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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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isherigen Erfahrungen nicht vereinbar sind, und unerwartete Ereignisse erregen<br />

<strong>die</strong> Aufmerksamkeit. 132 Insbesondere reagieren Organismen <strong>auf</strong> Bewegungen von<br />

Objekten. Das tun schon Säuglinge unmittelbar nach der Geburt. 133 Sie werden <strong>als</strong>o<br />

beispielsweise mit der Erwartung oder der "Theorie" geboren, daß bewegte Objekte<br />

von besonderer Bedeutung für sie sind. Tatsächlich ist ja ihr körperliches und<br />

seelisches Wohl von Menschen abhängig, <strong>die</strong> sich ihnen nähern, da sie selbst sich<br />

kaum fortbewegen können. 134<br />

Auch <strong>auf</strong>grund logischer Überlegungen läßt sich zeigen, daß wir von angeborenen<br />

Erwartungen ausgehen. 135 Wie ist es beispielsweise möglich, dar<strong>auf</strong> zu vertrauen,<br />

"daß noch nicht vorliegende Erfahrungen den vorliegenden entsprechen<br />

werden?" 136 Tatsächlich können wir ihnen nicht deshalb vertrauen, weil <strong>die</strong>se<br />

Ereignisse sich mehrm<strong>als</strong> wiederholt haben. Wiederholung beruht <strong>auf</strong> der<br />

Ähnlichkeit zweier Ereignisse, da auch wiederholte Ereignisse kaum jem<strong>als</strong> völlig<br />

identisch sind. Ähnlichkeit aber ist nur möglich <strong>auf</strong>grund eines Gesichtspunktes,<br />

einer Erwartung. Daraus folgt, daß Erwartungen den Beobachtungen sowohl logisch<br />

<strong>als</strong> auch psychologisch vorausgehen müssen. 137<br />

Auch eine noch so umfassende angeborene "Wissens"-Struktur kann natürlich nur<br />

ein Ausgangspunkt sein. Dieser Ausgangspunkt besteht darin, daß man von<br />

vornherein fähig ist, den Erscheinungen eine Bedeutung, und sei es auch nur für<br />

sich selbst, zuzumessen. So kann man z. B. Ereignisse danach einteilen, ob sie für<br />

einen angenehm oder unangenehm sind oder sein könnten, ob etwas zu einem<br />

selbst oder zu anderen gehört. Durch zunehmende Differenzierung und Integration<br />

wird <strong>die</strong>ser Bereich immer mehr ausgeweitet (vgl. Kap. 7.1). Man kann <strong>die</strong>se<br />

Bedeutungen auch selbst zum Ausdruck bringen durch Worte oder Gesten,<br />

Ablehnung oder Zustimmung, Angst und Freude über etwas deutlich machen,<br />

wodurch andere in <strong>die</strong> Lage versetzt werden, zu reagieren, z. B. mitzulachen oder<br />

aber auch feindselig zu werden. Durch das Mittel der Sprache können wir auch eine<br />

132 Vgl. Vernon 1974, S. 81.<br />

133 Vgl. ders., S. 24 sowie Ball/Tronick 1971.<br />

134 Die Hypothese angeborener Erwartungen wurde von einer Reihe von Vertretern<br />

verschiedener Disziplinen erhärtet, z.B. Eibl-Eibesfeldt 1973; Bower 1966, 1971;<br />

Hubel/Wiesel 1962, 1963, 1968; Gibson/Walk 1960; Sinz 1974; Vernon 1974; Nickel<br />

1972 (Bd. 1). Über endogene Programme zur Steuerung der Sprachentwicklung vgl.<br />

Chomsky 1970; McNeill 1968, 1970a, 1970b; Lenneberg 1972.<br />

135 Der folgende Text bezieht sich <strong>auf</strong> Poppers logische Lösung von Humes psychologischem<br />

Induktionsproblem (Popper 1973, S. 13f.).<br />

136 Popper 1973, S. 16.<br />

137 Vgl. ders., S. 36.<br />

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