Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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Die Möglichkeit gerade solcher unerwünschter Interaktionen war und ist vermutlich<br />
der Grund für <strong>die</strong> Gründung von Klöstern, Geheimgesellschaften oder Eremitenklausen.<br />
Man zieht sich vom Leben so weit <strong>als</strong> möglich zurück, man lebt unsozial,<br />
um sich der Erkenntnis des Überbewußten zu widmen. "Die Lebensläufe der Heiligen",<br />
schreibt James, "sind eine Geschichte sukzessiver Aufgabe von Komplexität,<br />
indem eine Form des Kontaktes mit dem äußeren Leben nach der anderen fallengelassen<br />
wird, um <strong>die</strong> Reinheit des inneren Tons zu erhalten." 147 Er illustriert das mit<br />
einem Zitat von Suso, der von sich selber in der dritten Person spricht:<br />
"Als das innere Leben des Dieners (Suso) seinen ersten Anfang nahm,<br />
reinigte er seine Seele gehörig durch Beichten und markierte dann für sich<br />
selber in Gedanken drei Kreise, in <strong>die</strong> er sich selbst wie in eine geistliche<br />
Verschanzung einschloß. Der erste Kreis war seine Zelle, seine Kapelle und<br />
der Chor. Wenn er in <strong>die</strong>sem Kreis war, fühlte er sich in völliger Sicherheit.<br />
Der zweite Kreis war das ganze Kloster bis hin zum äußeren Tor. Der dritte<br />
und äußerste Kreis war das Tor selber, und hier war es für ihn nötig, wohl <strong>auf</strong><br />
der Hut zu sein. Begab er sich über <strong>die</strong>se Kreise hinaus, schien es ihm, <strong>als</strong><br />
wäre er in der Lage eines wilden Tieres, das sich außerhalb seiner Höhle<br />
befindet, von der Meute umringt ist und daher aller seiner Geschicklichkeit<br />
und Wachsamkeit bedarf." 148<br />
Auch für den heutigen Menschen besteht nach Ansicht C.G. Jungs <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
einer gewissen Isolierung, falls er den Prozeß der Individuierung anstrebt.<br />
Individuierung meint bei Jung <strong>die</strong> Bewußtwerdung des Unbewußten, das hier in<br />
Unter- und Überbewußtsein differenziert wird - eine Differenzierung, <strong>die</strong> Jung nicht<br />
vollzogen hat. Diese Isolierung wird durch "den Besitz eines Geheimnisses"<br />
bewirkt. 149 Jung führt dazu aus:<br />
"Es ist wichtig, daß wir ein Geheimnis haben und <strong>die</strong> Ahnung von etwas nicht<br />
Wißbarem. Es erfüllt das Leben mit etwas Unpersönlichem, einem Numinosum.<br />
Wer das nie erfahren hat. hat Wichtiges verpaßt. Der Mensch muß<br />
spüren, daß er in einer Welt lebt, <strong>die</strong> in einer gewissen Hinsicht geheimnisvoll<br />
ist, daß in ihr Dinge geschehen und erfahren werden können, <strong>die</strong> unerklärbar<br />
bleiben, und nicht nur solche, <strong>die</strong> sich innerhalb der Erwartung ereignen. Das<br />
Unerwartete und das Unerhörte gehören in <strong>die</strong>se Welt. Nur dann ist das<br />
Leben ganz." 150<br />
147<br />
148<br />
149<br />
150<br />
James 1979, S. 331-332.<br />
The Life of the Blessed Henry Suso, verfaßt von ihm selber, übersetzt von Knox, London<br />
1865, S. 168, zit.nach James 1979, S. 558.<br />
Jaffe 1963, S. 346.<br />
Ebenda, S. 358<br />
174