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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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geregelten Abläufe immer mehr Funktionen von informationsverarbeitenden<br />

Systemen übernommen. Viele sehen und empfinden erstaunt oder betroffen, daß<br />

komplexe Tätigkeiten, an denen Individuen ihre Fähigkeiten entwickeln konnten und<br />

mit deren Ausübung und durch <strong>die</strong> damit gegebene Einbindung in den gesellschaftlichen<br />

Prozeß sie sich selbst oder einen Teil ihrer selbst identifizieren konnten, daß<br />

<strong>die</strong>se Tätigkeiten auch ohne sie ausgeführt werden können. Es ist so, <strong>als</strong> würde ein<br />

Teil dessen, was ein Mensch ist, überflüssig. Wenn dem Individuum aber irgendein<br />

Wert in sich zukommen soll, dann muß man annehmen, daß er etwas anderes, daß<br />

er mehr ist <strong>als</strong> ein tüchtiger, anpassungsfähiger Apparat zur Ausführung von mehr<br />

oder weniger komplexen Tätigkeiten. Eine derartige Situation hat in der Mitte des<br />

19. Jhts. J.St. Mill vorausgenommen, aber auch er wußte nicht mehr <strong>als</strong> einen<br />

vagen Eindruck dessen zu vermitteln, was das eigentlich Menschliche sei.<br />

"Angenommen, es wäre möglich, Häuser zu bauen, Korn wachsen zu lassen,<br />

Schlachten zu schlagen, Prozesse zu führen und selbst Kirchen zu errichten<br />

und darin Gebete zu sprechen durch Maschinerie, durch Automaten in<br />

menschlicher Gestalt, so wäre es doch ein beträchtlicher Verlust, wenn man<br />

solche Automaten selbst gegen <strong>die</strong> Männer und Frauen, <strong>die</strong> gegenwärtig <strong>die</strong><br />

zivilisierte Welt bewohnen, eintauschen würde, und <strong>die</strong> doch sicher nur<br />

kärgliche Beispiele dessen sind, was <strong>die</strong> Natur vermag und hervorbringen<br />

kann. Die Menschennatur ist nicht eine nach einem Modell gebaute<br />

Maschine, <strong>die</strong> ein vorgeschriebenes Werk zu leisten hat, sondern ein Baum,<br />

der wachsen und sich entwickeln will nach allen Seiten, seiner inneren<br />

Triebkraft gemäß, <strong>die</strong> ihn zu einem organischen Wesen macht." 90<br />

Wo ein für den Einzelnen so wesentlicher Bereich wie der Beruf ausfällt, wo deutlich<br />

wird, daß <strong>die</strong> Steuerungen in <strong>die</strong>sem Bereich, mit denen er sich in einem subjektiv<br />

bedeutsamen und dem vielleicht stabilsten Teil seiner Persönlichkeit identifizieren<br />

konnte, nichts grundlegend Menschliches zu haben scheinen, wird deutlich, daß<br />

Außensteuerung in unserem Leben zwar eine außerordentlich wichtige Funktion<br />

hat, daß aber <strong>die</strong> Fixierung dar<strong>auf</strong> das eigentlich Menschliche (wenn wir zunächst<br />

einfach mit dem gesunden Menschenverstand annehmen wollen, daß es das gibt)<br />

verfehlt. Wenn nun auch unsere Identifikationen mit unserem Beruf, unserem<br />

Körper, unseren Gefühlen, Überzeugungen usw. nicht das Eigentliche, nicht den<br />

"wahren Kern" unserer selbst erfassen, stellen <strong>die</strong>se Identifikationen, solange sie<br />

bestehen, eine Realität für uns dar. Nimmt man - sei es durch wirtschaftliche<br />

Entwicklung oder auch durch direkte und absichtliche Gewalt - einem Menschen<br />

90 Mill 1973 (11859), S. 192.<br />

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