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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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wir <strong>die</strong> Natur bzw. Materie nur ganz verstehen können, wenn wir uns selbst ganz<br />

verstehen. 95<br />

Eine ganz ähnliche Situation ergibt sich in der Neurophysiologie. Da es nicht<br />

möglich scheint, physiologisch zu erklären, "<strong>auf</strong> welche Weise, <strong>die</strong> über weite<br />

Bereiche des Gehirns und über eine Unzahl von Neuronen verteilte Information zu<br />

einer Einheit, wie wir sie im Bewußtsein erfahren, zusammengefaßt wird" 96 , wird der<br />

Physiologe <strong>auf</strong> das Bewußtsein, das er neurophysiologisch erklären wollte,<br />

zurückverwiesen, denn gerade das Bewußtsein könnte <strong>die</strong> integrierende Instanz<br />

darstellen. Das bedeutet, daß das Bewußtsein <strong>als</strong> etwas immateriell Seiendes eine<br />

Wirkung <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Materie ausübt. Es scheint einerseits so zu sein, daß<br />

physiologische Gehirnprozesse Einfluß <strong>auf</strong> unser Bewußtsein haben, und damit <strong>auf</strong><br />

das, <strong>als</strong> was wir uns erfahren; andererseits üben aber Bewußtseinsprozesse auch<br />

Einfluß <strong>auf</strong> physiologische Vorgänge aus. Das ist <strong>die</strong> Grundlage des Lügendetektors<br />

bzw. der psychogalvanischen Hautreaktion (PGR). Ein anderes Beispiel der<br />

Wirkung des Bewußtseins <strong>auf</strong> physiologische Prozesse ist das im Trancezustand<br />

erfolgende L<strong>auf</strong>en über glühende Kohlen ohne Verbrennungen. Weiter zeigte sich<br />

beispielsweise in einem Experiment mit Mäusen, denen man, während man ihnen<br />

Kampfer zu riechen gab, eine Chemikalie zur Anregung körpereigener Abwehrstoffe<br />

spritzte, daß ihr Körper nach der neunten Wiederholung eine entsprechende<br />

Produktion von Abwehrstoffen (Killerzellen) auch dann bildete, wenn sie nur den<br />

Kampferduft schnupperten (<strong>als</strong>o ein bedingter Reflex). Das Gehirn oder irgendeine<br />

andere Bewußtseinsinstanz (auch UnterBewußtsein ist Bewußtsein) scheint den<br />

Befehl zu ihrer Erzeugung gegeben zu haben. 97 Die Untersuchung der Wirkung von<br />

Bewußtseinsprozessen kann uns etwas über <strong>die</strong> Möglichkeiten des Bewußtseins<br />

zeigen, aber das bedeutet nicht, daß Bewußtsein mit seinen physiologischen<br />

Prozessen identisch ist, d.h. wir erfahren dadurch nichts darüber, was wir eigentlich<br />

sind und was Bewußtsein ist.<br />

Diese Frage nach dem Sein und Bewußtsein ist nun allerdings eine Frage nach<br />

etwas Essentiellem. Es scheint, daß auch <strong>die</strong> hartnäckigsten Versuche, alle<br />

Erscheinungen der Welt und des Lebens ausschließlich durch gesetzmäßig sich<br />

vollziehende Prozesse verstehen zu wollen, irgendwann <strong>auf</strong> das Problem eines<br />

essentiell Seienden zurückverwiesen werden. Dieses Problem, das <strong>die</strong> Philosophen<br />

95 Vgl. ausführlicher <strong>die</strong> hierzu referierten oder zitierten Beiträge in Lehner 1986, S. 49-52.<br />

96 Creutzfeldt 1981, S. 274.<br />

97 Vgl. DER SPIEGEL, 7, 1985, S. 194-195; ferner Thompson 1975, S. 379-381.<br />

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