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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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"Wir können mit einiger Sicherheit behaupten, daß <strong>die</strong> an der Hochschule (ob<br />

Universität oder Pädagogische Hochschule) betriebene Form der Lehrerausbildung<br />

keinerlei nachhaltigen Einfluß <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Werthaltungen, Einstellungen<br />

und Verhaltensrichtlinien ihrer Absolventen hat, soweit <strong>die</strong>se für Schul-,<br />

Erziehungs- und Unterrichtsbelange von Betracht sind." 58<br />

Bedenkt man jedoch <strong>die</strong> Geschichte der Pädagogik, kann man, zumindest in Bezug<br />

<strong>auf</strong> Wissensinhalte, durchaus von einem gewissen Fortschritt der durch Lehre<br />

bewirkten Lernleistungen sprechen. Aber möglicherweise ist <strong>die</strong>s eher <strong>auf</strong> eine Art<br />

säkularer Akzeleration zurückzuführen und weniger <strong>auf</strong> bewußtes, individuelles<br />

Lernen. So ist <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> für das Lesenlernen bei den Griechen gebraucht wurde,<br />

heute sehr viel kürzer geworden. Während heute manche Schüler perfekt lesen<br />

können, noch bevor sie eingeschult werden, war Platon der Ansicht, daß vier Jahre<br />

"zur Erlernung des Lesens nicht zuviel" seien. "Im Jahre 265 (n.Chr.) treffen wir <strong>auf</strong><br />

Kinder von zehn, dreizehn Jahren, von denen man uns sagt, daß sie noch im Begriff<br />

sind, 'ihre Buchstaben zu lernen'." 59<br />

Doch kommen wir zurück zur geringen Wirksamkeit der Lehrerbildung im Hinblick<br />

<strong>auf</strong> veränderte Einstellungen, Werthaltungen und Verhaltensrichtlinien. Man macht<br />

es sich vermutlich zu einfach, wenn man <strong>die</strong> festgestellte Zuwendung zu den<br />

institutionell vorfindbaren, vereinfachenden Schemata des Lehrerverhaltens dem<br />

Druck der <strong>Institution</strong> Schule anlastet. Dieser Druck ist zweifellos vorhanden, 60 aber<br />

ebenso vorhanden ist <strong>die</strong> Begrenztheit des Individuums, <strong>die</strong> Begrenztheit seiner<br />

Fähigkeit etwa, <strong>die</strong> bestehende Wirklichkeit der <strong>Institution</strong>en umzugestalten oder<br />

seine mehr oder weniger begrenzte Fähigkeit, den institutionell vorgegebenen<br />

Rahmen in selbstbestimmter und selbstgestaltender Weise auszufüllen. Diese<br />

Begrenztheit zeigte sich etwa in einem Versuch, in dem verschiedene Lehrer<br />

gebeten wurden,<br />

"einzeln eine Stunde lang mit einem in der Schule schwierigen Kind in einem<br />

kindertherapeutischen Spielraum zusammen zu sein und sich nur der<br />

Erziehung <strong>die</strong>ses einzelnen Kindes zuzuwenden ... Die Auswertung ergab<br />

folgenden Tatbestand: Steht Zeit in größerem Maße zur Verfügung und sind<br />

keine Aufgaben und Tätigkeiten durchzuführen, so wissen Lehrer ... meist<br />

58 Koch/Peifer 1971, S. 440. 2) 3) 4)<br />

59 Marrou 1977, S. 303-304.<br />

60 Vgl. z.B. Fürstenau 1968; Rumpf 1966; Vogel 1977.<br />

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