Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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dürften durchaus Gewinn daraus ziehen können. Diana Whitmore hat sogar<br />
versucht, derartige Übungen in eine für den Klassenunterricht geeignete Form zu<br />
bringen. 61<br />
Aber was den Klassenunterricht betrifft, so kann man starke Zweifel<br />
haben, ob eine Zwangsgemeinschaft, wie sie eine Schulklasse ja immer darstellt,<br />
der geeignete Rahmen für derartige Übungen sein kann und darf. Aber natürlich<br />
kann es, je nach Organisationsform einer Schule, möglich sein, freiwillige Gruppen<br />
zu bilden. In <strong>die</strong>ser Form dürfte nur noch wenig dagegen einzuwenden sein.<br />
Um ein deutlicheres Empfinden des personalen Selbst zu entwickeln, wird folgende<br />
Übung der Selbst-Beobachtung empfohlen 62 :<br />
Man beobachtet zunächst für einige Zeit seinen Körper. Man versucht einfach<br />
nur festzustellen, welche Empfindungen der Körper vermittelt, <strong>die</strong> Füße, <strong>die</strong><br />
den Boden berühren, der Kontakt von Stuhl und Körper, <strong>die</strong> Berührung der<br />
Kleidung, das Schlagen des Herzens, der Atem usw.<br />
Man geht dann über zur Beobachtung der Gefühle, der positiven wie der<br />
negativen: man läßt sein Gefühlsleben an sich wie <strong>auf</strong> einer Leinwand<br />
vorübergleiten und beobachtet ohne jede Wertung, was da ist. Als nächstes<br />
betrachtet man seine Wünsche, dann seine Gedanken, seine Urteile und<br />
Vorurteile (soweit sie sich zeigen), seine Meinungen, Argumente usw.<br />
Schließlich konzentriert man sich im Beobachter, denn Beobachter und<br />
Beobachtetes können nicht dasselbe sein. Das, was beobachtet, einfach nur<br />
bewußt wahrnimmt, was geschieht oder <strong>auf</strong> jener imaginären Leinwand<br />
vorüberzieht, das ist das Selbst, oder zumindest ist es eine leise Andeutung<br />
davon.<br />
Es ist natürlich sehr einfach wahrzunehmen, daß man einen Körper hat, aber nicht<br />
<strong>die</strong>ser Körper ist. Sowie man sich aber z. B. müde fühlt, sagt man sofort, "Ich" bin<br />
müde. Man identifiziert sich unmittelbar mit dem Empfinden der Müdigkeit, des<br />
Schmerzes usw.<br />
Wenn es möglich ist, das Bewusstsein im Selbst zu konzentrieren, müßte es<br />
prinzipiell möglich sein, sich nicht müde zu fühlen, obgleich man <strong>die</strong> Müdigkeit des<br />
Körpers wahrnehmen würde. Tatsächlich kennt fast jeder <strong>die</strong> Erfahrung, wie schnell<br />
eine unüberwindlich scheinende Müdigkeit verschwinden kann, sobald ein Interesse<br />
an einer Sache stark genug ist, genügend Aufmerksamkeit <strong>auf</strong> sich zu ziehen und<br />
<strong>die</strong> Wahrnehmung der Müdigkeit in den Hintergrund zu drängen. Das gilt auch für<br />
61 Vgl. Whitmore 1986, S. 165f.<br />
62 Vgl. Assagioli 1984, S. lllff.; Ferrucci 1982, S. 66-67.<br />
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