Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

F: Was kommt Ihnen als Entsprechung für die Worte Gott, Himmel, Engel
usw. in den Sinn?
A: Überhaupt nichts. Ich bin ein Mensch ohne Religion. Diese Worte meinen
nur mythischen Quatsch.
F: Hatten Sie irgendwelche Erfahrungen, die durch Vorsehung bestimmt zu
sein schienen?
A: Überhaupt keine. Es gibt keine Agentur mit Überwachungsfunktion. Ein
bißchen vernünftige Beobachtung, ebenso wie Kenntnis wissenschaftlicher
Gesetze, wird einen jeden von dieser Tatsache überzeugen.
F: Welche Dinge haben den stärksten Einfluß auf Ihre Emotionen?
A: Lebendige Lieder und Musik; Klavier lieber als ein Oratorium. Ich liebe
Scott, Burns, Byron, Longfellow, besonders Shakespeare, usw. ... und alle
Lieder, die moralisch sind und die seelisch stärken, aber vor Wischiwaschi-
Hymnen hege ich Abscheu. Sehr liebe ich die Natur, besonders gutes
Wetter, und bis vor wenigen Jahren machte ich regelmäßig sonntags eine
Wanderung aufs Land, oft zwölf Meilen lang, ohne zu ermüden und radelte 40
oder 50. Mit dem Fahrrad habe ich aufgehört. Ich gehe niemals zur Kirche,
höre aber Vorträge an, wenn gute angeboten werden. Alle meine Gedanken
und Überlegungen sind von einer kräftigen und fröhlichen Art gewesen, denn
statt Zweifel und Furcht sehe ich die Dinge wie sie sind; denn ich strebe
danach, mich meiner Umwelt anzupassen. Dies betrachte ich als das tiefste
Gesetz. Die Menschheit ist ein progressives Lebewesen. Ich bin überzeugt, in
1000 Jahren wird es einen großen Fortschritt über seinen gegenwärtigen
Status hinaus gemacht haben. ... Wir sollten daran denken, daß in 1.000.000
Jahre Gleichheit, Gerechtigkeit und eine gute Ordnung des Geistes und des
Körpers eine solche organisierte Festigkeit gewonnen haben werden, daß
niemand mehr irgendeine Vorstellung von Übel oder Sünde haben wird.
F: Wie ist Ihr Temperament?
A: Sensibel, aktiv, hellwach, geistig und körperlich. Es tut mir leid, daß die
Natur uns gelegentlich zum Schlafen zwingt." 43
Eine geistige Haltung dieser Art schließt einen Menschen in sich ein. "Seine
Zufriedenheit mit dem Endlichen schirmt ihn", wie James es formuliert, "von jeder
morbiden Unzufriedenheit über seine Entfernung vom Unendlichen ab.“ 44 Es gibt
jedoch auch viele Menschen, insbesondere in der Adoleszenz, aber auch im
späteren Lebensalter, die nicht über eine derartige, in gewisser Hinsicht beneidenswerte
Sicherheit und erdverbundene Einfachheit ihres Weltbildes verfügen, sondern
vielmehr immer neue Fragen haben.
43 Zit. nach James 1979, S. 100-102.
44 ebenda, S. 102.
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