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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Bewußtsein anderer oder ihrer selbst, sondern macht mehr oder weniger bewußt<br />

bzw. bestätigt mit einer gewissen Autorität etwas, wovon sowohl sie selbst wie auch<br />

jene, <strong>die</strong> glauben, sich in der gleichen Situation zu befinden, beeinflußt und geprägt<br />

sind. 85 Zudem ist der gebildete außen-gesteuerte Mensch immer gut informiert 86 ,<br />

denn er zeichnet sich ja gerade dadurch aus, daß er in der Lage ist, Informationen<br />

situations- und sachgerecht und immer unter Einbezug der gemeinsamen Überzeugungen<br />

seiner Gruppenzugehörigkeiten zu verarbeiten.<br />

Diese Informiertheit, <strong>die</strong> sozusagen eine Notwendigkeit für den außengeleiteten<br />

Menschen darstellt, erzeugt eine Offenheit gegenüber allem Neuen, d. h. gegenüber<br />

allem, das vom Bekannten gerade soweit abweicht, daß es interessant erscheint. 87<br />

Diese relative Offenheit begünstigt ständige Veränderungen im Denken und<br />

Handeln und dadurch auch in den Produkten, aber es sind wohl Veränderungen, <strong>die</strong><br />

im wesentlichen <strong>die</strong> Form betreffen, sich an der Oberfläche bewegen. 88 In der<br />

Pädagogik äußert sich <strong>die</strong>s in der Suche nach neuen, aber den bestehenden<br />

Vorstellungen entsprechenden und sie ergänzenden Methoden, Organisationsformen,<br />

Inhalten, Theorien. Die Offenheit für Information hat zudem eine gewisse<br />

und stetige Überwindung geographischer und kultureller Grenzen zur Folge, eine<br />

Tendenz zur Internationalität, in der Pädagogik zur Angleichung in den Inhalten,<br />

Methoden, Tests und Theorien. Es scheint, daß <strong>die</strong> Begrenzungen des individuellen<br />

Denkens und Handelns dadurch erweitert und zugleich vervielfacht werden.<br />

85 Die mit derartigen Theorien zusammenhängenden erkenntnistheoretischen Fragen (wie<br />

kann man wissen, daß unser Wissen prinzipiell relativ ist? Muß <strong>die</strong>ses Wissen der<br />

Relativität von Wissen nicht selbst relativsein?) sind im europäischen Kulturkreis von der<br />

Antike bis zur Gegenwart immer wieder <strong>auf</strong>gegriffen und behandelt worden (von Platon<br />

bis Popper). Nichtsdestotrotz gibt es keine allgemein anerkannte Lösung der Frage und<br />

wenn es sie gäbe, so würde <strong>die</strong>s ja nicht automatisch bedeuten, daß sie wahr wäre.<br />

86 Siehe Riesman 1977, S. 193ff.<br />

87 Vgl. hierzu <strong>die</strong> Neugiertheorie von Berlyne 1974, S. 42: "Wir sind Dingen gegenüber<br />

gleichgültig, <strong>die</strong> unserer Erfahrung entweder zu fern oder zuvertraut sind. Eine relativ<br />

leichte Veränderung in einem vertrauten Reizmuster hat etwas einmalig Pikantes. Eine<br />

Jahrmarktbude, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> einem Messegelände eine zweiköpfige Dame zur Schau stellt,<br />

kann sehr wohl mehr Leute anziehen <strong>als</strong> eine, <strong>die</strong> eine Sammlung geologischer Proben<br />

anbietet. Nichtsdestoweniger können <strong>die</strong> geologischen Proben völlig verschieden von<br />

allem sein, was <strong>die</strong> meisten Besucher jem<strong>als</strong> gesehen haben, während alle schon viele<br />

Damenköpfe gesehen haben, und zwei Köpfe <strong>auf</strong>einer Dame sind zwei Köpfen <strong>auf</strong> zwei<br />

Damen nicht so unähnlich." Berlyne referiert auch eine Reihe empirischer Untersuchungen,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Hypothese bestätigen, daß Neuartigkeit, Überraschung, widersprüchliche<br />

Information und zunehmende Komplexität zu erhöhter Aufmerksamkeit führt. Die Hypothese,<br />

daß Lebewesen relative Neuartigkeit von Reizen bevorzugen, wurde auch durch<br />

Untersuchungen an Ratten, Sheldon 1968, 1969, und an Affen, Menzel 1964, Mason<br />

1974, bestätigt.<br />

88<br />

Vgl. z.B. Riesman 1977, S. 60ff.<br />

42

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