Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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verstehen. So strömt vielleicht einer Frau durch <strong>die</strong> Bewunderung der Männer<br />
Energie zu, so wie sie selbst Energie ausströmt. Ebenso vermittelt <strong>die</strong> Bewunderung<br />
der Schüler dem Lehrer Energie, so daß er sich nach dem Unterricht keineswegs<br />
geschwächt zu fühlen braucht. Wenn aber <strong>die</strong> Schüler kein Interesse für seinen<br />
Unterricht <strong>auf</strong>bringen können und der Lehrer sie ständig zur Aufmerksamkeit<br />
zwingen zu müssen glaubt, wird er sich eher völlig ausgezehrt fühlen, ebenso wie<br />
<strong>die</strong> Schüler den Unterricht ermüdend finden werden. Nicht-Beachtung ist eine der<br />
schlimmsten und wirksamsten Beeinträchtigungen des Ich und damit auch eine<br />
bedeutsame Einflußmöglichkeit. Die Verhaltenstheorie hat nachgewiesen, daß Lob<br />
oder Strafe weit weniger effektiv sind <strong>als</strong> Nicht-Beachtung. So meint z.B. James:<br />
"Man könnte keine unmenschlichere Strafe erfinden, wäre so etwas physisch<br />
möglich, <strong>als</strong> daß man uns in <strong>die</strong> Gesellschaft anderer Menschen gehen ließe,<br />
wir jedoch von absolut niemandem bemerkt würden. Wenn niemand sich<br />
umdrehen würde, wenn wir hereinkämen, niemand antworten würde, wenn<br />
wir sprechen, oder sich darum kümmern würde, was wir tun, sondern wenn<br />
jeder, den wir treffen, uns 'schneiden' würde und sich so verhielte, <strong>als</strong> wären<br />
wir nichtexistente Dinge, würde in kurzer Zeit eine Art Wut und ohnmächtige<br />
Verzweiflung in uns <strong>auf</strong>kommen, im Vergleich zu der <strong>die</strong> grausamsten<br />
körperlichen Foltern eine Erleichterung darstellen würden; denn <strong>die</strong>se würden<br />
uns das Gefühl geben, daß wir, wie schlimm auch immer unsere Lage sei,<br />
noch nicht soweit abgesunken seien, jeglicher Aufmerksamkeit unwürdig zu<br />
sein." 161<br />
Da das soziale Ich durch <strong>die</strong> Bilder, <strong>die</strong> andere von uns haben, geformt wird,<br />
besteht eine wesentliche Möglichkeit des Einflusses <strong>auf</strong> andere darin, ein positives<br />
Bild von ihnen bzw. ihrer potentiellen Entwicklung zu haben. Man gibt <strong>als</strong>o innerlich<br />
der Entwicklung eines Menschen Raum, obgleich <strong>die</strong> Wirklichkeit <strong>auf</strong> ein vielleicht<br />
tristes und sehr begrenztes Bild eingeschränkt zu sein scheint. Die empirischen<br />
Befunde von Rosenthal zeigen, daß positive Erwartungen, <strong>die</strong> Lehrer von ihren<br />
Schülern hatten - weil man ihnen sagte, <strong>auf</strong>grund von (angeblichen) objektiven<br />
Tests, seien besondere Leistungen von ihnen wahrscheinlich -, insbesondere <strong>auf</strong><br />
jüngere Kinder einen <strong>die</strong> Intelligenz deutlich steigernden Einfluß hatten. 162 Shaw ließ<br />
im Pygmalion seine Eliza <strong>die</strong> Wirkungen von Erwartungen folgendermaßen<br />
formulieren:<br />
"... Sehen Sie, wenn man davon absieht, was ein jeder sich leicht aneignet,<br />
sich anziehen, richtige Aussprache und so weiter, dann besteht der<br />
161 James 1950, S. 293-294.<br />
162 Vgl. Rosenthal/Jacobsen 1974 (11971), S. 82f und S. 215f (Zusammenfassung<br />
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