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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Zusammenhängen, <strong>die</strong> Konstruktion von Geräten oder <strong>die</strong> Gestaltung von Kunstwerken<br />

erklären, <strong>die</strong> in mehr bestehen <strong>als</strong> in bloßer Veränderung oder Neukombination<br />

von schon Bekanntem. Auf letztere Art versuchte ja der Behaviorismus <strong>die</strong><br />

Entstehung alles Neuen zu erklären. 180 Weiterhin, und das hängt natürlich unmittelbar<br />

mit der Kreativitätsproblematik zusammen, ist der Versuch der Distanzierung,<br />

der Dis-Identifikation und <strong>die</strong> Einnahme der Position eines reinen Beobachters eine<br />

ideale oder idealisierte grundlegende Voraussetzung wissenschaftlichen Arbeitens.<br />

Solange man zu sehr an seinen Vorurteilen oder Lieblingstheorien hängt (d.h. sich<br />

mit ihnen identifiziert, sie nicht <strong>als</strong> etwas betrachten kann, das nichts mit einem<br />

selbst zu tun hat, und <strong>die</strong> man daher nicht unvoreingenommen und mitleidlos<br />

sezieren kann), wird man kaum Zusammenhänge sehen können, <strong>die</strong> darüber<br />

hinausgehen. So fragte sich beispielsweise Einstein, warum er der einzige war, der<br />

<strong>die</strong> Relativitätstheorie <strong>auf</strong>stellte, und er beantwortete <strong>die</strong>se Frage mit der Behauptung,<br />

daß er sich im Gegensatz zu anderen nur sehr langsam entwickelt habe, d.h.<br />

aber doch wohl, daß er immer deutlich fühlte oder wußte, daß er anderen Fragen,<br />

anderen Überlegungen nachging <strong>als</strong> seine Mitschüler, daß es - wie Thuillier darlegt -<br />

nicht möglich war, ihn in dasselbe Schema zu zwängen wie all <strong>die</strong> anderen.<br />

"Eine 'erfolgreiche' Erziehung besteht darin, den Zögling dazu zu bringen,<br />

eine Anzahl Konzepte und Interpretationen der 'Realität' <strong>als</strong> natürlich anzuerkennen.<br />

Es ist <strong>die</strong>s somit per Definitionem auch eine Erziehung, <strong>die</strong> jene,<br />

denen sie zuteil wird, konformistisch werden läßt und ihnen <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

nimmt, <strong>die</strong> - in der Regel stillschweigenden - Voraussetzungen in Frage zu<br />

stellen, <strong>auf</strong> denen <strong>die</strong> vermittelten 'Kenntnisse' beruhen. Einstein liebte ferner<br />

einen weiteren Gedanken: Gewisse Schwierigkeiten, <strong>die</strong> durch ein Erkenntnissystem<br />

entstehen, können nicht behoben werden, wenn man nicht zuerst<br />

<strong>die</strong> mehr oder weniger willkürlichen und unbewußten Grundlagen <strong>die</strong>ses Systems<br />

durchschaut. Ein zu sehr 'sozialisierter', 'modellgetreuer' Geist verfügt<br />

hierzu nicht über <strong>die</strong> erforderliche innere Freiheit. Die kritische Arbeit, <strong>die</strong> zur<br />

Relativitätstheorie führte, war daher nur möglich dank einer wirklichen<br />

intellektuellen Selbständigkeit." 181<br />

Folgerichtig interpretiert Thuillier <strong>die</strong> von Biographen berichteten Sprechschwierigkeiten<br />

des kleinen Albert Einstein "<strong>als</strong> einen Widerstand gegen gewisse von der<br />

180 Eine zusammenfassende Darstellung von Kreativitätstheorien findet sich bei Seiffge-<br />

Krenke 1974; vom kognitivistischen Standpunkt aus siehe etwa König/Schrell 1973;<br />

Ausubel 1974, S. 595f. Zu Kreativität und Unterricht vgl. Mühle/Schell (Hrsg.) 1970, und<br />

unter dem Gesichtspunkt künstlerischer Gestaltung vgl. Lowenfeld 1960. Interessant<br />

sind auch <strong>die</strong> Ausführungen von Koestler 1980, S. 34f.<br />

181 Thuillier 1979, S. 29.<br />

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