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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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denn <strong>die</strong>se Angst ist nichts anderes <strong>als</strong> eine Selbstbehütung des Ich, kann<br />

überwunden werden, wenn das Ich sich erfährt <strong>als</strong> nicht <strong>die</strong> letzte und<br />

unbedingt zu behütende Wirklichkeit ... Und ich glaube deshalb, daß da, wo<br />

<strong>die</strong>se Erfahrung wirklich gemacht wird, ... eine Aussicht besteht, daß <strong>die</strong><br />

Menschen sich nicht mehr so angstvoll selbstzerstörerisch verhalten, wie es<br />

heute fast überall geschieht. In dem Sinn könnte ich den Leuten mit den<br />

großen Hoffnungen zustimmen; aber es muß natürlich erst einmal soweit<br />

kommen." 6<br />

Diese Lösung mag naiv und einfach klingen. Naiv mag man sie berechtigt nennen,<br />

aber dann müssen wir auch das Streben nach Gerechtigkeit <strong>als</strong> naiv bezeichnen.<br />

Einfach jedoch ist <strong>die</strong>se Lösung kaum, denn was könnte schwieriger sein, <strong>als</strong> uns<br />

selbst grundlegend zu verändern? Die wichtigste Methode dazu wurde und wird<br />

wohl in der Belehrung gesehen. Sie scheint aber zugleich eine wenig wirksame zu<br />

sein, wie Jean Paul es dargestellt hat:<br />

"Himmel, wären Worte zu Taten dicht zu schlagen, nur tausend zu einer:<br />

könnt' es dann <strong>auf</strong> einer Erde, wo von Kanzeln, Lehrstühlen, Bücherschränken<br />

aller Zeiten un<strong>auf</strong>hörlich <strong>die</strong> Flocken der reinsten kalten Ermahnungen<br />

schneien, noch eine einzige Leidenschaft geben, <strong>die</strong> vulkanisches Feuer<br />

auswürfe? Wäre <strong>die</strong> Geschichte rund herum dann nicht mit lauter<br />

Schneekratern und Eisbergen besetzt? - Ach! verehrteste Schullehrer, wenn<br />

wir selber nicht einmal von starken Gymnasium-Bibliotheken, welche<br />

jahrzehendelang predigen können, dahin gebracht werden, daß wir<br />

Monatheilige, ja nur Wochenheilige werden: was dürfen wir uns viel von den<br />

wenigen Bänden von Worten versprechen, <strong>die</strong> wir in der Schulstunde fallen<br />

lassen? - Oder auch mehr <strong>die</strong> Eltern sich zu Hause?" 7<br />

Wie intensiv <strong>die</strong> Belehrung auch betrieben werde, setzt Jean Paul noch hinzu,<br />

werde sie doch kaum zu etwas Besonderem führen. Dies sei zwar nur schwer<br />

"glaublich", aber schließlich sähen wir "täglich <strong>die</strong> kläglichsten Fälle davon ... - in<br />

uns selber." Und weiter sei es "in der Gelehrtengeschichte etwas sehr Gewöhnliches<br />

..., daß treffliche Männer sich mehre Jahrzehende hindurch vorsetzten,<br />

morgens früher <strong>auf</strong>zustehen, ohne daß - wenn sie es nicht etwa am Jüngsten Tage<br />

durchtreiben - viel daraus geworden'.' 8<br />

Da Jean Paul aber nicht eine absolute<br />

Wirkungslosigkeit von Belehrung und Erziehung nachweisen will, preist er in<br />

dialektischer Manier mit einer weiteren Rede Wert und Nutzen erzieherischer<br />

Eingriffe.<br />

6<br />

7<br />

8<br />

v.Weizsäcker 1978, S. 543-544.<br />

Jean Paul 1973 (1807), 5 8 (S. 541).<br />

Jean Paul 1973, § 8 (S. 541).<br />

9

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