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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Wenn es <strong>als</strong>o eine derartige Verbindung durch nur graduell verschiedene Stufen in<br />

fortschreitender Folge gibt, dann könnten wir <strong>auf</strong> dem Weg von Selbständigkeit über<br />

Selbst-Bewußtheit nach und nach zu transpersonaler Bewußtheit gelangen. Dies<br />

könnte zugleich <strong>die</strong> Richtung des möglicherweise noch unabgeschlossenen<br />

Evolutionsprozesses der Menschheit andeuten. 35 Doch geht es hier um das Werden<br />

der individuellen Persönlichkeit. Für jede individuelle Entwicklung - sei es nun <strong>die</strong><br />

Entwicklung musischer oder intellektueller Kräfte - scheinen gewisse Anlagen eine<br />

notwendige Voraussetzung. 36 Hinzu kommen dann aber <strong>die</strong> Anregungen durch <strong>die</strong><br />

Umwelt (wobei dahinter, wie wir versucht haben zu zeigen, wieder andere Kräfte<br />

stehen) und eine Bereitschaft des Individuums, gewisse Ziele überhaupt verfolgen<br />

zu wollen. Ist man mehr oder weniger zufrieden und erfüllt von dem, was das Leben<br />

zu bieten hat, besteht schließlich kein Grund, in irgendeiner Weise darüber hinaus<br />

nach etwas ganz anderem suchen zu wollen. Ein unstillbares Bedürfnis nach etwas<br />

Absolutem, das mit nichts bloß Vorübergehendem, Wechselndem zu befriedigen ist,<br />

scheint <strong>die</strong> notwendige individuelle Voraussetzung zu sein. Was man dann findet<br />

und welche Wege man geht, das wird sicher von den äußeren Umständen<br />

mitbestimmt.<br />

Wie beides zusammenwirkt, kann man am Beispiel von Goethes Faust erkennen.<br />

Obwohl er schon alles stu<strong>die</strong>rt hat und mehr weiß "<strong>als</strong> alle <strong>die</strong> Laffen, Doktoren,<br />

Magister, Schreiber und Pfaffen", sieht er doch, "daß wir nichts wissen können". 37 Er<br />

kann sich damit nicht zufrieden geben. Als mittelalterlicher Mensch ergibt er sich<br />

zunächst der Magie, aber sein innerer Drang zieht ihn immer weiter. Schließlich,<br />

selbst schon fast erschöpft, sagt sogar Mephistopheles: "Ihn sättigt keine Lust, ihm<br />

gnügt kein Glück/So buhlt er fort nach wechselnden Gestalten;/Den letzten,<br />

schlechten, leeren Augenblick ..." 38 Und dann erreicht er schließlich doch das Ziel:<br />

"Wer immer strebend sich bemüht,/Den können wir erlösen!" 39 Dabei behauptet<br />

Goethe nicht, Faust habe gewußt, was er wolle, er sagt vielmehr ganz deutlich: "Ein<br />

guter Mensch in seinem dunklen Drange,/ist sich des rechten Weges wohl<br />

bewußt." 40 Er könnte damit zum Ausdruck bringen wollen, daß immer eine im<br />

35 Vgl. Ditfurth 1981; Aurobindo 1962, 1964.<br />

36 Es kann in <strong>die</strong>sem Zusammenhang nicht <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Diskussion um <strong>die</strong> 'nature-nurture'-<br />

Kontroverse eingegangen werden. Vgl. hierzu <strong>die</strong> entsprechende entwicklungspsychologische<br />

Literatur (Oerter 1970; Hurlock 1970; Mussen/Conger/Kagan 1969; Mussen 1970;<br />

Petter 1966; Ewert 1972).<br />

37 Goethe, Faust 366-367 u. 364.<br />

38 Goethe, Faust 11583-11586.<br />

39 Ebenda, 11932-11933.<br />

40 Ebenda, 329-330.<br />

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