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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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man wohl "ich muß etwas essen" usw., d. h. man ist sich bewußt, daß es nicht um<br />

ein freies Wollen geht. Das, was <strong>als</strong> Wille empfunden wird, ist aber sicher ebenfalls<br />

da; es ist <strong>die</strong> Identifikation mit dem Bedürfnis. Wenn man ein Bedürfnis ist, dann will<br />

man es auch befriedigen. Wenn man im Moment eigentlich etwas anderes zu tun<br />

hat, <strong>als</strong>o zu gleicher Zeit zwei verschiedene Identifikationen da sind, kann <strong>die</strong>s<br />

manchmal zu einem Konflikt zwischen zwei Willensstrebungen führen. Nun kann<br />

man sich freilich zu Tode hungern, aber man kann es nur, weil eine andere<br />

Identifikation und damit ein anderer Wille (etwa das Motiv, dadurch moralische<br />

Gewalt über andere auszuüben) stärker ist <strong>als</strong> der Hunger.<br />

Nun ist jede Bedürfnisbefriedigung in eine Situation eingebettet, und <strong>die</strong>se Situation<br />

ist in aller Regel so beschaffen, daß sie der Bedürfnisbefriedigung irgendwelche<br />

Hindernisse in den Weg legt. Ohne ein derartiges Hindernis käme es zu einer<br />

reibungslos abl<strong>auf</strong>enden, schematischen Handlung. Der Widerstand führt dazu, daß<br />

der Wunsch, das Bedürfnis, das Ziel zurückgeworfen und dadurch im Bewußtseinsfeld<br />

<strong>als</strong> ungelöstes Problem wahrgenommen wird: Der Widerstand erhöht <strong>als</strong>o <strong>die</strong><br />

Bedeutsamkeit des Bedürfnisses. Man kann <strong>die</strong>s leicht an einem Gespräch<br />

erkennen, in dem ein Widerspruch geäußert wird; sofort glaubt man, den anderen<br />

nun erst recht von der eigenen Meinung überzeugen zu müssen. Die mit dem<br />

Bedürfnis verbundene und durch den Widerstand zurückgestaute Energie kann<br />

weitere Prozesse und Energien auslösen, beispielsweise Ärger und entsprechendes<br />

Verhalten, verdoppelte Anstrengungen oder auch eine Verlagerung <strong>auf</strong> einfacher zu<br />

befriedigende Bedürfnisse. Die rückgestaute Energie und <strong>die</strong> von ihr in der<br />

psychischen Struktur ausgelösten Prozesse empfinden wir durch Identifikation <strong>als</strong><br />

unseren eigenen Willen.<br />

Da, je nach Situation und individuellen Voraussetzungen (Gesundheitsgrad oder<br />

Grad der allgemeinen Vitalität, der Intelligenz, des relevanten Vorwissens usw.), <strong>die</strong><br />

Lösung des Problems <strong>auf</strong> individuelle Weise gefunden werden muß, können wir <strong>auf</strong><br />

<strong>die</strong>ser Ebene der Identifikation auch von einem individuellen Willen oder selbstgesteuerter<br />

Aktivität sprechen. Wer ein Haustier, z. B. eine Katze hat und beobachten<br />

konnte, mit welcher Zielstrebigkeit, Hartnäckigkeit und unter Einsetzung verschiedener<br />

Strategien ein solches Tier vorgeht, wird kaum umhin kommen, ihm einen<br />

individuellen Willen zuzugestehen. Eine Katze ist zudem ein gutes Beispiel für eine<br />

Form des starken Willens; sie bleibt fixiert <strong>auf</strong> ein Ziel oder Bedürfnis und verfolgt es<br />

mit ruhiger und überlegener Ausdauer.<br />

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