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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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mit <strong>die</strong>sem einhergehenden individuellen, sozialen und moralischen Probleme<br />

erzeugt. Die mystische Erfahrung zeige dagegen, daß der Egoismus überwunden<br />

werden könne und daß gerade darin das Heil des Menschen liege. Unser Glaube an<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit von Gerechtigkeit und anderen sozialen Idealen sei somit eine der<br />

verborgenen Wirkungen des Überbewußten in unserem eingeschränkten Bewußtseinsfeld.<br />

154 Kants Auffassung, <strong>die</strong> Pflicht sei der Ursprung von Moralität, interpretiert<br />

Stace so, daß das Gefühl der Verpflichtung gegenüber anderen "seinerseits in<br />

gemeiner Liebe und Sympathie wurzelt"; das Pflichtbewußtsein sei daher "eine<br />

indirekte und rationalisierte Form" der ursprünglichen Liebe. 155 D.h., daß der Ursprung<br />

der Moral im Überbewußten liege.<br />

Wenn der bewußte Kontakt mit dem Überbewußten bei manchen Individuen eine<br />

vorhandene Tendenz zum Dogmatismus verstärken kann, ist das Gegenteil,<br />

nämlich <strong>die</strong> Entkräftung und Verunmöglichung jeden Dogmas im Denken der<br />

vermutlich wahrscheinlichere Fall. Denn in der Erfahrung der Einheit oder Ganzheit<br />

sind auch <strong>die</strong> Gegensätze eingeschlossen. Die Schwierigkeit ist, daß wir in unserem<br />

gewöhnlichen Bewußtsein und Denken <strong>die</strong>se Vereinigung der Gegensätze auch im<br />

Nachhinein nicht erzeugen können; das Denken wird dadurch höchstens<br />

unbestimmt oder weniger definitiv. So erstaunt es nicht, wenn Jung feststellt: "In<br />

nichts bin ich ganz sicher. Ich habe keine definitive Überzeugung - eigentlich von<br />

nichts." 156 Tatsächlich kann er aber praktisch nicht anders, <strong>als</strong> prononcierte<br />

Standpunkte zu vertreten. Aber <strong>die</strong>se Standpunkte sind weit und flexibel. Vermutlich<br />

wird durch Erfahrungen des Überbewußten, <strong>die</strong> ja zumindest tendenziell eine eher<br />

ganzheitliche Sichtweise darstellen (<strong>auf</strong> der Ebene des überbewußten Selbst sogar<br />

bis hin zur absoluten Einheit), <strong>die</strong> synthetische (und vielleicht auch analytische)<br />

Kraft des Denkens gesteigert. Dadurch können widersprechende Auffassungen, wie<br />

sie in den meisten Gebieten existieren, leichter in allgemeinere Theorien oder<br />

Vorstellungen integriert werden. Auch dafür bietet das Werk von Jung ein gutes<br />

Beispiel. Die Erfahrung der Einheit des Selbst mag so gesehen vielleicht einen<br />

Hinweis <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit zunehmender Integration aller Bereiche und Ebenen<br />

darstellen.<br />

154<br />

155<br />

156<br />

Vgl. Bergson 1980 und Stace 1961, S. 323f.<br />

Stace 1961, S. 327.<br />

Jaffe 1963, S. 360.<br />

176

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