27.10.2014 Aufrufe

Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stück weit darüber hinauszukommen, läßt <strong>die</strong> Toleranz wachsen. Je bewußter man<br />

sich der Vorgänge im eigenen Innern ist, umso besser wird man <strong>die</strong> psychischen<br />

Prozesse bei seinen Schülern, Kollegen usw. verstehen können.<br />

Wenn man fähig ist, einengende Positionen <strong>auf</strong>zugeben, besteht <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

<strong>die</strong> Vision eines idealen Unterrichts zu entwickeln, eines Unterrichts, der nicht nur<br />

für den Lehrer, sondern auch für <strong>die</strong> Schüler befriedigend sein kann, eines<br />

Unterrichts, der immer weniger ausschließend ist und zunehmend Raum gewährt für<br />

neue Vorstellungen und Möglichkeiten. Selbständigkeit der Schüler kann sich nur<br />

dort entfalten, wo der Lehrer ein weites, Raum gewährendes Bewußtsein hat, das<br />

verschiedene Tätigkeiten, Ziele, Sichtweisen zulassen kann und ihrer Ausgestaltung<br />

keine beengenden Grenzen setzt. Das bedeutet jedoch nicht, daß keine Grenzen da<br />

wären. Diese stecken zum einen in den Sachverhalten selbst und zum anderen in<br />

den beschränkten Fähigkeiten aller im Prozeß beteiligten, in ihrer Ungeduld, ihrer<br />

Unkonzentriertheit, in der schulischen Organisation. Diese Grenzen gilt es zu<br />

erkennen, <strong>als</strong> Ausgangspunkte für Entwicklungen zu nutzen und womöglich zu<br />

verändern.<br />

Es gibt zahlreiche Beispiele, Modelle oder Methoden dafür, wie ein derartiger Raum<br />

gebender Unterricht aussehen, 95 und von denen man sich anregen lassen kann. Bei<br />

einer Übernahme von Methoden in Form von Rezepten sind bestenfalls kleine<br />

Anfangserfolge zu erwarten. Wirkliche und dauerhafte Erfolge setzen voraus, daß<br />

solche Methoden lediglich <strong>als</strong> Hilfen verstanden werden, um das eigene Verständnis<br />

von Unterricht, von Lernen und von den Schülern zu differenzieren. Der Erfolg etwa<br />

der Montessori-Pädagogik scheint u.a. auch dar<strong>auf</strong> zu beruhen, daß der Lehrer vom<br />

Unterrichtsgeschehen zurücktritt, daß er sich selbst im Zaum halten muß, ja, daß er<br />

lernen soll, von sich selbst abzusehen, sich zu vergessen. "So schafft er Raum für<br />

das zu Sehende“ 96<br />

und wird fähig, Schülern Freiheit für deren Entwicklung zu<br />

geben, wobei <strong>die</strong> Halt und Sicherheit vermittelnden Grenzen durch das Material und<br />

<strong>die</strong> <strong>auf</strong> Ordnung angelegte Organisation der Montessori-Schulen gegeben sind -<br />

wobei <strong>die</strong>se Ordnung in ihrer Tradition bereits erstarrt sein dürfte. Die Erfolge <strong>die</strong>ser<br />

ausgeprägten Ordnungserziehung haben jedoch immer sehr beeindruckt:<br />

"Bertrand Russell hatte seinen dreijährigen Sohn in eine Montessori-Schule<br />

geschickt und ‚festgestellt, daß er rasch ein disziplinierter Mensch wurde'. Er<br />

95 Vgl. z.B. Rogers 1974; Montessori 1976; Hellbrügge 1984; Dowsett 1980; Gaudig 1929;<br />

B. Otto 1952 (11913); Bossing 1942; Stevenson 1921.<br />

96 Vgl. Helming 1975, S. 174.<br />

242

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!