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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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meine Selbstkontrolle zu verlieren .... und was das heißt, war mir <strong>als</strong> Psychiater nur<br />

allzu klar." 145 Die Einwirkungen des Überbewußten können <strong>als</strong>o so stark sein, daß<br />

manche Individuen nicht in der Lage sind, sie zu ertragen. Die von vielen Personen<br />

geschilderte Kurzzeitigkeit und oft sogar Einmaligkeit von Erfahrungen des Überbewußten<br />

oder aber ihre nur allmählich zunehmende Häufigkeit könnte einen wichtigen<br />

Schutzmechanismus darstellen. Nur unter einem solchen Schutz sind vielleicht<br />

<strong>die</strong> Entwicklung des eigenen Denkens und <strong>die</strong> Formung des Ich möglich.<br />

Da wir vom stetigen Vorhandensein der Einflüsse des Überbewußten ausgehen,<br />

bedeutet <strong>die</strong>s, daß sie in der Regel nicht mit solcher Stärke wirken. Sie werden in<br />

unserem Bewußtseinsfeld vielleicht <strong>als</strong> Ideen oder Einfälle bewußt, denen wir eine<br />

rationale Form geben können, <strong>die</strong> im Rahmen unserer Kultur oder Umwelt eine<br />

bestimmte Bedeutung annehmen. Es finden <strong>als</strong>o komplexe Interaktionen zwischen<br />

den verschiedenen Bewußtseinsbereichen statt, wobei das Bewußtseinsfeld des<br />

Individuums das Zentrum <strong>die</strong>ses Wirkens darstellt. Die "Einfälle", <strong>die</strong> wir haben,<br />

betrachten wir mehr oder weniger <strong>als</strong> von uns selbst hervorgebracht - schließlich<br />

kann man nicht behaupten, daß wir daran völlig unbeteiligt wären. Dennoch ist es<br />

so, daß "unsere" Einfälle oder Ideen eben <strong>auf</strong>treten oder wegbleiben. Wenn sie<br />

<strong>auf</strong>treten, formen wir sie so um, daß sie in den Rahmen unserer Vorstellungen<br />

passen. D.h., ebenso wie wir mehr animalische Impulse rationalisieren,<br />

rationalisieren wir auch überbewußte Einflüsse. Man kann sagen, daß sie Kultur,<br />

Religion usw. mit hervorbringen, daß sie aber zugleich auch in <strong>die</strong>se integriert<br />

werden. Auch wenn man <strong>die</strong> Werke von Mystikern wie Mohammed, Augustinus oder<br />

Shankara untersucht, sind darin deutlich <strong>die</strong> Einflüsse von Kultur und Zeit sowie von<br />

individuellen Befähigungen, Vorurteilen und Vorlieben erkennbar. So wie <strong>die</strong><br />

Vernunft uns nicht zu rationalen Wesen gemacht hat, wird auch der Mystiker noch<br />

lange nicht zum Gott. Der Gebrauch der Vernunft im Sinne der Impulse des<br />

Unterbewußten ist offensichtlich; Goethe hat es mit den - Mephisto in den Mund<br />

gelegten - bekannten Versen ausgedrückt: "Er nennts Vernunft und brauchts allein /<br />

Nur tierischer <strong>als</strong> jedes Tier zu sein.“ 146 Warum sollten in hohem Maße autoritative<br />

Erfahrungen des Überbewußten von einem Menschen mit hoher Intelligenz und<br />

ausgeprägtem Machtinstinkt nicht in noch sehr viel wirkunsvollerer Weise für Ziele<br />

eingesetzt werden können, <strong>die</strong> ihren Ursprung eher im Unterbewußtsein haben? Die<br />

manchmal extreme Intoleranz, der verstümmelnde Zwang und <strong>die</strong> Grausamkeit<br />

religiöser Gruppierungen scheinen zumindest in <strong>die</strong>se Richtung zu weisen.<br />

145 Jaffe 1963, S. 182.<br />

146 Goethe, Faust, U. 285 u. 286..<br />

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