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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Individuum angelegte Steuerungsinstanz vorhanden ist, <strong>die</strong>, in welche Situation wir<br />

auch immer kommen mögen, irgendwie <strong>die</strong> möglichen Richtungen weist. Diese<br />

Interpretation stützt sich <strong>auf</strong> eine Äußerung Goethes, <strong>die</strong> er Eckermann gegenüber<br />

bezüglich seines Wilhelm Meisters machte: "Denn im Grunde scheint doch das<br />

Ganze nichts anderes sagen zu wollen, <strong>als</strong> daß der Mensch, trotz aller Dummheiten<br />

und Verwirrungen, von einer höheren Hand geleitet, doch zum glücklichen Ziel<br />

gelange." 41<br />

Und in einem Brief schreibt Goethe von sich selbst, daß er "zeitlebens getrachtet"<br />

habe, sich zur Vollkommenheit hin zu entwickeln. Er fügt dem eine Bemerkung an,<br />

<strong>die</strong> verdeutlicht, daß <strong>die</strong>s nicht allein durch eigene Kraft geschehen könne: "denn<br />

wie kommt man in der Beschränkung seiner Individualität wohl dahin, das Vortrefflichste<br />

gewahr zu werden?“ 42 Man kann daraus wiederum schließen, daß Bewußtseinsentwicklung<br />

auch für Goethe ein verborgenes Selbst vorauszusetzen scheint.<br />

7.2.2 Offenheit für das Unbekannte<br />

Wer nicht so wie Faust bei Goethe zum Suchen - oder auch, wie Kierkegaard, zum<br />

Grübeln - neigt, eher zufrieden ist und seine Interessen, Fähigkeiten und seine<br />

Tüchtigkeit <strong>auf</strong> das begrenzt, was vorfindbar ist, wird kaum wünschen, Dinge zu<br />

unternehmen, <strong>die</strong> dar<strong>auf</strong> gerichtet sind, <strong>die</strong> Entwicklung erweiterter Bewußtseinszustände<br />

zu begünstigen. James zitiert <strong>als</strong> Beispiel hierfür ein Dokument, das <strong>als</strong><br />

Antwort <strong>auf</strong> eine Rundfrage (von Starbuck) eingegangen ist.<br />

"F(rage): Was bedeutet Ihnen Religion?<br />

A(ntwort): Nichts; und sie scheint, soweit ich beobachten kann, nutzlos für<br />

andere. Ich bin 67 Jahre alt und habe in X 50 Jahre gewohnt, und habe 45<br />

Jahre im Geschäftsleben gestanden, folglich habe ich so etwas Erfahrung im<br />

Leben ... Ich glaube überhaupt und ganz und gar nicht an Gott. Die Gottesvorstellung<br />

wurde in einem Zustand der Unkenntnis, Furcht und eines<br />

allgemeinen Mangels an der Naturerkenntnis erworben. Wenn ich jetzt in für<br />

mein Alter guter Gesundheit, sowohl geistig <strong>als</strong> auch körperlich, sterben<br />

müßte, würde ich ebensogerne, ja lieber, sterben mit einem herzlichen Vergnügen<br />

an Musik, Sport oder irgendeinem anderen vernünftigen Zeitvertreib.<br />

Wir sterben, wie ein Zeitraum vergeht - ohne daß es in irgendeinem Sinne<br />

Unsterblichkeit gäbe.<br />

41 Eckermann 1976, 18. Januar 1825, S. 142.<br />

42 Goethe in einem Brief an Sulpiz Boisseree, zit. nach Boerner 1964, S. 134.<br />

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