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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Himmel Gott selbst und <strong>auf</strong> Erden der Papst steht und <strong>die</strong> nach Ständen gegliedert,<br />

einen jeden <strong>als</strong> Teil einer Gemeinschaft erfaßt, <strong>die</strong> ihrerseits wieder organisch in<br />

das Ganze der Hierarchie eingeordnet ist.<br />

Dieses Leben in der Gemeinschaft ist es, das den einzelnen formt und bildet. Die<br />

Traditionen, Sitten, Gewohnheiten, Regeln, <strong>die</strong> im gesellschaftlichen Leben einen<br />

Platz gewonnen haben, üben einen prägenden Einfluß aus. Der ethische Mensch,<br />

das war z. B. der fromme, an seine Aufgaben hingegebene Leibeigene. Als<br />

Ausdruck <strong>die</strong>ser Ethik galten auch <strong>die</strong> Standesehre und der Heldenmut des Ritters,<br />

<strong>die</strong> Weltentsagung und Frömmigkeit des Mönchs, <strong>die</strong> ethische Haltung des<br />

Denkers. Das jedenfalls sind <strong>die</strong> hohen Ideale einer Zeit, in der vielleicht eher das<br />

Gegenteil der Realität entsprochen hat. (Könnte man aber unsere rationalistische<br />

Zivilisation, gemessen am Ideal einer vollkommenen Rationalität, <strong>als</strong> rational<br />

bezeichnen?) Im späteren Mittelalter sucht man jede Sitte, jede Tradition moralisch<br />

zu begründen. 70 Auch wo es um Lernen, um Wissen und Wissenschaft geht, geht es<br />

immer um Moral, denn <strong>die</strong>se gilt <strong>als</strong> <strong>die</strong> Herrin allen Wissens.<br />

"Jede Wissenschaft" sagt Roger Bacon (1214-1292) "hat eine praktische<br />

Seite ... Aber nur von der Moralphilosophie kann man sagen, sie sei ihrem<br />

innersten Wesen nach praktisch, denn sie befaßt sich mit dem menschlichen<br />

Verhalten, mit Tugend und Laster, mit Glück und Unglück ... Alle anderen<br />

Wissenschaften zählen für nichts, solange sie nicht zum rechten Tun<br />

anhalten. In <strong>die</strong>sem Sinne sind <strong>die</strong> 'praktischen' Wissenschaften, wie das<br />

Experiment, <strong>die</strong> Chemie (alkimia) und <strong>die</strong> übrigen <strong>als</strong> spekulativ anzusehen,<br />

wenn man sie den Betätigungen entgegenhält, welche mit der moralischen<br />

oder politischen Wissenschaft zusammenhängen. Diese Wissenschaft der<br />

Ethik ist Herrin über alle Zweige der Philosophie." 71<br />

Moral oder Ethik ist zu jener Zeit angewandte Religion. In ihren Ursprüngen ist<br />

Religion vermutlich immer <strong>die</strong> Verbindung oder <strong>die</strong> Suche der Verbindung von<br />

Mensch und Gott - wie bei den Mystikern -, später wird sie dann zum ethischen<br />

Gesetz, zur moralischen Regel, <strong>die</strong> man <strong>auf</strong> irgendeine Weise durch <strong>die</strong> heiligen<br />

Schriften zu begründen sucht. 72<br />

Das Ideal des ethischen Menschen im europäischen<br />

Mittelalter entspricht Riesmans Typus des traditions-geleiteten Menschen. 73<br />

70 Vgl. hierzu Huizinga 1969, S. 326ff.<br />

71 Roger Bacon, Opus maius, VII. Buch, ad initium. Zit. nach Durant 1982, Bd. 7, S. 186.<br />

72 Zum Verhältnis von Mystik und Moral vgl. Bergson 1980. Als allgemeine historische<br />

Gesetzmäßigkeit wird <strong>die</strong>se und <strong>die</strong> weitere Entwicklung von Lamprecht 1902-1909<br />

dargestellt.<br />

73 Vgl. Riesman, 1977 (11958), S. 27ff.<br />

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