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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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keinesfalls jenes Streben nach Bewußtheit enthalten, sondern andere Ziele in den<br />

Vordergrund stellen. 88<br />

Im Rahmen staatlicher Schulsysteme ergibt sich ein weiteres Problem. Denn wie<br />

könnte der Staat für alle Schüler einer Nation ein Curriculum einrichten mit dem<br />

verbindlichen Ziel der Bewußtseins- oder Persönlichkeitsentwicklung? Da <strong>die</strong><br />

Schulen <strong>als</strong> <strong>Institution</strong>en ja von den Bürgern getragen werden müssen, d.h. ihrem<br />

Denken und Fühlen zumindest im Grundsatz entsprechen sollten, ist ein solches<br />

Ziel nicht einfach zu verordnen. Denn Menschen können auch andere Ziele haben,<br />

denen sie höchste Priorität zumessen. Ein staatliches Bildungssystem kann sich nur<br />

nach der Mehrheit richten. Es ist wie im traditionellen Unterricht, in dem sich der<br />

Lehrer auch immer an der Mehrheit und deren Wünschen, Kenntnissen oder<br />

Vorstellungen orientiert.<br />

Die Tatsache der verbreiteten Ablehnung der hier vertretenen Auffassung des Ziels<br />

der Selbständigkeit kann nach der Theorie der Formverursachung von Sheldrake 89<br />

erklärt werden. Danach ist ja davon auszugehen, daß <strong>die</strong> im Bereich der Bildung<br />

anzutreffenden Verhaltensformen, denen ja wenigstens teils implizite Ziele zugrunde<br />

liegen, beeinflußt sind durch das Verhalten von vielen Generationen von Lehrenden<br />

und Lernenden. Diese Verhaltensweisen – z.B. <strong>die</strong> Gewohnheit, nach dem Schulbuch<br />

zu unterrichten; <strong>die</strong> Lernenden in der Mehrheit für uninteressiert oder unintelligent<br />

zu halten; <strong>die</strong> Erfüllung des Lehrplans und einen geordneten Abl<strong>auf</strong> für<br />

wichtiger zu halten <strong>als</strong> <strong>die</strong> Entwicklung der Persönlichkeit der Lernenden; Disziplin,<br />

Fleiß und Konzentration zu fordern, <strong>die</strong> man selbst nur im notwendigsten Maß<br />

<strong>auf</strong>bringt usw. –, alle <strong>die</strong>se Verhaltensweisen bilden dann starke formverursachende<br />

Felder oder Formationen, in deren ausgefahrene Spuren (man kann sie <strong>als</strong> Ideologien,<br />

institutionelle Vorgaben, allgemein herrschendes Gedankengut, Lehrmeinungen<br />

usw. bezeichnen) das Denken und Verhalten von Lehrern, Eltern, Bildungspolitikern,<br />

Erziehungswissenschaftlern geradezu unweigerlich nach jedem Aufschwung,<br />

jedem Versuch der Neuerung mit magischer Kraft angezogen wird und<br />

wieder zurückkehrt. Solche formverursachenden Felder beeinflussen nicht nur das<br />

Erleben und Verhalten, sondern auch <strong>die</strong> Art der Argumente, <strong>die</strong>ses Verhalten zu<br />

verteidigen. Man kann das Ganze <strong>als</strong> ein sich selbst erhaltendes und verstärkendes<br />

88 Zur Interdependenz von Bildung, Gesellschaft und Individuum vgl. den Literaturüberblick<br />

von Strzelevicz 1979, S. 130 ff.<br />

89 Vgl. Sheldrake 1983; vgl. auch Kap. 6.1.1.<br />

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