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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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<strong>die</strong> Wahrnehmung von Schmerzen oder von störendem Lärm. Hier ist es allerdings<br />

nicht <strong>die</strong> Identifikation mit dem personalen Selbst, sondern <strong>die</strong> Identifikation mit<br />

einer Arbeit, mit einer Idee.<br />

Das bloße Wissen, daß man nicht identisch ist mit seinem Körper, seinen Gefühlen,<br />

Wünschen und Gedanken, ist keine Erfahrung des personalen Selbst. Diese Erfahrung<br />

kann sich aber allmählich entwickeln. Um sie zu erreichen, scheint <strong>die</strong> Übung<br />

in häufig wiederholter Dis-Identifikation ein nicht unwirksames Mittel. Voraussetzung<br />

<strong>die</strong>ser Übung allerdings ist eine gewisse Fähigkeit der Selbst-Beobachtung, <strong>als</strong>o<br />

einer gewissen Distanz zu seinen Gedanken und Gefühlen. Immer wieder, wenn<br />

man gerade spürt, daß man dr<strong>auf</strong> und dran ist, sich z. B. in einer Diskussion zu<br />

engagieren, ein Gefühl oder einen Wunsch übermächtig werden fühlt, versucht man,<br />

eine größere Distanz zu erzeugen, indem man sich sagt, "ich habe ein Argument,<br />

aber ich bin nicht jenes Argument (<strong>als</strong>o hängt auch nichts davon ab, es so engagiert<br />

zu verteidigen, ich will viel lieber in Ruhe sehen, was <strong>die</strong> anderen zu sagen haben<br />

und was wirklich von Bedeutung ist usw.)". Je konsequenter und über je längere Zeit<br />

man <strong>die</strong>s durchführt, umso deutlicher und stabiler wird das Wissen und schließlich<br />

<strong>die</strong> unmittelbare Erfahrung, daß man ein Selbst, ein Zentrum reinen Bewußtseins ist<br />

und nicht alle jene Objekte, <strong>die</strong> es wohl beobachten und handhaben kann, aber <strong>die</strong><br />

es nicht eigentlich ist.<br />

Derartige Übungen sind keineswegs immer harmlos. Insbesondere Personen mit<br />

einer starken Neigung zur Selbstanalyse könnten dadurch zu einer ungesunden<br />

Beschäftigung mit sich selbst verleitet werden und sie von der von ihnen <strong>als</strong><br />

anstrengend empfundenen Teilnahme an der äußeren Welt noch mehr entfernen. 63<br />

Auch bei Neigung zu Zwangsneurosen oder einfach zu Grübelei könnte es zu<br />

Gefährdungen in <strong>die</strong>ser Richtung kommen. Überhaupt kann es <strong>als</strong> unerwünscht<br />

betrachtet werden, wenn durch distanzierende Übungen das "Ego-Involvement"<br />

geschwächt wird.<br />

Das Ziel solcher Dis-Identifikations-Übungen ist jedoch nicht in einer dauerhaften<br />

Distanzierung zu sehen, sondern in einer immer umfassenderen Synthese der Persönlichkeit.<br />

64 Da <strong>die</strong>ser Synthese aber <strong>die</strong> sehr starke Identifikation mit Teilbereichen<br />

entgegensteht, ist zunächst eine Disidentifikation erforderlich. Außerdem ist<br />

63 Vgl. Assagioli 1984, S. 122-124<br />

64 Vgl. Assagioli 1984, S. 123.<br />

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