Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

gebundenen Form entwickelt bzw. vorhandene Übungen abgewandelt und
erprobt. 55
Ich will im folgenden auf einige der im Rahmen der Psychosynthese benutzten
Übungen eingehen. 56
Die erste Fähigkeit, die als wesentlich erachtet wird, ist
Konzentration auf einen inneren oder vorgestellten Gegenstand. Bei sinnlichen
Gegenständen oder auch beim Aufschreiben von Gedanken wird die Konzentration
von außen durch den Gegenstand oder das Symbol bzw. die Symbolfolge gelenkt.
Das ist, wie man leicht ausprobieren kann, einfacher als die Konzentration auf
vorgestellte Gegenstände oder Vorgänge, wenn diese Konzentration eine Weile
(fünf bis zehn Minuten) ohne Störungen aufrechterhalten werden soll. Ferrucci
schlägt also vor, sich mit geschlossenen Augen z. B. einen Füller vorzustellen, der
den eigenen Namen schreibt, oder farbige Figuren wie einen violetten Zirkel, einen
blauen Fünfstern usw. Diese Übung wird auf alle anderen Sinnesempfindungen
angewandt. Es kommt darauf an, daß die Vorstellung klar und deutlich ist und stabil
bleibt. 57
Beispiel:
Für den möglichen Nutzen solcher Übungen gibt ein Lehrer folgendes
"Ich ließ ein zwölfjähriges Mädchen Visualisierungs-Übungen mit geometrischen
Formen und Ziffern machen. Zu jenem Zeitpunkt hatte das Mädchen
große Schwierigkeiten in der Schule, vor allem in Englisch und Mathematik
hatte sie schlechte Noten. Sie fand es zum Beispiel schwierig, die Präsensformen
des englischen Verbs 'to be' zu lernen. Ich sagte ihr, sie solle eine
Wandtafel visualisieren und sich vorstellen, sie schriebe die englischen und
italienischen Formen dieses Verbs darauf. Anschließend solle sie zwei- bis
dreimal das lesen, was sie visualisiert hatte. Nach kurzer Zeit hatte sie bereits
gelernt, die Verbformen perfekt im Gedächtnis zu behalten. Diese Erfahrung
beeindruckte sie so sehr, dass sie seither jedes Mal, wenn sie Gedächtnisschwierigkeiten
hat, Visualisierungs-Übungen anwendet. In anderen Fächern
wie zum Beispiel in der Mathematik und Geometrie nahm sie die Haltung 'ich
kann nicht' ein und verlor dann das Interesse am Fach. Nachdem sie
während einiger Tage die Übungen gemacht hatte, sah ich eine grundlegende
Veränderung in ihrem Verhalten in der Schule. Sie war aufmerksam, und
wenn ihr dies einmal nicht gelang, kam sie zu mir und verlangte Erklärungen,
55 Vgl. Assagioli 1984; Ferrucci 1982 und zur Anwendung der Psychosynthese im Bereich
der Erziehung Whitmore 1986.
56 Man findet sie mehr oder weniger, in der Form jeweils verändert, z.B. auch bei Vivekananda
1977 oder bei Steiner 1961, 1962 und bei vielen anderen
57 Vgl. Ferrucci 1982, S. 29f.
216