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den hatten. 128 Glaube dürfte darüber hinaus auch bei den oft erstaunlichen<br />

Wirkungen von Placebos eine Rolle spielen. 129 Man kann einwenden, daß es sich<br />

um sogenannte Spontanheilungen oder um Autosuggestion handle, aber zumindest<br />

Autosuggestion dürfte in einem engen Zusammenhang mit Glauben stehen.<br />

6.3.3 Erfahrungen des überbewußten Selbst<br />

Eine weitere, bisher noch nicht behandelte Eigenschaft überbewußter Zustände<br />

betrifft <strong>die</strong> manchmal völlig veränderte Erfahrung des eigenen Selbst. 130 Man sieht<br />

und begreift sich in ihnen offenbar nicht <strong>als</strong> das endliche, begrenzte und wechselnde,<br />

phänomenale Wesen, das unser Ich ausmacht, oder jenen losgelösten,<br />

unidentifizierten Beobachter, den wir <strong>als</strong> personales Selbst beschrieben haben<br />

(Kap. 5.3.4 und 5.3.5). In überbewußten oder mystischen Zuständen wird <strong>die</strong>se<br />

Subjekt-Objekt-Spaltung <strong>auf</strong>gehoben, wird das Selbst deutlich <strong>als</strong> etwas Unbegrenztes,<br />

Ewiges, <strong>als</strong> etwas Diesseitiges und Jenseitiges bzw. Immanentes und<br />

Transzendentes erfahren. Das ist natürlich höchst unlogisch, aber das gehört, wie<br />

weiter oben ausgeführt, eben zur Natur derartiger Erfahrungen. Doch sind jene<br />

Erfahrungen nicht völlig einheitlich, sondern durchaus verschieden. So zitiert James<br />

folgenden Bericht eines mystischen Zustandes, in dem das Selbst ausschließlich <strong>als</strong><br />

transzendent erfahren wird. Nichts <strong>als</strong> das transzendente Selbst scheint zu<br />

existieren, und alles andere erscheint <strong>als</strong> Illusion:<br />

" 'Plötzlich', schreibt Symonds, 'in der Kirche, oder in Gesellschaft, oder beim<br />

Lesen und immer, glaube ich, wenn meine Muskeln in Ruhe waren, fühlte ich<br />

<strong>die</strong> Stimmung nahen. Unwiderstehlich nahm sie Besitz von meinem Geist und<br />

Willen, dauerte wie es schien eine Ewigkeit und verschwand mit einer Reihe<br />

von rapiden Empfindungen, <strong>die</strong> dem Aufwachen aus der Narkose glichen. Ein<br />

Grund, aus dem ich <strong>die</strong>se Art von Trance nicht liebte, war der, daß ich sie für<br />

mich selber nicht beschreiben konnte. Ich kann sogar jetzt keine Worte<br />

finden, <strong>die</strong> sie verständlich machten. Sie bestand in einem gradweisen, aber<br />

langsam zunehmenden Vergessen von Raum, Zeit und Gefühl und den<br />

vielfältigen Faktoren der Erfahrung, <strong>die</strong> dasjenige zu qualifizieren scheinen,<br />

was wir gerne unser Selbst nennen. In dem Maße, in dem <strong>die</strong>se Bedingungen<br />

des normalen Bewußtseins entzogen wurden, nahm das Gefühl für ein<br />

darunterliegendes oder wesentliches Bewußtsein an Intensität zu. Schließlich<br />

128<br />

129<br />

130<br />

Vgl. ebenda, S. 104f., insbesondere <strong>die</strong> Fälle S. 109-111 und in den Anmerkungen, S.<br />

527f.<br />

Vgl. hierzu Kienle 1974, S. 170f.<br />

Vgl. z.B. Stace 1961, S. 85f.<br />

166

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