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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Einstein hat es wohl wie nur wenige verstanden, sich von angestrengter Fixierung<br />

<strong>auf</strong> eine Sache frei zu machen, sich in Ruhe zu sammeln und in stiller und unverspannter<br />

Konzentration <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Lösung eines Problems zu warten. Sein Biograph<br />

und Mitarbeiter Banesh Hoffmann erlebte das so:<br />

"Manchmal entstand während der Arbeit völlige Verwirrung. Bei solchen<br />

Gelegenheiten, wenn selbst <strong>auf</strong>geregte Diskussionen den toten Punkt nicht<br />

überwinden konnten, pflegte Einstein in seinem drolligen Englisch - er konnte<br />

das englische th nicht aussprechen - ruhig zu sagen: 'I will a little tink' - 'ich<br />

will ein wenig nachdenken'; und in der plötzlichen Stille ging er langsam <strong>auf</strong><br />

und ab oder im Kreise herum und spielte dabei mit einer Haarlocke, <strong>die</strong> er um<br />

seinen Zeigefinger wickelte. Sein Gesichtsausdruck war träumerisch, weit<br />

entrückt und doch nach innen gerichtet - keinerlei Anzeichen von Anstrengung<br />

oder intensiver Konzentration, keine Spur mehr von der vorangegangenen<br />

<strong>auf</strong>geregten Diskussion, nur ruhige innere Einkehr - Einstein in größter<br />

Arbeitsintensität. So verstrichen Minuten - dann wandte er sich plötzlich der<br />

Welt wieder zu und beantwortete <strong>die</strong> Schwierigkeit lächelnd, ohne allerdings<br />

auch nur andeutungsweise zu verraten, was für Überlegungen - wenn es sich<br />

dabei überhaupt um solche gehandelt hatte - ihn zu seiner Lösung geführt<br />

hatten.“ 49<br />

Es gibt eine sehr große Zahl von Äußerungen oder Berichten, <strong>die</strong> zeigen, daß <strong>die</strong><br />

Lösungen großer Probleme nur zum Teil durch <strong>die</strong> Persönlichkeit und deren<br />

Bemühungen zustandekommen. Manchen Künstlern scheint sehr bewußt zu sein,<br />

daß das Ergebnis ihres Tuns zum größeren Teil nicht von ihnen abhängt, ja, daß sie<br />

eher so etwas wie ein Medium darstellen. So beschreibt etwa der Dichter John<br />

Masefield eine Zeit seines Lebens, in der seine Inspiration versiegt zu sein schien<br />

und in der er nicht in der Lage war, etwas Wertvolles zu produzieren. Aber eines<br />

Tages, während eines Spaziergangs übers Land, bei dem er sich ganz entspannt<br />

fühlte, sagt er zu sich: "Nun werde ich ein Gedicht über einen Schuft machen, der<br />

bekehrt wird. Unmittelbar dar<strong>auf</strong> erschien mir das Gedicht in seiner vollständigen<br />

Form, jedes Detail war klar und deutlich." Nach seiner Rückkehr brauchte er das<br />

Gedicht nur niederzuschreiben, "und <strong>die</strong> ersten Zeilen flossen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Seite, so<br />

schnell, wie ich sie niederschreiben konnte.“ 50<br />

Zusammenfassend kann <strong>als</strong>o gesagt werden, daß <strong>die</strong> Erfahrung des personalen<br />

und überbewußten Selbst nicht etwas ist, das man nur durch eigene Bemühungen<br />

zustande bringen kann, auch wenn <strong>die</strong>se eine unabdingbare Voraussetzung sind.<br />

49 Hoffmann 1978, S. 272-273.<br />

50 Masefield 1952, S. 139-140 (zit. nach Stace 1961, S. 82).<br />

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