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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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durch <strong>die</strong> Begrenzungen der nun vielfältigeren wirtschaftlichen und politischen<br />

Verhältnisse. Die Suche nach dem Selbst endete sozusagen an der Oberfläche der<br />

Dinge. Der Subjektivismus des Individualismus hat kaum weiter gereicht <strong>als</strong> zur<br />

Untersuchung der materiellen und wirtschaftlichen Bedingungen des Lebens - und<br />

darin sah er auch <strong>die</strong> Möglichkeiten seines weiteren Fortschritts: in der weiteren<br />

Entwicklung der Naturwissenschaft und der Wirtschaft. Dies aber führte, wie wir<br />

sehen werden, auch zu einer Vervielfältigung der Begrenzungen.<br />

3.3 Das Ideal des rationalistisch-sozialen Menschen<br />

Der eher wirtschaftlich orientierte Individualismus, der <strong>die</strong> Fähigkeit des sachlich<br />

orientierten und konstruktiven Denkens erforderte und daher so sehr gefördert hat,<br />

führte eben dadurch auch zur Verwissenschaftlichung, 77 zur Entwicklung der<br />

Großtechnik, zu zunehmender bürokratischer Erfassung und Regelung des bürgerlichen<br />

Lebens und damit zur Verrechtlichung der Beziehungen der Menschen<br />

untereinander. Diese Verrechtlichung und Bürokratisierung wiederum förderte <strong>die</strong><br />

Entwicklung zur Gleichheit. 78 Es gibt nun nicht mehr in jedem Ort jene ehrwürdigen<br />

Honoratioren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> kulturellen Werte verkörpern und <strong>die</strong> das allgemeine Leben<br />

bestimmen, sondern sie alle sind nun mehr oder weniger abhängig von größeren<br />

Mächten, vom Staat und von Parteien, von der Wirtschaft und vor allem von der<br />

öffentlichen Meinung. 79 Man orientiert sich nicht mehr so sehr an Werten oder an<br />

leitenden Individuen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Werte repräsentieren, sondern man orientiert oder<br />

bestätigt sich untereinander, und <strong>die</strong>s ist vor allem ein gegenseitiges Sich-Anpassen<br />

und Einfügen. Dieses Sich-Anpassen und Einfügen hat <strong>die</strong> Auflösung der<br />

festgefügten Werte der individualistischen Kultur und Zivilisation zur Folge. Das wird<br />

noch unterstützt durch <strong>die</strong> kulturellen Verflechtungen, hervorgerufen durch Kriege<br />

und <strong>die</strong> vor ihnen Flüchtenden, so daß heute Menschen aus unterschiedlichen<br />

Zivilisationen <strong>auf</strong> engem Raum zusammenleben. Vorstellungen von der Überlegenheit<br />

einer Rasse oder Kultur gegenüber anderen werden daher auch immer weniger<br />

toleriert, während sie vor kurzem noch selbstverständlich waren. Weiterhin trägt <strong>die</strong><br />

77 Zu den sozialen <strong>Auswirkungen</strong> der Verwissenschaftlichung vgl. u.a. Schelsky 1965, S.<br />

439ff.; Gehlen 1957; Jonas 1974.<br />

78 Über den Zusammenhang von Gleichheit und Bürokratie bzw. von Rationalität, Bürokratie<br />

und Gleichheit vgl. vor allem Weber 1976, S. 825ff. Vorausgesagt wurde <strong>die</strong>se Entwicklung<br />

etwa von Tocqueville, dt.Ausg. 1976 (11840), S. 793f.<br />

79 Zu <strong>die</strong>ser Entwicklung vgl. insbesondere <strong>die</strong> Auffassungen und Voraussagen von Tocqueville<br />

1976, etwa S. 494 und auch an vielen anderen Stellen.<br />

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