Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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Daß <strong>die</strong> rein sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung der Welt kein adäquates Bild<br />
von <strong>die</strong>ser liefert, ist offensichtlich: <strong>die</strong> Beschränkung der sinnlichen Wahrnehmung<br />
z. B. beim Hören und Sehen <strong>auf</strong> einen extrem schmalen Ausschnitt von Frequenzen<br />
verdeutlicht <strong>die</strong>s. Die Physik arbeitet ja weitgehend mit nur indirekt sinnlich<br />
zugänglichen Daten. Manchmal widersprechen <strong>die</strong>se der grobsinnlichen Erfahrung<br />
und erklären sie für f<strong>als</strong>ch. Man könnte sagen, daß <strong>die</strong> Sinnesorgane sich beharrlich<br />
weigern, <strong>die</strong> Welt wissenschaftlich korrekt wahrzunehmen, beispielsweise <strong>die</strong><br />
Sonne <strong>als</strong> unbewegt und <strong>die</strong> Erde <strong>als</strong> bewegt zu erfahren. Die relative Unsicherheit<br />
und Fragwürdigkeit unserer Erkenntnis und der Sinnesdaten ist von Wissenschaftstheoretikern<br />
klar herausgestellt worden. So schreibt Popper, daß unser Wissen "ein<br />
kritisches Raten" sei, "ein Netz von Hypothesen; ein Gewebe von Vermutungen.' 122<br />
Ein anderes Argument besagt, unsere rationalen Erkenntnisse beruhten <strong>auf</strong> einer<br />
universell gültigen Vernunft, während <strong>die</strong> mystische Erfahrung bloß subjektiv sei.<br />
Aber das, was man <strong>als</strong> Vernunft bezeichnet, scheint ein Gebilde von - gleichzeitig<br />
oder in historischer Folge - widerstreitenden und sich bekämpfenden Denkschulen;<br />
und noch nie hat eine es geschafft, alle von ihrer "Wahrheit" zu überzeugen. Da, wo<br />
eine größere Übereinstimmung besteht wie in der Physik, scheint <strong>die</strong>se Übereinstimmung<br />
durch <strong>die</strong> stillschweigende Akzeptierung eines gemeinsamen Denkrahmens<br />
zustandegekommen zu sein. 123 Aber auch hier gibt es in Teilbereichen<br />
Differenzen. So hat beispielsweise ein Teil der theoretischen Physiker den Anspruch<br />
<strong>auf</strong> absolute Objektivität <strong>auf</strong>gegeben. "Für <strong>die</strong> Quantentheorie ... ist <strong>die</strong> Subjektbezogenheit<br />
allen Wissens konstitutiv." 124<br />
Ein weiteres Problem scheint <strong>die</strong> Tatsache, daß nur wenige Menschen über<br />
mystische Erfahrungen verfügen und wir dar<strong>auf</strong> angewiesen sind, ihnen mehr oder<br />
weniger blind zu glauben. Aber wie viele Menschen können <strong>die</strong> Ergebnisse z. B. von<br />
Physikern oder Chemikern nachvollziehen und prüfen? Wir nehmen sie vielmehr <strong>als</strong><br />
geprüft und beglaubigt, mit dem Stempel der Wissenschaftlichkeit versehen, mehr<br />
oder weniger glaubend oder uns dar<strong>auf</strong> verlassend hin.<br />
So scheinen <strong>die</strong> Berichte mystischer Erfahrungen, <strong>die</strong> Analyse einiger der Eigenschaften<br />
derartiger Erfahrungen sowie der Argumente, <strong>die</strong> ihre Gültigkeit bezweifeln,<br />
den Schluß zuzulassen, daß "<strong>die</strong> Welt unseres gegenwärtigen Bewußtseins<br />
122 Popper 1971, S. XXV sowie Popper 1973 oder noch kritischer Feyerabend 1977.<br />
Stegmüller,1960, S. 187, kommt zu dem Schluß, "daß für kein Ereignis eine wissenschaftlich<br />
haltbare kausale Erklärung existiert."<br />
123<br />
Vgl. Kuhn 1976.<br />
124<br />
v.Weizsäcker 1978, S. 194.<br />
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