Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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lieb nichts zurück <strong>als</strong> ein reines, absolutes, abstraktes Selbst. Das Universum<br />
wurde formlos und entleerte sich jeden Inhalts. Aber das Selbst hielt sich<br />
durch, ungeheuer in seiner lebendigen Schärfe, mit dem Gefühl des schmerzhaftesten<br />
Zweifels hinsichtlich der Realität, wie es schien, bereit, <strong>die</strong> Wirklichkeit<br />
wie eine Seifenblase um sich herum zerbrochen zu finden. Und was<br />
dann? Die Wahrnehmung einer bevorstehenden Auflösung, <strong>die</strong> wütende<br />
Überzeugung, daß <strong>die</strong>ser Zustand der letzte Zustand des bewußten Selbst<br />
war, das Gefühl, daß ich dem letzten Faden des Seins bis zum Scheitel der<br />
Tiefe gefolgt war und zur Demonstration ewiger Maja oder Illusion gelangt<br />
war, <strong>die</strong> wieder einmal <strong>auf</strong>gerührt war oder mich <strong>auf</strong>zurühren schien. Die<br />
Rückkehr zu den normalen Bedingungen der bewußten Existenz begann<br />
damit, daß ich zuerst <strong>die</strong> Kraft der Berührung wieder entdeckte, und dann<br />
durch den gradweisen, obschon rapiden Einfluß von vertrauten Eindrücken<br />
und alltäglichen Interessen. Schließlich fühlte ich mich selbst wieder <strong>als</strong><br />
menschliches Wesen; und obwohl das Rätsel, was das Leben bedeutet,<br />
ungelöst blieb, war ich für <strong>die</strong>se Rückkehr aus dem Abgrund dankbar - <strong>die</strong>se<br />
Befreiung aus einer so schrecklichen Einweihung in <strong>die</strong> Geheimnisse des<br />
Skeptizismus.<br />
Diese Trance kehrte in abnehmender Häufigkeit wieder, bis ich das Alter von<br />
28 Jahren erreichte. Sie führte dazu, meiner heranwachsenden Natur <strong>die</strong><br />
ganze gespensterhafte Unwirklichkeit all der Umstände einzuprägen, <strong>die</strong> zu<br />
einem bloß phänomenalen Bewußtsein gehören. Beim Aufwachen aus<br />
<strong>die</strong>sem formlosen Zustand nackten, scharf empfundenen Seins habe ich mich<br />
oft ängstlich gefragt: Was ist <strong>die</strong> Unwirklichkeit - der Traum vom feurigen,<br />
leeren, wahrnehmenden, skeptischen Selbst, aus dem ich entspringe, oder<br />
<strong>die</strong>se umgebenden Phänomene und Gewohnheiten, <strong>die</strong> jenes innere Selbst<br />
verhüllen und ein konventionelles Selbst aus Fleisch und Blut bilden? Weiter<br />
sind <strong>die</strong> Menschen <strong>die</strong> Elemente irgendeines Traums; <strong>die</strong> traumhafte Unwirklichkeit,<br />
von der sie in solchen ereignisschweren Momenten etwas begreifen?<br />
Was würde passieren, wenn der Endzustand des Traums erreicht würde?'“ 131<br />
Stace, der <strong>die</strong>se Erfahrung Symonds' diskutiert, weist <strong>auf</strong> einige ungewöhnliche<br />
Merkmale hin. Ungewöhnlich sei, daß Symonds <strong>die</strong> Erfahrung nicht mochte und<br />
dankbar war, <strong>als</strong> sie wieder verschwand. Es sei der einzige Fall, den er kenne, in<br />
dem das Element des Gesegnetseins, des Friedens und der Freude fehle. Die<br />
zweite ungewöhnliche Eigenart liege in dem Fehlen des unabweisbaren Eindrucks<br />
einer objektiven Wahrheit (es bleibt ein Zweifel darüber, was nun wahr ist), und das<br />
131<br />
H.F. Brown: J.A. Symonds. A Biography, London 1895, S. 29-31; zit. nach James 1979,<br />
S. 363-364.<br />
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