Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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daß einfach ein Mißverständnis bzw. ein sehr einseitiges oder begrenztes<br />
Verständnis des Ziels der Selbständigkeit besteht.<br />
In der Regel sind in Schulen <strong>die</strong> Ziele und <strong>die</strong> Wege der Zielerreichung durch mehr<br />
oder weniger traditionell gegebene und gewohnte Schemata festgelegt. Selbständigkeit<br />
wird wesentlich <strong>als</strong> <strong>die</strong> Zustimmung der Lernenden zu <strong>die</strong>sen Zielen und<br />
Wegen und <strong>als</strong> <strong>die</strong> Erfüllung gegebener Aufgaben ohne äußeren Druck verstanden.<br />
Strebt man aber eine den individuellen Gegebenheiten entsprechende Entwicklung<br />
der Fähigkeiten, des Wissens oder der Persönlichkeit an, dann darf man nur einen<br />
mehr oder weniger allgemein bestimmten Rahmen von Bildungsmöglichkeiten<br />
vorgeben, innerhalb dessen der Einzelne eigene Ziele und Wege zu ihrer<br />
Erreichung wählen kann, wobei <strong>die</strong> innerhalb des Rahmens bereitgestellten<br />
Materialien ebenso wie <strong>die</strong> Lehrer, lediglich Hilfe und Anregung geben. 84<br />
Ein wesentliches Ziel selbstbestimmten Lernens ist <strong>die</strong> Bewußtwerdung von Zusammenhängen.<br />
Im Unterschied zum üblichen Schulunterricht kann hier berücksichtigt<br />
werden, daß am ehesten da etwas bewußt wird, wo zuvor eine Unklarheit gefühlt<br />
wurde, wo eine Frage war. Eine Frage zu haben, bedeutet Interesse an etwas zu<br />
haben. Eigene Interessen zu verfolgen, ist etwas, das sich nicht gut in ein detailliert<br />
vorgegebenes Curriculum einpassen läßt. Vom Curriculum abweichende Interessen<br />
bilden daher für <strong>die</strong> übliche schulische Organisation eher Störfaktoren. Darüber<br />
hinaus bedeutet <strong>die</strong> Verfolgung eigener Interessen, daß <strong>die</strong> Lernenden mehr oder<br />
weniger eigene Wege gehen, und daß sie Ordnungsschemata finden werden, <strong>die</strong><br />
wenigstens teilweise individuelle Züge <strong>auf</strong>weisen. 85<br />
All <strong>die</strong>s ist zweifellos etwas Ungewöhnliches im Rahmen der meisten Bildungsinstitutionen.<br />
Aber wo immer Versuche <strong>die</strong>ser Art durchgeführt worden sind, scheint<br />
der Erfolg <strong>die</strong>sen Ansatz zu bestätigen, wie in dem weiter oben erwähnten Beispiel<br />
oder in Montessori-Schulen oder auch an Hochschulen. 86 In der jüngeren Ge-<br />
84 Dies ist ein Grundsatz z.B. von Montessori-Schulen, aber auch in den staatlichen Schulen<br />
scheinen hier offenbar entsprechende Wandlungen im Gang zu sein, wie man an den<br />
neuen Richtlinien für <strong>die</strong> Grundschulen in Nordrhein-Westfalen erkennen kann. Vgl. Der<br />
Kultusminister von NordrheinWestfalen 1985.<br />
85 Dies ist verbunden mit intrinsischer Motivierung und dem Streben nach Autonomie. Dem<br />
Streben nach Autonomie wird besonders auch im Fernstudium große Bedeutung beigemessen.<br />
Vgl. z.B. Holmberg 1985, S. 16-18.<br />
86 Vgl. hierzu Bert/Guhlke 1977; zur Montessori-Pädagogik vgl. beispielsweise Montessori<br />
1976; Helming 1975. Über eine Reihe verschiedener Versuche selbständigen Lernens an<br />
Schule und Hochschule, einschließlich einer theoretischen Untermauerung, berichtet<br />
Rogers 1974.<br />
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