Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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der Einschränkung eine Erweiterung der Grenzen möglich ist, nämlich durch<br />
Zusammenfassung von Einheiten einer Ebene zu größeren Einheiten einer höheren<br />
Ebene, <strong>als</strong>o etwa <strong>die</strong> Zusammenfassung von Einzelziffern zu Zifferpaaren. 112<br />
Überhaupt scheint <strong>die</strong> Bildung von Zeichen höherer Ebene der Trick in der Evolution<br />
des Denkens zu sein. Wenn jemand komplexe Berechnungen mit Hilfe der<br />
Arithmetik durchführen muß, wird er viel mehr Zeit und Mühe zur Erzielung des<br />
Ergebnisses <strong>auf</strong>wenden müssen, <strong>als</strong> er mit Hilfe der Algebra bräuchte. Die<br />
Verwendung der allgemeineren oder höheren Rechenart bedeutet offensichtlich<br />
eine enorme Abkürzung, vorausgesetzt allerdings, daß man sie beherrscht, denn<br />
natürlich ist sie <strong>als</strong> eine Rechenweise höherer Stufe auch schwieriger zu erlernen.<br />
Obwohl Gehirn und Gedächtnis sich ja nicht verändern, gelingt es uns, durch allgemeinere<br />
oder höhere Begriffe das Feld des Bewußtseins erheblich auszuweiten,<br />
und sehr viel größere Mengen an Daten zu ordnen oder zu überblicken, <strong>als</strong> <strong>die</strong>s<br />
möglich ist, wenn man mit einem Zeichenrepertoire niedrigerer Stufe arbeiten muß.<br />
Physiologische Grenzen können <strong>als</strong>o <strong>auf</strong> mentaler bzw. Bewußtseins-Ebene<br />
überschritten werden. Was wir <strong>als</strong> Grenzen des Bewußtseins verstehen, sind<br />
möglicherweise nicht mehr <strong>als</strong> Gewohnheiten. Die Psychologie <strong>die</strong>ser Gewohnheiten<br />
wäre demnach eine Psychologie des Durchschnittsmenschen, während<br />
Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten über ein deutlich weiteres Bewußtseinsfeld<br />
verfügen können. So war beispielsweise Mozart imstande,<br />
"gleichzeitig ein 'im Kopf schon fertiges' Musikstück niederzuschreiben,<br />
während er ein anderes komponierte. So entschuldigte er sich in einem Brief<br />
an seine Schwester, der er ein 'Präludio und eine dreystimmige Fuge'<br />
schickte, daß <strong>die</strong>ses Stück 'ungeschickt geschrieben' sei. '... Das Präludio<br />
gehört vorher, dann folgt <strong>die</strong> Fuge dar<strong>auf</strong>. - Die Ursache aber war, weil ich <strong>die</strong><br />
Fuge schon gemacht hatte, und sie, unterdessen, daß ich das Präludium<br />
ausdachte, abgeschrieben" - Mozart meint: "aus dem Kopf abgeschrieben". 113<br />
Aber allein durch systematisches Üben lässt sich eine gewisse Ausweitung des<br />
Bewußtseinsfeldes erreichen. Übung ermöglicht es zum Beispiel Simultandolmetschern,<br />
eine Sache in einer Sprache zu hören und gleichzeitig (natürlich mit<br />
112<br />
113<br />
gelungen ist, allgemeine Anerkennung zu finden. Wir sehen <strong>die</strong>s etwa an Unterrichtsmodellen<br />
oder -rezepten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Komplexität von Unterricht in wenige Faktoren oder<br />
Regeln zusammenpressen. Man denke etwa an Herbarts (1913, 11806, Bd. 1, S. 274ff)<br />
Form<strong>als</strong>tufen, <strong>die</strong> Kategorien von Heimann 1962 und Schulz 1970, das Mastery<br />
Learning, <strong>die</strong> Unterrichtsrezepte von Grell/Grell 1979, <strong>die</strong> Formeln für Verständlichkeit<br />
oder das Hamburger Verständlichkeitskonzept von Langer/Schulz v.Thun/Tausch 1974.<br />
Vgl. Miller 1956. Man bezeichnet <strong>die</strong>s auch <strong>als</strong> Superzeichenbildung, vgl. z.B. v.Cube<br />
1982, S. 189ff.<br />
Zit. nach Hildesheimer 1977, S. 248.<br />
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