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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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unterordnete. 189 Der Raum, der durch <strong>die</strong>se "Leidenschaften", Motive oder Ziele<br />

bestimmt wird, eröffnet nahezu unendliche Möglichkeiten eines durch <strong>die</strong>se<br />

Autoritäten bestimmten Lebens; wenn <strong>die</strong>se Autoritäten <strong>als</strong> Teil des Ich akzeptiert<br />

werden, ist es ein quasi selbstbestimmtes Leben. Die Freiheit des Willens besteht in<br />

der Akzeptierung, <strong>als</strong>o im Bewußtsein von Autoritäten, <strong>die</strong> man - wenn vielleicht<br />

auch nur immer vorläufig - <strong>als</strong> höchste Instanz seines Denkens, Fühlens und Tuns<br />

anerkennt und nach deren Urteil oder vermutetem Urteil man seine Entscheidungen<br />

trifft. Und das bedeutet eigentlich eine Unterwerfung oder Hingabe an <strong>die</strong>se Ziele,<br />

Werte oder Motive.<br />

Eine bewußte Akzeptierung von übergeordneten Zielen und Werten bedeutet, daß<br />

eine gewisse Distanz zum Akzeptierten besteht, daß <strong>die</strong> Identifikation <strong>als</strong>o entweder<br />

nicht unmittelbar und automatisch erfolgt, sondern reflektiert oder, falls <strong>die</strong> Identifikation<br />

automatisch erfolgt (wenn sie sozusagen <strong>auf</strong> höherer Ebene erzwungen wird;<br />

vgl. Kap. 5.4.5), man sich ihrer zumindest nachträglich bewußt werden kann. Es<br />

handelt sich <strong>als</strong>o um eine mehr oder weniger begrenzte Bewußtheit. Und sich seiner<br />

selbst bewußt zu sein, heißt auch, zu sehen oder jedenfalls irgendwie erkennen zu<br />

können, daß man nicht selbst derjenige ist (und sein kann), der all das tut bzw.<br />

anregt, was getan wird, daß der dem vordergründigen Ich bewußte Wille eine<br />

Illusion ist und daß irgendetwas im Hintergrund jenen Willen ausmacht. Napoleon<br />

wußte <strong>die</strong>s sehr wohl. Er behauptete zwar: "Was ich bin, danke ich meiner<br />

Willensstärke, meinem Charakter, Fleiß und meiner Verwegenheit.“ 190 Doch sind <strong>die</strong><br />

Äußerungen zahlreich, in denen er dar<strong>auf</strong> hinweist, daß er sich von Kräften oder<br />

Verhältnissen gelenkt sah, über <strong>die</strong> er nicht bestimmen konnte.<br />

"Ich habe viele Pläne ausgearbeitet", sagt er, "doch konnte ich nie einen<br />

davon unbehindert durchführen. Obwohl ich das Steuer mit starker Hand hielt,<br />

waren <strong>die</strong> Wogen noch viel stärker. In Wirklichkeit war ich niem<strong>als</strong> mein<br />

eigener Herr. Ich wurde immer durch <strong>die</strong> Verhältnisse beherrscht." 191<br />

Er scheint sehr häufig <strong>die</strong>se Einsicht oder <strong>die</strong>se Empfindung des Ausgeliefertseins<br />

an einen höheren Willen gehabt zuhaben. Er sagte u. a.:<br />

" 'Ich hänge von den Ereignissen ab. Ich habe keinen Willen.' ... 'Je größer<br />

einer ist' - d. h. je höher seine Autorität ist -, 'umso weniger frei wird sein Wille<br />

189 Der Begriff der Autorität, <strong>als</strong> pädagogischer Begriff, wird hier zusätzlich für Ziel bzw.<br />

Motiv eingeführt, weil damit Möglichkeiten von Erziehung oder Bildung angedeutet<br />

werden können.<br />

190 Zit. nach Durant 1982, Bd. 17, S. 291.<br />

191 Zit. nach Durant 1982, " 17, S. 290.<br />

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