Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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woben sind und sich gegenseitig vollkommen durchdringen, bleiben sie doch<br />
eine freifließende Anwesenheit durchscheinender Konturen und Oberflächen.<br />
Jede Verwicklung, jedes Zusammentreffen ist ein tiefes und geheimnisvolles<br />
Spiel von zentraler Wichtigkeit, welches das nicht nachweisbare, mittelpunktlose<br />
Zentrum der Wirklichkeit markiert. Jede individuelle Anwesenheit ist<br />
<strong>die</strong>ses unbegrenzte, mittelpunktlose Zentrum ... RAUM.“ 72<br />
Als Beispiel für <strong>die</strong>se gewährenlassende Wirkung erweiterter Räume der Wahrnehmung<br />
sei hier eine Erfahrung eines Grundschullehrers wiedergegeben, nachdem er<br />
solche Übungen gemacht hatte.<br />
"Ich saß im Garten, wo <strong>die</strong> Kinder spielten. Ich sah ihnen zu, wie sie umherrannten,<br />
mit dem Fussball spielten, oder auch wie sie manchmal ganz in<br />
meiner Nähe saßen. Dann begann ich plötzlich, einen größeren Zusammenhang<br />
wahrzunehmen. Ich sah jetzt all <strong>die</strong>se Wesen sich bewegen, <strong>als</strong> seien<br />
wir alle Zellen eines größeren Organismus. Und ich spürte auch eine Ahnung,<br />
<strong>die</strong> wir Schicksal nennen, (<strong>die</strong> aber nichts mit menschlicher Freiheit zu tun<br />
hat), <strong>als</strong> wenn man unter einem Mikroskop <strong>die</strong> Bewegungen eines Mikroorganismus<br />
beobachtet und gleichzeitig spürt, dass das alles Teil eines größeren<br />
Entwurfes und Musters ist. Ich spürte plötzlich große Freude, ein Gefühl der<br />
Befreiung von allen Emotionen. Wenn ich mich jeweils an <strong>die</strong>se Erfahrung<br />
erinnere, schmilzt ein Teil meiner Steifheit und Angst, und ich spüre mehr<br />
direkten Kontakt mit anderen." 73<br />
Wir sehen <strong>als</strong>o, wie derartige Übungen dazu beitragen, das individuelle Bewußtsein,<br />
das so <strong>auf</strong> <strong>die</strong> täglichen Wahrnehmungen, Sichtweisen und Theorien eingerastet ist,<br />
zu lockern, es flexibel und weit zu machen, so daß es schließlich möglich wird, <strong>die</strong><br />
Wahrnehmungen höherer Zentren <strong>auf</strong>zunehmen, d.h. ihrer bewußt zu sein. Es ist,<br />
<strong>als</strong> würden wir ein Loch in jene Mauer schlagen, <strong>die</strong> uns aber auch vor dem<br />
Unbegrenzten in uns sichert. Doch manchmal erhaschen einige dort einen kurzen<br />
und überwältigenden Eindruck unseres überbewußten Seins.<br />
Das vielleicht größte Hindernis für <strong>die</strong> Erreichung <strong>die</strong>ses Zieles kann in der<br />
beständigen Aktivität des Denkens gesehen werden. Sobald irgendetwas sich regt,<br />
tritt es sofort in Aktion und meint, <strong>die</strong> Sache analysieren zu müssen. Übungen, wie<br />
sie oben dargestellt wurden, sollen <strong>die</strong>ser einengend zugreifenden Einstellung<br />
entgegenwirken und ein Geschehenlassen herbeiführen. Das Bewußtsein wird<br />
schließlich zu etwas wie einer "reflektierenden Oberfläche", wie eine Art Spiegel<br />
72 Tulku 1983, S. 23.<br />
73 Zit. Nach Ferucci 1986, S. 279-280.<br />
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