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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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"Sehr viele Individuen können <strong>die</strong>se Isolierung nicht ertragen." Sie suchen <strong>die</strong> Zustimmung<br />

und Anerkennung ihrer Mitmenschen. Um <strong>die</strong>se zu erhalten, tun sie so,<br />

<strong>als</strong> hätten sie kein "Geheimnis"; sie "heucheln" nicht nur vor anderen (was notwendig<br />

scheint), sondern auch vor sich selbst. 151 Denn nur dadurch, daß sie es auch vor<br />

sich selber verbergen, können sie ungeteilt in der Kollektivität <strong>auf</strong>gehen. Wenn ein<br />

Geheimnis aber <strong>als</strong> psychische Tatsache da ist und wirkt, können sie zu Neurotikern<br />

werden. 152<br />

Aber <strong>die</strong> Konzentration des Blicks <strong>auf</strong> negative oder uns negativ scheinende Folgen<br />

der Einwirkung des und der Öffnung zum Überbewußten erinnert an den <strong>auf</strong> jeder<br />

Stufe der Bewußtseinsentwicklung in veränderter Form wiederkehrenden Mythos<br />

des rächenden Gottes - der Strafe für das Übertreten der jeweiligen Grenzen der<br />

Stufe. Die Strafe <strong>auf</strong> der frühesten uns bekannten Stufe der Bewußtseinsentwicklung<br />

ist <strong>die</strong> Vertreibung aus dem Para<strong>die</strong>s; später <strong>die</strong> Heimatlosigkeit und Unrast für<br />

den, der Heim und Herd (<strong>die</strong> Familie, <strong>die</strong> Gemeinschaft) verläßt, heute besteht sie in<br />

der Auslieferung an <strong>die</strong> verderbenden und irre-machenden Kräfte des Irrationalen,<br />

für den, der über <strong>die</strong> Kreise des Rationalen hinauszugelangen sucht.<br />

Die positiven Einflüsse von Erfahrungen des Überbewußten <strong>auf</strong> Fühlen, Denken<br />

und Handeln davon betroffener Individuen mögen uns positiv nur in subjektiver<br />

Hinsicht scheinen, d.h. für <strong>die</strong>se Personen selbst. Aber <strong>die</strong> erfolgreiche psychiatrische<br />

Tätigkeit Jungs beispielsweise dürfte sehr eng mit seinen Erfahrungen des<br />

Überbewußten (d.h. in Jungs Sinn: des Unbewußten) zusammenhängen oder dar<strong>auf</strong><br />

zurückzuführen sein. Denn erst <strong>die</strong>se Erfahrungen ermöglichten ihm den<br />

Zugang zu und das Verständnis von verborgenen seelischen Problemen. 153 Man<br />

denke weiterhin an <strong>die</strong> aus <strong>die</strong>sen Erfahrungen gespeiste umwälzende Psychologie<br />

Jungs, <strong>die</strong> zu rezipieren <strong>die</strong> Sozialwissenschaften bis heute kaum in der Lage zu<br />

sein scheinen. Eine solche Rezeption könnte jedoch vielfältige Wirkungen haben<br />

und würde vermutlich sehr befruchtend - aber wohl auch verwirrend - wirken.<br />

Weiter wird von verschiedenen Autoren <strong>die</strong> Mystik <strong>als</strong> eine der Quellen der Moral<br />

verstanden. Denn <strong>die</strong> mystische Erfahrung der Einheit erscheint <strong>als</strong> der verborgene<br />

Ursprung der Liebe wie auch der Nächstenliebe, während unser gewöhnliches<br />

objektivierendes Bewußtsein das separate Ich betont und damit Egoismus und <strong>die</strong><br />

151<br />

152<br />

153<br />

Vgl. Jaffe 1963, S. 346.<br />

Ebenda, S. 149, S. 346-347 sowie Jung 1984, S. 60f. und viele andere Stellen in Jungs<br />

Werk.<br />

Vgl. hierzu <strong>die</strong> autobiographischen Ausführungen Jungs bei Jaffe 1963.<br />

175

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