Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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möglich wäre - müßte <strong>die</strong> Grenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />
<strong>auf</strong>heben. Dies würde bedeuten, daß sich das Bewußtseinsfeld ähnlich wie das<br />
Gesichtsfeld erweitern würde, wenn man (im dreidimensionalen Raum) <strong>auf</strong> einen<br />
Berg steigt und von dort <strong>die</strong> links und rechts davon liegenden Ebenen <strong>auf</strong> einen<br />
Blick erfassen kann. Man würde sich <strong>als</strong>o ganz ähnlich über <strong>die</strong> Zeitgrenzen<br />
erheben und <strong>die</strong> Augenblicksspanne unseres jetzigen Bewußtseinsfeldes nach den<br />
Seiten der Vergangenheit und Zukunft hin ausweiten.<br />
Einstein versuchte beharrlich, eine derartige Anschauungsweise wenigstens zu<br />
denken. So schrieb er beispielsweise in einem Brief an <strong>die</strong> Schwester und den Sohn<br />
seines verstorbenen Freundes Michele Besso:<br />
"Nun ist er mir mit dem Abschied von <strong>die</strong>ser sonderbaren Welt ein wenig<br />
vorausgegangen. Dies bedeutet nichts. Für uns gläubige Physiker hat <strong>die</strong><br />
Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur <strong>die</strong><br />
Bedeutung einer wenn auch hartnäckigen Illusion ..." 121<br />
Einsteins verstand demnach <strong>die</strong> übliche Begrenzung unserer Anschauung lediglich<br />
<strong>als</strong> eine hartnäckige Gewohnheit und keineswegs <strong>als</strong> eine biologische oder mentale<br />
Gesetzmäßigkeit.<br />
5.1.4 Intuition<br />
Bei sehr wenigen Menschen - und auch bei <strong>die</strong>sen nur blitzartig und selten - scheint<br />
ein solches, unsere gewohnten Anschauungsweisen überschreitendes Bewußtseinsfeld<br />
durchaus möglich zu sein, wie man Berichten über plötzliche <strong>Institution</strong>en<br />
entnehmen kann. So schreibt etwa Rousseau über eine Erfahrung im Sommer<br />
1749, <strong>als</strong> er <strong>auf</strong> dem Weg von Paris nach Vincennes den "Mercure de France" las<br />
und sein Blick dabei <strong>auf</strong> <strong>die</strong> folgende Preisfrage der Akademie von Dijon fiel: ‚Ob<br />
der Fortschritt der Wissenschaften und Künste zum Verderben oder zur Veredelung<br />
der Sitten beigetragen hat?’."In <strong>die</strong>sem Augenblick", schildert Rousseau sein<br />
Erlebnis, "sah ich eine andere Welt und ich wurde ein anderer Mensch." 122 Leider<br />
sagt er uns nichts Genaueres über den Inhalt seiner Intuition. Tatsächlich scheint<br />
ein charakteristisches Merkmal derartiger Intuitionen deren relative Unbeschreibbarkeit<br />
zu sein.<br />
121<br />
122<br />
Brief vom 21. März 1955, zit. nach Hoffmann 1978, S. 302-303.<br />
Rousseau 1920, S. 341.<br />
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