lernen. Grundsätzlich ist es wichtig, darauf zu<br />

achten, dass Möglichkeiten zum Erlernen von motorischen<br />

Grundfertigkeiten, von Körperbeherrschung und<br />

Beweglichkeit vorhanden sind. Damit entwickeln Kinder<br />

die Fähigkeit, sich später in der Umwelt sicher und<br />

unabhängig zu bewegen.<br />

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Sicherheit<br />

Sicherheit<br />

Die Erfahrung, einen "Unfall" zu erleiden und somit an<br />

seine individuellen Grenzen zu stoßen, ist Teil eines<br />

wichtigen sportlich-spielerischen Risikos. Dies kann und<br />

soll nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Für die<br />

Vermeidung von nicht kalkulierbaren und schweren Unfällen<br />

bedeutet dies, dass nicht nur durch die Einhaltung der<br />

Sicherheitsstandards Unfälle verhindert werden, sondern<br />

auch durch die Förderung der motorischen und kognitiven<br />

Fähigkeiten der Kinder.<br />

Das Erfahrungs- und Risikopotenzial eines Außengeländes<br />

ist in hohem Maße vom pädagogischen Konzept der<br />

jeweiligen Einrichtung abhängig. Risikopotenziale mit<br />

unterschiedlichen <strong>Anforderung</strong>en sollten aber in jeder<br />

Einrichtung vorhanden sein, um den verschiedenen<br />

Erfahrungen und motorischen Fähigkeiten der Kinder<br />

gerecht werden zu können.<br />

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Geländemodulierung<br />

Geländemodulierung<br />

Hügel bzw. Geländemodellierungen sind allgemein ein<br />

hervorragendes Element, um naturnahe Spielräume zu<br />

gestalten. Sie bieten im Gegensatz zu den vielfach anzutreffenden<br />

Ebenen bzw. wenig strukturierten Geländen<br />

multifunktionale Spiel- und Nutzungsmöglichkeiten.<br />

● Aus Gründen der Haltbarkeit ist eine Hangneigung<br />

von ca. 1:2 anzustreben, um mögliche<br />

Absturzgefahren zu vermeiden.<br />

● In Kombination mit „Geräten“, wie Brücken, Rutschen<br />

etc., können Gefahrstellen entstehen, die besonders<br />

gestaltet bzw. gesichert werden müssen.<br />

● Kinder sollten auch die Möglichkeit erhalten, das<br />

Gelände zu verändern. Hierzu kann an festen Orten<br />

und Lagerbereichen neues oder durch Aufräumen<br />

wieder gewonnenes Material zur Verfügung gestellt<br />

werden. Geeignete Materialien sind Mutterboden,<br />

Lehm, Kiesel und Steine nicht größer als 20 cm,<br />

Gehölzschnitt und Schreddergut.<br />

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Quellen<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

● Außenspielflächen und Spielplatzgeräte, GUV-SI 8017<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

Beiblatt 1<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176-1<br />

● Stoßdämpfende Spielplatzböden, DIN EN 1177<br />

● Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)<br />

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01 | Informationen<br />

Erde / Matsch<br />

Erde, Sand, Matsch und Lehm ziehen Kinder immer wieder<br />

magisch an und fordern zum Spielen und Entdecken auf.<br />

Der Umgang mit diesen Naturelementen fördert in<br />

besonderer Weise die sinnlichen Erfahrungen und die<br />

kindliche Entwicklung.<br />

Beim Anrühren eines Teiges aus Matsch oder beim<br />

Gestalten von Landschaften mit Hügeln, Mulden und<br />

Gruben „begreifen“ Kinder ihre Welt. Offene Erd- und<br />

Sandspielbereiche bieten den Kindern vielfältige<br />

Möglichkeiten, ihre Erlebnisräume zu erschaffen, und sind<br />

pädagogisch wertvoller als abgegrenzte Sandkästen.<br />

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Erde / Matsch<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Beim Umgang mit Erde müssen die Kinder gegen Wundstarrkrampf<br />

(Tetanus) geimpft sein. Wichtig ist auch,<br />

dass die Kinder geeignete Kleidung und wasserfestes<br />

Schuhwerk tragen. Persönliche Wechselwäsche sollte<br />

stets in der Einrichtung gelagert sein.<br />

Einige Informationen und praktische Anregungen zum<br />

Lebensraum Erde finden sich hier, weitere Hinweise zur<br />

Anlage einer Spielgrube hier.<br />

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03 | Quellen<br />

Erde / Matsch<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

● Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)<br />

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Feuer<br />

01 | Informationen<br />

Feuer ist ein geheimnisvolles und faszinierendes Element.<br />

Glutfunken und offenes Feuer sind für Kinder spannend<br />

und bieten vielfältige Möglichkeiten, pädagogische<br />

Inhalte umzusetzen und eine praxisnahe Brandschutzerziehung<br />

durchzuführen. Dabei sollen Kinder allerdings<br />

für ihre eigene Sicherheit lernen:<br />

● dass von offenem Feuer Gefahren ausgehen,<br />

● wie man sicher und kompetent mit Situationen am<br />

Feuer umgeht,<br />

● wie Feuer gelöscht wird,<br />

● dass Erwachsene das Feuer anzünden und bewachen,<br />

● dass ein Sicherheitsabstand zur Feuerstelle<br />

eingehalten werden muss,<br />

● dass in der Umgebung der Feuerstelle zahlreiche<br />

Spiele, z. B. Ballspiele, laufintensive Spiele, nicht<br />

gespielt werden dürfen und<br />

● was bei kleinen Verbrennungen zu tun ist.<br />

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Feuer<br />

01 | Informationen<br />

Der Umgang mit Feuer in einer Einrichtung muss<br />

pädagogisch angeleitet werden, um Ängste abzubauen<br />

und den richtigen und sorgfältigen Umgang mit Feuer zu<br />

üben. Beim Spiel mit dem Feuer sind immer folgende<br />

Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen:<br />

● Der Umgang mit Feuer muss stets beaufsichtigt sein.<br />

● Die Feuerstelle ist abzugrenzen.<br />

● Geeignete Löschmittel (z. B. Sand, Wasser) sind<br />

immer vorzuhalten.<br />

● Auf geeignete, körpernahe Kleidung ist zu achten.<br />

● Leicht entzündbare Kunstfasern etc. sollten nicht<br />

zugelassen werden.<br />

Zusätzliche Empfehlungen zum Umgang mit dem Element<br />

Feuer, eine Bauanleitung für die Feuerstelle,<br />

Informationen zum Lehmofen, Beschreibungen für eine<br />

Sonnenheizung und Sonneneierkocher finden Sie hier.<br />

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Feuer<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Neben dem Einsatz des Feuers unter pädagogischen<br />

Gesichtspunkten kommen die Kinder in der Einrichtung<br />

bei Brauchtumstagen oder Grillfesten mit Feuer in<br />

Berührung.<br />

Damit z. B. beim Grillen keine Gefährdungen für die Kinder<br />

entstehen, ist Folgendes zu beachten:<br />

● Es grillen ausschließlich Erwachsene.<br />

● Der Grill ist stand- und kippsicher aufzustellen.<br />

● Es sind nur Grillanzünder in fester Form zu verwenden.<br />

● Der Grill ist nicht in Lauf- und Spielbereichen<br />

aufzustellen.<br />

● Aspekte der Sicherheit sind zu bedenken und<br />

einzuhalten.<br />

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03 | Quellen<br />

Feuer<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

● Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)<br />

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01 | Informationen<br />

Gärten / Beete<br />

Ein naturnahes, mit Gärten und Beeten gestaltetes<br />

Gelände ermöglicht den Kindern, viele Naturvorgänge<br />

eigenständig zu entdecken und zu erleben.<br />

Diese wenig intensiv bespielbaren Bereiche können aus<br />

Teichen, Beeten und Wildblumenwiesen bestehen und<br />

ermöglichen einen erlebnisorientierten Umgang mit den<br />

zahlreichen Facetten der Umweltbildung.<br />

Grundsätzlich müssen veränderte Flächen, auch wenn sie<br />

sehr klein sind, als Nutzflächen für die Kinder erkennbar<br />

sein.<br />

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Gärten / Beete<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Informationen zu „kindgemäßen“ Gärten in Form<br />

von Hochbeeten bzw. Tischbeeten, Bauanleitungen,<br />

Empfehlungen zum Bau von Kinder- Gärten in Tageseinrichtungen<br />

finden sich hier.<br />

Zusätzlich finden Sie Empfehlungen zur Anlage eines<br />

Sinnen-Weges in der Gartenlandschaft hier.<br />

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03 | Quellen<br />

Gärten / Beete<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

● Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)<br />

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Holz<br />

01 | Informationen<br />

Holz inspiriert Kinder zum Bauen und Basteln. In Holzwerkstätten<br />

und auf „Bauspielplätzen“ werden Ideen<br />

mit viel Fantasie umgesetzt. Hier lernen Kinder unter<br />

Anleitung den Umgang mit dem natürlichen Werkstoff<br />

„Holz“ und Arbeitsmitteln wie Sägen, Raspeln und<br />

Hammer. Damit die kleinen Handwerker und Architekten<br />

sicher mit den Werkzeugen umgehen, sind folgende<br />

Punkte zu berücksichtigen:<br />

● Bauspielbereiche und Holzwerkstätten bedürfen einer<br />

besonderen Aufsicht.<br />

● Der Umgang und die Ausgabe von Werkzeugen<br />

müssen entsprechend dem Alter und Kenntnisstand<br />

der Kinder erfolgen.<br />

● Kinder sind in der Handhabung der Werkzeuge<br />

einzuweisen.<br />

● Die Arbeitsmittel dürfen keine Beschädigungen<br />

aufweisen und müssen in Größe und Form kindgemäß<br />

sein.<br />

● Arbeitshandschuhe sollten vorgehalten werden.<br />

● Beim Bearbeiten von Holz muss auf geeignete<br />

Kleidung und geeignetes Schuhwerk bei den Kindern<br />

geachtet werden.<br />

● Einspannvorrichtungen sollten an Arbeitstischen bzw.<br />

Werkbänken Werkstücke gut halten.<br />

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Holz<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Weiterhin ist Folgendes zu beachten:<br />

● Gehölzschnitte, wie Weiden, Pappeln oder Haselnuss,<br />

die zum Bearbeiten bereitgestellt werden, dürfen die<br />

Länge von höchstens 3 m nicht überschreiten.<br />

● Bei der Verwendung von Pfählen, z. B. zum Bau von<br />

Hütten, darf der Durchmesser höchstens 8 cm<br />

betragen.<br />

● Hölzer, die als Spiel- und Baumaterial verwendet<br />

werden, sollten möglichst nicht spleißen, damit<br />

Hautverletzungen durch Holzsplitter vermieden<br />

werden.<br />

● Bei der Verwendung von Abfallholz ist auszuschließen,<br />

dass sich noch Nägel und Schrauben<br />

im Holz befinden.<br />

● Hölzer und Baumaterialien sollten nach den Arbeiten<br />

bzw. dem Spiel an festgelegten Orten bzw. Plätzen<br />

gelagert werden.<br />

● Arbeiten mit Werkzeugen dürfen von Kindern von drei<br />

bis sechs Jahren nur unter Aufsicht durchgeführt<br />

werden.<br />

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03 | Quellen<br />

Holz<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

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01 | Informationen<br />

Pflanzen<br />

Pflanzen<br />

Pflanzen sind ein wichtiges Element zur Gestaltung<br />

kindgerechter Außenflächen. So können Aufenthalts-,<br />

Spiel- und Ruheräume durch deren Auswahl und<br />

Anordnung kreativ gestaltet werden.<br />

Von den Pflanzen, die sich auf dem Gelände einer<br />

Kindertageseinrichtung befinden, dürfen jedoch für<br />

die Kinder keine Gefährdungen ausgehen. Deshalb<br />

sind Pflanzen mit giftigen Bestandteilen in Aufenthaltsbereichen<br />

der Kinder zu vermeiden.<br />

Hecken eignen sich hervorragend als Begrenzungs- und<br />

Gliederungselement, und Konstruktionen mit Weiden<br />

haben sich zur Gestaltung interessanter Orte des Spielens<br />

und Verweilens für Kinder bewährt.<br />

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Weiden<br />

Pflanzen<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Weidenruten sind ausgezeichnete Materialien für Baumaßnahmen<br />

bei der Gestaltung naturnaher Spielräume,<br />

da sie kostengünstig sind und sich einfach verbauen<br />

lassen. Sie werden oft zum Bau von Zäunen, Kriechtunneln,<br />

Pergolen, Tipis oder Hütten verwendet. Nachfolgende<br />

Punkte sollten beachtet werden, um mögliche<br />

Verletzungen zu vermeiden:<br />

● Durch richtiges Anpflanzen und regelmäßige Pflege<br />

werden spitze Triebenden des Flechtverbandes<br />

vermieden.<br />

● Ohne Bodenkontakt eingeflochtenes waagerecht<br />

liegendes Weidenmaterial wird mit der Zeit trocken<br />

und spröde, wodurch einzelne Weidenruten aus dem<br />

Flechtverband herausragen, was beim Spielen zu<br />

Verletzungen führen können.<br />

● Verletzungen durch spitze Enden von Weidentrieben,<br />

insbesondere in Augenhöhe der Kinder, sind zu<br />

vermeiden. Dies gilt auch für Kriechtunnels, bei denen<br />

die Triebenden zusammengebunden sein sollten.<br />

● Durch richtiges Schneiden mit geeigneten<br />

Gartengeräten (es wird einzeln in die Verzweigungen<br />

geschnitten) werden spitze Triebenden vermieden.<br />

Alternativ zum Rückschnitt können lange Triebe in das<br />

vorhandene Weidenbauwerk eingeflochten werden.<br />

● In den Boden gesteckte Weidenruten müssen über<br />

dem Erdboden eine ausreichende Mindesthöhe<br />

besitzen, damit sie nicht als „Spieße“ wirken.<br />

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Pflanzen<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Weiterhin ist Folgendes zu beachten:<br />

● Das Hängenbleiben mit dem Kopf in Öffnungen vor<br />

allem bei trockenem, dicht eingebautem Material,<br />

z. B. Fensteröffnungen in Weidenwänden, wird durch<br />

das Einhalten der <strong>Anforderung</strong>en zur Vermeidung von<br />

Kopffangstellen vermieden.<br />

● Ein Weidenzaun kann als äußere Begrenzung eines<br />

Spielraumes dienen, der dann aber die<br />

<strong>Anforderung</strong>en an eine Abzäunung erfüllen muss<br />

(z. B. eine Mindesthöhe von 1,0 m). Zusätzlich sollte<br />

auf die notwendigen Pflanzabstände zur<br />

Grundstücksgrenze geachtet werden.<br />

● Erforderlich sind regelmäßige Sichtkontrollen der<br />

Weidengebilde auf hervorstehende und<br />

abgebrochene zugängliche Triebe, wobei<br />

Gefährdungen umgehend beseitigt werden müssen.<br />

Praktische Information zur naturnahen Gestaltung von<br />

Zäunen, Tunneln, Hütten und Tipis finden Sie hier.<br />

Pädagogische Hilfen für das Flechten von Weidenkörben,<br />

Untersetzern und Strohsternen mit Naturmaterialien und<br />

einige Flechtgrundtechniken finden Sie hier.<br />

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Hecken<br />

Pflanzen<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Hecken werden oft als Gliederungs- und<br />

Begrenzungselement in Kindertageseinrichtungen<br />

verwendet und sollten nicht aus Pflanzen mit giftigen<br />

Bestandteilen oder Dornen bestehen.<br />

Eine Auswahl geeigneter Heckensträucher und Bäume<br />

sowie Hinweise zur sachgerechten Pflanzung und<br />

Gestaltung finden sich hier.<br />

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03 | Quellen<br />

Pflanzen<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

● Giftpflanzen – Beschauen, nicht kauen, GUV-SI 8018<br />

● Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)<br />

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Stein<br />

01 | Informationen<br />

Steine sind beliebte Gestaltungselemente und finden in<br />

unterschiedlicher Weise Verwendung, z. B. zum Bau von<br />

Wegen, Treppen, Sitzstufen, Trockenmauern, Kräuterspiralen,<br />

auf vegetationsarmen Flächen und Hügeln<br />

oder als Klettersteine.<br />

Mit Steinen kann sicher gebaut werden, wenn bei der<br />

Verwendung und Bearbeitung der Steine geeignete<br />

Kleidung sowie Werkzeuge eingesetzt werden. Steinlandschaften,<br />

die in Eigenbau errichtet werden, müssen<br />

fachgerecht ausgeführt werden. „Bauwerke“ mit Steinen<br />

als Material können als sicher errichtet und aufgestellt<br />

betrachtet werden, wenn:<br />

● die Steine ausreichend standsicher eingebaut sind<br />

und beim Begehen nicht umkippen oder wegrollen<br />

können,<br />

● an zugänglichen Stellen Verletzungen durch scharfe<br />

Kanten vermieden werden (bereits bei der Auswahl<br />

der Steinarten sollte deshalb auf die Verwendung<br />

abgerundeter Materialien (gebrochene Kanten)<br />

geachtet werden),<br />

● das Hängenbleiben und Einklemmen von Körperteilen<br />

(z. B. Füße) in Zwischenräumen, die kleiner als 3 cm<br />

sind, erschwert ist (sollten Steine weiter<br />

auseinanderliegen, sind die Zwischenräume<br />

dauerhaft aufzufüllen) und<br />

● die freie Fallhöhe von Steinelementen untereinander<br />

und zu anderen befestigten Bodenmaterialien wie<br />

Beton und bitumengebundenen Böden 60 cm nicht<br />

überschreitet (beträgt die freie Fallhöhe mehr als<br />

60 cm, muss der Untergrund im möglichen Fallbereich<br />

stoßdämpfend ausgebildet sein).<br />

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Stein<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Weiterhin ist Folgendes zu beachten:<br />

● dass Abstürzen aus der Höhe auf „steinharte“<br />

Untergründe (z. B. auf befestigte Flächen, weitere<br />

Steine) ausgeschlossen ist,<br />

● dass das Steigungsverhältnis bei Klettersteinen und<br />

Stufenanlagen maximal 1:1 (45°) beträgt,<br />

● dass oberhalb von Sitzstufenanlagen und Mauern<br />

Sicherungen gegen das unmittelbare Hineinlaufen<br />

und Hinunterspringen bzw. -fallen angebracht sind<br />

(geeignet sind Pflanzstreifen, Geländer oder<br />

Bügelelemente),<br />

● dass Anlagen mit Steinen wie z. B. Sitzstufenanlagen<br />

und Klettersteine nicht an Hauptverkehrswegen,<br />

sondern in Neben- und Eckbereichen angeordnet sind,<br />

● dass Steinlandschaften nur einen Teil des gesamten<br />

Außenbereichs einnehmen, damit Kinder genügend<br />

Bewegungsflächen mit Rasen/Wiesen zum Laufen<br />

und Spielen haben,<br />

● dass Bodenbeläge aus Stein rutschhemmend<br />

ausgeführt sind.<br />

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03 | Quellen<br />

Stein<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

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Wasser<br />

01 | Informationen<br />

Wasser übt eine besondere Faszination auf Kinder aus<br />

und fordert in hohem Maße zu kreativem Spiel heraus.<br />

Wasser lässt sich auf unterschiedlichste Arten und Formen<br />

erleben, ob als naturnaher Bachlauf oder Rinnsal, als<br />

Teich, als Pfütze oder auch als Schlammloch.<br />

Bei der Gestaltung von Spielräumen sollten Möglichkeiten<br />

geschaffen werden, Wasser in unterschiedlichen<br />

Zustandsformen kennenzulernen, um damit verbundene<br />

Möglichkeiten zu erleben und Gefährdungen zu erkennen.<br />

Die Nutzung von Regenwasser für Spielzwecke sollte im<br />

Einzelfall mit dem zuständigen Gesundheitsamt<br />

abgestimmt werden.<br />

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Wasser<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Immer wieder werden auf dem Gelände der Kindertageseinrichtung<br />

natürliche und künstliche Wasserläufe und<br />

Wasserflächen wie Teiche, Feuchtbiotope oder entsprechende<br />

Kombinationen angelegt. Bereits bei der<br />

Planung ist unter dem Aspekt der Sicherheit zu<br />

berücksichtigen, dass Wasserflächen eine hohe<br />

Anziehungskraft, insbesondere auf Kinder, ausüben.<br />

Grundsätzlich sind bei der Gestaltung von Wasser-<br />

Spielangeboten folgende Regeln zu beachten:<br />

● Fest installierte und mobile Wasserrinnen an<br />

Wasserspielstellen sind zu warten. Von den<br />

Wasserrinnen darf für die Kinder keine Gefährdung<br />

ausgehen (Risse im Holz, Brüche von Rohren und<br />

Leitungen).<br />

● Handpumpen dürfen in ihrer Handhabung keine<br />

Quetsch- und Scherstellen aufweisen<br />

● Regenwasser-Sammelbehälter sind unbedingt gegen<br />

Hineinfallen zu sichern<br />

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Wasser<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Weiterhin ist Folgendes zu beachten:<br />

● Kinder sollten für die jeweilige Jahreszeit und<br />

Temperatur geeignete Kleidung tragen. In der<br />

kalten Jahreszeit sind wasserfeste Schuhe und<br />

Kleidungsstücke notwendig. Persönliche<br />

Wechselwäsche sollte stets in der Einrichtung<br />

gelagert sein.<br />

● Die Wassertiefe bei stehenden Gewässern sollte<br />

im Kindergarten 20 cm und im Hort 40 cm nicht<br />

überschreiten.<br />

● Das Gefälle im Uferbereich sowie unter der<br />

Wasseroberfläche sollte relativ flach und gleichmäßig<br />

verlaufen. Empfehlenswert ist eine mindestens 1,00 m<br />

breite flachgeneigte und trittsichere Uferzone.<br />

Hinweise zum pädagogischen Nutzen des<br />

Erlebnisbereiches Teich und zur einfachen Gestaltung<br />

einer Teichanlage finden Sie hier.<br />

Praktische Spiele und Anleitungen zum Umgang mit dem<br />

Naturelement Wasser finden Sie hier.<br />

Bei Einrichtungen unter drei Jahren dürfen Teiche,<br />

Feuchtbiotope u. ä. für die Krippenkinder nicht<br />

zugänglich sein. Dies wird z. B. erreicht durch eine<br />

mind. 1 m hohe Umwehrung, die nicht zum Klettern<br />

verleitet.<br />

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03 | Quellen<br />

Wasser<br />

● UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, § 29<br />

● Regel Kindertageseinrichtungen, GUV-SR S2,<br />

Abschn. 3.5.4<br />

● Naturnahe Spielräume, GUV-SI 8014<br />

● Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)<br />

UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, § 23<br />

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Planung<br />

Planung, Kauf – Eigenbau, Aufstellung, Nutzung<br />

Von der Idee, Außen- und Spielflächen kindgerecht und<br />

sicher zu gestalten, bis zur erfolgreichen Umsetzung der<br />

Idee sind viele einzelne Schritte umzusetzen. So sind u. a.<br />

Arbeitsgruppen zu bilden, Kinder in die Planungen<br />

einzubinden, Informationen zu beschaffen, Flächen zu<br />

planen, Genehmigungen einzuholen, Vorschriften und<br />

Gesetze zu beachten und geeignete Arbeitskräfte<br />

einzubinden.<br />

Ein Orientierungsrahmen zu einzelnen Planungsschichten<br />

ist in den Checklisten zum Projektverlauf und zur<br />

Gestaltung von Außen- und Spielflächen aufgelistet.<br />

Bei der Neu- oder Umgestaltung des Außengeländes<br />

sollte deshalb stets ein erfahrener Planer einbezogen<br />

werden. Damit ist gewährleistet, dass ein Gesamtkonzept<br />

entwickelt wird, das den Bedürfnissen der Kinder und<br />

allen Sicherheitsanforderungen gerecht wird. Dies gilt<br />

insbesondere auch für Maßnahmen, die in Eigenarbeit<br />

erfolgen.<br />

Für Kinder unter 3 Jahren<br />

gelten zusätzliche <strong>Anforderung</strong>en.<br />

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Eigenbau und Kauf<br />

Planung, Kauf – Eigenbau, Aufstellung, Nutzung<br />

Eigenbau bietet die Möglichkeit einer optimalen<br />

individuellen Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten.<br />

Grundsätzlich sollten beim Bau von selbst konstruierten<br />

Spielelementen die kindgerechte Dimension (Spielwert)<br />

und die sicherheitsrelevanten <strong>Anforderung</strong>en erfüllt<br />

werden.<br />

Voraussetzung für Eigenbaumaßnahmen sind Fachwissen<br />

und handwerkliches Geschick. Empfehlenswert ist es, die<br />

Planung mit dem zuständigen gesetzlichen Unfallversicherungsträger<br />

abzustimmen.<br />

Die Beteiligung der Kinder spielt eine wichtige Rolle.<br />

Eigenarbeit hilft nicht nur Kosten zu sparen, sie ermöglicht<br />

Kindern auch, sich konkret in die Gestaltung<br />

ihres unmittelbaren Umfelds einzubringen. Über die<br />

Arbeit erleben sie Gemeinschaft positiv und gewinnen<br />

Erkenntnisse über die Bauweise. Die Beteiligung führt<br />

zur Identifikation mit dem Geschaffenen und kann Vandalismus<br />

vorbeugen.<br />

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Eigenbau und Kauf<br />

Planung, Kauf – Eigenbau, Aufstellung, Nutzung<br />

Spielplatzgeräte müssen den <strong>Anforderung</strong>en des<br />

Gerätesicherheitsgesetzes und der DIN EN 1176<br />

"Spielplatzgeräte und Spielplatzböden" entsprechen.<br />

Beim Kauf von Spielplatzgeräten bescheinigt der<br />

Hersteller oder Verkäufer des Gerätes die Einhaltung<br />

der genannten <strong>Anforderung</strong>en.<br />

In öffentlichen Einrichtungen sind ausschließlich Geräte<br />

einzubauen, die diesen <strong>Anforderung</strong>en entsprechen.<br />

Spielgeräte, die für den Freizeitgebrauch konstruiert<br />

wurden, dürfen nicht verwendet werden.<br />

In der Bedienungsanleitung und den Hinweisen zur<br />

Geräteaufstellung finden sich detaillierte Vorgaben, wie<br />

das Gerät aufzustellen ist und welche <strong>Anforderung</strong>en an<br />

den Fallschutz zu erfüllen sind. Spielplatzgeräte sind erst<br />

dann sicher zu nutzen, wenn alle sicherheitsrelevanten<br />

<strong>Anforderung</strong>en erfüllt sind. Bereits beim Bau bzw. Kauf<br />

eines Gerätes sollte die erforderliche Prüfung und<br />

Wartung und die daraus entstehenden Kosten bedacht<br />

werden.<br />

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Aufstellung<br />

Planung, Kauf – Eigenbau, Aufstellung, Nutzung<br />

Selbst gebaute und/oder gekaufte Spielplatzgeräte<br />

dürfen nur an geeigneten Standorten aufgestellt werden.<br />

Die Wahl des Standortes ist abhängig von der Art der<br />

Nutzung des Gerätes.<br />

Eine Orientierung zum geeigneten Standort können<br />

folgende Aussagen geben:<br />

● Spielgeräte lassen sich unterscheiden in Geräte mit<br />

hoher Bewegungsaktivität der Kinder und solche mit<br />

geringer. Entsprechend dem Konzept der Einrichtung<br />

zur Nutzung der Außenflächen sind die Geräte in den<br />

entsprechenden Räumen aufzustellen.<br />

● Spielplatzgeräte und Spielgelegenheiten sollten so<br />

aufgestellt und eingerichtet werden, dass sich<br />

Sicherheitsbereiche (notwendige Fallräume) nicht mit<br />

Laufflächen o. Ä. überschneiden.<br />

● Einige Spielplatzgeräte sollten eher in Randbereichen<br />

des Außengeländes aufgestellt werden, da hierdurch<br />

ein Hineinlaufen in bewegliche Geräteelemente (z. B.<br />

Schaukelsitz) vermieden wird.<br />

● Die Sicherheitsbereiche müssen frei von<br />

Gegenständen oder anderen Spielgeräten sein.<br />

Fallräume zum Abspringen, aber auch bei Stürzen<br />

sind notwendig.<br />

Geräte müssen stets so aufgestellt werden, dass die<br />

Standsicherheit und die konstruktive Festigkeit des<br />

Gerätes den <strong>Anforderung</strong>en genügen. Bewegliche<br />

Elemente sollten gegen Wegrollen, Verschieben oder<br />

Umstürzen gesichert sein.<br />

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Nutzung<br />

Planung, Kauf – Eigenbau, Aufstellung, Nutzung<br />

Spielplatzgeräte werden von Kindern bestimmungsgemäß<br />

(z. B. Rutschen), aber auch nicht bestimmungsgemäß<br />

bespielt (z. B. Beklettern von Rutschflächen, Erhöhung der<br />

Nutzerzahl auf Wippen).<br />

Zur Reduzierung von Unfällen darf vom Spielplatzgerät<br />

keine Gefährdung ausgehen, deshalb müssen die Geräte<br />

den <strong>sicherheitstechnische</strong>n Standards entsprechen.<br />

In bestimmten Situationen kann es erforderlich sein, die<br />

Anzahl der Nutzer an einem Spielgerät einzuschränken<br />

oder aber ein Nutzungsverbot auszusprechen.<br />

Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn<br />

● alle Kinder einer Einrichtung gleichzeitig auf eine<br />

kleine erhöhte Plattform wollen,<br />

● Kinder Bewegungsräume anderer Kinder<br />

einschränken,<br />

● die Aufmerksamkeit der Kinder durch zu viele Kinder<br />

in hohem Maße reduziert wird,<br />

● Kinder unter 3 Jahren von anderen Kindern auf<br />

Flächen gehoben werden, auf die sie sonst nicht<br />

gelangen würden, und<br />

● Fallräume nicht mehr frei gehalten werden können.<br />

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Quellen<br />

Planung, Kauf – Eigenbau, Aufstellung, Nutzung<br />

● UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, §§ 28 – 29<br />

● Regel Kindertageseinrichtungen, GUV-SR S2,<br />

Abschn. 3.5.3<br />

● Geräte- und Produktsicherheitsgesetz – GPSG<br />

● Außenspielflächen und Spielplatzgeräte, GUV-SI 8017<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

● Stoßdämpfende Spielplatzböden, DIN EN 1177<br />

UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, § 23<br />

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Prüfung und Wartung der Spielplatzgeräte<br />

Prüfung und Wartung<br />

Das Außengelände sollte immer einen hohen Spielwert<br />

für die jeweiligen Nutzer haben. Vom Gelände und den<br />

aufgestellten Spielgeräten dürfen keine erhöhten Gefährdungen<br />

ausgehen. Dies wird erreicht, indem bei der<br />

Aufstellung der Geräte alle grundsätzlichen <strong>sicherheitstechnische</strong>n<br />

<strong>Anforderung</strong>en und gegebenenfalls zusätzlich<br />

gerätebezogene <strong>Anforderung</strong>en erfüllt sind. Die Einhaltung<br />

dieser Standards ist in regelmäßigen Rhythmen<br />

zu prüfen.<br />

Geprüft und gewartet werden sollten:<br />

● Das gesamte Außengelände, insbesondere die<br />

Zugänge zu den Spielflächen<br />

● Die einzelnen Spielplatzgeräte und Kombinationen<br />

● Die Fallräume mit dem notwendigen Fallschutz<br />

Alle Inspektions- und Wartungsarbeiten sind immer zu<br />

dokumentieren und die Dokumentationen sind aufzubewahren.<br />

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Prüfung und Wartung der Spielplatzgeräte<br />

Prüfung und Wartung<br />

Die Prüfung der Geräte und die erforderlichen Wartungsarbeiten<br />

sollten nach den Anleitungen der Hersteller<br />

durchgeführt werden. Folgende Inspektionen sind stets<br />

vorzusehen:<br />

Sichtkontrollen<br />

Je nach Beanspruchung oder Gefährdung (z. B. als<br />

Folge von Vandalismus oder als Folge von Witterungseinflüssen):<br />

täglich, wöchentlich (z. B. durch das<br />

pädagogische Personal, die Sicherheitsbeauftragten oder<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt / Gemeinde).<br />

Funktionskontrollen<br />

Die Funktion und Stabilität der Geräte sollte alle ein bis<br />

drei Monate durch eine geeignete Person geprüft werden.<br />

Inhalte dieser operativen Prüfung sind z. B. die Sauberkeit<br />

der Anlage, der erforderliche Fallschutz, die Bodenfreiheit<br />

der Spielgeräte, der übermäßige Verschleiß der Geräten<br />

und die Prüfung, ob Fundamente freiliegen. Hilfen für die<br />

Bewertung der einzelnen Spielplatzgeräte finden Sie im<br />

Menüpunkt „Spielplatzgeräte“ unter den jeweiligen<br />

Geräten.<br />

Jährliche Kontrollen<br />

Die jährliche Kontrolle bzw. Hauptuntersuchung findet<br />

vorzugsweise zu Beginn der Spielsaison durch einen<br />

Sachkundigen statt. Empfehlenswert ist, einen Sachkundigen<br />

mit den Arbeiten zu beauftragen, der nicht<br />

durchgehend die Geräte betreut, beispielsweise bei den<br />

erforderlichen Funktionskontrollen. Hierdurch wird eine<br />

mögliche Betriebsblindheit vermieden. Die Überprüfung<br />

beinhaltet die Feststellung des betriebssicheren Zustandes<br />

der gesamten Anlagen, Fundamente und Oberflächen.<br />

Die Geräte sind auf Verschleiß und Verrottung von allen<br />

Seiten zu kontrollieren. Einmastgeräte erfordern einen<br />

höheren Wartungsaufwand, insbesondere an den Standpfosten<br />

und Fundamenten. Deshalb sollte auf Einmastgeräte<br />

in Bildungseinrichtungen eher verzichtet werden.<br />

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Prüfung und Wartung der Spielplatzgeräte<br />

Prüfung und Wartung<br />

Zur Gefahrenabwehr sollten folgende Grundsätze bei der<br />

Inspektion und Wartung eingehalten werden:<br />

● Anhand der lokalen Bedingungen und der<br />

Herstellerangaben sollte jedes Spielplatzgerät in<br />

einem Inspektionsplan aufgenommen sein.<br />

● Werden bei der Prüfung der Kinderspielgeräte und<br />

angrenzenden Flächen Mängel festgestellt, sollten<br />

diese sofort beseitigt werden.<br />

● Können Mängel nicht sofort abgestellt werden, kann<br />

das Gerät nur noch eingeschränkt genutzt werden<br />

oder es ist zu sperren bzw. zu entfernen.<br />

● Bestimmte Reparaturen dürfen nur von Fachleuten<br />

durchgeführt werden (z. B. Schweißen von<br />

Konstruktionsteilen).<br />

● Wartungs- und Reparaturarbeiten müssen fachkundig<br />

ausgeführt werden.<br />

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Prüfung und Wartung der Spielplatzgeräte<br />

Prüfung und Wartung<br />

Folgende Tätigkeiten sind grundsätzlich bei der Wartung<br />

und Reparatur auszuführen:<br />

● Nachziehen von Befestigungen<br />

● Entrosten und Streichen von Oberflächen<br />

● Schmieren von Gelenken<br />

● Entfernen von Schmutz und Verunreinigungen<br />

● Auffüllen von Fallschutzmaterial<br />

● Erneuern von Befestigungselementen<br />

● Schweißarbeiten<br />

● Nacharbeiten oder Ersetzen von abgenutzten oder<br />

defekten Teilen<br />

● Austausch von Bauteilen<br />

● Beseitigung von Schäden an Zäunen und Mauern<br />

● Erneuern der Sitzflächen der Bänke<br />

● Rückschnitt und Pflege von Bäumen und Sträuchern<br />

Die folgende Checkliste erleichtert die Dokumentation.<br />

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Prüfung und Wartung der Spielplatzgeräte<br />

Prüfung und Wartung<br />

● UVV Kindertageseinrichtungen, GUV-V S2, § 28<br />

● Regel Kindertageseinrichtungen, GUV-SR S2,<br />

Abschn. 3.5.3<br />

● Außenspielflächen und Spielplatzgeräte, GUV-SI 8017<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

Beiblatt 1<br />

● Spielplatzgeräte und Spielplatzböden, DIN EN 1176<br />

● Stoßdämpfende Spielplatzböden, DIN EN 1177<br />

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01 | Informationen<br />

Aufbewahrung von Spielzeug, Fahrzeug, Werkzeug<br />

Zu jedem Außengelände gehören natürlich Spiel- und<br />

Fahrzeuge, die die Kinder zu einem kreativen und bewegungsfreudigen<br />

Spiel motivieren sollen. Diese Materialien<br />

sind einer überdurchschnittlichen Belastung ausgesetzt<br />

und müssen deshalb besonders robust sein. Daher ist bei<br />

der Anschaffung von Materialien darauf zu achten, dass<br />

diese die erforderlichen Sicherheitsstandards erfüllen<br />

und die entsprechenden Kennzeichnungen der Hersteller<br />

aufweisen.<br />

Sinnvoll ist es, die CE-Kennzeichnung und das GS-<br />

Prüfzeichen sowie die Angabe des Alters der Kinder, für<br />

die das Spiel- oder Fahrzeug geeignet ist, zu beachten.<br />

Materialien, die für den privaten Gebrauch hergestellt<br />

sind, eignen sich nicht für den Gebrauch in einer<br />

Kindertageseinrichtung.<br />

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Aufbewahrung von Spielzeug, Fahrzeug, Werkzeug<br />

02 | weitere Hinweise<br />

Die Spiel- und Fahrzeuge sollten separat und geordnet<br />

aufbewahrt werden. Hierfür eignet sich z. B. ein Holzgerätehaus,<br />

das an einer geeigneten Stelle im Außengelände<br />

platziert ist. Bei der Lagerung der Spielmaterialien<br />

ist darauf zu achten, dass diese nicht zu hoch<br />

(über Kopfhöhe) gelagert werden, um Unfälle durch<br />

herabfallende Gegenstände zu verhindern.<br />

Die Spiel- und Fahrzeuge sind genau wie Außenspielgeräte<br />

regelmäßig zu prüfen und zu warten, damit ihre<br />

Funktionstüchtigkeit und sichere Benutzung gewährleistet<br />

ist.<br />

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03 | Quellen<br />

Aufbewahrung von Spielzeug, Fahrzeug, Werkzeug<br />

● Sicherheit von Spielzeug, DIN EN 71<br />

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Pflanzen und Giftpflanzen<br />

Pflanzen und Giftpflanzen<br />

Sträucher und Bäume strukturieren das Gelände, sie<br />

bieten eine Abschirmung, ermöglichen auf kleinstem<br />

Raum eine Vielzahl von Spielmöglichkeiten (Verstecken,<br />

Klettern, Spielmaterial) und Erfahrungsmöglichkeiten<br />

(Werden, Wachsen, Absterben). Dies wird durch breite<br />

gruppenartige Bepflanzungen mit dicht wachsenden<br />

Sträuchern gefördert.<br />

Durch unmittelbare körperliche Naturerfahrung begreift<br />

sich das Kind als Teil der Umwelt die grundlegende<br />

Voraussetzung für die Entwicklung des Umweltbewusstseins.<br />

Neben positiven Erlebnissen im Umgang mit Pflanzen<br />

sollten Kindern ebenso "unangenehme" Erfahrungen<br />

geboten werden. Brombeeren oder Brennnesseln gehören<br />

daher durchaus in das Außengelände einer Kindertageseinrichtung.<br />

Es ist jedoch im Einzelfall zu überlegen,<br />

welche Pflanzen für die jeweilige Einrichtung passend<br />

sind und an welchem Ort ihre Anpflanzung sinnvoll ist.<br />

So sollten stachelige Pflanzen, wie die Brombeere, nicht<br />

unmittelbar an intensiv genutzte Bewegungsbereiche<br />

grenzen.<br />

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Pflanzen und Giftpflanzen<br />

Pflanzen und Giftpflanzen<br />

Grundsätzlich sind folgende Pflanzen nicht einzusetzen:<br />

● Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)<br />

● Seidelbast (Daphne mezereum)<br />

● Stechpalme (Ilex aquifolium)<br />

● Goldregen (Laburnum anagyroides)<br />

● Eibe (Taxus baccata)<br />

Stark ätzende Pflanzen, wie z. B. der Riesenbärenklau<br />

(Heracleummantegazzium), sind aus Spielbereichen zu<br />

entfernen.<br />

Weitere Informationen zu Giftpflanzen finden sich in der<br />

Schrift:<br />

Giftpflanzen – Beschauen, nicht kauen, GUV-SI 8018<br />

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Kinder unter 3 Jahren<br />

Die Angebotsvielfalt für Kinder unter 3 Jahren ist in den letzten Jahren erheblich ausgebaut worden. Zahlreiche bauliche<br />

Veränderungen und Anpassungen sind dadurch in den Einrichtungen erforderlich geworden, wobei eine Bewertung<br />

der bestehenden Außenspielflächen mit den vorhandenen Spielplatzgeräten für den Bauherren bzw. Betreiber der<br />

Einrichtung oft eine nachrangige Bedeutung aufweist.<br />

Wichtig für die Entwicklung von Kindern ist eine altersgemäße Umgebung, in der die Kinder entsprechend ihrem<br />

Entwicklungsstand heranwachsen können. Bei der Bewertung von Außenspielflächen und Spielplatzgeräten ist immer<br />

der Spielwert für die Nutzer zu ermitteln und für die Unterdreijährigen besondere Aspekte der Sicherheit zu<br />

berücksichtigen.<br />

Die bisherigen Erfahrungen der Unfallkasse NRW bei der <strong>sicherheitstechnische</strong>n Bewertung von Einrichtungen mit<br />

Unterdreijährigen haben gezeigt, dass es sinnvoll und angemessen ist, Spielbereiche für diese Altersgruppe abzugrenzen<br />

und einzufrieden. Organisatorische und aufsichtsrechtliche Fragestellungen werden dadurch positiv beeinflusst und<br />

die Belastungen des pädagogischen Personals reduziert.<br />

Spielplatzgeräte müssen immer nach dem Stand der Technik – DIN EN 1176 – aufgestellt und betrieben werden.<br />

Zusätzlich besteht in Deutschland die gesetzliche Verpflichtung Kinder unter 3 Jahren auf Spielplätzen zu beaufsichtigen.<br />

Für diese Altersgruppe entscheiden Erwachsene über die Nutzung der Geräte und geben die erforderlichen Sicherheitsund<br />

Hilfestellungen.<br />

Spielplatzgeräte im öffentlichen Raum und in Kindertageseinrichtungen sind in der Regel so gebaut, dass erst für<br />

Kinder ab 3 Jahren gesicherte ergonomische Erkenntnisse vorliegen, die zur Festlegung von sicherheitstechnisch<br />

relevanten Schutzmaßnahmen führen. Dies bedeutet, dass beim Spiel von Kindern unter 3 Jahren auf den Außenflächen<br />

und an den Spielplatzgeräten eine besonders fürsorgliche Form der Aufsicht zu gewährleisten ist.<br />

Auf den Spielflächen für Unterdreijährige dürfen nur Spielgeräte für diese Altersgruppe eingesetzt werden. Sollten<br />

aus organisatorischen und/oder pädagogischen Gründen Spielflächen für Kinder aller Altersgruppen gemeinsam<br />

genutzt werden sind besondere Schutzmaßnahmen für die Jüngsten zu treffen, beispielsweise werden<br />

• für Kinder unter 3 Jahren die Zugänge zu den Spielplatzgeräten erschwert und<br />

• bei leichtem Zugang finden zusätzliche Schutzmaßnahmen Anwendung.<br />

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Schutzmaßnahmen<br />

Kinder unter 3 Jahren<br />

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Zugang erschwert<br />

Zugänge an Einzelgeräten und Gerätekombinationen für Kinder unter 3 Jahren gelten als erschwert, wenn zwischen<br />

der Spielebene und der untersten Fußunterstützung ein Freiraum von 40 cm vorhanden ist. Dies wird bei Leiteraufstiegen<br />

beispielsweise dadurch erreicht, dass die unterste Sprosse nicht eingebaut wird.<br />

Befinden sich Kinder unter 3 Jahren auf einer Plattform, von der sie das Gerät weiter besteigen könnten, ist von der<br />

oberen Fläche der Plattform ein Freiraum von mindestens 60 cm einzuhalten, um einen weiteren Aufstieg zu verhindern.<br />

Absturzsicherung<br />

Gerätekombinationen und Geräteteile, die für Unterdreijährige zugänglich sind, müssen schon ab einer Höhe der<br />

Standfläche von 60 cm mit Brüstungen ausgestattet sein.<br />

Treppen<br />

Bei Geräten für Kinder unter 3 Jahren müssen Handläufe schon an der ersten Stufe beginnen.<br />

Rampen<br />

Rampen, die für Kinder unter 3 Jahren vorgesehen sind, müssen ab einer Fallhöhe von 60 cm Brüstungen zur<br />

Absturzsicherung haben. Werden Handläufe, Geländer und Brüstungen an Rampen eingebaut, müssen sie an der<br />

niedrigsten Stelle der Rampe beginnen.<br />

Schaukel<br />

Schaukeln, die speziell für die Benutzung durch kleinere Kinder vorgesehen sind, sollten von Schaukeln für größere<br />

Kinder räumlich voneinander getrennt aufgestellt werden. Es wird nachdrücklich empfohlen, Schaukelsitze für<br />

Kleinkinder und Schaukelsitze für größere Kinder nicht miteinander zu kombinieren.<br />

Die Vogelnestschaukel ist als frei zugängliches Spielgerät für Kinder unter 3 Jahren nicht geeignet. Bei einer gezielten<br />

bewegungspädagogischen oder therapeutischen Maßnahme kann sie mit einer erhöhten Aufsichtsführung eingesetzt<br />

werden.<br />

Fangstellen für den Kopf und Hals<br />

Bei der Prüfung von möglichen Fangstellen für Kopf und Hals sind die Prüfsonden für Kinder unter 3 Jahren zu<br />

verwenden und bei umschlossenen Öffnungen ebenfalls der Prüfkörper E nach DIN EN 1176-1,2008-08.<br />

Spielflächen<br />

Die Gestaltungskriterien für Außenspielflächen sind so auszuführen, dass für Kinder nicht kalkulierbare Risiken<br />

vermieden werden. Treppen, Stufen und Schwellen sollten deshalb insbesondere für Kleinkindern vermieden werden.<br />

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Idee<br />

• Entwicklung von Ideen zur Neu- bzw. Umgestaltung von Außen- und/oder Spielflächen.<br />

Dies kann z.B. durch einen Ideenwettbewerb erfolgen. Kleinere Maßnahmen zur Verschönerung<br />

lassen sich oft mit Eigeninitiative umsetzen. "Größere" Ideen erfordern viele Aktive und sind<br />

schrittweise zu planen.<br />

Projekt bzw. Arbeitsgruppe<br />

• Initiativgruppe mit pädagogischem Personal, Eltern; Hausmeister, u.a. macht das Vorhaben<br />

innerhalb der Einrichtung bekannt. Sie dient als ständiger Ansprechpartner.<br />

Information<br />

• Sammeln von Informationen zur Gestaltung, Finanzierung, Genehmigung.<br />

• Kontakte zu Arbeitkreisen, Natur- und Umweltzentren, Vereinen, u.a..<br />

• Besuche von interessanten Kindertageseinrichtungen und Projekten.<br />

Planung<br />

• Ideensammlung unter den Kindern, dem pädagogischen Personal, Eltern, u.a..<br />

• Feststellen der Möglichkeiten im Gelände, Beachten von Vorgaben.<br />

• Konkretisieren der Ideen in einer Planskizze.<br />

Möglichkeiten mit Signalwirkung<br />

• Durchführen einer Aktion mit Signalwirkung (z.B. kostengünstige und ohne aufwendige<br />

Genehmigung durchführbare Baumpflanzung), erzeugt Aufmerksamkeit und gewinnt Interesse.<br />

Verhandlungen<br />

• Kontakte zum Träger, Grünflächenamt u.a. zwecks Unterstützung.<br />

• Anfragen bei Eltern und örtlichen Firmen wegen Material, Geld, u.a..<br />

• Einreichen von Genehmigungs- und Förderanträgen.<br />

Übergangszeit<br />

• Vorbereitung des Geländes mit Kindern, Eltern, Pflanzungen - es gibt viele Themen für's Gelände,<br />

die auch ohne Genehmigung und Geldmittel mehr Natur in den Alltag bringen.<br />

Genehmigungen<br />

• Einrichtungsintern muss über die Vorhaben abgestimmt werden.<br />

• Der Träger muss das Geländeprojekt genehmigen.<br />

• Ämter, Behörden, Feuerwehr und Unfallversicherung reden mit.<br />

Umsetzung<br />

• Aktionstage bringen schnell sichtbare Ergebnisse.<br />

• Einbeziehen der Baumaßnahmen in das Alltagsgeschehen.<br />

• Dokumentation und Zeitungsartikel klären Nachbarn auf.<br />

<strong>Sichere</strong> <strong>Kita</strong> | Naturnahe Gestaltung | Checklisten<br />

Checkliste zu Gestaltung von Außen- und Spielflächen<br />

Überarbeiteter Auszug aus: Natur- und Umweltschutzakademie NRW, Beratungsmappe: „Naturnahes Schulgelände“<br />

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Art der Inspektion: Sichtkontrolle<br />

Funktionskontrolle<br />

Jährliche Inspektion<br />

Einrichtung:<br />

(Anschrift)<br />

Vorschlag für einen Inspektions- und Wartungsplan<br />

Maßnahmen<br />

behoben<br />

durch, am<br />

Festgestellt<br />

durch, am<br />

Hinweise und<br />

erforderliche<br />

Maßnahmen<br />

Befund<br />

Mangel<br />

Standort des Gerätes<br />

und/oder Bildnachweis<br />

Gerät<br />

<strong>Sichere</strong> <strong>Kita</strong> | Naturnahe Gestaltung | Checklisten<br />

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Checkliste zum Projektverlauf<br />

Info an<br />

<strong>Kita</strong>-Leitung<br />

Pädagogische<br />

Argumente<br />

Standort<br />

Fortbildung<br />

Finanzierung<br />

Bauplanung<br />

Idee<br />

Rahmenbedingungen<br />

Chancen<br />

Akzeptanz<br />

für Projekt<br />

Projektgruppe<br />

Konzepterstellung<br />

Bau<br />

"Abnahme"<br />

Einweihung<br />

Info an<br />

Team<br />

Eigenleistung Fachfirma<br />

Prüfungen Wartung<br />

Betrieb<br />

Beratung<br />

Kooperation<br />

Abstimmung<br />

Material Ausbau<br />

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Landschaftsverband<br />

Träger<br />

UV-Träger<br />

Grünflächenamt<br />

Hochbauamt<br />

Immobilienwirtschaft<br />

Gebäudemanagement<br />

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Schutzfunktion Geräte und Geräteteile<br />

Sturzfolgen mildern und vermeiden<br />

Sturzfolgen mildern Freie Fallhöhe, an allen Geräten und<br />

Bauteilen die zugänglich sind<br />

Gleichgewichtshilfe Handläufe an Zugängen wie<br />

Treppen und Rampen<br />

Absturzsicherung<br />

Finger passt nicht<br />

in Öffnung<br />

Finger kann aus<br />

Öffnung herausgezogen<br />

werden<br />

Fingerquetschstellen<br />

vermeiden<br />

Vermeidung gefährlicher<br />

Situationen<br />

Schutz vor Einklemmen<br />

Kopf passt nicht<br />

hindurch<br />

Kopf und Körper<br />

passen durch die<br />

Öffnung<br />

Geländer für Podeste, Plattformen<br />

über 1 m bis 2 m freie Fallhöhe<br />

Brüstung für Podeste und Plattformen<br />

über 2 m freie Fallhöhe<br />

Fangstellen für Finger vermeiden<br />

Insbesondere bei Geräten, wo der Körper<br />

in einer vorgegebenen Bewegung ist und<br />

bleibt, z.B. rutschen, schwingen, fallen<br />

Öffnungsmaße,<br />

Sicherheitsmaße<br />

(in mm)<br />

min. max.<br />

600<br />

600<br />

700<br />

Bei allen Geräten 25<br />

3000<br />

850<br />

850<br />

Kettenglieder 8,6<br />

Verbindungsteile von Ketten und bei<br />

Spalten, deren Maß sich während der<br />

Gerätenutzung verändern<br />

Fangstellen für Fuß und Bein vermeiden<br />

Spalten in Laufrichtung bei Oberflächen<br />

mit einer Schrägen bis 45°<br />

Fangstellen für den Körper vermeiden<br />

Bewegliche Geräte die starr aufgehängt<br />

sind, z.B. Vogelnestschaukel<br />

12<br />

zum Boden<br />

400<br />

Spitze Winkel 60°<br />

Fangstellen für den Kopf vermeiden<br />

Alle Geräte und Bauteile,<br />

die zugänglich sind<br />

Alle Geräte und Bauteile,<br />

die zugänglich sind<br />

<strong>Sichere</strong> <strong>Kita</strong> | Naturnahe Gestaltung | Checklisten<br />

Sicherheits- und Schutzmaße für Kinder über 3 Jahren<br />

Überblick von Sicherheits- und Schutzmaßen für Kinder über 3 Jahren nach DIN EN 1176<br />

230<br />

8<br />

30<br />

110<br />

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Schutzfunktion Geräte und Geräteteile<br />

<strong>Sichere</strong>s Umfassen<br />

Schutz vor Aufprall<br />

Schutz vor<br />

Zusammenprall<br />

<strong>Sichere</strong>s Umfassen und Greifen gewährleisten<br />

Alle Geräteteile und Bauteile,<br />

die zugänglich sind<br />

Öffnungsmaße,<br />

Sicherheitsmaße<br />

(in mm)<br />

min. max.<br />

Klettertaudurchmesser 18 45<br />

Schwingseildurchmesser 25 45<br />

Alle Geräte- und Bauteile,<br />

die zugänglich sind<br />

Schutz vor Aufprall und Zusammenprall<br />

Abstand zu festen Geräteteilen bei<br />

Schwingseilen bis 2 m Abhängelänge<br />

Abstand zu anderen Geräteteilen bei<br />

Schwingseilen von 2 bis 4 m Abhängelänge<br />

Abstand zu schwingenden Geräteteilen<br />

bei Schwingseilen bis 2 m Abhängelänge<br />

Schutz vor Einklemmen<br />

Fangstellen vermeiden Klettertaue an Zugängen und<br />

Rampen verankern<br />

Hilfestellung ermöglichen,<br />

Fluchtwege offen halten<br />

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Sicherheits- und Schutzmaße für Kinder über 3 Jahren<br />

Überblick von Sicherheits- und Schutzmaßen für Kinder über 3 Jahren nach DIN EN 1176<br />

Rettung ermöglichen<br />

Zugangsöffnung in räumlichen Gebilden.<br />

Bei umbautem Raum, dessen Tiefe mehr<br />

als 2 m beträgt, sind mind. 2 Öffnungen<br />

notwendig<br />

Bei Tunnel, die einseitig geöffnet sind,<br />

bis 2 m Länge. Bei Tunnel ab 2 m Länge,<br />

wobei beide Enden geöffnet sind.<br />

Bei Tunnel bis 1 m Länge mit einer<br />

max. Schräge von 15° und beidseitig<br />

geöffneten Enden<br />

Bei Tunnel bis 2 m Länge mit einer<br />

max. Schräge von 15° und beidseitig<br />

geöffneten Enden.<br />

16<br />

600<br />

1000<br />

900<br />

ø 500<br />

ø 750<br />

ø 400<br />

ø 500<br />

45<br />

Taulänge<br />

+20%<br />

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Der Sinnen-Weg<br />

Wege zum „Wohl-er-Gehen“<br />

In der Frage „Wie geht es Dir?“ ist eine alte Erinnerung<br />

aus der Vor-Auto-Zeit aufbewahrt. Das „Wohl-er-<br />

Gehen“ der Menschen ereignet sich buchstäblich im Gehen;<br />

es wird von den Füßen in tastenden, stampfenden,<br />

schwingenden Bewegungen bewirkt.<br />

Das Barfuß-Laufen der Kinder signalisiert ein Wohlbefinden<br />

und ein Bedürfnis zugleich. Bei den Erwachsenen<br />

sollte das intuitive Barfuß-Gehen der Kinder nicht<br />

ständige Warnungen vor drohenden Erkältungen provozieren,<br />

sondern zum Nachsinnen über die Bodenbeläge<br />

zu Hause, im Kindergarten, im Schulbereich, auf den<br />

Spielplätzen und anderswo motivieren. Die Bitumenhöfe,<br />

die Betonplatten, die Kunststoffbahnen oder die<br />

PVC-Böden sind stumpf und hart. Die Füße können<br />

nicht mehr in das Profil des Bodens ein- und ausgreifen,<br />

sie hinterlassen keine Spuren und erfahren auch keine<br />

differenzierten Abdrücke vom Boden her. Die Stimulierung<br />

der Organe durch die Fußsohlen bleibt aus.<br />

Die Anlage eines Sinnen-Weges öffnet Kindern Lauf-,<br />

Geh- und Spielwege, die ein vitales Er-Gehen ermöglichen<br />

und das Wohl-er-Gehen von Fuß auf fördern.<br />

Der provisorische Sinnen-Weg<br />

Die Anlage eines Sinnen-Weges im Außengelände<br />

kann in vielfältigen Formen geschehen und unterschiedliche<br />

Akzente setzen. Alle Weg-Varianten sollen mit unterschiedlichen<br />

Naturbelägen intensive Geherlebnisse<br />

ermöglichen.<br />

Die einfachste Form des Sinnen-Weges kann in einem<br />

Spielprojekt im Verlauf einer Stunde erstellt werden. Die<br />

Kinder markieren zunächst mit Zweigen, Ästen oder<br />

Sand einen ca. 50 cm breiten Weg, der in ca. 50 cm lange<br />

Felder unterteilt wird. Parallel zu dieser Wegmarkierung<br />

sammeln andere Kinder in Gruppen unterschiedliche Naturmaterialien<br />

wie Steine, Erde, Sand, Gras, Laub, Zweige<br />

und andere im Gelände vorhandenen Materialien. In<br />

einem dritten Schritt werden die Felder mit den Materialien<br />

ausgelegt, wobei mehrere Felder im Wegverlauf mit<br />

dem gleichen Material ausgelegt werden können.<br />

Die Kinder können nun den Sinnen-Weg im freien<br />

Spiel sowie unter Anleitung der Erzieherinnen und Erzieher<br />

spielerisch begehen und seine Wirkungen auf die<br />

eigenen Füße erkunden. Zunächst sollten die Kinder den<br />

Weg mit offenen Augen begehen und die einzelnen Beläge


der Felder sorgfältig mit den Füßen ertasten. Nachdem<br />

die Kinder den Weg mehrmals durchschritten haben,<br />

können sie in einer Spielpause ihre Gefühle und Eindrücke<br />

mit den Erzieher/-innen austauschen.<br />

In einem zweiten Gang kann das Erleben der Kinder<br />

durch eine Verfremdung ihrer Wahrnehmung intensiviert<br />

werden. Die Augen der Kinder werden mit Tüchern<br />

verbunden, und die Kinder stellen sich in einer Reihe<br />

hintereinander auf. Sie legen dabei ihre Hände jeweils<br />

auf die Schultern des vorangehenden Kindes. Ein/eine<br />

Erzieher/-in führt die Gruppe durch den Weg. Die „blinde<br />

Karawane“ zieht mehrmals durch die Sinnenfelder.<br />

Die Erzieher/-innen animieren die Kinder, die Felder<br />

sorgfältig zu ertasten.<br />

In einer weiteren von zahlreichen Spielvariationen<br />

geht ein Kind alleine mit verbundenen Augen auf dem<br />

Sinnen-Weg. Es soll die einzelnen Felder ertasten und<br />

die Beläge bestimmen. Wenn erforderlich, darf es die<br />

Beläge auch mit den Händen erspüren. Hier bieten sich<br />

eine Fülle von Differenzierungen an: Felder können<br />

mit Wollresten belegt oder mit einem Schaffell bedeckt<br />

werden. Eine Mulde – mit einem Stück Folie ausgelegt<br />

– kann mit Wasser oder Schlamm gefüllt werden. Moos,<br />

Gras, Heu und Stroh können aufeinander folgen. Erbsen,<br />

Linsen, Bohnen, Kastanien und Eicheln können Rollfelder<br />

bilden, die Balanciergeschick und Spürsinn zugleich<br />

fordern und fördern.<br />

Der Sinnen-Weg als Spielraum<br />

Die Erfahrungen mit dem provisorischen Sinnen-Weg<br />

können dazu motivieren, den Kindern einen beständi-<br />

gen Sinnen-Weg als gezielt gestalteten Spielraum zu<br />

schaffen. Im folgenden sollen am Beispiel des Sinnen-<br />

Weges der Kindertagesstätte Ermelinghof der Stadt<br />

Hamm Gestaltungsmöglichkeiten eines Sinnen-Weges<br />

aufgezeigt werden, die im Rahmen einer Naturwerkstatt<br />

von Erzieher/-innen, Eltern und Kindern gemeinsam realisiert<br />

wurden. Die Übertragung dieses Modells in den<br />

räumlichen Rahmen der jeweiligen Einrichtung und die<br />

kreative Ausführung des Weges leben von der Phantasie<br />

der Erbauer/-innen.<br />

Planerische Vorüberlegungen<br />

Der Weg sollte nicht willkürlich durch das Gelände<br />

verlaufen, vielmehr eine raumgestaltende Funktion haben.<br />

Er kann entlang einer Mauer, einem Zaun, einer<br />

Hauswand als belebender laubenartiger Gang geführt<br />

werden, zu einem Spielraum führen oder zwei Spielräume<br />

miteinander verbinden. Der Weg sollte dabei in<br />

geschwungener, unregelmäßiger Form ästhetisch ansprechend<br />

verlaufen. Entsprechend den räumlichen Verhältnissen<br />

kann der Weg als schmaler Pfad oder ca. 1 bis<br />

1,5 m breiter Weg geführt werden.<br />

Die Begrenzung des Weges sollte eine besonders atmosphärische<br />

Stimmung schaffen. In der Gestaltung<br />

bieten sich zwei Varianten an, die auch miteinander<br />

kombiniert werden können:<br />

Ausgewählte Pflanzen werden an Drähten oder einem<br />

Flechtzaun entlang als Spalier oder Hecke gezogen.<br />

Als Spalierpflanzen eignen sich Sträucher wie Johannis-<br />

und Jostabeeren, Schmetterlingsstrauch (Buddleja),<br />

dornenlose Brombeeren oder verschiedene Weidenarten<br />

wie die Korb- und Flechtweide.<br />

Der Sinnen-Weg


Der Sinnen-Weg<br />

Gerüste aus Rundhölzern werden mit Schling- und<br />

Kletterpflanzen bepflanzt. Wilder Wein, Knöterich,<br />

Hopfen, Pfeifenwinde oder die heimische Waldrebe<br />

(Clematis vitalba) schaffen bunte und dichte Weg-<br />

Begrenzungen, die mit Hilfe gebogener Haselnussstangen<br />

den Weg tunnelartig überranken können.<br />

Die Gestaltung des Sinnen-Weges kann – im Frühling<br />

oder Herbst beginnend – in Etappen realisiert werden.<br />

Die Anlage der Begrenzung und die Markierung der<br />

Felder schaffen den Rahmen, der in mehreren Arbeitsschritten<br />

mit den Kindern ausgefüllt werden kann. Durch<br />

Spielecke, Kräuterpassage, Balancierbalken, Tastkästen,<br />

Holzxylophon, Gong oder andere Elemente kann der<br />

Weg zusätzlich belebt werden.<br />

Ein Beispiel aus der Praxis<br />

Sinnen-Weg der Kindertagesstätte<br />

Ermelinghof in Hamm<br />

In der Planungsphase der naturnahen Umgestaltung<br />

des Außengeländes der <strong>Kita</strong> Ermelinghof leiteten folgende<br />

Überlegungen die Platzierung des Sinnen-Weges:<br />

Der Weg sollte den Raum zwischen dem Hauptgebäude<br />

und dem gegenüberliegenden Pavillon ästhetisch<br />

bereichern.<br />

Die Monotonie der fensterlosen Längsseite des Pavillons<br />

sollte durch den unregelmäßigen Verlauf der<br />

Begrenzung aufgelockert werden.<br />

Die „grüne Hülle“ sollte den Übergang vom Pavillon<br />

zum Gelände in Anlehnung an einen Laubengang<br />

sanfter vermitteln.<br />

Der Weg sollte parallel zum bestehenden Plattenweg<br />

verlaufen und den Kindern kontrastierende Geherfahrungen<br />

vermitteln.<br />

Aufgrund des begrenzten Raumes sollte der Weg nicht<br />

breiter als 1 m angelegt und vorwiegend mit Weidenstecklingen<br />

begrenzt werden. Verwendet wurden dazu<br />

Korb- und Flechtweidenstecklinge, die einen formgebenden<br />

Rückschnitt jederzeit vertragen und bogen- bzw.<br />

tunnelartige Passagen ermöglichen. Der Sinnen-Weg<br />

wurde im Rahmen einer eintägigen Naturwerkstatt von<br />

Eltern, Kindern und Erzieherinnen im Herbst 1990 angelegt.<br />

Ausgehend von den Vorüberlegungen der Planungsphase<br />

entwickelte die Arbeitsgruppe im Verlauf<br />

der Gestaltung die konkrete Form des Weges. Diese<br />

aus der Tätigkeit heraus entwickelte kreative Fantasie<br />

ist auch für die Gestaltungsweise anderer Natur-Spiel-<br />

Räume charakteristisch. Die Planung leitet an, ohne die<br />

endgültige Form vorwegzunehmen.<br />

1. Arbeitsschritt<br />

In einem ersten Schritt wurden der Verlauf der Begrenzungen,<br />

Ein- und Ausgang des Weges sowie ein seitlicher<br />

Ausgang, der zu einem anderen Spielraum führt,<br />

mit Sand und Pfählen markiert.<br />

2. Arbeitsschritt<br />

Mit einer spitzen Eisenstange wurden im Abstand von<br />

30 cm ca. 30 cm tiefe Setzlöcher für die Weidenstecklin


ge in die Erde gerammt. Als Weidenstecklinge wurden<br />

vorwiegend 2 bis 3 cm dicke und 1,20 m lange Flechtweidenruten,<br />

ergänzt um mehrere Reifweidenstecklinge,<br />

verwendet. Zur Erhöhung der Stabilität der Begrenzung<br />

wurden 3 bis 5 cm dicke und 1,30 m lange unbehandelte<br />

Pfähle im Abstand von ca. 1,5 Metern eingeschlagen.<br />

Diese Pfähle sollten ein straffes Verflechten der noch<br />

dünnen Weidenstecklinge unterstützen.<br />

Parallel zum Vorbereiten der Setzlöcher begannen<br />

Kinder und Erwachsene mit dem Einpflanzen der Stecklinge.<br />

Diese Pflanzenaktion geschah im Dreischritt: Ein Kind<br />

stellte den Steckling mit dem dickeren Ende in das Setzloch<br />

und hielt ihn senkrecht. Ein zweites Kind füllte das<br />

ca. 5 bis 8 cm breite Setzloch mit feiner Erde auf. Ein<br />

älteres Kind aus der Schulgruppe oder ein Erwachsener<br />

stampfte die Erde um den Steckling herum fest.<br />

Der Sinnen-Weg<br />

3. Arbeitsschritt:<br />

Nach dem Setzen der Stecklinge wurden zwei Streifen<br />

Weiden eingeflochten, die die Begrenzung stabilisieren<br />

und die Form des Sinnen-Weges deutlicher hervorheben.


Der Sinnen-Weg<br />

4. Arbeitsschritt:<br />

Die Felder des Sinnen-Weges wurden mit Birkenstämmchen<br />

abgegrenzt.<br />

Nachdem die Grundstruktur des Weges geschaffen<br />

war, wurden zwei weiterführende Elemente in den Sinnen-Weg<br />

integriert.<br />

Eine Nische am Eingang des Weges wurde mit Rundhölzern<br />

und Baumscheiben zu einer Spiel- und Verweilecke<br />

gestaltet, die von den Kindern zukünftig<br />

weiter eingerichtet werden sollte.<br />

In einer engen Passage des Weges wurde ein ca. 20 cm<br />

breiter Balancierbalken schräg ansteigend angebracht.<br />

Mit diesen beiden Maßnahmen war das Grundgerüst<br />

für die Anlage des Sinnen-Wegs geschaffen. Die weitere<br />

Ausgestaltung der einzelnen Felder führten die Erzieherinnen<br />

mit den Kindern durch. Sie überlegten mit<br />

den Kindern, welche Materialien für den Sinnen-Weg<br />

auf dem <strong>Kita</strong>gelände beschafft werden konnten, sowie<br />

welche weiteren interessanten Belagmaterialien außerhalb<br />

der Kindertagesstätte besorgt werden sollten. Das<br />

Feld, in dem der Balancierbalken steht, wurde mit buntem<br />

Herbstlaub dick bepackt. Das Laubkissen sollte den<br />

möglichen Fall vom Balancierbalken abfedern.<br />

Aus der großen Sandspielfläche karrten Kinder Sand<br />

in ein Sinnen-Feld – sie wollten ein weiches Feld schaffen,<br />

in dem sie mit ihren Füßen Spuren hinterlassen können.<br />

Mit unterschiedlich hohen Baumscheiben pflasterten<br />

sie „ein Stolperfeld“. Hier hieß es aufpassen: Beim<br />

Barfuß-Gehen zwicken die rauen, rissigen Scheiben in<br />

die Fußsohlen.<br />

Von einem Spaziergang in den Stadtpark brachten die<br />

Kinder Mooskissen mit und legten ein „Streichelfeld“<br />

im Sinnen-Weg aus. Einen steinharten Kontrast bewir-<br />

ken die Kiesel, die das Feld neben dem Moos füllen. Ein<br />

Feld mit Fichtenzapfen und ein benachbartes Fichtennadelfeld<br />

bringen den Waldboden in den Sinnen-Weg ein.<br />

Federnd und sperrig zugleich wirkt das Feld, in dem die<br />

Rutenabfälle aus der Flechtaktion ausgebreitet wurden.


Spielgruben<br />

Spielen in Gruben und Gräben<br />

Für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern ist<br />

das Spiel von zentraler Bedeutung. Die „Selbstentwicklung<br />

des Kindes“ (Bittner) wird in besonderer Weise im<br />

freien phantasiegeleiteten Spiel gefördert und realisiert.<br />

Das Kindergartengelände sollte daher Spiel- und Erlebnisräume<br />

integrieren, die Kinder zum selbsttätigen freien<br />

Spiel anregen.<br />

Die Beobachtung des kindlichen Spielverhaltens gibt<br />

uns Hinweise, wie solche Spielräume gestaltet werden<br />

sollten. Gruben, Gräben und Erdlöcher ziehen Kinder<br />

magisch an. Im Sand und in lockerer Erde graben sie<br />

unentwegt. In Pflanzlöchern scharren sie versunken vor<br />

sich hin. In größere Gruben springen sie mutig hinein,<br />

füllen sie mit Materialien und nutzen sie als Arbeitsgruben.<br />

Verknüpfen wir diese Beobachtungen mit der<br />

eingangs skizzierten Bedeutung des atmosphärischen<br />

Raumerlebnisses für das Wohlbefinden der Kinder, dann<br />

gewinnen wir Gestaltungshinweise für Spielräume, die<br />

elementaren Spielbedürfnissen und Spielweisen der<br />

Kinder entsprechen. Im Folgenden bezeichnen wir diese<br />

Spielräume als elementare Spielgruben.<br />

Anlage einer Spielgrube<br />

Die Größe der elementaren Spielgruben richtet sich<br />

nach der zur Verfügung stehenden Fläche. Eine Grube<br />

von 2 bis 3 m Durchmesser und einer tiefsten Stelle<br />

von ca. 80 cm ist schon ausreichend. Der Rand sollte<br />

unregelmäßig verlaufen, runde Formen sind vorzuziehen.<br />

Der Aushub kann zu einem kleinen Hügel neben<br />

der Grube aufgeschüttet oder zum Auffüllen eines Tischbeetes<br />

(vgl. S. 32) verwendet werden.


Spielgruben<br />

Damit auch 3-jährige Kinder die Grube ohne Probleme<br />

betreten können, graben wir einen schräg abfallenden<br />

Zugang. Gegenüber dem Eingang können wir den<br />

Rand steiler gestalten. Das Hineinspringen in die Grube<br />

wird damit reizvoller. Die tiefste Stelle kann in der Grubenmitte<br />

liegen.<br />

Um zu verhindern, dass sich nach einem stärkeren Regenguss<br />

Wasser in der Grube sammelt, füllen wir eine<br />

ca. 10 cm dicke Schicht Kies auf den Grund der Grube.<br />

Wir bedecken diese mit Sand oder mit Rindenmulch, je<br />

nach dem welche Spielmöglichkeiten geschaffen werden<br />

sollen.<br />

Ist eine Nutzung als offene Sprung- oder Arbeitsgrube<br />

vorgesehen, bietet es sich an, den Grubenrand durch<br />

unbehandelte Rundhölzer zu verstärken. Diese mit dem<br />

Erdreich abschließende „Palisadenmauer“ verhindert<br />

das Einbrechen und Abtragen des Grubenrandes. Die<br />

Rundhölzer sollten 20 bis 30 cm tief eingesetzt werden.<br />

Bepflanzung von Spielgruben<br />

Die atmosphärische Wirkung der Spielgrube wird<br />

durch eine gezielte Bepflanzung verstärkt. Die einfachste<br />

Form der Bepflanzung bilden Weidenstecklinge, die<br />

am Grubenrand entlang gesetzt werden. Für eine dichte<br />

und schattenspendende, gleichwohl wenig Raum erfordernde<br />

Bepflanzung eignen sich Flechtweiden. Ihre unterschiedlichen<br />

Rindenfarben von Grün über Braun bis<br />

zu Goldgelb wirken zu allen Jahreszeiten ansprechend.


Spielgruben<br />

Nach den ersten beiden Wachstumsjahren sollten die<br />

Flechtweiden jährlich oder zumindest alle 2 Jahre zurückgeschnitten<br />

werden.<br />

Ein farbenfroher Spielraum lässt sich mit Blütensträuchern<br />

gestalten. Schmetterlingsstrauch, Felsenbirne,<br />

Flieder, Schwarzer Holunder, Kornelkirsche, Weigelie,<br />

Hibiscus, Hortensie oder Blutjohannisbeere schaffen<br />

eine belebende freundliche Atmosphäre.<br />

Ein besonders geschützter und Geborgenheit vermittelnder<br />

Spielraum lässt sich durch eine heckenartige<br />

Bepflanzung mit Hainbuchen, Haseln, Fächerahorn oder<br />

Feldahorn erreichen (vgl. S. 12).<br />

Nach mehreren Standjahren lassen<br />

sich die Sträucher bogenartig miteinander<br />

verbinden, so dass sie die<br />

Spielgrube wie eine „Grottendecke“<br />

überwölben. Sollten bereits<br />

ältere Sträucher an passender<br />

Stelle des Geländes stehen, kann<br />

die Grube zwischen oder vor diesen<br />

Sträuchern ausgehoben werden. Die Sträucher können<br />

dachförmig über der Grube miteinander verbunden<br />

werden. Dieses Herunterbinden der oft bereits weitgehend<br />

verkahlten Sträucher (am besten im Zeitraum Oktober–März)<br />

bewirkt einen starken Neuaustrieb aus den<br />

dicken Stämmen und Ästen der Sträucher. Bereits im<br />

ersten auf das Herunterbinden folgenden Vegetationsjahr<br />

wird die Grube von einem grünen Blätterdach überwölbt.<br />

Das Dach wird noch dichter, wenn wir die Neuaustriebe<br />

in den beiden ersten Vegetationsjahren im Winter<br />

jeweils in das Strauchdach einflechten bzw. einbinden.


Spielgruben<br />

Eine Vielfalt elementarer Spielmöglichkeiten erreichen<br />

wir, wenn wir zwei oder drei Spielgruben miteinander<br />

verbinden. Diese kleine „Spiellandschaft“ kann<br />

in einer Ecke des Geländes an eine eventuell bereits<br />

vorhandene Grenzbepflanzung anknüpfen, eine Nische<br />

ausfüllen oder in eine größere Bepflanzung mit Bäumen<br />

und Sträuchern eingebettet werden.<br />

Werden die Gruben nur locker mit einigen Sträuchern<br />

bepflanzt, kann eine Trauerweide oder Linde als Mittelpunkt<br />

die drei Gruben überragen und im Laufe der Jahre<br />

ein grünes Dach über die Gruben spannen.<br />

Spiele mit Naturmaterialien<br />

Das intensive Spielverhalten der Kinder selbst in standardisierten<br />

Sandkisten zeigt, welche kreativen Aktivitäten<br />

natürliche Spielmaterialien freisetzen. Die Erlebnis-<br />

und Spielweisen können in den elementaren Spielgruben<br />

mit einer Vielfalt organischer und anorganischer Materialien<br />

erweitert werden.<br />

Als organische Spielmaterialien bieten sich je nach<br />

Jahreszeit Wildfrüchte wie Kastanien, Eicheln, Bucheckern,<br />

Tannen- und Kieferzapfen an. Elementare Natur-<br />

und Selbsterfahrungen ermöglichen Lehm und Ton.<br />

In der Lehm- und Tongrube sollte ein Arbeitsbrett angebracht<br />

sein, auf dem die Kinder ihre Murmeln rollen<br />

und ihre Phantasiegestalten formen können.<br />

Eine Werkgrube lädt mit Baumscheiben – versehen mit<br />

vielen unterschiedlich dicken Bohrlöchern – Flechtruten,<br />

Balken- und Aststücken, Rundhölzern, Brettern,<br />

Hämmern und Nägeln zum Bauen und schöpferischen<br />

Gestalten ein. In der Kuschelgrube können Kinder sich<br />

auf Moos, Holzspänen, Rindenmulch, Stroh und Heu<br />

wohlfühlen.


Erlebnisbereich Teich<br />

Warum Teich?<br />

Wasser ist eine<br />

lebenswichtige<br />

Grundlage für die<br />

Entwicklung jedesmenschlichen,<br />

tierischen<br />

und pflanzlichen<br />

Lebens. Umso erschreckender<br />

ist<br />

es, wie sorglos<br />

noch mit Grundwasser<br />

und Gewässern umgegangen wird. Flüsse,<br />

Bäche und Seen werden mit Giften, Nitrat, Abfall und<br />

Wärme derart belastet, dass selbst ein großes Meer wie<br />

die Nordsee sich nicht mehr selbst reinigen kann.<br />

Nicht nur die Rohstoffe Öl und Kohle werden knapp,<br />

Wasser ebenfalls, weil leichtfertig Wasser verbraucht<br />

und verschmutzt wird. Immer aufwendigere Aufbereitungsanlagen<br />

sind notwendig, um Wasser zu reinigen,<br />

damit wir es ohne Gesundheitsrisiko trinken können. In<br />

jüngster Zeit sind viele tausend Feuchtgebiete durch<br />

Verfüllung, Straßenbau oder Umwandlung in Mülldeponien<br />

zerstört worden. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten<br />

der Kleingewässer sind deshalb inzwischen auf<br />

der „Roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten oder<br />

gefährdeten Arten zu finden.<br />

Die geheimnisvolle Welt unter der Wasseroberfläche<br />

ist vielen von uns unbekannt. Doch nur, wer die vielfältigen<br />

Beziehungen zwischen Pflanzen und Tieren im<br />

Gewässer kennt, weiß, dass jeder menschliche Eingriff<br />

das hochkomplizierte Miteinander zerstören kann. Sicher<br />

kann ein naturnaher Teich im Kindergarten kaum<br />

zur Rettung der vom Aussterben bedrohten Tiere und<br />

Pflanzen beitragen. Aber viele Wassertiere und Pflanzen<br />

besiedeln auch künstliche Teiche. Eine Wasserstelle<br />

trägt somit zur Bereicherung der biologischen Vielfalt<br />

auf dem Gelände bei und ist für Kinder ein attraktiver<br />

Erlebnis- und Lernort.<br />

Wasser übt auf Kinder eine große Faszination aus.<br />

Jeder Bach oder Teich weckt spontan den „Forschertrieb“.<br />

Wie in keinem anderen Lebensraum können im<br />

Teich verschiedene Lebenszusammenhänge und Abhängigkeitsverhältnisse<br />

von Lebewesen leicht entdeckt<br />

werden. Schon der Hinweis, dass alle Wassertiere immer<br />

nur in einem wassergefüllten Behälter beobachtet<br />

werden können, macht selbst kleinen Kindern die Abhängigkeit<br />

zum Umweltfaktor Wasser deutlich. Einfache<br />

Beispiele von störenden Einflüssen können eindrucksvoll<br />

veranschaulicht werden. Der Teich ist also<br />

eine einzigartige Chance für eine wirkungsvolle Naturerziehung<br />

am Kindergarten.<br />

Teich – im Kindergarten<br />

problematisch?<br />

Doch müssen wir nicht nach Anlage eines Teiches<br />

viel stärker auf die Kinder aufpassen? Kann man die<br />

schweren Arbeiten bei der Anlage eines Teiches überhaupt<br />

mit Kindern bewältigen? Oder wie kann das erforderliche<br />

Material finanziert werden?<br />

Inzwischen gibt es trotz solcher Probleme viele Kindergärten,<br />

die einen kleinen Teich angelegt und damit<br />

sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Die folgenden<br />

Hinweise stützen sich auf diese Erfahrungen und kön-<br />

Solch kleine Folienteiche mit einem sehr flachen Uferbereich,<br />

einem Durchmesser von etwa 3 m und einer maximalen Wassertiefe<br />

von 40 cm sind auch am Kindergarten möglich. Der<br />

eingebrachte Sand wird durch die beim Aushub eingebauten<br />

Stufen gehalten.<br />

nen helfen, Vorurteile und Ängste bei Eltern und Kollegen<br />

abzubauen und offene Fragen zu beantworten.<br />

Bei Beschränkung auf einen kleinen Teich mit naturgemäßer<br />

Gestaltung und Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen<br />

ist nach menschlichem Ermessen davon<br />

auszugehen, dass Kinder nicht zu Schaden kommen.<br />

Dabei sollte man sich an die nachfolgenden Hinweise<br />

zum Teichbau halten. Besonders wichtig ist eine ganz<br />

flach auslaufende Ufer- und Sumpfzone und eine maximale<br />

Wassertiefe in der Teichmitte von 40 cm (entsprechend<br />

den Richtlinien der Gemeindeunfallversicherungen<br />

– GUV – für Teiche an Kindergärten). Die


Flechten mit Naturmaterial<br />

Mit dem Monat Oktober kommt noch einmal ein intensives<br />

Schaffen im Garten. Jetzt ist die Zeit, um samentragende<br />

Gräser, Ebereschen- und Hagebuttenzweige zu sammeln,<br />

um sie im Winter für die Vogelfütterung bereit zu haben.<br />

Dabei lassen sich auch viele Naturmaterialien finden, aus<br />

denen mit den Kindern z.B. einfache Körbe, Tabletts oder<br />

Untersetzer geflochten werden können.<br />

Archäologische Forschungen haben ergeben, daß das Korbflechten<br />

eines der ältesten menschlichen Handwerke ist.<br />

Flechtwerke dienten vielerlei Zwecken, zum Sammeln,<br />

Trocknen und Lagern, als Möbel- und Kleidungsstücke<br />

sowie als Fortbewegungsmittel (Boote). Noch heute verwenden<br />

wir beim Korbmachen dieselbe Arbeitstechnik wie<br />

die Menschen früherer Kulturen.<br />

Beim Sammeln ist zu beachten, daß alle geschützten Pflanzen<br />

unbedingt geschont werden. Die Vorschriften des<br />

NRW-Landschaftsgesetzes und der Artenschutzverordnung<br />

sind zu beachten. So ist es nach §61 Landschaftsgesetz verboten,<br />

ohne vernünftigen Grund wildlebende Pflanzen zu<br />

entnehmen oder zu nutzen oder von Bäumen und Sträuchern<br />

Schmuckreisig zu entnehmen. Das Sammeln von<br />

Beeren und wildlebenden Pflanzen nicht besonders geschützter<br />

Arten in geringen Mengen ist für den eigenen Gebrauch<br />

gestattet. Im Zweifelsfall ist es sinnvoll, sich bei der<br />

zuständigen Unteren Landschaftsbehörde (Kreisverwaltung<br />

oder Stadtverwaltung bei kreisfreier Stadt) zu informieren.<br />

Oft ist es aber möglich, das bei regelmäßig durchgeführten<br />

Gehölzpflegemaßnahmen anfallende Schnittgut zu nutzen.<br />

Natürlich können auch die Gehölzbereiche des eigenen<br />

Spielgeländes entsprechend genutzt werden.<br />

Geeignetes Flechtmaterial<br />

Schling- und Klettergewächse<br />

- Efeu - Immergrün<br />

- Glycine - Geißblatt<br />

- Clematis - wilder Wein<br />

Für diese rankenbildenden Pflanzen ist Oktober die beste<br />

Erntezeit, weil sie eben erst beginnen zu verholzen und somit<br />

noch gut biegsam sind. Sie haben aber auch schon eine<br />

gewisse Festigkeit. Bricht das Material beim Flechten, so<br />

wird es in warmem Wasser eingeweicht.<br />

Triebe von Bäumen und Sträuchern<br />

- Ahorn - Obstbäume<br />

- Weide (z.B. Apfel, Pflaume)<br />

- Hasel - Esche<br />

- Hartriegel - Roter Korb-Hartriegel<br />

- Liguster<br />

Wir verwenden die den Sommer über gewachsenen Jungtriebe<br />

der Bäume. Beim Formschnitt von Hecken fallen viele<br />

biegsame Triebe ab, die, vom Laub befreit, als Flechtmaterial<br />

benutzt werden können. Weidenruten werden zwischen<br />

Ende Oktober und Ende Februar geschnitten.


Flechten mit Naturmaterial<br />

Der Weidenkorb<br />

Die frisch geschnittenen Weidenruten müssen vor Gebrauch<br />

1-2 Wochen in Wasser eingeweicht werden.<br />

Werkzeug:<br />

• stabiles Bastelmesser<br />

• kleine Zange<br />

• Pfriem (eine stumpfe, kurze Ahle,<br />

um im Geflecht Platz für neue Ruten zu machen).<br />

Wir beginnen den Korb mit einem Bodenkreuz, Bodenstern<br />

oder einem länglichen Bodengerüst (siehe Abbildungen).<br />

Wenn die Arbeit am Boden abgeschlossen ist, werden die<br />

Ruten um 90° gebogen und die Wand nach oben geflochten.<br />

Für den Randabschluß werden die Ruten eingekürzt,<br />

nochmals befeuchtet und mit einem Bogen ins Flechtwerk<br />

zurückgesteckt.<br />

Gräser oder grasähnliche Pflanzen<br />

- Weizen - Seegras<br />

- Roggen - Schilf<br />

- Hafer - Binse<br />

- Gerste - Iris<br />

- Mais - Rohrkolben<br />

Gräser und Lilienblätter sollten möglichst frisch verarbeitet<br />

werden. Getreidehalme, die schon bei der Kornernte, also<br />

ab Ende Juli, gesammelt wurden, vor der Verarbeitung mindestens<br />

zwei Stunden in handwarmes Wasser einlegen, damit<br />

sie wieder geschmeidig werden. Bei frischer Verarbeitung<br />

ist eine relativ starke Schrumpfung einzukalkulieren,<br />

wodurch das Geflecht sich später lockert.<br />

Beim Mais die zähen Blätter, die den Maiskolben umhüllen,<br />

sammeln. Sie werden getrocknet (trocken sind sie unbegrenzt<br />

haltbar) und vor Gebrauch mit lauwarmem Wasser<br />

wieder geschmeidig gemacht. Binsen werden kurz vor der<br />

Blüte geschnitten und ebenfalls getrocknet. Vor ihrer Verarbeitung<br />

kurz mit Wasser übersprühen oder in Wasser einlegen.<br />

Binsenmatten und Untersetzer<br />

Binsen und andere Gräser, die sehr geschmeidig sind,<br />

lassen sich zu Zöpfen flechten. Mit einer stumpfen Nadel<br />

werden beliebig viele Zöpfe zusammengenäht, bis eine<br />

Matte gewünschter Größe entstanden ist.<br />

Ähnlich wie ein Spinnennetz entsteht ein Untersetzer aus<br />

einzelnen Binsenhalmen. Sie werden, von der Mitte ausgehend,<br />

um ein Gerüst aus dünnen Weidenzweigen gewickelt.<br />

Strohsterne<br />

Für das Flechten von Strohsternen werden die Abschnitte<br />

zwischen den Knoten von Strohhalmen verwendet. Die<br />

Halmstücke werden vor der Weiterverarbeitung mit heißem<br />

Wasser geschmeidig gemacht und mit einem Bügeleisen<br />

oder einem Stein abgeflacht. Diese Halme können dann<br />

ebenfalls zu „Zöpfen“ geflochten oder verwoben werden.<br />

Sie können aber auch zu Sternen zusammengebunden und<br />

mit der Schere an den Halmenden verziert werden.<br />

Baumwurzeln lassen sich am besten in einem Gehölzbestand<br />

sammeln, in dem der Sturm gehaust und ganze Bäume<br />

entwurzelt hat.<br />

Wurzeln<br />

- Douglasfichte - Hemlocktanne<br />

- Fichte - Kiefer


Flechten mit Naturmaterial<br />

Rinde<br />

- Ahorn - Weide<br />

- Hemlocktanne - Weißbirke<br />

- Kirsche - Weymouths- (Seiden-)<br />

- Linde - Kiefer<br />

Werden solche Bäume z.B. in einem Park oder Forst gefällt,<br />

kann die Rinde mit einem Schäleisen oder Ziehmesser in<br />

möglichst langen Streifen abgeschält und ganz frisch verarbeitet<br />

werden. Baumrinde läßt sich am besten von jungen<br />

Bäumen verarbeiten. Die günstigste Jahreszeit für die Rindenernte<br />

ist im zeitigen Frühjahr, wenn der Saft eben zu<br />

steigen beginnt, aber noch nicht zum Austrieb geführt hat.<br />

Flechttechniken<br />

Mit den folgenden Skizzen möchten wir einige Flechtgrundtechniken<br />

vorstellen.


Flechten mit Naturmaterial


Mit Weiden zaubern<br />

Zauberin Weide?<br />

Die Weide ist die große Zauberin unter den Bäumen<br />

und Sträuchern. In über dreihundert Arten schlüpft sie in<br />

tausend Gestalten: Als langmähnige Trauerweide fächelt<br />

sie heiße Sommerluft. Als dralle Drachenweide wedelt<br />

sie mit ihren schuppigen Schwänzen im Herbstwind. Als<br />

erd- und feuerfarbene Flechtweide wärmt sie im Winter<br />

die Blicke der Menschen und versichert ihnen, dass die<br />

Sonne wieder erscheinen wird. Als goldene Samtkugel<br />

ruft sie in der Salweide im Frühling die Sonne zur Erde<br />

zurück.<br />

Die Weide fasziniert als Verwandlungs-Künstlerin und<br />

als Lebens-Künstlerin zugleich. Sie liebt das Wasser,<br />

doch auch an trockenen Hängen, in Ritzen betonierter<br />

Höfe, an Wegrändern und Wiesensäumen siedelt sie sich<br />

an, nicht selten als Pionierin in ausgebeuteten Böden.<br />

Schon vor langer Zeit flochten Weidenbäume und<br />

-sträucher an vielen Stellen ihre Zweige in die menschliche<br />

Lebenswelt: In die Lehmflechtwände der Siedlungen,<br />

in die Flechtzäune des mittelalterlichen Gartens, in<br />

die Körbe und Möbelstücke des Haushalts, in das Futter<br />

der Haustiere, die an die Weide gebunden wurden, in den<br />

Tee, der Kopfschmerzen linderte.<br />

Die Weide als Lebens- und Verwandlungskünstlerin führt<br />

Kinder – und Erwachsene – in die Wunder und Geheimnisse<br />

der Natur ein. Wie keine andere Pflanze lädt sie ein<br />

zum schöpferischen Umgang mit der belebten Natur. Im<br />

Weidenland ist das Gärtnern, d. h. der besorgende und<br />

hegende Umgang mit der Mutter Erde, ein Kinder-Spiel.<br />

Die Weide als ein Zauber-Kind der Großen Erdmutter<br />

lockt die Menschenkinder, mit ihr im Zauber-Garten<br />

Erde zu spielen.<br />

Mit Weiden Zäune flechten<br />

Eine variantenreiche Alternative zur Hecke stellen<br />

zaunartige Raumgliederungen und Einfassungen einzelner<br />

Spielsituationen dar.<br />

Der einfache Grundtyp des Zauns ist der Flechtzaun.<br />

Im Abstand von ca. 30 cm werden 1,25 m lange und 4<br />

bis 6 cm dicke Pfähle ca. 30 cm tief in die Erde eingeschlagen.<br />

Mit einjährigen Weidenruten können wir 2 ca.<br />

10 cm breite Streifen flechten. Dieser Flechtzaun kann<br />

mit einjährigen Kletterpflanzen wie Winden, Glockenblume,<br />

Wicken, Feuerbohnen oder Kapuzinerkresse belebt<br />

werden.<br />

Eine Weide lädt wie kaum eine andere Pflanze zum schöpferischen<br />

Umgang mit der Natur ein.


Mit Weiden zaubern<br />

Zur Vorbereitung der Stecklinge vor dem Setzen sind<br />

folgende Hinweise zu beachten. Sie erleichtern der Weide<br />

das Anwachsen und fördern einen kräftigen Austrieb<br />

bereits im ersten Standjahr.<br />

Die Stecklinge dürfen keine Seitenäste aufweisen.<br />

Beim Anwachsen muss der Steckling seine Wurzeln erst<br />

bilden. Er lebt zunächst von seinen Reservenährstoffen,<br />

die er konzentriert einigen Knospen zum Austrieb neuer<br />

Zweige zuführen soll. Beim einjährigen Steckling sind<br />

diese Knospen gut sichtbar auf der Rindenoberfläche<br />

verteilt. Sollten im Verlauf der Lagerung diese Knospen<br />

abgestorben sein, dann bedeutet dies nicht, dass die ganze<br />

Weidenrute bereits abgestorben ist.<br />

Wir schneiden ein Stück der Weide ab und betrachten<br />

das Mark der Weide, das sich in der Mitte befindet und<br />

mit seinem großporigen Gewebe gut von dem umgebenen<br />

Weidenholz abhebt. Ist dieses Mark noch hell, ähn-<br />

lich der Farbe des inneren Weidenholzes, gefärbt, dann<br />

lebt die Weide in der Regel noch. Wenn wir sie in die<br />

Erde stecken, wird sie die Nebenknospen aktivieren, die<br />

links und rechts neben der abgefallenen oder vertrockneten<br />

Hauptknospe austreiben werden. Hat sich das Mark<br />

bereits braun gefärbt, dann ist die Weide abgestorben.<br />

Bei mehrjährigen Stecklingen sind die Knospen in der<br />

Rinde als sogenannte „schlafende Augen“ verborgen.<br />

Mit dem Einsetzen der Weide in die Erde und dem beginnenden<br />

Saftstrom werden diese Augen aktiviert und<br />

treiben als neue Knospen aus der Rinde heraus. Das<br />

Wachsen des Weidenstecklings hat begonnen.<br />

Soweit Knospen an den Stecklingen sichtbar sind, werden<br />

die Stecklinge so geschnitten, dass der Steckling unten<br />

mit einer Knospe beginnt und oben mit einer Knospe<br />

endet. Im Erdbereich fördert dieser Anschnitt unter der<br />

Knospe die Bewurzelung. An der Spitze des Stecklings<br />

fördert der saubere Schnitt unmittelbar über der Knospe<br />

das Verwachsen der Schnittstelle.<br />

Bei mehrjährigen Stecklingen wird an der Basis ca.<br />

5 bis 10 cm Rinde entfernt. Das Wasser aus dem Erdreich<br />

kann somit schneller von der nährstoffführenden<br />

Schicht, dem Kambium, aufgenommen werden und die<br />

Nährstoffe in die Knospen transportieren.<br />

Das Setzen der Weidenstecklinge<br />

Wir setzen die Weidenstecklinge entweder in Setzlöcher<br />

oder in Setzgräben. Die Setzlöcher können wir bei<br />

dünneren Stecklingen (bis zu 3 cm Durchmesser) mit einem<br />

spitzen Eisen in die Erde rammen oder mit Hacke<br />

und Spaten ausheben. Die Tiefe der Löcher richtet sich<br />

nach der Länge der Stecklinge. Folgende Mindesttiefen<br />

sollten beachtet werden:<br />

– 20 cm bei 25 bis 30 cm langen Stecklingen<br />

– 30 cm bei 40 bis 80 cm langen Stecklingen<br />

– 40 cm bei 80 bis 120 cm langen Stecklingen<br />

– 50 cm bei 120 bis 220 cm langen Stecklingen<br />

– 60 cm bei 230 bis 300 cm langen Stecklingen<br />

Diese Tiefen gelten auch für die Setzgräben. Wenn<br />

die Weidenstecklinge in den Löchern bzw. Setzgräben<br />

stehen, füllen wir die verbliebenen Freiräume mit Erde<br />

auf und stampfen sie fest. Bei Stecklingen bis zu einem<br />

Durchmesser von 3 cm reicht es aus, die Erde um das<br />

Stecklingsloch schräg zum Steckling hin festzustampfen.<br />

Bei tiefgründiger, lockerer Erde können kleine,<br />

dünnere Stecklinge auch direkt in die Erde eingesteckt<br />

werden.


Mit Weiden zaubern<br />

im Abstand von 2 bis 3 Jahren erfolgender Rückschnitt<br />

lässt eine dichte Hecke entstehen und verhindert das<br />

Verkahlen des unteren Heckenbereichs.<br />

Soll die Hecke sich kopfweidenartig entwickeln,<br />

schneiden wir alle 5 bis 7 Jahre (November bis Ende Februar)<br />

die Äste der einzelnen Zaunstäbe auf 5 bis 10 cm<br />

lange Stummel zurück.<br />

Vom Weidenbogen zum Weidentunnel<br />

Das gestaltende Spiel mit den Weiden kennt kaum<br />

Grenzen. Die Fähigkeit der Weide, sich an beiden Enden<br />

zu bewurzeln, wenn sie bogenartig in die Erde gesteckt<br />

wird, ermöglicht die Anlage origineller Bogenzäune<br />

(Skizze rechts oben). Der Austrieb der Weidenbögen<br />

erfolgt jeweils im Bereich des Scheitelpunkts der Weidenbögen.<br />

Stecken wir die Weidenbögen im Abstand von 10 bis<br />

20 cm hintereinander in die Erde, dann erhalten wir einen<br />

lebenden Kriechtunnel. An seinen beiden Seiten flechten<br />

wir einen stabilisierenden Streifen, der die Tunnelgestalt<br />

hervorhebt.


Mit Weiden zaubern<br />

Der Kriechtunnel wird dichter und dunkler, wenn in<br />

den ersten Jahren die neuen Austriebe wie beim Flechtzaun<br />

herunter gebunden bzw. in die Bögen eingeflochten<br />

werden.<br />

Im Verlauf der Jahre können wir dem Kriechtunnel<br />

durch gezielte Schnittmaßnahmen auch die Gestalt eines<br />

Weidendrachens geben.<br />

Weiden-Lauftunnel<br />

Der Weiden-Lauftunnel wird aus biegsamen 1- bis<br />

3-jährigen Weidenstecklingen gestaltet. Die ca. 180<br />

bis 200 cm langen Weidenstecklinge werden in zwei<br />

parallelen Reihen in die Erde gesetzt. Der Abstand der<br />

Reihen beträgt ca. 80 cm, der Abstand der Stecklinge<br />

in den Reihen ca. 20 cm. Die Spitzen der gegenüberstehenden<br />

Stecklinge werden zu einem Bogen ineinander<br />

geflochten und mit einer Schnur verbunden. Wie beim<br />

Kriechtunnel werden die neuen Zweige in den ersten<br />

Vegetationsjahren in die Tunnelbögen hinein geflochten<br />

bzw. herab gebunden. Der untere Tunnelbereich lässt<br />

sich durch kürzere Stecklinge verdichten. Die Austriebe<br />

dieser Stecklinge werden ebenfalls in die Tunnelwände<br />

eingeflochten und eingebunden.<br />

Der Boden des Weidentunnels kann mit unterschiedlichen<br />

Materialien wie Rindenmulch, Sand, Kies, Lavagranulat<br />

oder Laub ausgelegt werden.


Mit Weiden zaubern<br />

Lebende Weidenhütten<br />

Wenn Kinder sich Hütten und Häuschen bauen, sind<br />

sie in ihrem Element. Sie schaffen sich Lebens- und<br />

Spielräume, die den Größendimensionen ihres Körper-<br />

Raums und ihrem Raumempfinden entsprechen. In den<br />

mit Eifer und Hingabe gebauten Hütten sind sie zu Hause,<br />

schaffen sie sich einen Bezugs- und Orientierungsrahmen<br />

– ihre „eigenen vier Wände“. Die Ästhetik dieser<br />

Hütten vermittelt stets einen Hauch von Unfertigkeit,<br />

Improvisation und Wandelbarkeit. Dieser Eindruck des<br />

Bewegten, beinahe Lebendigen wird von dem Gemisch<br />

der Materialien und der Vielfalt der Formen, die jeder<br />

Hütte ihr eigenes Profil (Gesicht) verleihen, hervorgerufen.<br />

In beißendem Kontrast zu diesen Kinder-Hütten stehen<br />

die uniformierten Fertighäuschen der Gartenindustrie,<br />

die sich immer stärker als Geräte-, Sand- und Spielhäuschen<br />

in Kindergärten und auf Spielplätzen verbreiten.<br />

Ihre sterile Ästhetik entspricht dem rationalisierten Fertigungsverfahren<br />

der industriellen Serienanfertigung.<br />

Diese glatten Fertighäuschen haben keine Risse, eigenwillig<br />

verlaufende Proportionen und kontrastierende<br />

Materialeigenheiten, an denen sich das Auge entlang<br />

tasten könnte. Ihre Kesseldruckimprägnierung verhindert,<br />

dass die Witterungseinflüsse im Verlauf der Zeit<br />

mit den Sinnen wahrnehmbare Spuren hinterlassen.<br />

Lebendige Hütten, von den Kindern selbst gebaut, bereichern<br />

den Spielraum.


Mit Weiden zaubern<br />

Die Weiden-Indianerhütte<br />

Eine für den Bereich des Kindergartens praktikable<br />

und kreative Alternative zu den blassen Serienhütten eröffnet<br />

der Bau lebender Hütten. Im Rahmen einer Naturwerkstatt<br />

können die Erzieher/-innen gemeinsam mit<br />

den Kindern und interessierten Eltern eine Hütte bauen,<br />

deren Gestalt, Beschaffenheit und Ästhetik den Kinder-<br />

Hütten verwandt ist.<br />

Zum Bau der Weiden-Indianerhütte verwenden wir<br />

mehrjährige Weidenäste/-stämme, die einen Durchmesser<br />

von 5 bis 10 cm haben und ca. 250 bis 300 cm lang<br />

sein sollten. Sehr gerade gewachsene Äste dieser Stärke<br />

fallen beim Schnitt der Kopfweiden (Silberweiden,<br />

Bruchweiden) im Winterhalbjahr (Dez. bis Febr.) an. Außer<br />

der Salweide eignen sich alle heimischen Weidenarten,<br />

sofern sie stärkere Äste entwickeln. Diese stärkeren<br />

Äste bilden das Gerüst der Hütte. Mit ein- und zweijährigen<br />

Weidenruten wird das Gerüst korbartig umflochten.<br />

Der Bau einer lebenden Indianerhütte erfolgt am besten<br />

in der Zeit von Oktober bis Mai. Die Gerüststäbe<br />

und Flechtruten können im Vorfeld des Aufbaus bereits<br />

geschnitten werden. Die Verzweigungen der Gerüststäbe<br />

werden entfernt. Damit sie bis zur Verwendung nicht<br />

austrocknen, müssen sie an einer schattigen Stelle, mir<br />

organischem Material bedeckt, aufbewahrt werden.<br />

Bauablauf<br />

1. Arbeitsschritt:<br />

Wir bestimmen den Durchmesser der Weidenhütte.<br />

Sollen mehrere kleine Weidenhütten für je zwei Personen<br />

gebaut werden, genügt ein Durchmesser von ca. 100<br />

cm. Soll die Hütte mehrere Kinder aufnehmen können,<br />

dann ist ein Durchmesser von ca. 150 cm angebracht.<br />

.<br />

An dem vorgesehenen Standort schlagen wir einen<br />

kleinen Pfahl ein, an dem wir eine Schnur so befestigen,<br />

dass sie sich um den Pfahl drehen kann. Die Länge der<br />

Schnur entspricht dem Radius der kreisrunden Grundfläche<br />

der Hütte. Am Ende der Schnur befestigen wir ein<br />

kleines Stöckchen. Zwei Personen markieren nun den<br />

runden Setzgraben, in dem die Gerüststäbe eingepflanzt<br />

werden. Mit dem straff angezogenen Stock wird dabei<br />

von einem Kind ein Kreis gezogen, den ein zweites Kind<br />

sogleich durch Ausstreuen von Sand markiert.<br />

2. Arbeitsschritt:<br />

Entlang des vorgezeichneten Kreises wird der ca. 40<br />

bis 50 cm tiefe Setzgraben ausgehoben. Der Setzgraben<br />

sollte so breit sein, dass die Erde mit der Schaufel aus<br />

ihm heraus geworfen werden kann. Wir hacken zunächst<br />

die Rasenschicht ab, die wir dem Kompost zuführen.<br />

Die Aushuberde deponieren wir außerhalb des Kreises.


3. Arbeitsschritt:<br />

Wir setzen die ersten drei Gerüststangen. An den<br />

Standpunkten der Gerüststäbe flachen wir die Erde nach<br />

innen soweit ab, dass sich die Stäbe an ihren oberen Enden<br />

mit einem Stock oder einer stärkeren Kordel zusammenbinden<br />

lassen.<br />

4. Arbeitsschritt:<br />

Drei weitere stärkere Gerüststäbe werden wie in der<br />

Skizze angegeben eingesetzt und am Kopfende mit dem<br />

bereits stehenden Grundgerüst verbunden.<br />

5. Arbeitsschritt:<br />

Ein Feld zwischen zwei Gerüststäben bleibt als Eingangsöffnung<br />

frei. Fünf weitere Gerüststäbe werden<br />

in die übrigen Zwischenräume des bereits stehenden<br />

Grundgerüstes eingesetzt. Der Durchmesser dieser Stäbe<br />

sollte kleiner (3 bis 5 cm) als der Durchmesser der<br />

zuerst gesetzten Stäbe (5 bis 10 cm) sein.<br />

Beträgt der Abstand zwischen den einzelnen Gerüststäben<br />

nun ca. 25 bis 30 cm, dann beginnen wir, den<br />

Setzgraben schichtweise zuzuschütten und die Erde im<br />

Graben mit Rundhölzern festzustampfen.<br />

Mit Weiden zaubern<br />

Ist der Abstand noch größer, werden vorher 2 bis 3 cm<br />

dicke Ruten in die Zwischenräume gesetzt. Diese dünnen<br />

Gerüststäbe können wir im Verlauf des Flechtens<br />

zurückschneiden, wenn der Abstand zwischen den Stäben<br />

zu klein wird und das Flechten erschwert.<br />

6. Arbeitsschritt<br />

Beim Flechten ist darauf zu achten, dass die Ruten immer<br />

gegenseitig eingeflochten werden. Das obere Drittel<br />

der Weidenhütte bleibt offen.<br />

Nach dem Flechten können wir im Abstand von ca.<br />

10 cm ca. 25 cm lange einjährige Weidenstecklinge einstecken;<br />

der Zwischenabstand sollte ca. 10 cm betragen.<br />

Diese Maßnahme ermöglicht eine verstärkte Begrünung<br />

der Indianerhütte von der Basis her. Die neuen Zweige<br />

werden im folgenden Frühjahr möglichst schräg in das<br />

Weidengeflecht eingeschoben. Dieses Einflechten der<br />

Neutriebe kann in den folgenden beiden Jahren wiederholt<br />

werden.


Mit Weiden zaubern<br />

Spielen mit Naturmaterialien in der Indianerhütte.<br />

Je nach den klimatischen Verhältnissen beginnen die<br />

Weiden bereits Ende März bis Anfang April auszutreiben.<br />

Der stärkste Austrieb findet im oberen Viertel der<br />

Indianerhütte statt. Da die Gerüststäbe schräg aus der<br />

Erde herausragen, werden auch im unteren Bereich<br />

Knospen zum Austrieb aktiviert.<br />

Nach dem ersten Vegetationsjahr werden die neuen<br />

Austriebe herunter gebunden und in die Gerüststäbe<br />

eingeflochten. Durch Einkürzung der Zweige um ca. 5<br />

cm lässt sich ein stärkerer Austrieb und eine Verzweigung<br />

der einjährigen Ruten erreichen. In den folgenden<br />

beiden Jahren wird ein solcher Rückschnitt wiederholt<br />

durchgeführt.<br />

Ziel solcher Pflegemaßnahmen ist es, eine möglichst<br />

dicht verzweigte Hütte zu entwickeln. Nach den ersten<br />

3 „Aufbaujahren“ führen wir jährlich (bei schwächerem<br />

Wachstum alle 2 Jahre) einen Rückschnitt durch. Dieser<br />

Rückschnitt verhindert, dass die Austriebe als mehrjährige<br />

Äste in ihrem unteren Bereich verkahlen, d. h. ihre<br />

Verzweigungen verlieren. Die beim Rückschnitt anfallenden<br />

Ruten eignen sich hervorragend zu kreativen<br />

Flechtarbeiten.<br />

Beim Rückschnitt muss in besonderer Weise darauf geachtet<br />

werden, dass die Äste im oberen Drittel die Äste<br />

im unteren Bereich nach außen hin nicht überragen. Der<br />

pyramidenhafte Aufbau der Indianerhütte sollte erhalten<br />

bleiben; er fördert den gleichmäßigen jährlichen Neuaustrieb<br />

der Gerüstäste.<br />

Das Weiden-Lehmhäuschen<br />

Der Bau eines lebenden Weiden-Lehmhäuschens ist<br />

ein spannendes und vieldimensionales Projekt. Auch<br />

bei diesem Projekt nutzen wir die unausschöpfbaren<br />

Gestaltungsmöglichkeiten, die uns Weidenstämme bieten.<br />

Im Unterschied zur Indianer-Weiden-Hütte soll das<br />

Weiden-Lehmhäuschen wetterfest gebaut und im Sinne<br />

eines Spiel- und Wohnhäuschens eingerichtet werden<br />

können.<br />

Da die Gestaltung des Weiden-Lehmhäuschens mehrere<br />

unterschiedliche Arbeitsgänge umfasst, ist es hilfreich,<br />

mit den Kindern zunächst ein Modell zu erstellen.<br />

Auf einer größeren Baumscheibe oder einem ca. 50<br />

x 50 cm großen Arbeitsbrett zeichnen wir einen ovalen<br />

Grundriss, dessen kürzere Seiten abgestumpft werden.<br />

Auf der Grundrisslinie werden mit einem 8er Holzbohrer<br />

im Abstand von 3 cm Löcher gebohrt. In diese Löcher<br />

stecken wir senkrecht die Gerüststangen unseres<br />

Häuschens. Die Länge richtet sich nach der Größe unseres<br />

Modells. Wir spitzen die Weidenstäbchen unten an<br />

und klopfen sie mit einem kleinen Hammer fest.<br />

Da das Häuschen ein regensicheres Satteldach erhalten<br />

soll, muss eine Vorrichtung für den Firstbalken und<br />

die beiden Fetten auf der linken und rechten Dachseite<br />

vorhanden sein. In die Mitte der beiden kürzeren Seiten<br />

setzen wir dazu ein Weidenstäbchen, das am oberen<br />

Ende eine v-förmige Verzweigung aufweist und ca. 5<br />

bis 7 cm höher ist als die übrigen Gerüststäbchen. An<br />

die vier „Eckpunkte“ des Häuschens werden ebenfalls<br />

v-förmig verzweigte Stäbchen gesetzt, die ca. 1 bis 2 cm<br />

höher sind als die übrigen Stäbchen.


Mit dünnen Weiden oder Hartriegelzweigen lassen<br />

sich nun die Wände des Häuschens flechten. Dabei<br />

werden für Tür und Fenster Flächen freigelassen. Das<br />

Flechtwerk endet in ca. ¾ der Wandhöhe.<br />

Drei stärkere Weidenstäbe, die in die vorgegebenen<br />

v-förmigen Träger gelegt werden, dienen als Dachkonstruktion.<br />

Aus dünnem Sperrholz sägen wir zwei Platten,<br />

die mit kleinen Nägelchen an den „Dachbalken“ befestigt<br />

werden. Das Satteldach soll an seinen Rändern zum<br />

Schutz der Häuschenwand ein Stück überstehen. Mit<br />

Ton oder Lehm wird dann das Flechtwerk „verputzt“.<br />

Materialien für den Bau<br />

eines Weiden-Lehmhäuschens<br />

Der Bau eines Weiden-Lehmhäuschens erfordert im<br />

Vergleich zum Indianerhäuschen eine aufwändigere Materialbeschaffung.<br />

Für ein ca. 2,5 x 2 m großes Häuschen<br />

benötigen wir:<br />

– ca. 26 Weidenstäbe, 2,20 m Länge, 6 bis 10 cm Durchmesser;<br />

– 2 Weidenstäbe, 2,70 m Länge, ca. 10 cm Durchmesser,<br />

mit v-förmiger Verzweigung,<br />

– 4 Weidenstäbe, 2,30 m Länge, ca. 10 cm Durchmesser,<br />

mit v-förmiger Verzweigung,<br />

– ca. 5 bis 7 (je nach Beschaffenheit der Weiden) armdicke<br />

Bündel Weidenruten;<br />

– drei Fichtenrundhölzer, 3 m Länge, Durchmesser 10<br />

bis 12 cm;<br />

– für die Verbretterung des Daches: unbehandelte, lediglich<br />

gesäumte Schalbretter, 2 cm dick und 1,30 m lang.<br />

Da die Bretter in dieser Länge im Holzhandel nicht<br />

verkauft werden, müssen wir beim Einkauf der Bretter<br />

eine Bretterlänge von 1,50 m berechnen. Demzufolge<br />

benötigen wir für die Dachkonstruktion 9 m 2 Schalbretter<br />

von 1,5 m Länge und 2 cm Dicke.<br />

– 2 kg 65 mm lange Nägel (ein Teil der Nägel wird zum<br />

Übungs- und Wettnageln am Projekttag benötigt).<br />

– 1 Rolle besandete Dachpappe (10 laufende Meter);<br />

– 500 g Dachpappen-Stifte;<br />

– Lehm;<br />

– Seile.<br />

Bau-Schritte<br />

Der Grundriss für das Weiden-Lehmhäuschen wird zunächst<br />

als Rechteck von 2,5 x 2 m mit Sand markiert.<br />

Wir korrigieren den Grundriss im Sinne einer ovalen<br />

Grundform. Von der Mitte der Längsseiten lassen sich<br />

die Ecken oval abflachen (vgl. erste Skizze).<br />

Mit Weiden zaubern<br />

Der Setzgraben wird spatenbreit ca. 40 bis 50 cm tief<br />

ausgehoben. In einem ersten Gang setzen wir die Gerüststäbe,<br />

die in ihren Gabeln die Dachbalken tragen sollen.<br />

Wir achten darauf, dass die Gabeln der Dachträger<br />

so ausgerichtet sind, dass die Dachbalken hineingelegt<br />

werden können (vgl. obige Skizze).<br />

Die übrigen Gerüststäbe werden in Gruppen im Abstand<br />

von ca. 25 bis 30 cm gesetzt. Mehrere Kinder halten die<br />

Stäbe senkrecht in den Graben, während andere die Erde<br />

hineinschaufeln und feststampfen (vgl. Skizze, S. 26).<br />

An der Eingangsstelle werden ein oder mehrere Gerüststäbe<br />

ausgespart.


Mit Weiden zaubern<br />

Beim Flechten der Wände sind die Ruten immer abwechselnd<br />

von links bzw. rechts in die Gerüststäbe einzuführen.<br />

Das Flechtwerk endet ca. 20 cm unterhalb der<br />

Weidenköpfe. In diesem oberen Bereich werden die Gerüststäbe<br />

der Sonne entgegen austreiben.<br />

Die Rundhölzer in den Astgabeln werden mit starken<br />

Seilen befestigt. Im Verlauf der Zeit lockern wir<br />

die Seile, damit sie nicht den Saftstrom abbinden. Die<br />

Dachbretter werden auf die erforderliche Länge zugeschnitten;<br />

das Dach sollte an der breitesten Stelle des<br />

Häuschens mindestens 15 cm über die Wand hinausragen.<br />

Von zwei Stehleitern aus (eine innerhalb, eine außerhalb<br />

des Häuschens) werden die Bretter aufgenagelt.<br />

Die Dachpappe wird dann in waagerechten Bahnen mit<br />

speziellen Dachpappenstiften aufgenagelt. Wir beginnen<br />

mit der unteren Bahn, die ca. 5 cm über das Dachende<br />

hinausragt. Die nächste Bahn überlappt die untere Bahn<br />

etwa 10 cm breit. Auf diese Weise läuft das Wasser ab,<br />

ohne zwischen den Bahnen hindurchzusickern.<br />

Der Bau des Weiden-Lehmhäuschens kann in der Zeit<br />

von Ende Oktober bis Anfang Mai, das „Verputzen“ der<br />

Wände mit Lehm am besten in den Sommermonaten<br />

geschehen. In einer Wanne, einem Maurerkübel oder in<br />

einer Erdgrube lösen wir Lehm bzw. lehmhaltige Erde<br />

in Wasser auf. Die Lehmmischung sollte etwas flüssiger<br />

als ein Rührteig beschaffen sein. In diesen aufgelösten<br />

Lehm geben wir kleingehäckseltes Stroh oder ersatzweise<br />

kurzen Rasen- bzw. Grasschnitt. Das organische Material<br />

wird durch Umrühren oder Eintreten gut mit dem<br />

Lehm vermischt.<br />

Nun beginnt das Lehmverputzen, ein besonderer Spaß<br />

für Kinder und Erwachsene! Die Kinder bewerfen die<br />

Flechtwände mit Schwung, so dass das Lehmgemisch<br />

in die Maschen des Flechtwerks eindringt. Falls erforderlich,<br />

wird das Gemisch mit den Fingern zwischen die<br />

Flechtruten gedrückt. Das Anwerfen geschieht von innen<br />

und von außen. Mit der flachen Hand lässt sich anschließend<br />

die Oberfläche der Wand glätten. Das „Verputzen“<br />

der Flechtwände ist aufwändig und sollte im Verlauf des<br />

Sommers schrittweise in spielerischen Aktionen geschehen.<br />

Das Weiden-Lehmhäuschen kann durch Kletterpflanzen<br />

eine zweite Haut erhalten. Kletterpflanzen können<br />

an einem Spalier die Süd-, West- und Ostseite des Häuschens<br />

beranken. Je nach klimatischer Lage und Vorliebe<br />

sind Weinreben, dornenlose Brombeeren, Waldreben<br />

(Clematis), Kletterrosen, Hopfen oder Pfeifenwinde zu<br />

empfehlen. Die Nordseite kann vom selbstklimmenden<br />

Efeu bedeckt werden.


Kind und Umwelt – Leitthese<br />

Die Anlage und Gestaltung der Außenbereiche von<br />

Kindergärten und Kindertagesstätten folgte bisher<br />

weitgehend versicherungsrechtlichen Vorgaben und<br />

den saisonalen Angeboten der Spielgerätehersteller.<br />

Das herrschende Klischee des sauberen und ordentlichen<br />

Gartens sowie die Forderung der Träger nach<br />

pflegeleichten Anlagen ließen die Fantasie der Gartenarchitekten<br />

im Einheitsgrün der Rasenteppiche und<br />

Cotaneaster-Sortimente stranden. Die Gestaltung der<br />

Außenanlagen erscheint oftmals als eine Aufgabenstellung,<br />

die weder pädagogische noch psychologische<br />

Fragestellungen enthält.<br />

Die ersten kritischen Anfragen und praktischen Alternativen<br />

zu den monotonen Grünflächen der Kindergärten<br />

wurden im Bereich der Umwelt- und Naturschutzinitiativen<br />

entwickelt. Eine vielfältige Bepflanzung<br />

mit heimischen Sträuchern und Bäumen, die<br />

Anlage kleiner Biotope und andere Maßnahmen des<br />

praktischen Naturschutzes sollten die Außenanlagen zu<br />

vielfältigen Lebensorten werden lassen. Der Reichtum<br />

der Lebensformen und Naturerscheinungen sollte den<br />

Kindern vielfältige Erlebnismöglichkeiten eröffnen<br />

und im Laufe der Jahre persönlich bedeutsame Naturerfahrungen<br />

heranreifen lassen.<br />

Die vorliegende Arbeitshilfe zur Gestaltung naturnaher<br />

Erlebnis- und Spielräume im Bereich von Kindergärten<br />

und Kindertagesstätten teilt das Anliegen<br />

der Naturschutzbewegung, viele, möglichst vernetzte<br />

Lebensräume zu schaffen. Für den Bereich des Kindergartens<br />

sucht sie darüber hinaus nach pädagogisch<br />

bedeutsamen Begründungen und Kriterien für die Gestaltung<br />

des Außengeländes.<br />

Der Arbeitshilfe liegt dabei die folgende zentrale<br />

These zugrunde:<br />

Die körperliche, seelische und geistige Entwicklung<br />

des Kindes vollzieht sich in der aktiven Auseinandersetzung<br />

mit den Gegenständen und Vorgängen seiner<br />

Umwelt. Das emotionale Erlebnis und der unmittelbare<br />

Umgang mit den natürlichen Elementen seiner Lebens-<br />

und Spielräume – Erde, Wasser, Blumen, Früchte, Bäume,<br />

Licht u. a. – sind für die gesunde Entwicklung des<br />

Kindes von grundlegender Bedeutung. Die vielgestaltige<br />

Lebenswelt ist nun der Raum, in dem sich die Entwicklung<br />

des kindlichen Organismus in einem Wechselprozess<br />

mit den Reizen und Vorgängen der jeweiligen<br />

Lebenssituation und -zusammenhänge realisiert.<br />

Dieser Wachstums- und Reifungsprozess geschieht<br />

in der sinnlichen Begegnung und handgreiflichen Beschäftigung<br />

des Kindes mit den Gegenständen und<br />

Phänomenen seiner Lebenswelt. Das Ertasten eines<br />

Gegenstandes bedeutet für das Kind nicht nur das Erfassen<br />

eines äußeren Objekts. Der Umgang mit Sand,<br />

Lehm, Holz oder anderen Materialien bewirkt vielmehr<br />

eine Zustandsveränderung. Das Kind erschließt sich die<br />

umgebende Wirklichkeit durch seine greifenden Hände,<br />

durch seine den Boden erspürenden Füße, durch<br />

seine aufnehmenden Sinne.<br />

Für die Entwicklung des Kindes hat also die Auseinandersetzung<br />

mit der natürlichen Mitwelt eine herausragende<br />

Bedeutung. In der Begegnung mit den<br />

Naturphänomenen Sonne, Wasser, Pflanzen, Tieren,<br />

Farben, Landschaften, Gärten und Bäumen erfährt das<br />

Kind sich als Teil einer lebendigen Welt. Die atmosphärischen<br />

Wirkungen der einzelnen Naturelemente und<br />

naturnah gestalteter Lebensräume werden aufgenommen<br />

und positiv psychisch verarbeitet.<br />

Kindgemäße Geländegestaltung - Kriterien<br />

Für die Entwicklung des Kindes sind Möglichkeiten der<br />

handgreiflichen Beschäftigung mit Gegenständen und Phänomenen<br />

der Umwelt von großer Bedeutung.<br />

Die inneren „Bilder“ können im späteren Leben<br />

Maßstab für die eigene Bewertung der Umwelt sein<br />

und werden damit zu Motivationen der Art und Weise<br />

des Umgangs mit der Natur.


Kindgemäße Geländegestaltung - Kriterien<br />

Kriterien einer kindgemäßen<br />

Gestaltung des Kindergartengeländes<br />

Aus diesen Zusammenhängen zwischen kindlicher Entwicklung<br />

und Mitwelt lassen sich folgende Kriterien<br />

einer kindgemäßen Gestaltung des Außengeländes in<br />

Kindergärten und Kindertagesstätten ableiten. Die Außenräume<br />

des Kindergartens müssen so gestaltet sein,<br />

dass sie Spiel- und Erlebnisweisen der Kinder ermöglichen,<br />

durch die aktive Reaktionen ihrer Sinne, Organe<br />

und Nervensysteme provoziert werden. Das Gelände ist<br />

als eine „organologisch gebaute Kinder-Umwelt“ (Hugo<br />

Kückelhaus) zu gestalten.<br />

Die Natur-Spielräume sollen vielfältige Handlungs- und<br />

Beziehungsgefüge darstellen, in denen Kinder authentische<br />

Welt- und Selbsterfahrungen gewinnen können.<br />

Dieser Grundsatz lässt sich wie folgt in gestalterische<br />

Kriterien überführen:<br />

Das Gelände soll labyrinthaft verbundene Spielräume<br />

enthalten, die die Sinne, Bewegungen, Phantasie<br />

und Tätigkeiten der Kinder auf verschiedene Weise<br />

stimulieren.<br />

Pflanzen- und Naturmaterialien sollen in den einzelnen<br />

Spielräumen unterschiedliche Atmosphären<br />

schaffen. Die atmosphärische Wirkung dieser Räume<br />

sollte den Kindern Wärme und Geborgenheit vermitteln.<br />

Elementare Spielmaterialien wie Erde, Pflanzenteile,<br />

Holzmaterialien oder Wasser sollen das freie Spiel<br />

der Kinder anregen.<br />

Die Gestaltung des Außengeländes soll Kinder befähigen,<br />

Lebens- und Wachstumsprozesse wahrzunehmen<br />

und persönlich bedeutsame Beziehungen<br />

zu Pflanzen, Tieren und anderen Naturelementen zu<br />

entwickeln.<br />

Das Spielgelände soll Räume zum gärtnerischen und<br />

handwerklichen Gestalten enthalten. Körperliche Arbeit<br />

sollte Kindern bestärkende Selbsterfahrungen<br />

und Erfolgserlebnisse vermitteln.<br />

Hügel, Gruben, Kletterbäume und Balancierstämme<br />

sollen die motorische Geschicklichkeit fördern und<br />

den Gleichgewichtssinn erleben lassen.<br />

Mit Naturmaterialien und Pflanzen gestaltete Wege<br />

und Räume sollen differenzierte sinnliche Wahrnehmungen<br />

ermöglichen.<br />

Das Spielgelände soll in den Kindern aus ihren sinnlichen<br />

Wahrnehmungen ein Empfinden und Bewusstsein<br />

für die Vitalität, den Rhythmus und die geheimnisvolle<br />

Aura der natürlichen Mitwelt erwachsen<br />

lassen.


Spielflächen und Spielgeräte im Außengelände sind oft unvermittelt<br />

ohne Einbindung in die Bepflanzung und Gestaltung<br />

angeordnet.<br />

Möglichkeiten der Raumgestaltung<br />

Die Gestaltung der Außenbereiche von Kindergärten<br />

folgt oft dem Schema von begrenzenden Sichtschutzhecken<br />

und im Raum willkürlich verteilten Spielelementen.<br />

Eine Gliederung des Außengeländes in spezifische<br />

Spielräume und -situationen ist dann ansatzweise anzutreffen,<br />

wenn die Geländeformation einzelne Spielbereiche<br />

vorgibt. Die Bepflanzung wird in der Regel nicht<br />

als raumgestaltendes Element oder gar eigenständiges<br />

Spielelement in die Spielbereiche einbezogen. Sie erscheint<br />

als austauschbares Versatzstück, dessen ästhetische<br />

Wirkungen die zugige, unfreundliche Atmosphäre<br />

der offenen, durchgehend einsichtigen Spielflächen verstärken.<br />

Analog zu der Entwicklung im privaten Wohnbereich<br />

bestehen zwischen dem Gebäude und der es umgebenden<br />

Fläche keine Übergänge und Verbindungen,<br />

die durch Pergolen, Lauben, Rundgänge oder andere<br />

gestalterische Maßnahmen geschaffen werden könnten.<br />

Die unvermittelte Anordnung der Spielgeräte und das<br />

atmosphärische Defizit vieler Spielflächen im Außenbereich<br />

der Kindergärten veranschaulicht die erste Skizze.<br />

Wer das Spielverhalten der Kinder beobachtet, erhält<br />

erste Hinweise zur Lösung der gestalterischen Aufgabe.<br />

Buchstäblich am Rande der aufgebauten Spielsituationen<br />

werden Kinder von Nischen, stillen Winkeln und<br />

anderen abgelegenen Ecken magisch angezogen. Eine<br />

besondere Rolle spielt das Gestrüpp der überwachsenen<br />

Begrenzungshecken. Die Höhlen in der Sträucherhecke,<br />

die glattgescheuerte Rinde der knorrigen Hainbuche und<br />

die labyrinthisch verlaufenden Gänge im Cotaneastergebüsch<br />

sind Spuren der aktiven Raumaneignung und<br />

Raumgestaltung der Kinder. Die im Spielverhalten zum<br />

Ausdruck kommenden Bedürfnisse sind Ausgangspunkte<br />

Von der Spielgerätesammlung zu Spielräumen<br />

Eine naturnahe Geländegestaltung und Bepflanzung kommt<br />

dem Spielverhalten der Kinder entgegen.


Von der Spielgerätesammlung zu Spielräumen<br />

für die Entwicklung kindgemäßer Spielräume im Außengelände<br />

des Kindergartens.<br />

Eine beispielhafte Ausgangssituation in einem Kindergartengelände<br />

dokumentiert die zweite Skizze. Innerhalb<br />

der großzügigen Fläche waren die Geheimgänge in<br />

der überalterten Hecke und der höhlenartige Spielraum<br />

unter dem Zierapfelbaum Ausgangspunkte der gestalterischen<br />

Überlegungen. Es galt, in dem weitgehend unstrukturierten<br />

rechteckigen Rasenfeld einen abgegrenzten<br />

atmosphärischen Spielraum zu entwickeln.<br />

Die dritte Skizze zeigt den Entwurf der Umgestaltung.<br />

Die Geheimgänge und die im Geländeteil bereits installierte<br />

dachförmige Kletterwand inspirierten dazu,<br />

den geplanten Spielraum mit einem Weidentunnel zu<br />

begrenzen. Der Weidentunnel bindet die Kletterwand<br />

an die Heckengänge an und mündet vor einer lebenden<br />

Weidenhütte. Damit er nicht unvermittelt aus dem Rasen<br />

aufragt, wurde seine dem offenen Spielfeld zugewandte<br />

Seite locker mit Beerenobststräuchern und ausdauernden<br />

Gartenstauden bepflanzt. Diese ästhetisch ansprechende<br />

Begrenzung soll den räumlichen Zusammenhang der<br />

Spielnische betonen und die Einblicksmöglichkeiten der<br />

Erzieher/-innen beschränken.<br />

Gegenüber der Weidenhütte liegen drei Elementar-<br />

Spielgruben (vgl. S. 27). Sie sind mit Wild- und Ziersträuchern<br />

bepflanzt, die mit zunehmendem Wachstum<br />

laubenartig über den Gruben miteinander verbunden<br />

werden können. Mit der Aushuberde der Spielgruben<br />

wurde im Bereich der Kronentraufe des bereits vorhandenen<br />

Apfelbaumes (Hochstamm) ein kleiner Wall aufgeschüttet,<br />

der mit heimischen Heilkräutern wie Schafgarbe<br />

und Beifuß bepflanzt wurde.<br />

Das Außengelände eines Kindergartens vor und nach einer Umgestaltung: Ausgehend vom vorhandenen Gelände mit<br />

seinen Elementen wird durch verschiedene Gestaltungselemente und Pflanzmaßnahmen eine naturnahe Spiellandschaft<br />

geschaffen.


Von der Spielgerätesammlung zu Spielräumen<br />

Das skizzierte Beispiel veranschaulicht zentrale Prinzipien<br />

einer Spielraumgestaltung:<br />

Der Entwurf des Spielraums geht von der vorgegebenen<br />

Geländebeschaffenheit und eventuell vorhandenen<br />

Bepflanzungen aus.<br />

Die ästhetische Raumwirkung wird durch vielgestaltige<br />

äußere Begrenzungen und innere Nischen hervorgerufen.<br />

Die unterschiedlichen Spielsituationen stehen nicht<br />

isoliert nebeneinander, sondern sind integrale Teile<br />

des ganzen Spielraums.<br />

Der Spielraum wird nicht von Spielgeräten dominiert,<br />

sondern naturnahe Gestaltungselemente geben ihm<br />

das Ambiente einer kleinen Spiellandschaft.<br />

Diese Prinzipien sind auch auf die Gestaltung des gesamten<br />

Außengeländes übertragbar. Die oftmals dominanten<br />

Freiflächen lassen sich mit hecken- und zaunartig<br />

geführten Bepflanzungen so in labyrinthisch verknüpfte<br />

Spiel-Räume verwandeln, dass Motorik, Sinne und Psyche<br />

der Kinder in immer neuer Weise angesprochen werden.<br />

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist dabei<br />

die atmosphärische Wirkung, die von den in die Spielräume<br />

integrierten Bepflanzungen hervorgerufen wird.


„Kindgemäße“ Gärten?<br />

Verwaiste Beete und „verwilderte“ Garteneckchen erzählen<br />

von den Versuchen, mit Kindern im Kindergarten<br />

zu gärtnern. Auf den ebenerdigen Beeten haben Radieschen,<br />

Möhren und Ringelblumen einen schweren Stand.<br />

Im Gedränge und aus Unachtsamkeit wird so manche<br />

Pflanze zertreten. An anderer Stelle verdrängt das vielgescholtene<br />

„Unkraut“ die Gartengewächse.<br />

Diese Probleme mit Gärten in Kindergärten sind weder<br />

durch Appelle noch durch intensivere Pflegemaßnahmen<br />

der Erzieherinnen und Erzieher auszugleichen.<br />

Sie sind vielmehr in der gestalterischen Anlage der<br />

Gartenelemente im Außengelände begründet. Die Anlage<br />

der Beete kopiert in der Regel Beetformen aus dem<br />

Nutzgarten. Die Beete liegen dann entweder vereinzelt<br />

am Rande der Spielfläche oder in einer abgelegenen Geländeecke,<br />

in der sie vor unachtsamen Beschädigungen<br />

geschützt sind. Dieser konventionellen Gestaltung entspricht<br />

die reduzierte Funktion des Gärtnerns auf diesen<br />

Nutzbeeten. Die Einsaat und Pflege der Zier- und Nutzpflanzen<br />

geschieht zunächst engagiert; das Verkümmern<br />

der Pflanzen und die Ausbreitung des an dieser Stelle<br />

unerwünschten Wildwuchses wird dann in der Folgezeit<br />

resigniert hingenommen.<br />

Die skizzierten spezifischen Gartenprobleme im Kindergarten<br />

lassen sich durch gestalterische Maßnahmen<br />

lösen. Ziel einer „kindgemäßen“ Anlage der Gartenelemente<br />

ist es, das Gärtnern für die Kinder – und Erzieherinnen<br />

– zu einem spielerischen und erfolgversprechenden<br />

Unternehmen werden zu lassen. Die folgenden<br />

gestalterischen Beispiele lassen sich mit den Kindern<br />

realisieren. Der Gebrauch der Werkzeuge Hammer und<br />

Säge kann vorher in Nagel- und Sägespielen geübt werden.<br />

Kinder-Garten im Kindergarten<br />

Hochbeete bzw. Tischbeete sind eine Möglichkeit zu kindgemäßem<br />

Gärtnern.


Kinder-Garten im Kindergarten<br />

Tischbeete aus Rundhölzern<br />

Bau eines Tischbeetes<br />

Die Keimzelle des Kinder-Gartens ist ein erstes Gartenbeet,<br />

das in der Folgezeit um ein weiteres Beet ergänzt,<br />

mit einem Staudenbeet kombiniert und mit einer<br />

Johannisbeerhecke eingezäunt werden kann.<br />

Das spielerische und effektive Gärtnern wird auf einem<br />

Beet ermöglicht, das nach dem Vorbild der sogenannten<br />

Hochbeete gebaut wird. Das in Biogärten verbreitete<br />

Hochbeet ist ein 1 m breiter, 80 cm bis 1 m hoher und<br />

unterschiedlich langer aus Brettern oder Rundhölzern<br />

20 cm Muttererde<br />

10 cm Erde grober Kompost<br />

10 cm Gras, Laub, Stroh<br />

10 cm Gehölz<br />

Aufbau und Füllung eines Tischbeetes.<br />

10 cm Zeitungen, Karton<br />

20 cm grobe Holzteile<br />

gebauter „Beetkasten“. Dieser Kasten wird mit organischem<br />

Material und Erde so aufgefüllt, dass sich durch<br />

den jahrelang wirksamen biologischen Verrottungs- und<br />

Umsetzungsprozess ein wachstumsförderndes Bodenleben<br />

und eine fruchtbare Muttererde entwickeln kann.<br />

Im Kindergartenbereich können solche Hochbeete<br />

besser als Tischbeete angelegt und genutzt werden. Die<br />

Kinder können auf diesem Beet wie an einem Spieltisch<br />

graben, säen, pflanzen, beobachten und experimentieren.<br />

Der Grundtyp des Tischbeetes ist 2 m lang, 80 cm breit<br />

und 50 cm hoch. Seine Wände können wir mit Rundhölzern<br />

(Durchmesser 4 bis 7 cm) oder mit Brettern (2 cm<br />

dick) errichten. Die Rundhölzer sollten naturbelassen,<br />

d. h. berindet und nicht imprägniert sein. Die Bretter<br />

sind ungehobelt und ebenfalls nicht imprägniert. Zum<br />

Abstützen der Beetwände benötigen wir 8 Pfähle, die ca.<br />

1 m lang und ca. 8 cm dick sind. Notfalls stellen wir die<br />

Pfähle durch Zuschneiden und Anspitzen vorhandener<br />

Rundhölzer selbst her.<br />

1. Arbeitsschritt<br />

Wir markieren mit Sand Länge und Breite des Tischbeetes<br />

und schlagen mit einem Zuschlaghammer die


Pfähle der Längsseiten ein. Bei sehr hartem Untergrund<br />

graben wir ein ca. 35 cm tiefes Loch, setzen den Pfahl<br />

senkrecht ein und stampfen die Erde schichtweise fest.<br />

Wir hacken die eventuell vorhandene Grasnarbe ab und<br />

deponieren sie in der Nähe des Beetes.<br />

2. Arbeitsschritt<br />

Wir heben eine ca. 30 cm tiefe Beetgrube aus, ohne<br />

die Erde an den Pfosten auszugraben. Die Aushuberde<br />

lagern wir in der Nähe des Beetes. Diese Erde darf im<br />

weiteren Verlauf der Arbeiten nicht festgetreten werden,<br />

da sie später für die Füllung des Beetes verwendet wird.<br />

3. Arbeitsschritt<br />

Wir nageln die Bretter oder Rundhölzer von innen an<br />

die Stützpfähle an. Beim Annageln wird mit einem dicken<br />

Hammer von außen so gegen den Stützpfahl gedrückt,<br />

dass ein Vibrieren und Lockern des Pfahls vermieden<br />

werden kann.<br />

4. Arbeitsschritt<br />

Wir halten je ein passend gesägtes Brett an die Kopfenden<br />

des Beetes. Die beiden Stützpfähle werden jeweils<br />

innen am Brett entlang eingeschlagen, die Bretter bzw.<br />

Rundhölzer angenagelt.<br />

Kinder-Garten im Kindergarten<br />

5. Arbeitsschritt<br />

Die Beetgrube wird ca. 20 cm hoch mit unbehandelten<br />

und zerkleinerten Holzmaterialien gefüllt: Balkenreste,<br />

zersägte Fichtenstangen, dickere Äste, Wurzeln und<br />

Bretterreste lassen sich so verwerten.


Kinder-Garten im Kindergarten<br />

6. Arbeitsschritt<br />

Zeitungspapier (keine Kataloge und Hochglanzbroschüren)<br />

und zerrissene Kartons werden gemischt als<br />

zweite Lage (ca. 10 cm) aufgebracht. Nachdem die Papierschicht<br />

mit einigen Kannen Wasser gut durchfeuchtet<br />

wird, kann sie mit einer dünnen, 1 bis 2 cm dicken,<br />

Erdschicht bedeckt werden.<br />

7. Arbeitsschritt<br />

Gehölzschnitt jeglicher Art bildet die dritte, möglichst<br />

dicht verlegte Schicht (ca. 10 cm). Auch die Gehölzschicht<br />

wird angefeuchtet.<br />

8. Arbeitsschritt<br />

Die abgehackten Grassoden werden auf der Gehölzschicht<br />

verteilt, ca. 10 cm hoch mit Laub bedeckt und<br />

ebenfalls angefeuchtet.<br />

9. Arbeitsschritt<br />

Die ca. 30 cm dicke Erdschicht wird eingefüllt.<br />

Auf so aufgebauten Tischbeeten setzt das Wachstum<br />

im Frühling zeitiger und stärker ein, als auf normalen<br />

Gartenbeeten. Die im Verrottungsprozess tätigen Bodenlebewesen<br />

(Bakterien, Pilze, Asseln, Würmer u. v. a.)<br />

erwärmen die Erde und erschließen den Pflanzen die<br />

Nährstoffe. Die eingebauten Holzschichten sorgen für<br />

eine ausreichende Belüftung.<br />

Sollten äußere Umstände wie Materialmangel oder<br />

Bodenbeschaffenheit dazu zwingen, von der Anleitung<br />

abzuweichen, so kann dies der jeweiligen Situation entsprechend<br />

geschehen. Allein die Schicht Muttererde<br />

sollte immer ca. 30 cm dick sein. Fehlende Erde kann<br />

vielleicht bei der Anlage eines anderen Spielelements<br />

gewonnen werden.<br />

Das Tischbeet kann auch auf einem eventuell vorhandenen<br />

festen Untergrund, wie Beton oder Pflastersteinen<br />

aufgestellt werden. Zu diesem Zweck montieren wir zunächst<br />

die Seiten- und Kopfwände des Beetkastens und<br />

nageln ihn dann zusammen. Durch zweimaliges Umspannen<br />

des Kastens mit Draht wird die Stabilität wirksam<br />

erhöht.<br />

Die Grundform des Tischbeetes lässt sich vielfältig variieren:<br />

Zwei Tischbeete können z. B. mit einem kurzen<br />

Querbeet verbunden ein U-Beet bilden. Bei einer anderen<br />

Variante wird der Grundtyp mit niedrigeren Beeten<br />

ergänzt (vgl. Skizzen).<br />

Eine Fülle unterschiedlicher Beetformen lassen sich<br />

mit naturbelassenen Rundhölzern gestalten, die in einen<br />

Setzgraben eingelassen werden. Für ein 50 cm hohes<br />

Tischbeet sollte der Setzgraben ca. 40 cm tief sein.<br />

Das Setzen der Rundhölzer geschieht wie das Setzen der<br />

Weidenhölzer (vgl. S. 17).<br />

Der Bau der Tischbeete sollte immer in einer Projektaktion<br />

mit Kindern erfolgen. Muße, Gelassenheit und<br />

Mut zum Improvisieren sind die Tugenden, die den Bau<br />

des Tischbeetes zu einem Erlebnis werden lassen. Das<br />

Ausheben der Beetgrube kann sich über 1 oder 2 Tage<br />

hinziehen. Die Erzieherinnen und Erzieher sollten die<br />

Kinder nicht überfordern, gleichwohl ihren Aktivitäten<br />

Raum und Zeit geben.


Anlage eines Kinder-Gartens<br />

Als Alternative oder Ergänzung zur lockeren Integration<br />

von Blumenbeeten oder Obstbäumen in das Außengelände<br />

bietet sich die Anlage eines räumlich geschlossenen<br />

Gartenbereichs an. In diesem Kinder-Garten geht<br />

es nicht primär um die Schulung emsiger Kleingärtner.<br />

Vielmehr soll der kleine Garten als weiterer Handlungs-<br />

und Erlebnisraum das Gelände bereichern. Kinder<br />

können hier, vielleicht erstmalig in ihrem Leben, die<br />

Entwicklung selbstgezogener Pflanzen von Samen bis<br />

zur Ernte erleben. Eine Vielzahl verschiedener Farben,<br />

Formen, Düfte, Gestalten und Materialien können wahrgenommen<br />

werden. Wachstum und Zusammenspiel der<br />

Pflanzen und räumliche Gestaltung können den Kindern<br />

die Phänomene und atmosphärischen Wirkungen eines<br />

vitalen Lebensraumes vermitteln.<br />

Bei der Anlage eines Kinder-Gartens sollten folgende<br />

Gestaltungshinweise beachtet werden:<br />

Der Garten soll möglichst gut von der Sonne beschienen<br />

werden. Die Nordseite des Gebäudes meiden.<br />

Im Verlauf der Planung eine in etwa maßstabsgetreue<br />

Skizze des Gartens entwickeln.<br />

Im ersten Arbeitsschritt den Garten durch eine einfache<br />

Einfriedung vom übrigen Gelände abtrennen.<br />

In einem kleinen Gelände sind Flechtzäune heckenartigen<br />

Abgrenzungen vorzuziehen.<br />

Keine industriell gefertigten Bauelemente verwenden.<br />

Je naturnäher und formenreicher die Materialien<br />

sind, desto ansprechender ist die ästhetische Wirkung<br />

des Gartens.<br />

Die Beete und größeren Pflanzen wie Obststräucher,<br />

Buschbäume, größere Stauden, müssen für die Kinder<br />

gut zugänglich sein.<br />

Die Wege und besonderen Arbeitsstellen können mit<br />

Rindenmulch, Holzspänen oder Gehölzhäcksel abgedeckt<br />

werden.<br />

Die Kompoststelle sollte im Garten liegen.<br />

Schwere lehmige Böden sollten durch Sandzugaben<br />

gelockert werden. Sandige Böden werden durch Kompost<br />

und Gründüngung humoser.<br />

Auswahl der Pflanzen<br />

Nutzpflanzen:<br />

Wenn die Größe der Gartenfläche es erlaubt, sollten<br />

Obststräucher und Obstbäume nicht fehlen. Für den Anbau<br />

im Kinder-Garten sind kleinwüchsige Obstbäume<br />

zu empfehlen, die als Buschbäume oder Spindelbüsche<br />

erhältlich sind. Außerhalb des Gärtchens, z. B. auf einer<br />

Rasenfläche, sollte aber durchaus auch ein richtiger<br />

Obstbaum (d. h. ein Halb- oder Hochstamm) als Schattenspender<br />

gepflanzt werden.<br />

Die Obstbäume sollten in Baumschulen erworben werden,<br />

die die Veredelung und die Anzucht der Obstbäume<br />

vor Ort durchführen. Die folgenden Sortenempfehlungen<br />

beziehen sich auf Büsche bzw. Spindelbüsche, d. h.<br />

auf Bäume, die auf eine schwachwachsende Unterlage<br />

veredelt sind (z. B. die Birne Alexander Lukas, die auf<br />

eine Quitte aufgepfropft wurde) und deren Stamm lediglich<br />

60 cm hoch ist.<br />

Kinder-Garten im Kindergarten<br />

Diese Obstbuschbäume fruchten bereits sehr früh, oft<br />

schon im ersten bzw. zweiten Standjahr, und sind von<br />

Kindern gut zu ernten. Folgende Obstsorten sind leicht<br />

anzubauen und sehr ertragreich:<br />

Äpfel:<br />

– Roter Jonathan: süß, saftig, genussreif im Oktober.<br />

– James Grieve: spritzig, saftig, bereits ab Ende August<br />

genussreif, kann nach und nach vom Baum geerntet<br />

werden.<br />

– Goldparmäne: Königin der Äpfel, festes gelbliches<br />

Fleisch, volles fruchtiges, säuerliches Aroma erst<br />

während der Winterlagerung.


Kinder-Garten im Kindergarten<br />

– Gloster: saftig, leicht säuerlich aromatisch, Ernte<br />

Ende Oktober, voller Geschmack ab Dezember.<br />

– Geheimrat Oldenburg: würzig, saftig, festes Fleisch,<br />

genussreif ab September.<br />

– Klarapfel: saftig, leicht säuerlich, ab Mitte August<br />

direkt vom Baum zu genießen, vollreife Früchte,<br />

leicht mehliges Fleisch.<br />

– Discovery: saftig, aromatisch, ab Mitte August direkt<br />

vom Baum zu genießen, festes Fleisch, ca. 2 Monate<br />

haltbar.<br />

– Roter Boskop: würzig-frischer Geschmack, hoher<br />

Säuregehalt, trägt als Spindelbauch früh und regelmäßig,<br />

Genussreife ab Ende Dezember, Bratapfel.<br />

Für eine gute Befruchtung und einen höheren Ertrag<br />

sollten jeweils 2 bis 3 der genannten Apfelsorten gepflanzt<br />

werden.<br />

Birnen:<br />

– Conference: festes Fruchtfleisch, saftig aromatischer<br />

Geschmack, ab Mitte September vom Baum zu<br />

genießen, bei Lagerung wird das Fleisch zart. Sehr<br />

guter Ertrag.<br />

– Clapps Liebling: saftige aromatische Früchte, bereits<br />

Ende August genussreif.<br />

Beide Birnensorten sollten möglichst zusammen gepflanzt<br />

werden. Conference ist selbstfruchtbar und kann<br />

evtl. auch alleine gepflanzt werden.<br />

Steinobst:<br />

– Als Süßkirsche ist die Sorte Burlat ein guter Obstbuschbaum.<br />

– Die Bühler Frühzwetschge kann schon ab Mitte August<br />

geerntet werden. Sie ist selbstfruchtbar.<br />

Obststräucher:<br />

– Johannisbeeren: rote, schwarze und weiße Sorten<br />

sollten gepflanzt werden.<br />

– Himbeeren: für den Kinder-Garten sollte die vom<br />

Sommer bis in den Herbst tragende Sorte „Korbfüller“<br />

gepflanzt werden.<br />

– Brombeere: als dornenlose Sorte – mit einem ausgezeichneten<br />

Geschmack – ist die Brombeere „Hull`s<br />

Thornless“ zur Zaunberankung bzw. für ein Beerenspalier<br />

sehr zu empfehlen.<br />

– Josta Beere: Der aus einer Kreuzung zwischen<br />

schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere hervorgegangene<br />

hochgewachsene Strauch ist sehr ertragreich.<br />

– Haselnüsse sollten in jedem Kinder-Garten einen<br />

Platz finden. Neben heimischen Haseln sind als<br />

veredelte Haselnüsse folgende Sorten zu empfehlen:<br />

„Hall`sche Riesen“, „Webb`s Preisnuss“, „Wunder<br />

von Bollweiler“. Zur besseren Fruchtbarkeit immer<br />

zwei Sträucher pflanzen und eventuell mit der wilden<br />

Haselnuss kombinieren.<br />

– Strauchheidelbeeren: die beiden Sorten „Bluecrop<br />

Kulturheidelbeere“ und „Berkeley Kulturheidelbeere“<br />

sind problemlos anzubauen, guter Ertrag.<br />

– Erdbeeren: als rankende über Monate tragende Sorte:<br />

„Macherauchs Dauerernte“, als frühe Sorte „Regina“,<br />

als spätere Sorte „Senga Sengana“.<br />

Selbst auf kleinstem Raum lassen sich ästhetisch ansprechende<br />

und ökologisch vielfältige Gärten für Kinder anlegen.


Gemüse:<br />

Grundsätzlich sollten Gemüsesorten angebaut werden,<br />

die sich auch frisch verzehren lassen wie Radieschen,<br />

Rettich, Möhren, Pastinaken, Perlzwiebeln, Steckzwiebeln,<br />

Tomaten (Kirschtomaten, Fleischtomaten), Zuckererbsen,<br />

Kohlrabi, Chinakohl und Salat (Pflück- und<br />

Schnittsalat, Eissalat).<br />

Heil-, Tee- und Gewürzkräuter:<br />

Das Mindestsortiment könnte z. B. rote Pfefferminze,<br />

Zitronenmelisse, Orangenminze, Salbei, Lavendel, Ringelblume,<br />

Kamille, Spitzwegerich, Johanniskraut und<br />

Schafgarbe umfassen.<br />

Die Anlage eines Kinder-Gärtchens<br />

Selbst in kleinsten Räumen lassen sich ästhetisch ansprechende<br />

und ökologisch vielfältige Kinder-Gärten<br />

schaffen.<br />

Die Skizze zeigt, wie in einer Kindertagesstätte ein<br />

kleiner Winkel zu einem kompakten Gärtchen umgestaltet<br />

wurde. Die 3x5 m große Fläche ist gegen Norden und<br />

Osten durch Mauerwerk begrenzt. In der direkten Verlängerung<br />

nach Süden liegt eine nochmals 3x5 m große<br />

Fläche, die in einem weiteren Schritt zu einer naturnahen<br />

Gartenecke umgestaltet werden soll. Nach Westen<br />

hin trennt ein Gehweg das Gärtchen von einer großen<br />

Sand-Spielfläche.<br />

Entlang der nach Westen gerichteten Mauer bot es sich<br />

an, Tischbeete zu errichten, die sich optimal für eine Bepflanzung<br />

mit verschiedenen Tomatensorten und kleiner<br />

Beipflanzen eignen. Das integrierte Sitzbeet kann als<br />

Arbeitsbank genutzt werden und lädt zum Betrachten<br />

Kinder-Garten im Kindergarten<br />

und Verweilen ein. Die Wurmgrube („Wurmkompost“)<br />

in der linken Ecke ist 60 cm tief in die Erde eingelassen.<br />

Ihre Wände bestehen aus Rundhölzern. Die mittlere<br />

Trennwand ist so genagelt, dass die Würmer von einer<br />

Grubenhälfte in die andere „wandern“ können. Der Boden<br />

der Regenwurmgrube ist mit gelochten Ziegelsteinen<br />

ausgelegt. Die beiden Kammern werden mit organischem<br />

Material (auch Essensresten) aufgefüllt (zunächst<br />

nur eine Kammer). Zugaben von Erde und Gesteinsmehl<br />

verbessern die Humusqualität.<br />

Für die Grube können Kompostwürmer (wie der Mistwurm<br />

„Eisenia foetida“) bei Spezialfirmen bestellt werden.<br />

Aber auch heimische Regenwürmer stellen sich<br />

bald an der Futterstelle ein und verwandeln die organische<br />

Masse in hochwertigen Regenwurmkompost. Wenn<br />

die Würmer ihre Arbeit in einer Kammer getan haben,<br />

wandern sie in die Nachbarkammer.


Grüne Räume schaffen<br />

Mit Sträuchern Räume aus-hecken<br />

Hecken als Begrenzungs- und Gliederungselemente<br />

sollten in keinem Kindergartengelände fehlen. Werden<br />

viele verschiedene Strauch- und Baumarten berücksichtigt,<br />

entwickeln sich Hecken, die im Verlauf der Jahreszeiten<br />

als eine vielgestaltige, farbenfrohe, früchteschenkende<br />

und sich wandelnde Lebenseinheit das Gelände<br />

bereichern.<br />

Als Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren wie Singvögel,<br />

Igel oder Insekten sind Hecken auch eine wertvolle<br />

Bereicherung des kindlichen Erlebnisraumes. In<br />

Hecken gibt es vieles zu entdecken!<br />

Hecken und zaunartige Gliederungs- und Begrenzungselemente<br />

können in vielen Variationen gestaltet<br />

werden. Bei heckenartigen Bepflanzungen sind folgende<br />

Pflanz- und Gestaltungshinweise zu beachten:<br />

Die schmalste Heckenform ist die einreihig gepflanzte<br />

Hecke. 2 bis 3 Pflanzen werden pro Meter in einen<br />

spatentiefen und spatenbreiten Pflanzgraben gepflanzt.<br />

Für schmale Hecken im Kindergartenbereich gut geeignet<br />

sind Hainbuchen, Hartriegel (in unterschiedlichen<br />

Rinden- und Blätterfarben), Kornelkirsche,<br />

veredelte Haselnüsse, Felsenbirnen, schwarzer Holunder,<br />

Feldahorn, Weißdorn oder Sanddorn (vgl.<br />

Übersicht S. 13).<br />

Soweit der vorhandene Raum es zulässt, sollten die<br />

Sträucher nicht geschnitten werden, sondern ihre jeweilige<br />

Gestalt in Form von freiwachsenden Hecken<br />

entwickeln dürfen. Alle 5 bis 7 Jahre kann dann ein<br />

Teil der Hecke durch „Auf den Stock setzen“ verjüngt<br />

werden. Dabei werden die Sträucher in den<br />

Wintermonaten (Dez. bis Febr.) ca. 10 bis 20 cm über<br />

der Erde abgesägt. Der im folgenden Frühling einsetzende<br />

Neuaustrieb bringt zahlreiche neue Triebe<br />

hervor. Die Hecke wird dichter, und ein Verkahlen<br />

der Sträucher im unteren Bereich wird verhindert.<br />

Steht mehr Raum zur Verfügung oder soll eine größere<br />

Fläche abgetrennt werden, kann eine doppelreihige<br />

Hecke gepflanzt werden. Die Sträucher werden<br />

entsprechend der Skizze (Seite 14) im Verbund, d. h.<br />

jeweils auf Lücke gepflanzt. Der Abstand zwischen<br />

den Sträuchern und der Zwischenabstand der beiden<br />

Reihen beträgt ca. 50 bis 80 cm.<br />

Werden unterschiedliche Sträucher im Verlauf der<br />

Hecke gepflanzt, dann sollten jeweils 4 bis 5 Sträucher<br />

derselben Art eine Gruppe bilden. Diese Gruppenpflanzung<br />

verhindert, dass schwächer wachsende<br />

Straucharten von starkwachsenden Arten unterdrückt<br />

werden.<br />

Die Hecke kann zu einem Farbenspiel werden, wenn<br />

farblich unterschiedlich blühende Sträucher gruppenweise<br />

integriert werden. Neben den oben genannten<br />

Arten eignen sich folgende „Blüher“ für die zweireihige<br />

Hecke:<br />

Schmetterlingsstrauch (in verschiedenen Farben:<br />

weiß, rot, lila, purpur), Flieder (lila, weiß, rosa),<br />

Mispel, Wildrosen (Rosa multiflora, Rosa rubiginosa),<br />

Salweide, Örchenweide, Reifweide, Scheinquitte,<br />

Deutzie, Hibiscus, Zaubernuss (Hamamelis) und<br />

Wild- und Zierapfel (Malus).<br />

Sollten einzelne Sträucher zu hoch oder zu breit<br />

wachsen, so können sie jederzeit eingekürzt werden.<br />

Auch die zweireihige Hecke sollte abschnittsweise<br />

alle 5 bis 7 Jahre auf den Stock gesetzt werden. Aus<br />

Rücksicht auf Vögel, Bienen, Schmetterlinge und<br />

eine Vielzahl weiterer in der Hecke lebender Tiere<br />

müssen jedoch größere Schnittmaßnahmen in der vegetationsfreien<br />

Zeit (November bis Februar) durchgeführt<br />

werden.


Heckensträucher<br />

und -bäume<br />

(Auswahl) heimisch<br />

auf sonnigen Standort<br />

angewiesen<br />

Mispel (Mispelus germanicus) X X X X X<br />

Apfelrose, Kartoffelrose (Rosa rugosa) X X X X X X<br />

Zaubernuss (Hamamelis mollis) X<br />

Blutpflaume (Prunis cerasifera) X<br />

Blutjohannisbeere (R. sang. „Atrorubens“) X X<br />

Bluthasel (Corylus maxima atropurpurea)<br />

Traubenkirsche (Prunus padus) X X X X X<br />

Sommerflieder (Buddleja) X X X<br />

Purpurweide (Salix purpurea) X X X X X X<br />

Falscher Jasmin (Philadelphus) X X<br />

Sanddorn (Hippophae rhamnoides) X X X X X<br />

Felsenbirne (Amelanchier ovalis) X X X X X<br />

Flechtweide (Salix viminalis) X X X X<br />

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) X X X<br />

Korkenzieherweide (Salix matsudana) X X X X<br />

Korbweide (Salix purpurea) X X X X X<br />

Kornelkirsche (Cornus mas) X X X X X<br />

Flieder (Syringa vulgaris) X X<br />

Waldhasel (Corylus avellana) X X X<br />

Weißdorn (Crataegus) X X X X X X X<br />

Mährische Eberesche (Sorbus rosina) X X<br />

Elsbeere (Sorbus torminalis) X X X X X X<br />

Feldahorn (Acer campestre) X X X<br />

Hainbuche (Carpinus betulus) X X X<br />

Kübler-Weide (Salix smithiana) X X X X X<br />

Anm.: = Früchte essbar/verwertbar<br />

Boden mager und<br />

trocken vertragend<br />

Boden feucht<br />

vertragend<br />

kalkliebend<br />

Vogelschutz<br />

Bienenweide<br />

Früchte bedeutsam<br />

attraktive Blüten<br />

geeignet für<br />

Schnitthecke<br />

Grüne Räume schaffen<br />

Kornelkirsche und Apfelrose: Blühende und fruchtende<br />

Wildgehölze beleben das Kindergartengelände.


Grüne Räume schaffen<br />

Hecken-Schätze<br />

Die Hecke ist ein Ort, an dem wir im Verlauf des Jahres<br />

unzählige Schätze finden, wenn wir die richtigen<br />

Zauberworte sagen.<br />

Das erste Zauberwort heißt: „Augenweide“:<br />

Im Winter, wenn das Gras sich welk an die Erde duckt,<br />

wenn die Felder leer vor sich hin dösen, dann lüftet die<br />

Hecke das Geheimnis ihrer Formen, Gestalten und Muster.<br />

Wir sehen die großen und die feinen Unterschiede<br />

und können die einzelnen Sträucher anhand ihrer Zweige<br />

und Knospen bestimmen. Wir entdecken die unterschiedlichen<br />

Rindenfarben der einzelnen Arten, beobachten,<br />

wie die helleren Farben der jungen Zweige in die<br />

dunkleren der älteren Zweige übergehen. Wir schneiden<br />

zwei verschiedene Zweige, schauen sie ganz genau an<br />

und suchen die zu den Zweigen passenden Sträucher in<br />

der Hecke.<br />

Im März warten wir, welcher Strauch den Bienen und<br />

uns die ersten Blüten schenkt: die Kornelkirsche oder<br />

die Weide oder der Holunder oder?<br />

Im Sommer füllen die Farben und Formen der Blüten<br />

unsere Augen. Am Schmetterlingsstrauch können wir<br />

ganz nahe an die Schmetterlinge herantreten und ihnen<br />

beim Nektar-Sammeln zuschauen. Ganz heimlich verwandeln<br />

sich die Blüten in Früchte, neue Formen, neue<br />

Farben tauchen auf.<br />

Im Herbst färbt die Hecke ihr Blätterkleid um: Ihre<br />

gelben, rötlichen und braunen Blätter erinnern an den<br />

Sommer und rufen: „Sammle mich! Sammle mich! Im<br />

Winter erfreu ich dich.“<br />

Das zweite Zauberwort heißt „Gaumenschmaus“:<br />

Im Spätsommer und im Herbst ruft die Hecke zur Ernte:<br />

Im August/September reifen: Schwarzer Holunder, Felsenbirne,<br />

Haselnuss, Jostabeere, Kornelkirsche, Sanddorn,<br />

Schwarze Johannisbeere, Weißdornbeeren.<br />

Im Oktober/November reifen: Hagebutte (Rosen),<br />

Eberesche, Japanische Zierquitte, Quitte. Köstliche Rezepte<br />

finden sich in dem Buch von Susanne Fischer:<br />

Blätter von Bäumen (vgl. S. 46).<br />

Das dritte Zauberwort heißt: „Steckenspiel“.<br />

Im Winter öffnet die Hecke ihre Spielkiste: Aus einjährigen<br />

Zweigen schneiden wir Spielstöckchen, aus einjährigen<br />

dünneren Zweigen entsteht ein buntes Hecken-<br />

Mikado. Mit den Ruten der Weiden und des Hartriegels<br />

flechten wir Körbchen. Aus dickeren Zweigen sägen wir<br />

Am Schmetterlingsstrauch können wir ganz nahe an die<br />

Schmetterlinge herantreten (hier: Kleiner Fuchs) und ihnen<br />

beim Nektarsammeln zusehen.<br />

Bauklötze, Baustangen und Figuren. In die glatten Haselnusszweige<br />

schnitzen wir Geheimmuster.<br />

Je öfter wir die Hecke besuchen, desto mehr Zauberworte<br />

wird sie uns zuflüstern.


Erde<br />

Naturelement Erde<br />

Erde ist uns in Verbindung mit dem Wasser - als Matsch -<br />

in diesem Kapitel bereits begegnet. Neben der geradezu<br />

magischen Anziehungskraft, die Matschlandschaften auf<br />

Kinder ausüben, ist ihnen das Werkeln mit Erde sicherlich<br />

auch aus der Gartenarbeit in Verbindung mit der Pflanzenpflege<br />

vertraut (siehe Kap. April).<br />

Erde ist als Element für Kinder vielfältig und handgreiflich<br />

erfahrbar. Da sie fast überall verfügbar und nahezu unbegrenzt<br />

verformbar ist (z.B. als Ton), sind dem kreativen<br />

Umgang und der Spielfreude mit diesem Element praktisch<br />

keine Grenzen gesetzt. Daher können hier auch nur einige<br />

wenige Anregungen aus dieser reichen Palette vorgestellt<br />

werden.<br />

Erdsammlung: Erde ist nicht gleich Erde<br />

Mit leeren (Marmeladen-)Gläsern ausgerüstet, sollen die<br />

Kinder alles einsammeln, wovon sie glauben, das es Erde<br />

ist oder zur Erde gehört. Schnell ist dann ein großes Sortiment<br />

zusammengetragen, zu dem auch Blätter, Holz und<br />

Steine gehören (die Tiere sollten allerdings bald wieder in<br />

die Freiheit). Diese verschiedenen Proben können dann<br />

Ausgangspunkt weiterer Aktionen sein, z.B. mit verbundenen<br />

Augen bestimmte Bodentypen zu ertasten oder erriechen,<br />

Keimversuche zu machen etc.<br />

Lebensraum Erde<br />

Der Lebensraum Erde mit seinen vielgestaltigen Organismen<br />

kann am allerbesten beim Anlegen und Pflegen von<br />

Beeten und besonders beim Umsetzen und Sieben des<br />

Kompostes erkundet werden (Tips dazu in der Broschüre<br />

„Natur-Kinder-Garten“ der NUA).Weitere Vorschläge für<br />

das spielerische Kennenlernen des Lebensraumes Erde<br />

folgen auf der nächsten Seite.<br />

Das Erdfenster<br />

Ein alter Teppichrest oder ein alter, kleiner Teppich wird im<br />

Außengelände am besten am Rand einer Wiese auf den Bo-<br />

Ob Regenwurm, Tausendfüßer oder Käferlarve,in der<br />

Erde gibt es vieles zu entdecken. Kinder kennen<br />

meist keine Scheu vor dem vielfältigen Leben in der Erde!


Erde<br />

den gelegt. Nach einiger Zeit (was passiert nach Stunden,<br />

Tagen, Wochen?) sieht man dann beim Blick durch das<br />

„Erdfenster“, also unter den Teppich, viele der kleinen Lebewesen<br />

des Bodens, die das Licht scheuen und ansonsten<br />

unserem Blick verborgen wären. Das „Fenster“ sollte aber<br />

nachher immer wieder gut geschlossen werden.<br />

Das Regenwurmkino<br />

Ein wichtiger Bewohner des Erdreichs ist der Regenwurm.<br />

Ab und an taucht er sicherlich auch in unserem Erdfenster<br />

auf, genauer können die Kinder ihn aber in einem Regenwurmschaukasten<br />

beobachten. Dazu brauchen wir einen<br />

schmalen Kasten mit einer Glasscheibe an einer Seite. Vor<br />

der Scheibe wird mit Scharnieren ein Holz- oder Pappdeckel<br />

zur Verdunkelung befestigt. Wenn verschiedene<br />

Erdschichten und welkes Laub übereinander geschichtet<br />

werden, läßt sich die Arbeit des Regenwurms besonders<br />

gut verfolgen.<br />

Erdfarben herstellen<br />

Die Gewinnung von Farbpigmenten aus Naturmaterialien,<br />

besonders aus Erde, ist schon uralt und wird heute noch<br />

bei vielen Naturvölkern praktiziert. Verschiedenfarbige<br />

Erde, Steine, Ziegel, Asche usw. werden gesammelt,<br />

getrocknet, evtl. fein gemahlen und gesiebt.<br />

Diese Pulver müssen vor Gebrauch mit einem Binder (z.B.<br />

Caparol) im Verhältnis 6 : 1 angerührt werden. Der Binder<br />

läßt sich aber auch selber herstellen. Dazu werden drei<br />

verschiedene Grundstoffe benötigt<br />

• ein Mittel für die Elastizität -Speiseöl, Leinöl -<br />

• ein Mittel für die Härte - Mehl, Weißleim -<br />

• etwas, um die Farbe dickflüssig zu machen<br />

- Milch, Quark, Joghurt, Eiweiß -<br />

Von jedem Grundstoff wird eine Variante ausgewählt und<br />

alles gut vermischt. Falls die Farbe zu dick ist, wird etwas<br />

Wasser hinzugegeben. Abschließend wird der Farbbrei<br />

noch einmal durch einen Nylonstrumpf oder ein feines Küchensieb<br />

gegeben. Da die Farben nur begrenzt haltbar sind,<br />

sollten am besten nur kleine Portionen hergestellt und im<br />

Kühlschrank aufbewahrt werden. Die Farben lassen sich<br />

sowohl als Mal- und Druckfarben als auch zur Gestaltung<br />

von Gipsmasken, Collagen und anderen Materialien verwenden.<br />

Erde und Wasser: Aus Erde wird Ton<br />

Lehmige, tonige Erde, die oft nur unter einer dünnen Erdkrume<br />

lagert, muß, um sie zum Basteln benutzen zu können,<br />

oft noch aufbereitet werden.<br />

Zuerst müssen einige Lehmklumpen ausgebuddelt werden<br />

(am besten bei der nächsten Baustelle oder dem nächsten<br />

Bauernhof nach einer geeigneten Stelle fragen). Diese<br />

werden dann einige Tage getrocknet und anschließend mit<br />

einem Stein oder einem Hammer zerkleinert. Steine und<br />

Pflanzenreste werden aussortiert und der Rest langsam in<br />

Wasser aufgelöst, bis das Ganze sich nach langem und<br />

kräftigen Umrühren in einen einheitlichen Matschbrei<br />

verwandelt hat. Dieser wird durch ein Sieb gedrückt und<br />

solange stehengelassen, bis sich ein Bodensatz bildet und<br />

das Wasser abgeschöpft werden kann. Der Tonschlamm<br />

wird dann wieder für einige Tage getrocknet und<br />

abschließend, in feuchte Tücher gewickelt, für mindestens<br />

eine Woche an einem kühlen Ort gelagert.<br />

Der gewonnene Ton kann nun nach Lust und Laune z.B. für<br />

den Bau einer Vogeltränke (siehe Kap. März) weiterbenutzt<br />

und auch gebrannt werden.


Kinder der Kindertagesstätte „Kunterbunt e.V.“ in Rhede bauen<br />

einen Teich.<br />

bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass Kinder,<br />

unterstützt durch eine niedrige Abgrenzung (z. B. einen<br />

„Zaun“ aus Weidenruten) den Teich als kleines Schutzgebiet<br />

akzeptieren. Den Standort wählt man deshalb<br />

auch am besten so aus, dass der Teich z. B. in einer<br />

Grundstücksecke nur von einer Stelle zugänglich ist<br />

und hier ein Beobachtungsplatz am besonders flachen<br />

Ufer eingerichtet wird.<br />

Ist die Anlage eines Teiches nicht möglich, genügt<br />

für das Beobachten und Entdecken des Teichlebens<br />

auch ein Kleinstgewässer von 1–2 m 2 mit einer Wassertiefe<br />

von 20–30 cm. Viele der nachfolgend noch zu<br />

beschreibenden Teichlebewesen siedeln sich schon in<br />

solchen Kleinstgewässern an; nur für die Überwinterung<br />

von Amphibien und anderen größeren Tieren fehlt<br />

es an der nötigen Wassertiefe. Singvögel nutzen eine<br />

solche Wasserstelle gerne zum Trinken und Baden und<br />

können dabei von den Kindern sehr schön beobachtet<br />

werden.<br />

Fehlt ein Gewässer auf dem Kindergartengelände,<br />

kann sofern möglich mit den Kindern ein Teich in der<br />

Umgebung aufgesucht werden.<br />

Beim Anlegen des Teiches haben die Kinder großen<br />

Spaß am Buddeln, sie identifizieren sich dann mit dem<br />

neu geschaffenen Lebensraum und gehen behutsam damit<br />

um. Wichtig dabei ist, dass möglichst alle Gruppen<br />

sich beteiligen, dass es ein gemeinsames Projekt wird,<br />

an dem auch die Eltern mitwirken. Bei den schweren<br />

Aushubarbeiten sollten Sie sich auf die Hilfe der Eltern<br />

stützen, die sicher bereit sind, z. B. im Rahmen eines<br />

„Natur-Aktionstages“, die Teichanlage mit Rat und Tat<br />

zu unterstützen. Hilfreich ist auch eine Beratung durch<br />

Mitarbeiter kommunaler Grünflächen- oder Umweltschutzdienststellen,<br />

Naturschutzgruppen oder Umweltzentren<br />

mit Teichbauerfahrung.<br />

Geben Sie den Kindern auch Gelegenheit, mit Wasser<br />

in anderer Form spielerisch ihre Erfahrungen zu<br />

machen. Dazu eignen sich z. B. Spielwasserstellen (flacher<br />

Folienteich, mit Kies ausgelegt), Planschbecken<br />

oder schon eine Plastikwanne mit Wasser. Tipps dazu<br />

finden sich in der NUA-Broschüre „Natur-Werkstatt<br />

für Kinder“.<br />

Die Anlage eines Teiches<br />

Teich<br />

Soll am Kindergarten ein Teich angelegt werden,<br />

sind vor Baubeginn einige Vorbereitungen zu treffen:<br />

Information:<br />

Beschaffung von Informationsmaterial und Literatur,<br />

Gespräche mit Fachleuten, Information der Eltern,<br />

evtl. Besichtigung von Teichen in elterlichen Gärten,<br />

Grünanlagen oder an einem Naturschutzzentrum.<br />

Genehmigung:<br />

Zustimmung der Eltern und des Trägers, soweit erforderlich,<br />

einholen.<br />

Finanzierung:<br />

Evtl. Beantragung von Fördermitteln, Spendensammlung<br />

usw.<br />

Materialbeschaffung:<br />

Benötigt wird zur Abdichtung eine Teichfolie, als<br />

nährstoffarmes Füllmaterial Sand (etwa 2 m 3 bei einem<br />

Teich von 8 m 2 Wasserfläche), für die Ufergestaltung<br />

Kies und Steine sowie zur Bepflanzung eine kleine<br />

Auswahl von heimischen Wasser- und Sumpfpflanzen.<br />

Die genaue Größe der benötigten Folie wird am besten<br />

erst nach Aushub der Teichmulde mit einer Schnur ausgemessen.<br />

Achten Sie darauf, dass es sich um eine<br />

schwarze, UV-lichtbeständige Teichfolie handelt mit<br />

einer Stärke von mind. 1 mm. Solche Folien werden<br />

vom Hersteller in der gewünschten Größe geliefert. Im<br />

Interesse der Umwelt sollte dabei auf PVC verzichtet<br />

werden. Folien aus Polyethylen (PE) oder Naturkautschuk<br />

(EPDM) sind eine umweltverträglichere Alternative.<br />

Als eine natürliche Abdichtung kann man anstelle<br />

der Folie auch Ton verwenden. Ton lässt sich allerdings<br />

nicht in Eigenarbeit verarbeiten, da er maschinell<br />

verstampft werden muss.


Teich<br />

Weitere praktische Tipps zur Planung<br />

Als Standort wird ein ruhiger, etwas geschützter Bereich<br />

am Rande oder in einer Ecke des Grundstücks<br />

ausgewählt. Der Teich darf dabei nicht direkt unter<br />

Bäumen liegen, da die Wasser- und Sumpfpflanzen<br />

teilweise auf Besonnung angewiesen sind.<br />

Legen Sie den Zeitpunkt für den Baubeginn am besten<br />

in das Frühjahr auf einen möglichst warmen Tag:<br />

Die Folie lässt sich dann leichter verlegen, und für Wasserpflanzen<br />

ist das Frühjahr eine günstige Pflanzzeit.<br />

Zweckmäßig ist es, vom gewünschten Teich vorher<br />

eine Skizze anzufertigen (Grundriss mit Pflanzenzonen,<br />

Querschnitt) und den Grundriss mit Stöcken und<br />

Schnur einmal im Gelände abzustecken.<br />

Bauablauf für einen Teich<br />

Eine ausführliche Anleitung für den Bau eines kleinen<br />

naturnahen Teiches enthält das Naturgarten-Infoblatt<br />

Nr. 29 „Anlage eines Gartenteiches“ der NUA.<br />

Mit Hilfe dieser Anleitung (bei Verzicht auf die dort beschriebene<br />

Tiefwasserzone) und etwas handwerklichem<br />

Geschick lässt sich auch von Laien der gewünschte<br />

kindgemäße Teich von 3 m Durchmesser und<br />

40 cm Wassertiefe anlegen, so dass wir uns an dieser<br />

Stelle auf einige wichtige Hinweise zum Bauablauf beschränken.<br />

1. Der Umriss wird mit Holzpflöcken und Schnüren<br />

markiert.<br />

2. Beim Aushub wird das Teichbett entsprechend der<br />

Planskizze modelliert (vgl. S. 28). Ein kleiner Erdwall<br />

bleibt zwischen Sumpf- und Flachwasserzone<br />

stehen, so dass der Sand später nicht abrutschen<br />

kann.<br />

3. Spitze Gegenstände wie Wurzeln und Steine müssen<br />

sorgfältig entfernt werden. Dann wird eine ca. 5 cm<br />

dicke Sandschicht zum Schutz der Folie aufgebracht.<br />

Zum besseren Schutz der Folie empfiehlt es sich, zusätzlich<br />

ein dünnes Stoffvlies auszulegen.<br />

4. Die Folie wird darauf möglichst locker verlegt, damit<br />

später Druck- und Zugbelastungen (insbesondere an<br />

den Stufen) vermieden werden. Am Rand lässt man<br />

die Folie zunächst noch überstehen, da sie sich unter<br />

der Last von Sand und Wasser noch senken kann.<br />

5. Nur die Mulden für die Sumpf- und Flachwasserzone<br />

werden mit Sand (keinesfalls mit einem nährstoffreichen<br />

Mutterboden!) bis über den Rand angefüllt.<br />

Die Ufer sind dann gleichmäßig flach abfallend.<br />

6. Langsam kann nun der Teich mit Wasser angefüllt<br />

werden. Das Schlauchende legt man dazu am besten<br />

an der tiefsten Stelle des Teiches in einen Eimer.


7. Bevor der höchstmögliche Wasserstand erreicht ist,<br />

können die Kinder Flachwasser- und Sumpfzone bepflanzen.<br />

So lassen sich die Pflanzen leichter einbringen<br />

und besser im Teichboden andrücken. Da<br />

sich Wasserpflanzen im Teich rasch ausbreiten und<br />

Teiche recht schnell zuwuchern, sollte man sich auf<br />

ca. 8 – 10 Pflanzen beschränken. Eine Liste mit geeigneten<br />

Pflanzen finden Sie im schon erwähnten Infoblatt<br />

der NUA.<br />

8. Die Ansiedlung mit Kleinstlebewesen kann man<br />

durch die Zugabe eines Eimers mit Wasser aus einem<br />

benachbarten Gewässer fördern. Keinesfalls darf<br />

man Fische einsetzen oder Pflanzen aus der Natur<br />

entnehmen. Selbst ein noch so harmloses Tier wie<br />

der Goldfisch lebt „räuberisch“ von Eiern, Larven<br />

und Insekten. Er kann sich so stark vermehren, dass<br />

sich der Teich zu einem tierarmen, gestörten Gewässer<br />

entwickelt. Deshalb sollte man die Kinder bitten,<br />

keine Goldfische aus dem elterlichen Gartenteich<br />

mitzubringen.<br />

9. Nach Erreichen des höchsten Wasserstandes und<br />

dem Setzen der Folie kann diese unmittelbar über<br />

dem Boden abgeschnitten und mit Kies und Steinen<br />

leicht abgedeckt werden. Mit den gleichen Materialien<br />

sowie evtl. zusätzlich Holz, einem Baumstubben<br />

und Uferrandpflanzen kann man dann den Uferbereich<br />

und die Teichumgebung abwechslungsreich<br />

gestalten. Der Beobachtungsplatz lässt sich mit<br />

Rundhölzern oder einigen Steinplatten befestigen,<br />

während die übrigen Uferbereiche durch eine niedrige<br />

Abzäunung (z. B. ein Weiden-Flechtzaun) als<br />

nicht zu betretender, geschützter Bereich deutlich<br />

gekennzeichnet werden.<br />

Weidenruten können zu einem „Zaun“ in den Boden gesteckt<br />

werden.<br />

Teich<br />

Der Teich in der Kiste<br />

Bei unseren Projekten haben wir mit Kindern oder<br />

Eltern den Lebensraum erst einmal in der Kiste vorgebaut.<br />

Es macht Spaß und hilft, die Gestaltungselemente<br />

und Schwierigkeiten schon beim Bau des Modells zu<br />

erkennen. Bestimmt kommen dabei viele gute Ideen<br />

zusammen.<br />

Material:<br />

● für jeden eine Apfelsinenkiste,<br />

● Folie,<br />

● Gräser, Erde,<br />

● Sand, große und kleine Kieselsteine,<br />

● Hölzchen,<br />

● Papier und Schere,


Teich<br />

Teich erleben<br />

Nach Fertigstellung des Teiches werden Sie erleben,<br />

dass die Kinder mit großem Interesse und sehr gespannt<br />

die Entwicklung des Lebens im Teich beobachten<br />

werden. Erklären Sie den Kindern, dass sich die<br />

Tiere von selbst einfinden werden, der Teich daher auf<br />

Ruhe und Schutz angewiesen ist. Viele Insekten leben<br />

als Larve im Teich wie zum Beispiel Libellen, zahlreiche<br />

Fliegenarten oder Wasserkäfer. Auf ihrer Suche<br />

nach Wasserstellen für die Eiablage werden sie schnell<br />

den neuen Teich entdecken und besiedeln. Laich von<br />

Schnecken hängt meist unbemerkt an den Pflanzen, die<br />

neu eingesetzt worden sind. Auch bestimmte Amphibien<br />

besiedeln ein neu angelegtes Gewässer, wenn die<br />

übrigen Lebensraumansprüche in der Umgebung vorhanden<br />

sind. Keinesfalls darf man diese geschützten<br />

Tiere aus anderen Gewässern entnehmen!<br />

Wer kommt zuerst?<br />

Ist es die Libelle, der Rückenschwimmer, ein Vogel<br />

oder eine Wasserschnecke? Die Beobachtungen der<br />

Kinder können in einem Kalender festgehalten werden<br />

z. B. durch Aufkleben von Bildern der Tiere. Ein gebasteltes<br />

Fernglas und eine Unterwasserlupe machen das<br />

Beobachten noch spannender.<br />

Ein Legespiel zum Thema „Was stört das Leben am Teich?“ ist<br />

auf Seite 38/39 zu finden.<br />

Bau einer Unterwasserlupe<br />

Von einer Blechdose entfernt man mit einem Dosenöffner<br />

Boden und Deckel. Über eine der Öffnungen<br />

wird klare Folie mit einer Schnur wasserdicht festgebunden.<br />

Hält man die Dose senkrecht ins Wasser, wölbt<br />

sich die Folie durch den Wasserdruck nach innen. Sie<br />

wirkt jetzt wie die Linse einer Lupe.


Das „Anschleichspiel“<br />

Leises Anschleichen und ruhiges Verhalten können<br />

die Kinder mit folgendem Spiel üben, das auch für das<br />

Erkunden anderer Lebensräume geeignet ist:<br />

Ein Kreis wird mit den Kindern gebildet. Ein Kind<br />

darf in die Mitte, bekommt die Augen verbunden und<br />

übernimmt die Rolle eines Wassertieres (Frosch/<br />

Fisch). Die Kinder im Kreis möchten das Tier fangen,<br />

um es zu beobachten. Der Spielleiter zeigt auf ein Kind,<br />

das sich leise an das Wassertier in der Mitte anschleichen<br />

darf. Wenn das Kind in der Mitte den Anschleicher<br />

hört, muss es in dessen Richtung zeigen: Der Anschleicher<br />

gilt nun als entdeckt, er hat das Tier verscheucht.<br />

Nun muss sich das Kind, das angeschlichen<br />

ist, in die Mitte des Kreises stellen und ein Wassertier<br />

spielen. Das andere Kind stellt sich in den Kreis zurück<br />

und fordert mit dem Finger einen neuen Anschleicher<br />

auf.<br />

Teich erforschen<br />

Wir gehen tümpeln<br />

Erinnern Sie die Kinder vor der Suche nach Wassertieren<br />

noch einmal an wichtige Regeln:<br />

– leise anschleichen,<br />

– ruhig hinknien,<br />

– ganz geduldig warten und genau schauen,<br />

– nicht in den Teich steigen.<br />

Ganz vorsichtig und behutsam sollen die Tiere mit<br />

dem Kescher aus dem Wasser geholt werden. Wassertiere<br />

können ohne Wasser nicht leben! Sie müssen in<br />

ein mit Teichwasser gefülltes Glas gesetzt werden.<br />

Bevor mit der Gewässeruntersuchung begonnen<br />

wird, sollten sich die Kinder erst einmal hinknien und<br />

eine Minute still ins Wasser schauen. Anschließend<br />

können reihum Eindrücke geäußert werden.<br />

Lassen Sie bei den Untersuchungen immer zwei Kinder<br />

zusammenarbeiten. Jede kleine Gruppe bekommt<br />

dann ein Glas und einen Kescher. Bei Kindern und auch<br />

bei uns Erwachsenen bricht leicht unbewusst der Jagdund<br />

Sammeltrieb aus. Kindern fangen nicht gerne nur<br />

eine Schnecke, sondern gleich so viele, wie sie finden<br />

Mit einem Kescher holen<br />

die Kinder vorsichtig<br />

Tiere aus dem Wasser,<br />

um sie anschließend<br />

genauer zu betrachten.<br />

Der Kescher muss sehr<br />

behutsam in das Glas<br />

umgestülpt werden!<br />

Teich<br />

können. Aus diesem Grund lassen wir nur zwei Tiere<br />

pro Gruppe sammeln.<br />

An folgenden Stellen im Teich halten sich jeweils<br />

ganz bestimmte Tiere auf, die leicht gefunden werden<br />

können:<br />

– im Sand,<br />

– zwischen den Pflanzen (den Kescher vorsichtig<br />

durch die Pflanzen ziehen),<br />

– unter Steinen.


Teich<br />

In kleinen Gläsern oder mit einer Becherlupe können die Tiere<br />

genauer beobachtet werden.<br />

Nach dem Sammeln können die Tiere erst einmal in<br />

den Gläsern beobachtet werden. Mit folgenden Fragen<br />

kann man Kinder zum genauen Beobachten veranlassen:<br />

– Welches ist das größte bzw. kleinste Wassertier?<br />

– Wie bewegt es sich?<br />

– Wo hält es sich im Wasserglas auf?<br />

– Kannst du Auge oder Mund erkennen?<br />

Tipp:<br />

Wenn die Tiere zurückgebracht werden, dürfen die<br />

Kinder die Tiere nicht ins Wasser schütten, sondern das<br />

Glas ins Wasser hängen und die Tiere herausgleiten lassen!<br />

Wassertiere kennen lernen<br />

Mit einem Pinsel können die Tiere vorsichtig einzeln<br />

in weißgrundige Teller mit Wasser umgesetzt und auf<br />

einem Tisch ausgestellt werden.<br />

Von der Grafik „Welche Tiere über, auf und im Wasser<br />

leben“ (S. 41) geben Sie den Kindern eine Kopie.<br />

Die Kinder können die einzelnen Tiere ausschneiden,<br />

auf Pappe kleben und den Tieren auf dem Ausstellungstisch<br />

zuordnen.<br />

Eine Lupe hilft beim näheren Kennenlernen. Die hier<br />

abgebildete Becherlupe hat sich dabei bewährt. Die<br />

Tiere schwimmen gut geschützt und sichtbar im wassergefüllten<br />

Becher, dessen Deckel als Lupe gleichzei-<br />

tig vergrößert. Bezugsquelle: Verlag an der Ruhr/Pädexpress<br />

GmbH Verlagsauslieferung, Postfach 12 03 63,<br />

45439 Mülheim, Tel. 02 08/49 50 40, E-Mail: info@paedexpress.de<br />

Noch deutlicher können Tiere durch ein Mikroskop<br />

bzw. Binokular betrachtet werden. Es vergrößert die<br />

Tiere wesentlich stärker als eine Lupe. Mit einer 10- bis<br />

30-fachen Vergrößerung werden ganz deutlich Mundöffnungen,<br />

Augen, Fühler und Bewegungen der Tiere<br />

sichtbar. Der Hüpferling, ein winziges Lebewesen, lässt<br />

sich nur unter dem Mikroskop erkennen. Es lohnt sich<br />

also, solch ein Gerät für den Kindergarten anzuschaffen.<br />

Möglicherweise ist aber auch eine Ausleihe von einer<br />

benachbarten Schule möglich.


Welche Tiere über, auf und<br />

im Wasser leben<br />

Teich<br />

Ein Legespiel zum Einsetzen der jeweils in, auf und über dem<br />

Wasser lebenden Tiere befindet sich auf Seite 41.<br />

Für Kinder sind Wasserflächen ein ausgesprochen attraktiver<br />

Erlebnis- und Spielraum. Da es sich beim Teich aber um einen<br />

sensiblen Lebensraum handelt, müssen Kinder hier Rücksichtnahme<br />

gegenüber Pflanzen und Tieren lernen. Das Leben im<br />

und am Teich beobachten sie am besten von einem festen Beobachtungsplatz<br />

aus.


Feuer<br />

Naturelement Feuer<br />

Feuer ist ein gefährliches Element, dabei aber auch geheimnisvoll<br />

und faszinierend. Es ist in der Lage, harte Materialien<br />

wie Holz und Kohle zu zerstören oder durch seine<br />

Hitze Dinge in andere Formen zu bringen oder zu verwandeln.<br />

Die Temperaturen, die das Feuer entwickelt, erlauben<br />

es uns nicht, die Flammen zu berühren, im Gegensatz zu<br />

den beiden Elementen Wasser und Erde ist es also für uns<br />

nicht begreifbar. Oft flößt es uns, wie der Blitz bei einem<br />

Gewitter, auch Angst ein.<br />

Gleichzeitig wärmt und nährt es uns, indem wir es zum<br />

Kochen und Backen benutzen. Es erhellt uns die Nacht und<br />

gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit,<br />

solange wir das Feuer kontrollieren können. Um all diese<br />

Facetten kennenzulernen, sollten wir unseren Kindern den<br />

Umgang mit Feuer nicht grundsätzlich verbieten, sondern<br />

sie damit vertraut machen und ihr Interesse und ihre Neugierde<br />

lenken. Daher haben wir in dieses Heft die Bauanleitungen<br />

für eine überschaubare Feuerstelle und einen kleinen<br />

Lehmofen übernommen, die jedes Außengelände bereichern.<br />

Bau von Feuerstellen<br />

Gemeinsam wird mit den Kindern ein geeigneter, offener<br />

Platz für die Feuerstelle ausgesucht und die Materialien wie<br />

Sand, Steine, Feuerholz und Löscheimer, der einen festen<br />

Platz in der Nähe bekommen sollte, zusammengetragen.<br />

Die Fläche wird von kleinen Ästen, trockenem Laub und<br />

anderen schnell brennbaren Dingen befreit. Anschließend<br />

wird ein Loch von ca. 50 x 50 cm Größe und etwa 25 cm<br />

Tiefe ausgehoben und mit Steinen ausgelegt und eingefaßt.<br />

Falls nötig, sollte der Boden um die Feuerstelle herum<br />

noch mit Sand bestreut werden. Beim ersten Feuer wird<br />

sicherlich nur ein bißchen „gekokelt“ und beobachtet,<br />

später können dann Stockbrot und Kartoffeln (aus dem<br />

eigenen Garten?) gebacken werden.<br />

Die Rezeptangaben zur Teigzubereitung für Fladenbrot,<br />

Offene Feuerstellen werden am besten ca. 25 cm tief in<br />

die Erde eingegraben und fest mit Steinen eingefaßt.<br />

Stockbrot und anderen Getreideleckereien stehen im Kapitel<br />

August „Vom Korn zum Brot“.


Feuer<br />

Feuerstelle und Backofen<br />

Die Skizze zeigt, wie mit Hilfe einer Schamottplatte (Kamin- oder Ofenbaugeschäft) und einer großen Tonpflanzschale<br />

eine einfache Feuerstelle zum Backofen umfunktioniert werden kann.<br />

Ofenbau<br />

Der Bau großer Lehmöfen erfordert eine aufwendige Bautechnik<br />

und viel Erfahrung mit dem Baumaterial. Die Bilder<br />

auf der nächsten Seite zeigen einen solchen Ofen. Anleitungen<br />

hierzu gibt es in der Fachliteratur zum Thema<br />

Lehmbau.<br />

Ein einfacher Ofen für Brötchen und Fladenbrot ist aber<br />

ohne großen Aufwand und technisches Wissen nachbaubar<br />

(siehe Bild links). Für den Bau wird folgendes Material benötigt:<br />

große, abgeflachte Steine, kleine Steine und Lehm,<br />

für die Bedienung einen Ofenkratzer, einen Reisigbesen, einen<br />

Schieber und Handschuhe.<br />

Bauanleitung:<br />

Auf einer ebenen Fläche wird mit abgeflachten Steinen<br />

(glatte Seite nach oben) der Ofenboden ausgelegt. Ein<br />

großer flacher Stein wird als Ofentür zurückbehalten. Kleine<br />

Unebenheiten und Lücken werden mit Lehm verschlossen.<br />

Die übrigen Steine werden mit Lehm zu einer Höhle<br />

rund um den Ofenboden vermauert. Besonders wichtig ist<br />

dabei, daß die Öffnung möglichst gut dem „Türstein“ angepaßt<br />

wird.<br />

Nach dem Bau wird der Ofen mehrere Stunden lang mit<br />

Holz befeuert. Dabei erwärmen sich die Steine, und der<br />

Lehm wird fest (kleine Trockenrisse sind dabei normal).<br />

Das eigentliche Backen beginnt erst, wenn (möglichst<br />

schnell) die Asche und Glut mit dem Kratzer und Besen<br />

ausgeräumt, der Ofen mit den Backwaren beschickt und<br />

wieder geschlossen wurde. In der Nachwärme verwandelt<br />

sich der Teig in leckere Brötchen und Fladenbrote. Guten<br />

Appetit!


Feuer<br />

Tonbrennofen mit Holzfeuerung<br />

Die Bilder zeigen einen größeren Backofen aus Lehm. Der Bau erfordert eine aufwendige Bautechnik<br />

und viel Erfahrung mit dem Baumaterial. Anleitungen hierzu gibt es in der Fachliteratur zum Thema Lehmbau.


Feuer<br />

Kleine Flammen - Der Feuerball<br />

Material:<br />

• 1 Luftballon<br />

• gelbes, oranges und rotes Transparentpapier<br />

• Tapeten- oder Kartoffelkleister<br />

• 1 Stück Doppelklebeband<br />

• 1 Teelicht<br />

Den aufgeblasenen Luftballon zunächst mit mehreren<br />

Schichten Transparentpapier bekleben. Dabei sollen die Papierstreifen<br />

unregelmäßig in Form und Farbe wie bei einer<br />

lodernden Flamme auf dem Ballon verteilt werden. Nach<br />

einer Trockenzeit von ca. einem Tag oben in die Kugel eine<br />

handgroße Öffnung schneiden und auf dem Kugelboden<br />

mit Klebeband das Teelicht befestigen. Links und rechts der<br />

Öffnung kleine Löcher für einen Drahtbügel bohren, an<br />

dem der Feuerball aufgehängt werden kann.<br />

Sonnenheizung<br />

Die Sonne als Feuer<br />

Die Sonnenheizung<br />

Gewächshäuser und Wintergärten werden oft nur mit Sonnenenergie<br />

beheizt. Zur Demonstration, wie gut die Sonne<br />

Luft oder Wasser hinter einer Glasscheibe erwärmen kann,<br />

nehmen wir zwei Becher und füllen sie mit Wasser. Einer<br />

der beiden Becher wird mit einer Glasschale oder einem<br />

umgedrehten Einmachglas bedeckt, beide werden dann in<br />

die Sonne gestellt. Nach einer Stunde kann der Temperaturunterschied<br />

nachgeprüft werden.<br />

Sonneneierkocher<br />

Die Kraft der Sonne können wir nicht nur zum Heizen, sondern<br />

auch zum Kochen benutzen. Da der Kochvorgang aber<br />

oft länger dauert, soll in diesem Experiment „nur“ ein eine<br />

gekocht werden.<br />

Material:<br />

• 1 Einmachglas<br />

• 1 Glas, das groß genug für ein Ei ist,<br />

gleichzeitig aber in das Einmachglas paßt<br />

• jeweils 1 Stück Alufolie, schwarzes Papier, Holzplatte<br />

• 1 Ei<br />

Das Ei wird in schwarzes Papier gewickelt und auf die mit<br />

Alufolie bedeckte Holzplatte gelegt. Dann werden beide<br />

Gläser übereinander über das Ei gestülpt und der ganze<br />

Aufbau in die Sonne gestellt. Nach ca. einer Stunde ist das<br />

Ei fertig gekocht.<br />

Sonneneierkocher


Wasser<br />

Der Sommer ist die Jahreszeit, in der die Vielfalt und Formenfülle<br />

der Natur am reichhaltigsten zutage tritt. Die<br />

(meist) sommerlichen Temperaturen und das Spiel im Freien<br />

lassen die Kinder die Wirkung und das Zusammenspiel<br />

der Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft besonders intensiv<br />

erleben. So liegt es nahe, für unsere Naturwerkstatt<br />

im Sommer die vier Elemente in den Mittelpunkt zu stellen.<br />

Mit den Naturelementen liebevoll, achtsam, vorsichtig und<br />

phantasievoll umzugehen, können unsere Kinder bereits im<br />

Kindergartenalter erleben und erlernen. Im Spiel können sie<br />

Eigenschaften von Wasser, Erde, Feuer und Luft erfahren<br />

und begreifen. Dazu sollten sie sich handgreiflich mit ihnen<br />

auseinandersetzen dürfen. Dies ist die beste Voraussetzung<br />

für späteres verantwortungsvolles Umgehen mit ihnen. Wer<br />

Kinder beobachtet, weiß, daß sie sich mit elementarer Freude<br />

dem phantasievollen Spiel mit den Naturelementen hingeben,<br />

sobald sich ihnen nur die Gelegenheit dazu bietet.<br />

Naturelement Wasser<br />

Wasser - eines der kostbarsten „Lebens-Mittel“. Wasser,<br />

das Element, das sich ständig verändert und nur begrenzt<br />

begreifbar ist, übt auf Kinder eine besondere Anziehungskraft<br />

aus. Denken wir nur daran, wie Kinder sich gleichsam<br />

magisch von Regenpfützen oder Rinnsalen angezogen fühlen,<br />

wie sie stundenlang mit großer Ausdauer und Phantasie<br />

an Bächen oder am seichten Meeresstrand spielen. Sie bemühen<br />

sich intensiv, das Wasser umzulenken oder zu kleineren<br />

„Seen“ aufzustauen, auf denen man etwas schwimmen<br />

lassen kann.<br />

Nur wenige Kinder haben aber heute die Möglichkeit, an<br />

einem plätschernden Bach, am seichten Seeufer oder am<br />

Dorfteich zu spielen. Daher sollte in jedem Kindergarten<br />

neben einem kleinen Feuchtbiotop als Lebensraum für<br />

Pflanzen und Tiere auch ein kleines „Spielwasser“ als Lebens-<br />

und Erfahrungsraum zur Sinnesentfaltung für Kinder<br />

eingerichtet sein.<br />

(Eine Bauanleitung mit speziellen Sicherheitshinweisen<br />

enthält das Heft „Natur-Kinder-Garten“ der NUA.)<br />

Kleiner Teich als Spielwasserfläche im<br />

Katholischen Kindergarten St. Pankratius in Odenthal.<br />

Neben einem Feuchtbiotop oder einem größeren Wasserspielplatz<br />

wie z.B. einer Wasserkaskade, gibt es auch zahlreiche,<br />

leicht umzusetzende Spiel- und Bastelmöglichkeiten<br />

zum Thema Wasser, von denen einige hier vorgestellt werden<br />

sollen.


Wasser<br />

Das Wasser<br />

Vom Himmel fällt der Regen<br />

und macht die Erde naß,<br />

die Steine auf den Wegen<br />

die Blume und das Gras.<br />

Die Sonne macht die Runde<br />

im altgewohnten Lauf<br />

und saugt mit ihrem Munde<br />

das Wasser wieder auf.<br />

Das Wasser steigt zum Himmel<br />

und wallt dort hin und her.<br />

Da gibt es ein Gewimmel<br />

von Wolken, grau und schwer.<br />

Die Wolken werden nasser<br />

und brechen auseinand’<br />

und wieder fällt das Wasser<br />

als Regen auf das Land.<br />

Der Regen fällt ins Freie<br />

und wieder saugt das Licht,<br />

die Wolke wächst auf’s Neue,<br />

bis daß sie wieder bricht.<br />

So geht des Wassers Weise:<br />

es fällt, es steigt es sinkt<br />

in ewig gleichem Kreise<br />

und alles, alles trinkt.<br />

James Krüss<br />

Wasser in Bewegung: Strömungsbilder<br />

Die Bewegung von Wasser können wir am einfachsten mit<br />

Farben sichtbar machen. In eine große Wanne mit Wasser<br />

werden langsam und nacheinander einige Farben hineingetropft.<br />

Mit einem Pinsel oder Stöckchen werden Strömungen,<br />

Schlieren und Wirbel erzeugt, in denen sich die<br />

Farben vermischen. Ein Blatt saugfähiges Papier, das kurz<br />

auf die Wasseroberfläche gelegt und dann getrocknet wird,<br />

erhält die schönsten Strömungsbilder. Wenn die Farben<br />

sich zu schnell vermischen, können wir das Wasser mit<br />

etwas Kleister ein wenig „träger“ machen.<br />

Kleister/Kleber selber machen: Kartoffeln zu Brei reiben,<br />

den Brei in ein feines Tuch geben und den Saft auspressen.<br />

Die Flüssigkeit in einem Glas solange stehen lassen, bis<br />

sich im unteren Teil eine dickflüssige Schicht absetzt. Den<br />

oberen, wäßrigen Teil nun abschöpfen oder vorsichtig abgießen,<br />

er wird nicht mehr gebraucht. Den Rest unter Rühren<br />

erwärmen (nicht kochen!), und fertig ist der Kleber.<br />

Wasserorgel<br />

Wasser an sich ist mit seinem Plätschern, Glucksen, Rauschen<br />

und Tropfen ein Geräuschemultitalent (dem wir in<br />

unserem Alltag auf jeden Fall einmal nachspüren sollten),<br />

es lassen sich aber mit Hilfe des Wassers auch Musikinstrumente<br />

herstellen wie z.B. eine Wasserorgel.<br />

In mehrere Flaschen werden dazu unterschiedliche Wassermengen<br />

gefüllt und dann mit einer Schnur an einen dicken<br />

Ast gebunden. Werden sie mit einem harten Stock angeschlagen,<br />

erklingen je nach Wassermenge in den Flaschen<br />

unterschiedliche Töne. Die Kinder können nun versuchen,<br />

durch Zu- oder Abgießen eine Tonleiter herzustellen und<br />

ihr Lieblingslied darauf zu spielen.<br />

Wasserräder<br />

Die Kraft, die Wasser ausüben kann, wurde von den Menschen<br />

schon sehr früh genutzt, indem sie riesige Mühlräder<br />

bauten, die das Mahlwerk in Bewegung hielten. So ein<br />

Wasserrad läßt sich natürlich auch im Kleinen nachbauen.<br />

Die heißbegehrte Wasserpumpe spendet kühles Naß und<br />

dient als Wasserquelle für Matschen und Wasserspiele.


Wasser<br />

Wasserrad<br />

Wir brauchen:<br />

• 1 kleinen Spieß oder eine Stricknadel<br />

• 1 Korken<br />

• 2 Astgabeln oder Küchengabeln<br />

• 4 rechteckige Streifen aus dünnem Holz<br />

als Schaufelblätter.<br />

Den Korken an vier Stellen, jeweils im rechten Winkel zueinander,<br />

einritzen und die Schaufelblätter hineinstecken.<br />

Dann den Spieß vorsichtig längs durch den Korken schieben<br />

und zwischen die Gabeln hängen. Das Wasserrad funktioniert<br />

natürlich auch unter dem Wasserhahn, schöner ist<br />

es aber, es draußen an einem Wasserrinnsal auszuprobieren.<br />

Rindenschiffe<br />

Ein Stück Rinde aus dem Wald als Boot, eine Hasel- oder<br />

Weidenrute als Mast und ein großes Blatt, z.B. vom Ahorn,<br />

und fertig ist das Rindenschiff!<br />

Wasser als Lebensraum<br />

Spielen und Basteln zum Thema Wasser sollte auch die Beschäftigung<br />

mit Wasser als Lebensraum für Mensch, Tier<br />

und Pflanze einschließen. Hierzu gibt es mittlerweile bei<br />

verschiedenen städtischen Einrichtungen wie den Umweltämtern<br />

entleihbare Themenkisten. Die Wasserkiste des<br />

Umweltamtes der Stadt Münster enthält z.B. viele Untersu-<br />

Ein Rindenschiff<br />

chungsutensilien und Literatur. Weitere Anregungen und<br />

Basteltips zum Erlebnisbereich „Teich“ befinden sich in der<br />

Broschüre „Natur-Kinder-Garten“ der NUA.


Wasser<br />

Wasser in Verbindung mit Luft und Licht:<br />

Der Regenbogen<br />

Jeder von uns hat sicherlich schon einmal einen Regenbogen<br />

gesehen, wenn Regen und Sonne aufeinander treffen<br />

und das Licht in die einzelnen Spektralfarben zerlegt wird.<br />

So ein Regenbogen läßt sich bei schönem Wetter draußen<br />

leicht mit einem Gartenschlauch zaubern (z.B. bei der Arbeit<br />

im Garten), aber auch für drinnen gibt es einige Tricks,<br />

Regenbogenfarben zu sehen.<br />

Ein Glas wird bis zum Rand mit Wasser gefüllt und auf die<br />

Fensterbank gestellt. Bei schönem Wetter sollte die Sonne<br />

etwas über das Fensterbrett in den Raum hinein scheinen.<br />

An diese Stelle wird ein Blatt weißes Papier auf den Boden<br />

gelegt, auf dem dann die einzelnen Farben erscheinen. Was<br />

passiert, wenn man alle Regenbogenfarben miteinander<br />

mischt?<br />

Wir malen auf einer runden Pappscheibe sechs Felder in<br />

den Farben rot, orange, gelb, grün, blau und violett aus.<br />

Wenn nun durch ein Loch in der Mitte der Scheibe ein angespitzter<br />

Stift gesteckt wird, wird daraus ein Kreisel. Was<br />

passiert nun während des Drehens mit dem Regenbogen?<br />

Wasser im Boden<br />

Wenn es regnet oder die Kinder im Garten die Pflanzen<br />

gießen, entsteht das fünfte Element: „Matsch“. Lehmige,<br />

schwere Erde wird sehr matschig und bleibt lange feucht,<br />

während der Sandboden in der Sandkiste schon nach kurzer<br />

Zeit wieder getrocknet ist.<br />

Regenbogenkreisel<br />

Regenbogenfarben werden sichtbar<br />

mit einem einfachen Kreisel<br />

Die Matschfee<br />

Die kleine Matschfee Quitschequatsch,<br />

stapft gerne durch den dicksten Matsch,<br />

in Sümpfen und auf Moderwegen<br />

ist sie zuhaus bei stärkstem Regen.<br />

Mal möchte sie bedächtig schreiten,<br />

dann spritzt<br />

der Glitsch nach allen Seiten,<br />

wenn sie flitzt<br />

durch Wasserpfützen, Patsche, Moor.<br />

Sie ist verdreckt von Zeh bis Ohr.<br />

Ihr ist das recht, sie liebt den Dreck<br />

-nur vor der Sonne läuft sie weg<br />

aus: Das Element Wasser im Kindergarten erfahren,<br />

Verlag an der Ruhr

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