Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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Eine begrenztere Form von Bewußtseinsentwicklung, <strong>die</strong> auch zu einer begrenzteren<br />
und mehr in sich geschlossenen Form der Persönlichkeit ("geschlossen"<br />
bedeutet ja auch "weniger entwicklungsfähig") führt, besteht in einer Stabilisierung<br />
durch Identifikation mit gesellschaftlich vorfindbaren Bedingungen, d.h. den Zielen<br />
von <strong>Institution</strong>en und den daraus folgenden Rollen und Aufgaben, <strong>die</strong> dem einzelnen<br />
wie ein Korsett Halt vermitteln. Man kann in dem dadurch abgesteckten Raum<br />
von Zielen, Werten usw. sein Denken und sein Leben einrichten. Fallen aber <strong>die</strong>se<br />
sozialen Bezüge aus irgendeinem Grund fort (z. B. durch Arbeitslosigkeit) und<br />
können sie nicht in annähernd adäquat empfundener Weise ersetzt werden, wird<br />
dem Einzelnen auch <strong>die</strong> dadurch gewährte Stabilität und Identität genommen (vgl.<br />
auch Kap. 3.4 und Kap. 5.3.2).<br />
Das übergeordnete Selbst hinter der Persönlichkeit und dem Ich, sanktioniert<br />
sozusagen <strong>die</strong> Identifikation mit den gesellschaftlichen Zielen oder Werten<br />
sanktioniert. Diese Identifikation gibt zwar Sicherheit, aber sie verhindert auch <strong>die</strong><br />
weitere Entwicklung des Individuums, macht <strong>die</strong>ses abhängig von den Umständen.<br />
Sobald <strong>die</strong>se Umstände sich lockern, wenn z. B. <strong>die</strong> Rollenerwartungen nicht mehr<br />
so klar und eindeutig bestimmt sind, wenn <strong>die</strong> Aufgaben offener definiert werden<br />
und der Einzelne so mit einer Zunahme der Identifikationsmöglichkeiten innerhalb<br />
eines bestimmten Rahmens konfrontiert wird, beginnt eine Suche nach neuen -<br />
lebenswerten Zielen. Diese Zunahme an Freiheit kann, ohne daß der Einzelne weiß<br />
warum und woher, unbestimmte Bedürfnisse freisetzen und eine Vielfalt an Aktionen<br />
auslösen, <strong>die</strong> deren Befriedigung <strong>die</strong>nen sollen. Sie kann auch <strong>die</strong> Quelle von<br />
Verwirrung und Leid darstellen. Und hinter all dem scheint eine Suche nach dem<br />
Grund und Ziel des Seins zu stehen, <strong>die</strong> dann aber durch <strong>die</strong> Umstände meist in<br />
jene Bahnen gelenkt wird, <strong>die</strong> auch von den anderen gegangen werden. Diese<br />
Wiederholung eines Verhaltens durch immer mehr Menschen führt sozusagen zu<br />
einer immer "tieferen" Spur, so daß das Verhalten von immer mehr Menschen in<br />
<strong>die</strong>se Spur hineingleitet, <strong>als</strong>o <strong>die</strong> Wiederholung durch den Einzelnen wahrscheinlicher<br />
wird. Man kommt sozusagen nicht mehr aus <strong>die</strong>ser Spur bzw. <strong>die</strong>sen Spuren<br />
heraus. 9<br />
Die Form der Persönlichkeit, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Identifikation mit äußeren oder objektiven<br />
Autoritäten geprägt wird, stellt vermutlich das Ziel der meisten Bildungsinstitutionen<br />
dar. Erziehung kann <strong>auf</strong>grund <strong>die</strong>ser Auffassung nur erfolgreich sein, wenn eine<br />
9<br />
Vgl. Sheldrake 1983, S. 19o-191.<br />
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