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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Die Erfahrung der Auflösung des begrenzten Ich-Empfindens stellt auch Martin<br />

Buber dar, der von ähnlichen Erfahrungen berichtet. Aber bei ihm, dem kritischen<br />

Denker, ist der Zweifel deutlich formuliert, ob <strong>die</strong>se Auflösung eine Identifikation<br />

oder Einheit mit dem Ganzen, mit allem bedeuten könne.<br />

"Aus meiner eigenen, mir unvergeßlichen Erfahrung weiß ich gut, daß es<br />

einen Zustand gibt, in dem <strong>die</strong> Fesseln der persönlichen Natur des Lebens<br />

von uns abgefallen zu sein scheinen, und wir eine absolute Einheit erfahren.<br />

Aber dessen - was sich <strong>die</strong> Seele gerne vorstellt, und in der Tat sich<br />

zwangsläufig vorstellen muß (auch meine tat <strong>die</strong>s einst) - bin ich mir nicht<br />

bewußt, daß ich damit zu einer Einheit mit dem Urwesen oder mit Gott<br />

gelangt war. ... Wird das verantwortungsvolle Verstehen ehrlich und nüchtern<br />

dargestellt, so ist <strong>die</strong>se Einheit nichts anderes <strong>als</strong> <strong>die</strong> Einheit meiner Seele,<br />

deren 'Boden' ich erreicht habe, und zwar so sehr ..., daß mein Geist keine<br />

andere Wahl hat, <strong>als</strong> ihn <strong>als</strong> das Bodenlose zu verstehen. Aber <strong>die</strong><br />

grundsätzliche Einheit meiner eigenen Seele ist sicherlich jenseits der Vielfalt<br />

der Dinge, <strong>die</strong> ihr bisher vom Leben zuteil wurde, obwohl <strong>die</strong>se Einheit nicht<br />

im geringsten über <strong>die</strong> Individuation hinausgeht, oder über <strong>die</strong> Vielzahl aller<br />

Seelen der Welt, deren sie eine ist - nur einmal existierend, einzeln, einzig,<br />

nicht reduzierbar, <strong>die</strong>s wesenhaft Eine: eine der menschlichen Seelen und<br />

nicht '<strong>die</strong> Seele des allumfassenden Ganzen." 141<br />

Grundsätzlich scheint auch bei <strong>die</strong>ser Erfahrung <strong>die</strong> Auflösung der "Grenzen der<br />

persönlichen Natur" in das "Bodenlose" oder Unbegrenzte gegeben zu sein, wobei<br />

das Individuum "sicherlich jenseits der Vielfalt der Dinge" steht. Die Erfahrung<br />

beschreibt <strong>als</strong>o das, was hier <strong>als</strong> überbewußtes Selbst bezeichnet wird. 142<br />

Das Zitat ist auch bemerkenswert, weil es sich hier um einen mit Wissenschaft<br />

vertrauten und kritischen Beobachter unserer eigenen Zeit handelt, der <strong>die</strong><br />

Probleme der Introspektion, und <strong>die</strong> Vielfalt möglicher skeptischer Einwände kennt.<br />

Und doch gibt er im Kern eine Beschreibung seiner Erfahrung, wie sie von Mystikern<br />

zu allen Zeiten gegeben worden ist.<br />

Wenn <strong>die</strong>s nun das Selbst ist und <strong>als</strong> solches erfahren werden kann, ebenso wie<br />

jenes fließende Phänomen, das wir unser Ich nennen, dann ist <strong>die</strong> Suche nach dem<br />

Selbst in den sozialen Bedingungen (wie in Kap. 3 und Kap. 5.3.2 dargestellt) eine<br />

Suche an der Oberfläche. Die offenbare Gefährdung jenes Oberflächen-Selbst<br />

(Kap. 3.4) ist hier ohne weitere Bedeutung. Praktisch hilft uns das allerdings nichts,<br />

141 Martin Buber. Between Man and Man, London 1947, S. 24-25; zit. nach Stace 1961, S.<br />

155. (Die deutsche Fassung des Buches von Buber enthält <strong>die</strong>se Stelle nicht.)<br />

142 Vgl. auch <strong>die</strong> Diskussion <strong>die</strong>ser Stelle bei Stace 1961, S. 156-160.<br />

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