Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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"eigenen" Gedanken kommen. Man findet dann, daß sie in der Regel irgendwelchen<br />
allgemein bzw. in einem Fachgebiet verbreiteten Theorien, Ideen, Auffassungen<br />
usw. entsprechen, daß das, was wir <strong>als</strong> unsere individuelle Vernunft bezeichnen,<br />
Teil einer Art des Denkens ist, <strong>die</strong> unser Zeitalter <strong>als</strong> gültig empfindet. Wir verstehen<br />
allmählich, daß das, was wir <strong>als</strong> unser Denken empfinden, mehr oder weniger das<br />
Erzeugnis eines allgemeinen gesellschaftlichen oder universalen Mentalen und der<br />
darin gerade vorherrschenden Strukturen ist. In gleicher Weise kann man sein<br />
Fühlen und Wollen, seine Bewegungen, <strong>die</strong> Reaktionen der Organe <strong>auf</strong> Nahrung,<br />
Alkohol usw. beobachten und analysieren. Das Ergebnis einer derartigen <strong>auf</strong> das<br />
Innere gerichteten systematischen Beobachtung und Analyse erzeugt allmählich<br />
eine Distanz zu den psychischen Vorgängen, d.h. daß <strong>die</strong> Funktionen oder<br />
Fähigkeiten des inneren oder personalen Selbst sich entwickeln. Es entfaltet sich<br />
<strong>als</strong>o eine Instanz, <strong>die</strong> hinter oder über der Instanz des Ich - des sich in unbewußten<br />
Abläufen identifizierenden Denkens, Fühlens, Wollens, Handelns - steht und <strong>die</strong>se<br />
beobachtet.<br />
Man kann <strong>die</strong>s im übrigen in gewissem Ausmaß auch bei der wissenschaftlichen<br />
Analyse externer Phänomene feststellen. In der Regel ist mit der Beobachtung<br />
eines Ereignisses oder dem Hören einer Aussage oder Behauptung unmittelbar eine<br />
Bewertung verbunden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bedeutung <strong>die</strong>ses Ereignisses oder <strong>die</strong>ser Aussage<br />
für einen selbst bestimmt. Die wissenschaftliche Bemühung um Objektivität aber<br />
führt allmählich zu einer stärker distanzierten, vorurteilslosen Beobachtung. Die<br />
bewertende Funktion wird zu einem gesonderten Vorgang, der in einem zusätzlichen<br />
Prozeß durchgeführt wird.<br />
Der Unterschied zwischen Selbstbeobachtung, <strong>die</strong> ein Weg zur Selbst-Bewußtheit<br />
ist, und Wissenschaft, <strong>die</strong> man <strong>als</strong> Weg zur Objekt-Bewußtheit bezeichnen kann,<br />
besteht nur im Objekt, <strong>auf</strong> das sich <strong>die</strong> Bemühungen um Erkenntnis richten. Man<br />
könnte <strong>als</strong>o sehr wohl von der Wissenschaft der Selbst-Erkenntnis sprechen. Wie in<br />
jeder Wissenschaft, müssen auch hier zunächst <strong>die</strong> ihr eigenen Methoden erlernt<br />
und geübt werden. Ihre Anwendung führt zu Ergebnissen, <strong>die</strong> man mit den<br />
Ergebnissen anderer, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> demselben Gebiet arbeiten, vergleichen kann. Das<br />
Ziel ist, <strong>die</strong> Wahrheit über <strong>die</strong>se inneren Zustände zu erfahren, <strong>als</strong>o immer tiefer zu<br />
gehen, <strong>die</strong> Methoden immer mehr zu verfeinern, um schließlich Dinge zu erfahren,<br />
<strong>die</strong>, wenn andere sie einem erzählten, ohne daß man selbst sich damit befaßt hätte,<br />
man nur glauben oder ablehnen kann, wie eben auch <strong>die</strong> Ergebnisse der<br />
Wissenschaft von der externen Welt. Vivekananda stellt <strong>die</strong>s anschaulich dar:<br />
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