Sammelheft 1 (2.929KB) - Gudjons Apotheke

Sammelheft 1 (2.929KB) - Gudjons Apotheke Sammelheft 1 (2.929KB) - Gudjons Apotheke

02.11.2012 Aufrufe

30 HOMÖOPATHIE-REISE IN DIE WÜSTE der Kindheit eine unglaublich harte und strenge Erziehung, die dem Kindsein kaum Raum läßt. Nach ihm reißt diese Linie ab, er hat sein Wissen daher nicht weitergeben können, weil sich, so meint er, wie überall auf der Erde, die Qualität der Zeit verwandelt und etwas für uns noch nicht erkennbar Neues entwickelt. Diese Meinung habe ich auch bei anderen alten Menschen hier angetroffen, die beobachten, daß die Kinder, die heute geboren werden, nicht mehr die Festigkeit und Seelenstärke haben, wie es noch vor einer Generation der Fall war. Zjumbo begleitete unsere kleine Karawane mit seiner liebevollen und schützenden Anwesenheit 10 Tage lang und verließ uns erst am Tag nach der Arzneiverreibung. Die Arzneiherstellung Der Wunsch, gemeinsam eine Arznei herzustellen, ging ursprünglich von Marianne und Zjumbo aus. Es sollte etwas über den Hintergrund, wie die Geister der Mittel so stark sein können, an einem Wüstenrohstoff herausgefunden werden. Dazu sollte nach § 270 in Hahnemanns Organon VI. Auflage vorgegangen werden. Wie Sie sicher wissen, ist es heute schon fast zu einer Zeiterscheinung unter Homöopathen geworden, Verreibungen von Rohstoffen vorzunehmen und die dabei auftretenden Bilder und Symptome zu sammeln, um etwas über die Eigenschaften des Stoffes zu erfahren. Eigentlich gibt es keinen stichhaltigen Grund, eine solche Arbeit unter der Fahne der Homöopathie segeln zu lassen, ich würde das Ganze eher Substanzforschung nennen. Aber gerade die Homöopathen sind eben durch Hahnemanns Herstellungsanweisung auf diese Technik aufmerksam geworden und haben entdeckt, daß da noch mehr läuft als Technik, wenn man gut „hinhört“ ... und sie lieben es, damit zu spielen... Zjumbo hatte schon Wochen vor unserem Eintreffen ein schönes kleines Tal im Air Massiv ausgesucht (und gesegnet, wie er sagte). Dort, mitten in der Wildnis, wurde von ein paar Tuaregfrauen ein Zelt aus Flechtwerk aufgebaut, die von Mömöttie, Zjumbos Freund, während dieser Zeit mit Wasser und Nahrung versorgt wurden.

HOMÖOPATHIE-REISE IN DIE WÜSTE Wir erreichten das mit Gras bewachsene Tälchen, eingebettet zwischen den erodierenden Felskolossen der umgebenden Bergkämme, zu Sonnenuntergang am 17. Dezember; die Kamelstute mit ihrem Baby war bereits am Vortag zu unsere Karawane gestoßen. Der folgende Tag sollte für die meisten Teilnehmer ein Ruhetag sein. Eine genaue Planung für die Verreibung wurde vorgenommen. Außer den Europäern und Zjumbo wollten nun auch die Tua- regfreunde an der Verreibung teilnehmen und da es nur 15 Reibschalen plus Besteck gab, wurde beschlossen, immer einen Europäer und einen Tuareg nach einer festgelegten Zeitabfolge zusammen arbeiten zu lassen. Marianne begleitete mich zu Zjumbos „Wohnung“, dem Schatten einer Akazie, um ein Vorgespräch zum Ablauf zu übersetzen. Also erzählte ich ihm, daß ich schon in den 70er Jahren in den Büchern verschiedener Indianerschamanen gelesen hätte, wie wichtig es sei, die Pflanzen um Erlaubnis zu bitten, etwas z.B. von ihren Blättern oder Wurzeln abschneiden zu dürfen und zu fragen, ob sie sich für die Arzneiherstellung zur Verfügung stellen würden. Von einer weisen alten Frau, Frau Dr. von Ungern-Sternberg, wußte ich, daß die Intention beim Tun ebenso wichtig für das Endprodukt ist, wie das Tun selbst. Und erzählte weiter, daß ich seither einfach so ver- fahre, wie ich bei den Weisen gelernt hätte. Er bewegte bedächtig sein verhülltes Haupt von einer Seite zur andern und sagte: “Ja, so mache ich das auch,“ und wir waren beide sehr zufrieden. Während ich auch früher schon an das Erforschen von saharischen Heilpflanzen aus dem Bereich der Berber oder Tuareg gedacht hatte, wollte Marianne nun unbedingt Kamelmilch verreiben, weil das Kamel im Leben der Wüstennomaden eine äußerst zentrale Rolle spielt. Der Umgang mit der Milch der verschieden Tiere in der heutigen Homöopathie ist mir schon immer sehr suspekt vorgekommen, und ich habe eine gewisse Aversion gegen das „Milchtheater“, schließlich sind Charaktereigenschaften keine Krankheitssymptome und somit aus homöopathischer Sicht nicht behandelbar…. Aber dann haben wir uns eben doch auf Kamelmilch geeinigt und am nächsten Morgen zunächst in einer kleinen Gruppe mit Zjumbo eine C1 hergestellt. Die folgenden Stufen wurden, wie schon erwähnt, jeweils von einem Targui und einem von uns gemeinsam verrieben. Jeder zeichnete seine Symptome auf und am Ende berichtete jeder der Reihe nach, was er erlebt, empfunden oder gesehen hatte. Besonders ergreifend fand ich die Aufzeichnungen in der Schrift der Tuareg, Tifinagh, die aus lauter kleinen Punkten, Strichen und Krei- 31

30<br />

HOMÖOPATHIE-REISE IN DIE WÜSTE<br />

der Kindheit eine unglaublich harte und strenge<br />

Erziehung, die dem Kindsein kaum Raum<br />

läßt. Nach ihm reißt diese Linie ab, er hat sein<br />

Wissen daher nicht weitergeben können, weil<br />

sich, so meint er, wie überall auf der Erde, die<br />

Qualität der Zeit verwandelt und etwas für uns<br />

noch nicht erkennbar Neues entwickelt. Diese<br />

Meinung habe ich auch bei anderen alten Menschen<br />

hier angetroffen, die beobachten, daß<br />

die Kinder, die heute geboren werden, nicht<br />

mehr die Festigkeit und Seelenstärke haben, wie<br />

es noch vor einer Generation der Fall war.<br />

Zjumbo begleitete unsere kleine Karawane<br />

mit seiner liebevollen und schützenden Anwesenheit<br />

10 Tage lang und verließ uns erst am<br />

Tag nach der Arzneiverreibung.<br />

Die Arzneiherstellung<br />

Der Wunsch, gemeinsam eine Arznei herzustellen,<br />

ging ursprünglich von Marianne und<br />

Zjumbo aus.<br />

Es sollte etwas über den Hintergrund, wie die<br />

Geister der Mittel so stark sein können, an einem<br />

Wüstenrohstoff herausgefunden werden.<br />

Dazu sollte nach § 270 in Hahnemanns Organon<br />

VI. Auflage vorgegangen werden. Wie Sie<br />

sicher wissen, ist es heute schon fast zu einer<br />

Zeiterscheinung unter Homöopathen geworden,<br />

Verreibungen von Rohstoffen vorzunehmen<br />

und die dabei auftretenden Bilder und<br />

Symptome zu sammeln, um etwas über die Eigenschaften<br />

des Stoffes zu erfahren. Eigentlich<br />

gibt es keinen stichhaltigen Grund, eine solche<br />

Arbeit unter der Fahne der Homöopathie<br />

segeln zu lassen, ich würde das Ganze eher<br />

Substanzforschung nennen. Aber gerade die<br />

Homöopathen sind eben durch Hahnemanns<br />

Herstellungsanweisung auf diese Technik aufmerksam<br />

geworden und haben entdeckt, daß<br />

da noch mehr läuft als Technik, wenn man gut<br />

„hinhört“ ... und sie lieben es, damit zu spielen...<br />

Zjumbo hatte schon Wochen vor unserem Eintreffen<br />

ein schönes kleines Tal im Air Massiv ausgesucht<br />

(und gesegnet, wie er sagte). Dort, mitten<br />

in der Wildnis, wurde von ein paar Tuaregfrauen<br />

ein Zelt aus Flechtwerk aufgebaut, die von<br />

Mömöttie, Zjumbos Freund, während dieser Zeit<br />

mit Wasser und Nahrung versorgt wurden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!