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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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keine Erfahrung der Einheit, sondern eine Konstruktion der Einheit. So empfinden<br />

wir keinen Widerspruch, wenn einerseits gesagt wird, Materie habe feste und stabile<br />

Eigenschaften (wir können schließlich damit Stühle und Tische und Autos bauen),<br />

andererseits aber - aus der Sicht der subatomaren Physik -, es gäbe keine stabile,<br />

keine feste Materie (denn, was wir <strong>als</strong> feste Materie sehen, ist Bewegung, Energie<br />

und überhaupt nichts Solides). Die zeitliche Abfolge <strong>die</strong>ser Aussagen ermöglicht uns<br />

einen Wechsel des Interpretationsrahmens. Durch <strong>die</strong>sen Deutungsprozeß wird der<br />

Widerspruch <strong>auf</strong>gehoben. Aber würde es nicht doch verwirrend und widersprüchlich<br />

für uns sein, wenn wir im selben Moment beide Sichtweisen <strong>als</strong> eine Einheit sehen<br />

und erfahren würden und wenn der Eindruck der Untrennbarkeit <strong>die</strong>ser Sichtweise<br />

unabweisbar wäre? 176<br />

6.4.2 Das Streben nach Einheit<br />

Einheit bedeutet <strong>die</strong> Aufhebung von Trennung und kann daher <strong>als</strong> ein Synonym von<br />

Ganzheit <strong>auf</strong>gefaßt werden. Einheit oder Ganzheit ist aber nicht nur ein Ergebnis<br />

mystischer Zustände, sondern ein grundlegendes Ziel menschlichen Daseins, und<br />

wir können es <strong>auf</strong> allen seinen Ebenen wiederfinden. Es ist vielleicht sogar das<br />

"Ziel" der Evolution. 177 So schreibt Jan Smuts, einer der Begründer des modernen<br />

Holismus, bezüglich des individuellen Strebens nach Ganzheit:<br />

"... man kann sagen, daß es kein Ziel über <strong>die</strong> Ganzheit hinaus oder<br />

außerhalb der Ganzheit gibt. Das Ziel der holistischen Bewegung ist einfach<br />

das Ganze, <strong>die</strong> Selbstrealisation und -perfektion des Ganzen. Und das<br />

gleiche gilt für Persönlichkeit insoweit sie eine Ganzheit darstellt. Ihr Ziel ist<br />

es, Selbstverwirklichung zu erreichen, ihre Ganzheit zu verwirklichen; Freiheit<br />

nicht in einem selbstsüchtigen, egoistischen Sinne zu erreichen, sondern in<br />

der universellen holistischen Ordnung. Holistische Selbstverwirklichung ist<br />

zweifellos angenehm für das Individuum, aber das Vergnügen ist ein rein<br />

nebensächlicher Punkt und sozusagen ein Nebenprodukt des Strebens nach<br />

Ganzheit <strong>auf</strong> individueller Ebene und für den individuellen Charakter. Das<br />

gleiche läßt sich in Bezug <strong>auf</strong> all <strong>die</strong> anderen Ziele und Zwecke sagen, <strong>die</strong> wir<br />

im Allgemeinen unserer ernsthaften Bemühungen für würdig erachten. Lerne,<br />

in vollkommener Ehrlichkeit, Integrität und Aufrichtigkeit du selbst zu sein; laß<br />

den universalen Holismus das Höchste in Dir <strong>als</strong> freie Ganzheit der Persönlichkeit<br />

[gemeint ist hier vermutlich das überbewußte Selbst (Anm. H. L. )]<br />

176<br />

177<br />

Vgl. hierzu auch <strong>die</strong> Diskussion bei Staal 1975, S. 60ff.<br />

Vgl. Bresch 1977, der <strong>die</strong> Hypothese <strong>auf</strong>stellt, <strong>die</strong> Evolution l<strong>auf</strong>e <strong>auf</strong> immer stärker<br />

vernetzte, komplexere Musterbildung hinaus. Vgl. auch Smuts 1927.<br />

185

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