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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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selten gegen den Organismus gerichtet sein; der Verstand kann wünschen, daß<br />

eine bestimmte Arbeit erledigt wird, während ein weiterer Wesensteil sich gegen<br />

<strong>die</strong>se Arbeit sträubt und andere Befriedigungen sucht. Ängste oder Ärger und<br />

sonstige emotional sich äußernde Kräfte oder Energien können den Einzelnen<br />

überfallen; auch wenn er <strong>die</strong>se Dinge in einem anderen Teil seiner Person ablehnt,<br />

gelingt es ihm vielleicht nicht, sich erfolgreich gegen sie zu wehren. Eine starke<br />

Persönlichkeit wie Dostojewski fühlte sich jahrelang von einem Spieltrieb besessen,<br />

gegen den er verzweifelt ankämpfte und doch immer wieder unterlag. Nachdem er<br />

wieder einmal alles, was er besaß, verspielt hatte, machte er <strong>die</strong> innere Erfahrung,<br />

daß <strong>die</strong> Sucht zu spielen von ihm genommen sei. Er bezeichnete <strong>die</strong>s <strong>als</strong> ein<br />

Wunder, das nicht er selbst bewirkt habe. 36 Das zeigt, daß es Möglichkeiten der<br />

Überwindung von Uneinheitlichkeiten innerhalb der Person gibt, wie auch immer<br />

<strong>die</strong>se Vereinheitlichung zustandekommen mag. Diese Uneinheitlichkeit kann vor<br />

allem in schweren Fällen vom Individuum sehr deutlich <strong>als</strong> Zerrissenheit, <strong>als</strong><br />

Störung erlebt bzw. erlitten werden.<br />

Diese Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Sie zeigen, daß der Mensch weder<br />

eine Einheit ist, noch daß der einzelne immer über eine Steuerungsinstanz verfügt,<br />

<strong>die</strong> klar über <strong>die</strong> verschiedenen Tendenzen bestimmen könnte. Die Psychologen<br />

zogen daraus den Schluß, daß das, was wir <strong>als</strong> persönliche Entscheidungen<br />

bezeichnen, nichts weiter sei, <strong>als</strong> <strong>die</strong> Ergebnisse von miteinander konfligierenden<br />

psychologischen Kräften, von denen <strong>die</strong> jeweils stärkeren den Sieg davontrügen.<br />

Wir brauchen hier nicht anzunehmen, daß das immer so sein müsse (es wird später,<br />

in Kap. 5.4 noch ausführlicher dar<strong>auf</strong> zurückzukommen sein), aber der Schluß<br />

zumindest dürfte gerechtfertigt sein, daß <strong>die</strong> Herrschaft, <strong>die</strong> wir bewußt über uns<br />

und unser Tun ausüben, begrenzt ist und daß auch das Bewußtsein dessen, was<br />

wir sind und was in uns vorgeht, ebenfalls mehr oder weniger begrenzt ist.<br />

1.2 Probleme <strong>auf</strong>grund individueller Bewußtseinsbegrenzungen<br />

Bedenkt man, zu welchen Störungen oder Disharmonien <strong>die</strong>ses begrenzte<br />

Bewußtsein unseres Selbst und folglich <strong>die</strong> begrenzte Beherrschung unserer selbst<br />

führen kann, dann legt <strong>die</strong>s den Gedanken nahe, daß <strong>die</strong>se Begrenzungen auch <strong>die</strong><br />

Ursache für soziale Probleme sind, für einen f<strong>als</strong>chen Umgang mit Dingen,<br />

36 Vgl. hierzu Dostojewskaja 1985.<br />

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