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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Wissenschaft mit ihrer wertfreien Betrachtungsweise auch zu einer distanzierenden<br />

Haltung gegenüber Werten bei. Und schließlich wirken <strong>die</strong> Massenkommunikationsmittel<br />

durch <strong>die</strong> Verbreitung von unterschiedlichen Auffassungen, wobei <strong>die</strong>se sich<br />

zudem ständig ändern, ebenfalls <strong>auf</strong> eine Einebnung festgefügter, eindeutiger<br />

Wertkonturen hin. Und auch <strong>die</strong> Industrialisierung wirkt entsprechend, indem sie mit<br />

ihrem hohen Ausstoß mehr oder weniger standardisierter Waren und der damit<br />

zusammenhängenden Konsumption das Bewußtsein sehr stark <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Dinge und<br />

<strong>die</strong> mit <strong>die</strong>sen gegebenen Möglichkeiten der persönlichen Bedürfnisbefriedigung<br />

lenkt. Wenn man dagegen bedenkt, in welch hohem Ausmaß im Mittelalter <strong>die</strong><br />

dam<strong>als</strong> doch recht begrenzten Mittel <strong>auf</strong> durch religiöse Werte motivierte<br />

Unternehmungen hingeführt wurden, können wir uns eine ungefähre Vorstellung<br />

von den Wandlungen des Bewußtseins machen, <strong>die</strong> mit den Wandlungen der<br />

Machtstrukturen einhergehen.<br />

Die Strukturen der industrialisierten Gesellschaften verlangen nicht <strong>die</strong> Individualisierung<br />

der Person, sondern sie erfordern <strong>die</strong> rationale Einpassung des einzelnen in<br />

<strong>die</strong> sich ständig differenzierenden Funktionsabläufe. Die Folge ist, daß der Einzelne,<br />

wie Elias es formuliert,<br />

"gezwungen [wird], sein Verhalten immer differenzierter, immer gleichmäßiger<br />

und stabiler zu regulieren. Daß es sich dabei keineswegs nur um eine<br />

bewußte Regulierung handelt, ist schon hervorgehoben worden. Gerade <strong>die</strong>s<br />

ist charakteristisch für <strong>die</strong> Veränderung des psychischen Apparats im Zuge<br />

der Zivilisation, da <strong>die</strong> differenziertere und stabilere Regelung des Verhaltens<br />

dem einzelnen Menschen von klein <strong>auf</strong> mehr und mehr <strong>als</strong> ein Automatismus<br />

angezüchtet wird, <strong>als</strong> Selbstzwang, dessen er sich nicht erwehren kann,<br />

selbst wenn er es in seinem Bewußtsein will." 80<br />

Erreicht wird <strong>die</strong>s durch den Aufbau einer "automatisch arbeitenden" inneren<br />

"Selbstkontrollapparatur" (Elias). Sie besteht in der Tendenz oder Bereitschaft, das<br />

eigene Verhalten und Denken an den Erfordernissen oder Gegebenheiten der<br />

jeweiligen Situation bzw. an dem Verhalten und den Erwartungen der anderen in<br />

<strong>die</strong>ser Situation auszurichten. Die Selbstkontrollapparatur des einzelnen besteht<br />

<strong>als</strong>o in der einer Gruppe und der allen gemeinsamen Rationalität. Denn was wir <strong>als</strong><br />

Rationalität bezeichnen, kann man <strong>als</strong> <strong>die</strong> gesellschaftliche Modellierung unseres<br />

Verhaltens und Denkens im Geflecht unserer sozialen Abhängigkeiten verstehen.<br />

"Es gibt nicht eigentlich eine 'Ratio"', stellt Elias fest, "es gibt bestenfalls eine<br />

80 Elias 1978, Bd. 2, S. 317.<br />

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