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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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in der Identifikation mit ihnen besteht, einen Platz und einen Halt in der Welt<br />

gewähren und einen Raum, um sich darin zu bewegen.<br />

Im lehrergeleiteten Unterricht dagegen werden <strong>die</strong> Informationen, wenn das<br />

Interesse nicht da ist, auch nicht in eine subjektiv bedeutsame Ordnung gebracht.<br />

Pestalozzi hat das sehr klar gesehen:<br />

"Man rühme was man will von den guten Folgen der Schul, ich werde nicht<br />

widersprechen, alles ist wahr, wenn es da ist; ... - Und noch mehr, Unwissenheit<br />

ist besser <strong>als</strong> Erkenntniß, <strong>die</strong> nur Vorurtheil und Brillen ist, und langsam<br />

selber <strong>auf</strong> eigene Erfahrung kommen, ist besser, <strong>als</strong> schnell Wahrheiten, <strong>die</strong><br />

ander Leute einsehen, durchs auswendiglernen ins Gedächtniß bringen, und<br />

mit Worten gesättiget, den freyen <strong>auf</strong>merksammen und forschenden Beobachtungsgeist<br />

seines eigenen Kopfs verlieren." 27<br />

Das bedeutet aber nicht, daß <strong>die</strong> Einwirkungen eines wesentlich gelenkten Unterrichts<br />

dann bei interesselosen Schülern einfach spurlos verschwinden. Sie geraten<br />

durchaus ins Bewußtsein, und es bleiben auch Teile erhalten. Aber so wie halbgekaute<br />

Nahrung den Stoffwechsel belastet, so kann halbverarbeitetes Wissen das<br />

Bewußtsein stören und beeinträchtigen. Es führt vielleicht bei Einigen sogar zu einer<br />

"Verschmutzung" anstelle einer Ordnung des mittelbaren Bewußtseins. Die mehr<br />

oder weniger bloß zufällige Position einzelner Wissensbrocken kann eine Art "Verschmierung"<br />

erzeugen: alle Beziehungen sind möglich, kaum eine ist klar hervorgehoben.<br />

Die Folge ist Unkonzentriertheit, Zerstreutheit, und es tritt eine große<br />

Abhängigkeit von Augenblicksimpulsen ein. Das mittelbare Bewußtsein, das ja wie<br />

ein Filter und Organisator wirkt für dasjenige, was ins unmittelbare Bewußtseinsfeld<br />

gelangt, kann <strong>auf</strong>grund <strong>die</strong>ses Verschmutzungs- oder Schmiereffekts im Rahmen<br />

irgendwelcher Zusammenhänge kaum eine sinnvolle Auswahl treffen. Zudem kann<br />

ein systemvermittelnder Unterricht, der den "Stoff" in fachsystematischer Ordnung -<br />

wenn auch in kleinen Häppchen - darbietet, <strong>die</strong> Bildung und Integration von<br />

Wissens-, Ziel- und Wertstrukturen noch weiter erschweren. Fachsystematiken<br />

ergeben sich erst aus dem Überblick über Fachgebiete, wobei dann Lebensbezüge,<br />

<strong>die</strong> den Aufbau derartiger Strukturen zunächst leiteten, ausgeblendet wurden. Der<br />

Mathematiker Felix Klein formulierte es so, daß man dem Lernenden "mit einer<br />

kalten, wissenschaftlich <strong>auf</strong>geputzten Systematik ins Gesicht" springe, mit der<br />

<strong>die</strong>ser nichts anfangen kann. 28 Es ist dadurch schwieriger für den Lernenden zu<br />

27 Pestalozzi 1930, Bd. 9, S. 139.<br />

28 Klein 1924, S. 289. Die angesprochene Problematik wird ausführlich in der in Anmerkung<br />

1, S. 197, genannten Literatur zum genetischen Lernen behandelt.<br />

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