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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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durchsetzt. Das subjektive Empfinden einer willentlichen Entscheidung könnte dann<br />

wiederum durch <strong>die</strong> unbewußte Identifikation mit dem stärkeren Bedürfnis erklärt<br />

werden.<br />

Richtet man den Blick von den unmittelbaren Bedürfnissen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> verschiedenen<br />

kulturellen Überformungen der Art der Befriedigung von Bedürfnissen, dann<br />

kommen zusätzliche Motive oder Ziele ins Spiel, z. B. ästhetische oder <strong>die</strong><br />

Gesundheit betreffende Motive oder ganz einfach Gewohnheiten oder Sitten, <strong>die</strong><br />

einem selbstverständlich geworden sind. 187 Was <strong>die</strong> Gewohnheiten betrifft (z. B. drei<br />

Mahlzeiten am Tag anstelle von zweien, wie bei den alten Griechen oder heute<br />

noch bei manchen "primitiven" Völkern), brauchen wir <strong>die</strong>se nicht zu diskutieren. In<br />

der Regel gehen wir davon aus, daß ihre Befolgung keine freie Willenshandlung<br />

darstellen kann. Gewohnheiten sind Verhaltensschablonen, denen man ohne<br />

weitere Entscheidung oder Überlegung folgt. Aber bei der Art der Zubereitung von<br />

Speisen, sofern das nicht schon bloße Gewohnheit ist, und noch deutlicher bei der<br />

Auswahl einer bestimmten Speise oder auch bei der Menge des zu Essenden (hört<br />

man <strong>auf</strong>, wenn man "satt" ist, oder erst, wenn man muß) oder bei der Frage, ob man<br />

der Figur zuliebe eine Weile fasten oder nur Obst essen soll, trifft man Entscheidungen<br />

zwischen verschiedenen Möglichkeiten.<br />

Wenn wir versuchen, zwischen Entscheidungen und Gewohnheiten einen<br />

eindeutigen Unterschied zu machen, müssen wir feststellen, daß <strong>die</strong>s zwar<br />

bezüglich der Begriffe, kaum aber bezüglich der psychologischen Vorgänge möglich<br />

ist. Angenommen, wir gehen davon aus, daß eine Entscheidung eine bewußte Wahl<br />

zwischen Alternativen sei, schließt <strong>die</strong>se <strong>die</strong> Bewußtheit der Kriterien bzw. Motive<br />

ein, <strong>auf</strong>grund derer <strong>die</strong>se Wahl erfolgt? Was bedeutet aber Bewußtheit der Motive?<br />

Wenn man jemanden fragt, "warum hast du <strong>die</strong>se oder jene Wahl getroffen?", dann<br />

kann man sich mit der ersten Nennung eines Motivs zufrieden geben; man kann<br />

aber weiterfragen, warum <strong>die</strong>ses Motiv vom Betreffenden höher bewertet wird <strong>als</strong><br />

ein anderes, d. h. wir fragen nach der Bewußtheit der Hierarchie der Motive.<br />

Schließlich dürften in allen unseren Entscheidungen Motive eine Rolle spielen, <strong>die</strong><br />

der Bewußtheit nicht mehr zugänglich sind. Von Bedeutung sind weiterhin <strong>die</strong><br />

Gegebenheiten der Situation, insbesondere auch <strong>die</strong> Erwartungen anderer für<br />

unsere Entscheidungen. All <strong>die</strong>ser Faktoren und ihrer Einflüsse sind wir uns kaum<br />

jem<strong>als</strong> voll bewußt. Da wir nicht angeben können, bei welchem Grad von<br />

187 Eine differenzierte feldtheoretische Analyse zum Beispiel von Ernährungsgewohnheiten<br />

findet man bei Lewin 1982 (1943 und 1947), Bd. 4, S. 291-312.<br />

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