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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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ankreuzten, erwachten beim Klingeln zu neuem Leben. In der kleinen Pause,<br />

<strong>die</strong> dem Klingelzeichen folgte, konnte man <strong>die</strong> unterschiedlichsten Aktivitäten<br />

beobachten: Einige Kinder holten sich <strong>die</strong> Bücher, <strong>die</strong> wir an Stelle der Fibeln<br />

angeschafft hatten. Andere bauten mit Steinen der Mathematik-Kästen Muster<br />

und Gebäude. Manche eilten an <strong>die</strong> Tafel, um zu malen oder zu schreiben.<br />

Wieder andere packten ihre Buntstifte aus, holten sich Zeichenpapier<br />

aus dem Kasten und begannen mit allen Anzeichen höchster Konzentration<br />

ein Bild zu zeichnen. Kleine Gruppen zeigten sich mitgebrachtes Spielzeug;<br />

Kinder, <strong>die</strong> im Unterricht nur schwer dazu zu bewegen waren, im Zusammenhang<br />

zu reden, unterhielten sich. Angesichts der Zielstrebigkeit, mit der<br />

<strong>die</strong> Kinder ihre verschiedenen Pausenvorhaben ansteuerten, drängte sich uns<br />

der vernichtende Gedanke <strong>auf</strong>, daß <strong>die</strong>se unterschiedlichen Aktivitäten, <strong>die</strong><br />

wir beobachten konnten, wohl zu einer Zeit gedacht und geplant worden<br />

waren, <strong>als</strong> wir wähnten, alle Kinder arbeiteten fleißig und konzentriert an dem,<br />

was in der Lehrersprache in Stundenentwürfen '5. Phase, Stillarbeit, Festigung<br />

der Lernergebnisse' heißt. Glücklich über <strong>die</strong> Wendung des Schicks<strong>als</strong><br />

beschäftigten sich alle Kinder mit den Gegenständen ihres Interesses, das<br />

Klingelzeichen, das <strong>die</strong> Pause beendete, wurde von ihnen nicht gehört. ...<br />

Nach Beobachtung unserer Schüler wurde uns klar, daß das, was <strong>die</strong> Kinder<br />

in den Pausen beschäftigte, nicht einfach eingepackt werden konnte. Und<br />

deshalb schien es uns vernünftig, <strong>die</strong>sen Interessen Raum zu geben." 98<br />

Die Umstellung <strong>auf</strong> freie Arbeitsphasen, <strong>die</strong> nach der letzten Pause, <strong>als</strong>o in den<br />

letzten Stunden lagen, erfolgte durch <strong>die</strong> Aufforderung, "mit der Beschäftigung<br />

fortzufahren, <strong>die</strong> sie sich gerade ausgesucht hatten. 'Und was soll ich machen?'<br />

fragte Katharina entgeistert und sieht leicht verstört <strong>auf</strong> den Rest ihrer Banane.“ 99<br />

In Fällen, in denen <strong>die</strong> Schüler nicht wissen, was sie wollen, weil sie plötzlich etwas<br />

wollen dürfen, hilft der Lehrer mit Vorschlägen aus. Das Erstaunliche ist, daß ein<br />

großer Teil der Kinder mit dem fortfährt, was man in der Schule von ihnen erwartet,<br />

mit Lesen, Schreiben und Rechnen. 100 Nur zwei der Jungen spielen mit ihren Autos<br />

und drei andere sehen zu. Die Lehrerin überlegt:<br />

"Wie, wenn alle Kinder morgen ihre Rennautos mitbringen und jene<br />

zermürbenden Geräusche hervorbringen? Also schreite ich - im wahrsten<br />

Sinne des Wortes - ein. Ich lerne an <strong>die</strong>sem Beispiel (und an vielen<br />

folgenden), daß eine vernünftige Art des Einschreitens der Appell an das<br />

Fachmännische ist. 'Darf ich mal Eure Autos bewundern?' sage ich, <strong>als</strong> ich<br />

98 Bert/Guhlke 1977, S. 10-11. Andere Beispiele dafür, wie Lösungen für Schulprobleme gefunden<br />

werden konnten, wenn <strong>die</strong> Lehrer bereit waren, feste Positionen <strong>auf</strong>zugeben<br />

(oder sie vielleicht nie hatten), siehe bei Trezeciok 1978; Janssen 1977.<br />

99 Bert/Guhlke 1977, S. 13.<br />

100 Ebenda, S. 18<br />

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