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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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persönliche Überzeugungen integrierte Elemente der Person; werden sie angegriffen,<br />

dann wird <strong>die</strong> Person <strong>als</strong> solche angegriffen.<br />

Da man seinen Überzeugungen selten distanziert gegenübersteht, kann man sie -<br />

zumindest solange eine solche Distanz nicht <strong>auf</strong>gebracht wird – auch nicht weiter<br />

reflektieren, sondern sie stellen einen Teil der nicht hinterfragten Selbstverständlichkeiten<br />

dar, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Grundlage allen Denkens und Handelns zu bilden scheinen.<br />

Diese persönlichen Überzeugungen oder Haltungen sind nun aber nicht so<br />

persönlich, daß sie nur einem bestimmten Individuum zukämen, sie entwickeln sich<br />

vielmehr im Umgang miteinander, wobei der Rahmen der institutionellen Anforderungen,<br />

aber auch sonstige gesellschaftliche Erwartungen, eine bedeutsame Rolle<br />

spielen. Erst <strong>auf</strong>grund <strong>die</strong>ser uns nicht weiter bewußten Selbstverständlichkeiten ist<br />

es möglich, "gerechtfertigte" Erwartungen an das Verhalten anderer zu stellen. 47<br />

<strong>Institution</strong>en grenzen <strong>die</strong> Möglichkeiten solcher Erwartungen ab, bringen sie in<br />

spezifische, sinnhafte Zusammenhänge und entlasten dadurch das Bewußtsein des<br />

einzelnen, indem sie sein Handeln, Denken und Fühlen leiten, ohne daß ihm <strong>die</strong>s im<br />

Detail bewußt würde. Es ist sogar eher so, daß <strong>die</strong> Bewußtwerdung <strong>die</strong>ser<br />

Hintergründe ihn hindern könnte, so selbstverständlich zu handeln, wie er es tut - so<br />

wie <strong>die</strong> bewußte Steuerung des Gehens oder des Schreibens den freien Abl<strong>auf</strong><br />

<strong>die</strong>ser Vorgänge hemmt.<br />

Wenn man <strong>Institution</strong>en <strong>als</strong> unser Fühlen, Denken und Handeln leitende Wissensoder<br />

Bedeutungssysteme versteht, kann man sie in <strong>die</strong>ser Hinsicht mit der<br />

Steuerung des Verhaltens durch Instinkte vergleichen, wenngleich es Unterschiede<br />

gibt, wie <strong>die</strong> zumindest potentiell größere Anpassungsfähigkeit der institutionellen<br />

Methode. 48 Die Natur scheint hier wie auch sonst recht verwandte Wege zu gehen.<br />

Man kann <strong>als</strong>o annehmen, daß <strong>Institution</strong>en von Menschen nicht in völliger<br />

Autonomie geschaffen wurden. 49<br />

Bildungsinstitutionen leiten das Denken, Handeln und Fühlen der Individuen durch<br />

Schemata, wobei <strong>die</strong>se explizit <strong>als</strong> Vorschriften oder implizit in Form von sozialen<br />

Erwartungen gegeben sind. Wie <strong>die</strong> Instinkt-Schemata, so enthalten auch <strong>die</strong><br />

institutionell entwickelten Verhaltens- und Erwartungsschemata Wissen über<br />

komplexere Zusammenhänge in stark vereinfachten Formen. Auf <strong>die</strong>se Weise wird<br />

47 Vgl. etwa Luhmann 1973.<br />

48 Vgl. z.B. v.Uexküll/Kriszat 1962.<br />

49 Vgl. etwa Lorenz 1977.<br />

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