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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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oder kann lernen, daß man nicht so leicht zu einem Ende kommt mit der<br />

Bearbeitung einer Frage, weil immer neue oder andere Möglichkeiten und Probleme<br />

<strong>auf</strong>tauchen. Die Vielseitigkeit der Ansätze läßt Achtung vor den Möglichkeiten und<br />

Fähigkeiten anderer entstehen und erzeugt damit eine Haltung der Toleranz.<br />

Entscheidend ist nicht, ob man kann, was andere auch können, sondern ob man<br />

das kann, womit man sich befaßt und was <strong>die</strong>se Leistung in Bezug zu den eigenen<br />

Fähigkeiten bedeutet. Beurteilungen verlieren so ihre Rigidität, sie werden sehr viel<br />

komplexer und den individuellen Bedingungen angemessener. Das Montessori-<br />

Modell von Hellbrügge, bei dem gesunde und behinderte Kinder gemeinsam erzogen<br />

werden, zeigt, daß <strong>die</strong>s in sehr schöner und erfolgreicher Weise möglich ist. 21<br />

Toleranz setzt ebenso wie Problembewußtsein ein differenziertes Vertrautsein mit<br />

Dingen, Menschen oder sozialen Situationen voraus.<br />

Durch Vergleichen und Kontrastieren verschiedener Ansätze, Gegenstände,<br />

Lösungsversuche usw. bildet sich <strong>die</strong> Urteilsfähigkeit aus. Da der Lernende vom<br />

Material, von Mitschülern oder auch einmal vom Lehrer <strong>auf</strong> Fehler <strong>auf</strong>merksam<br />

gemacht wird, wird er auch vorsichtiger in seinen Urteilen und achtet eher dar<strong>auf</strong>, ob<br />

alle notwendigen Voraussetzungen für eine Schlußfolgerung gegeben sind.<br />

Die Möglichkeit der Verfolgung der eigenen Interessen führt nicht nur zur Ausbildung<br />

der genannten grundlegenden kognitiven Fähigkeiten und zu einer Ordnung<br />

des Wissens, sondern auch zur Entwicklung der Fähigkeiten des sozialen Zusammenlebens,<br />

wie Montessori-Schulen nachweisen. Das hat seine Ursache unter<br />

anderem auch darin, daß <strong>auf</strong>grund der Verfolgung eigener Interessen eine Vielfalt<br />

von Tätigkeiten entsteht, wie sie auch das soziale Leben <strong>auf</strong>weist. 22 In Montessori-<br />

Schulen z.B. sieht man in der Freiarbeits-Phase<br />

"Kinder bäuchlings <strong>auf</strong> dem Boden liegen, andere in kleinen Gruppen um<br />

einen Tisch herum sitzen, da wird diskutiert und verglichen, gefragt, geholfen<br />

und manchmal auch nur zugeschaut, unbefangen, lebendig, gelöst, jedoch<br />

nie laut, so daß das Kind, das daneben völlig versunken Zahlen in sein Heft<br />

schreibt, nicht gestört wird. Da trifft man Kinder <strong>auf</strong> dem Flur vor langen<br />

ausklappbaren Bildgeschichten, <strong>die</strong> beschriftet werden müssen. Da sitzen<br />

zwei Mädchen vor der Kiste mit den Meerschweinchen und Hasen; sie<br />

schreiben Sätze in ein Heft, das Meerschweinchen sitzt davor und schaut zu.<br />

Ein Junge ist mit dem Metermaß unterwegs; er hat sich <strong>die</strong> Aufgabe gestellt,<br />

21 Vgl. Hellbrügge 1984, (11977), z.B. S. 173-175.<br />

22 Bei Montessori-Schulen wird <strong>die</strong>se Vielfalt (und Ordnung) auch durch den jeweils nur<br />

einmal vorhandenen Materi<strong>als</strong>atz bedingt.<br />

201

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