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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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selber habe sie ganz alleine gefunden. Auch heute noch befällt mich von Zeit<br />

zu Zeit ein Gefühl der Angst und Entfremdung, doch im Gegensatz zu früher<br />

bin ich heute viel stärker <strong>als</strong> <strong>die</strong>se Gefühle; und so kann ich sie einfach über<br />

mich hinweggehen lassen, ohne davon betroffen zu sein, wie, ein<br />

Wassertropfen, der über ein Blatt rinnt." 176<br />

Man könnte nun den Eindruck gewinnen, <strong>die</strong>ses personale Selbst müsse doch eine<br />

recht trockene und uninteressante Angelegenheit sein, da es so von allem Aufruhr,<br />

aller Erregung oder Freude frei zu sein und zu bleiben scheint. Aber man muß auch<br />

sehen, daß <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Möglichkeit zu freien Entscheidungen schafft, daß man<br />

zumindest sehr viel weniger gezwungen ist, mehr oder weniger automatisch zu<br />

reagieren. Ferrucci zitiert hierzu eine entsprechende Antwort eines Klienten:<br />

"Am Anfang schien mir <strong>die</strong> Disidentifikation eine recht leblose Sache zu sein,<br />

etwa so, <strong>als</strong> ginge ich in das Zentrum eines ausgestorbenen Ortes, während<br />

sich das wahre Leben draußen abspielte, in den Außenbezirken. Was konnte<br />

denn hier drinnen schon geschehen? Ich war mehr für das, was ich <strong>als</strong> den<br />

Weg Blakes und Whitmans ansah - Identifikation mit allem. Trotzdem<br />

entschied ich mich, einen Versuch zu machen. Und dann stellte ich fest, dass<br />

ich mich besser mit allem identifizieren konnte <strong>als</strong> vorher. Ich erkannte, dass<br />

ich mich anhin aus Angst nie wirklich und total hatte identifizieren können.<br />

Jetzt kann ich mich jederzeit und viel leichter mit jedem Teil von mir identifizieren,<br />

je nach Wahl. Meine Hingabe ist viel leichter möglich geworden." 177<br />

Die Existenz des personalen Selbst und <strong>die</strong> Möglichkeit seiner Erfahrung bedeuten<br />

auch, daß wir nur, solange uns <strong>die</strong> Existenz <strong>die</strong>ses Selbst verborgen ist, annehmen<br />

müssen, wir seien, was wir sind <strong>auf</strong>grund von Sozialisationsprozessen. Das personale<br />

Selbst kann seine Existenz nicht seiner sozialen Umgebung verdanken, es ist<br />

ja <strong>die</strong> Voraussetzung dafür, daß überhaupt ein Ich sich bilden kann, ein Ich, das<br />

Bewußtsein erlangt und dabei Sozialisationsprozesse zu durchl<strong>auf</strong>en hat.<br />

Wenn das personale Selbst eine Voraussetzung des Ich darstellt, muß es dem<br />

objektivierenden Bewußtseinsfeld, dem mittelbaren und dem kulturellen bzw. gesellschaftlichen<br />

Bewusstsein vor- oder übergeordnet sein. Diese Überordnung würde<br />

zudem bedeuten, daß <strong>die</strong> Kriterien seines Handelns anderen Bereichen entstammen<br />

<strong>als</strong> <strong>die</strong>jenigen des Ich. Offenbar müßte es etwas sein, das Bereichen des<br />

Bewußtseins oder Überbewußtseins angehört, <strong>die</strong> gesellschaftlich nicht oder kaum<br />

erschlossen sind in dem Sinne, daß sie keine deutlichen Spuren in den gesellschaft-<br />

176 Ebenda, S. 74.<br />

177 Ferrucci 1986, S. 79.<br />

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