Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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6.4 Einheit des Bewußtseins<br />
In der bisherigen Darstellung haben wir das Bild eines pluralistischen Bewußtseins-<br />
Universums entwickelt. Wenn nun aber in der Erfahrung des überbewußten Selbst<br />
das Bewußtsein vor allem <strong>als</strong> eine absolute Einheit erscheint, dann sollte es möglich<br />
«-in, das, was <strong>als</strong> eine pluralistische Vorstellung entwickelt wurde, in eine<br />
monistische Vorstellung zu transformieren. Eine derartige Umformung der<br />
Sichtweise stellt in keiner Weise einen Verstoß gegen <strong>die</strong> Logik oder etwas<br />
Mystisches (im abwertenden Sinne von etwas Dunklem) dar. So betrachtet man<br />
beispielsweise <strong>die</strong> Gesellschaft <strong>als</strong> ein abstraktes Ganzes und spricht zugleich von<br />
den Gruppierungen in ihr. Es sollte daher keine Schwierigkeiten bereiten, <strong>die</strong><br />
Sichtweise zu wechseln.<br />
6.4.1 Bewußtsein <strong>als</strong> Dimension<br />
Bewußtsein können wir verstehen <strong>als</strong> eine Dimension wie Raum oder Zeit, an der<br />
jeder einzelne einen größeren oder geringeren Anteil hat. Das Leben des einzelnen<br />
ist, was durch <strong>die</strong>sen Anteil an individueller Bewußtheit hindurchgeht. Huizinga hat<br />
das so formuliert:<br />
"Ein Menschenleben ist ein Stück Zeit, das durch den Mittelpunkt eines<br />
persönlichen Bewußtseins hindurchgeht. Bei manchen scheint es nur ein<br />
sickerndes Rinnsal; bei anderen ist es, <strong>als</strong> ob Strahlenbündel und Schwingungen<br />
von überall her, aus unendlichen Fernen, in <strong>die</strong>sem Mittelpunkt einander<br />
begegneten und sich kreuzten." 157<br />
Wenn man das Bewußtsein <strong>als</strong> weitere Dimension dem Raum hinzufügt (unter<br />
Vernachlässigung der Zeit, aber dar<strong>auf</strong> wird weiter unten zurückzukommen sein),<br />
dann erhalten wir eine Art Bewußtseins-Raum. Dieser Bewußtseinsraum müßte<br />
unseren Raum durchdringen (so daß wir Anteil an <strong>die</strong>ser Dimension haben können)<br />
und zugleich über unseren Raum hinausgehen. Ich will im folgenden versuchen,<br />
<strong>die</strong>s anhand einer Analogie zu verdeutlichen.<br />
Stellen wir uns eine Welt vor, <strong>die</strong> aus einer (zweidimensionalen) Ebene besteht, mit<br />
Lebewesen, <strong>die</strong> ebenfalls nur zwei Dimensionen besitzen, Länge und Breite, d.h. sie<br />
hätten <strong>die</strong> Form geometrischer Figuren. Sie könnten sich nur in oder <strong>auf</strong> ihrer Ebene<br />
157<br />
Johan Huizinga, Leven en werk van Jan Veth. Verzamelde Werken Bd. VI, S. 479;<br />
zit.nach der Einleitung von K. Köster zu Huizinga 1954, S. IX.<br />
177