Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

8. DER EINFLUSS VON SCHULE UND LEHRERN
8.1 Grenzen und Möglichkeiten von Bildungsinstitutionen
Institutionen sind nur teilweise etwas konkret Faßbares. In gewisser Weise könnte
man sagen, daß sie in jedem Moment aufs Neue geschaffen und aufrechterhalten
werden durch die Annahmen oder Zuschreibungen, die die Einzelnen sich von ihnen
machen. Diese Prägung des Denkens, Fühlens und Handelns gewährleistet die
regelhaften Beziehungen des Einzelnen in bestimmten Einrichtungen, die dadurch
die Stabilität erhalten. Die meisten unserer Institutionen sind lediglich in schriftliche
Regeln und Anweisungen gegossene Verfestigungen und Verhärtungen solcher
Gewohnheiten oder Traditionen. Institutionen sind so das Werk der Zusammenarbeit
zahlreicher Individuen – und zwar über viele Generationen hinweg –, die,
indem sie irgendwelchen ihnen sinnvoll scheinenden Zielen, Gewohnheiten, Annahmen
folgen, diese Einrichtungen mitschaffen, verfestigen und erhalten.
Allerdings haben die so geschaffenen Institutionen auch ein Eigenleben und üben
sehr deutliche und weitreichende Einflüsse auf die Individuen aus, formen ihre Ziele,
ihre Hoffnungen, ihren Glauben, ihr Verhalten. So ist es nicht verwunderlich, daß in
Bildungsinstitutionen die Selbständigkeit von Individuen vor allem im Hinblick auf
den Erhalt der Institutionen selbst beurteilt und beeinflußt wird. Den meisten
Institutionen kommt also - aus der Sicht des "fortschrittlich" gesinnten Individuums -
in hohem Maße ein retardierendes Moment zu bzw. - aus der Sicht des eher
konservativ gesinnten Individuums - eine Funktion der Stabilisierung.
8.1.1 Selbständigkeit als Bildungsziel
Eine grundlegende Bedingung der Entwicklung individueller Bewußtheit ist, so
wurde oben (vgl. Kap. 7.1) ausgeführt, die Gewährung von Freiräumen, die
selbstbestimmtes Handeln bzw. Selbständigkeit ermöglichen. Nun geben die
meisten Bildungsinstitutionen vor, eines ihrer wesentlichen Ziele sei die Förderung
von Selbständigkeit. In gewisser Weise mag das durchaus zutreffen, aber das
bedeutet nicht, daß man auch danach handelt. Man kann es aber auch so sehen,
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